Greta
Thunberg Ich will, dass ihr in Panik geratet! Meine Reden zum
Klimaschutz. Fischer Taschenbuch. 64 S. (NB1439) ¤ 7,00
Die
gesammelten Reden der 16-jährigen Klimaschutz-Aktivistin Greta
Thunberg dokumentieren ihren Aufruf zum weltweiten Schulstreik für
das Klima. Unter #FridaysForFuture demonstrieren Tausende Schüler
jeden Freitag mit ihr gemeinsam gegen CO2-Emissionen, die Verbrennung
fossiler Energieträger und den menschengemachten Klimawandel. In
ihren mittlerweile weltweit bekannten Reden, vor dem schwedischen
Parlament, bei der Weltklimakonferenz in Kattowitz oder beim
Weltwirtschaftsforum in Davos, fordert Greta Thunberg eine radikale
Kehrtwende in der Klimapolitik und die Einhaltung des Pariser
Klimaabkommens. Mit Zahlen, Fakten und stichhaltigen
Argumenten macht Greta Thunberg eindrücklich und schonungslos
deutlich: Die Klimakrise ist jetzt. Um die Katastrophe abzuwenden,
müssen wir endlich handeln. Wir müssen unseren Alltag
nachhaltig verändern und selbst Verantwortung übernehmen
für die Energiewende. #Istayontheground ist nur der
Anfang.
Greta Thunbergs Reden sind ein Weckruf, den wir nicht
länger ignorieren können.
Hanna
Poddig: Klimakämpfe. „Wir sind die fucking
Zukunft“. Unrast Verlag 2019, Reihe: unrast transparent. 104 S.
(NB1445) 7,80 Euro
Was unterscheidet die Besetzung im
Hambacher Forst von den Aktionen von „Ende Gelände“?
Was hat es mit „Zucker im Tank“ auf sich? Wo sind die
„Fridays-for-Future“-Proteste zu verorten und welche
Rolle spielen die „Klimacamps“?
Hanna
Poddig, die sich selbst als „mit dem System unversöhnliche
Anarchistin“ bezeichnet, führt ein in die
unterschiedlichen Themenfelder der Klimabewegung. Nach einem kurzen
historischen Rückblick etwa auf die Startbahnbewegung, widmet
sie sich der genaueren Analyse aktueller Themen, Aktionsformen und
Strategien des Widerstands.
Carola
Rackete: Handeln statt hoffen. Aufruf an die letzte
Genration. Droemer 2019, 180 S. (NB1448) 16 ¤.
Sea-Watch-Kapitänin
Carola Rackete traf die mutige Entscheidung, sich über das
Verbot des italienischen Innenministeriums hinwegzusetzen und mit der
Sea Watch 3 und 40 aus dem Mittelmeer geretteten Geflüchteten an
Bord den Hafen von Lampedusa anzusteuern: So wurde die Kapitänin
über Nacht weltweit bekannt – und zum Vorbild all jener,
die nicht länger zusehen wollen, wie die Rettung von
Menschenleben systematisch verhindert wird. In ihrem Buch erzählt
sie, warum sie sich so bedingungslos für Menschlichkeit, globale
Gerechtigkeit und Naturschutz einsetzt. Denn dass Menschen aus ihrer
Heimat fliehen, hängt unmittelbar mit der Klimakrise und der
zunehmenden globalen Ungerechtigkeit zusammen. Wir müssen
dringend handeln, denn es geht um nichts weniger als die gemeinsame
Zukunft auf unserem Planeten. „Wir sind an einem Wendepunkt der
Menschheitsgeschichte: die Ökosysteme werden zerstört, das
Klimasystem bricht zusammen. Schützen wir in einer solchen Welt
nicht die Rechte anderer Menschen, gefährden wir auch unsre
eigenen.“ Carola Rackete
Carola Rackete ist durch
ihren Mut und ihr entschlossenes Eintreten für ihre Werte das
Vorbild für eine ganze Generation. Das Buch ist ein mitreißender
Aufruf zum Eintreten für globale Gerechtigkeit und Umweltschutz,
um den Zusammenbruch der menschlichen Zivilisation zu
verhindern.
Carola Rackete spendet die Erlöse aus
diesem Buch an den Verein borderline-europe – Menschenrechte
ohne Grenzen e.V., die sich für die Rechte Geflüchteter
einsetzt. Mit ihrer Arbeit wendet sich die Organisation außerdem
gegen die generelle Kriminalisierung von Menschen, die Geflüchteten
helfen.
Deniz
Yücel: Wir sind ja nicht zum Spaß hier.
Reportagen, Satiren und andere Gebrauchstexte. Vorwort von Doris
Akrap. Edition Nautilus 2018. 224 S. (NB1401) 16 Euro
"Dieser
Ort", schreibt Deniz Yücel im Februar 2017 aus dem
Polizeigewahrsam in Istanbul, "hat keine Erinnerung. Alle, die
ich hier kennengelernt habe – kurdische Aktivisten, Makler,
Katasterbeamte, festgenommene Richter und Polizisten, Gangster –
alle haben mir gesagt: 'Du musst das aufschreiben, Deniz Abi.' Ich
habe gesagt: 'Logisch, mach ich. Ist schließlich mein Job. Wir
sind ja nicht zum Spaß hier.'"
Seinem Job als
Journalist konnte er seither nicht nachgehen. Denn er saß in
der Türkei in Untersuchungshaft – davon neun Monate in
einer Einzelzelle.
In mühsamer Kommunikation über
seine Anwälte und kuratiert von der Journalistin Doris Akrap hat
er eine Auswahl aus seinen Texten aus den vergangenen 13 Jahren zu
einem ebenso klugen wie unterhaltsamen und in jeder Hinsicht
abwechslungsreichen Buch zusammengestellt – Reportagen,
Satiren, Polemiken, Kommentare, Glossen und andere "Gebrauchstexte
aus dem Handgemenge". Außerdem gibt es zwei Stücke,
die er im Hochsicherheitsgefängnis Silivri Nr. 9 hierfür
verfasst hat, sowie einen Beitrag seiner Frau, der Fernsehproduzentin
und Lyrikerin Dilek Mayatürk Yücel.
Patrick
Gensing: Fakten gegen Fake News oder Der Kampf um die
Demokratie. Dudenverlag. 176 S. Hardcover mit Schutzumschlag.
(NB1457) 18 Euro
In Europa und auch in Deutschland tobt
längst eine ideologische Propagandaschlacht. Die Gefährdung
unserer Demokratie durch Desinformation und Fake News ist größer
als je zuvor, zielen sie doch darauf ab, die Gräben in einer
polarisierten und fragmentierten Gesellschaft zu vertiefen,
Glaubwürdigkeit zu zerstören und Konflikte anzuheizen. Seit
2017 leitet Patrick Gensing das Projekt ARD-faktenfinder und kennt
somit die Welt der Fake News wie kaum ein anderer. In seinem Buch
erklärt er das Phänomen in all seinen Facetten: Was Fake
News sind, warum es keine Option ist, vor dem Problem einfach die
Augen zu verschließen, und was man gegen sie tun kann. Dieses
Buch ist unentbehrlich für jeden politisch Interessierten und
schafft die Basis für eine dringend nötige
gesellschaftliche Debatte.
Georg
Seeßlen: Trump! POPulismus als Politik. Verlag Bertz und
Fischer 2017. 144 Seiten, 43 Fotos. (NB1382) 7,90 Euro
Wie
ist Trumps überraschender Wahlsieg zu erklären? Was läßt
sich aus seinem Aufstieg zum mächtigsten Mann der Welt über
Wesen und Formen populistischer Politik lernen? Wie ist es überhaupt
um die Zukunft der westlichen Demokratie bestellt? Und was kommt auf
uns zu, wenn Donald Trump die Politik der USA bestimmt?
Wir
leben in einer großen Erzählung der Demokratie. Aber wir
leben auch in einer großen Blase des Entertainment, der
Kulturindustrie und der populären Mythologie. In der ersten
Erzählung geht es um Interessen, um Erklärungen,
Informationen, um rationale Entscheidungen, um Gesetze, Verträge
und Verhandlungen. In der zweiten Erzählung indes geht es um
Bilder, Mythen, Emotionen, Identifikationen, Spiele, Fantasien.
Politik spielt sich längst in beiden Erzählungen ab,
Politiker verkaufen sich wie Pop-Stars, und die sozialen Wahrheiten
werden nicht in Regierungserklärungen, sondern in
Kriminalromanen, Hollywood-Filmen und Comedy Shows verhandelt.
Bislang schien es freilich, dass die meisten Menschen sehr wohl
unterscheiden können zwischen den Sphären von politischer
Realität und medialer Fiktion. Aber offensichtlich fällt
diese Unterscheidung immer schwerer.
Der Aufstieg populistischer
Bewegungen, Parteien und Personen in den letzten Jahren hat ebenfalls
auf diesen beiden Ebenen stattgefunden. Auf der Ebene der politischen
Diskurse (als scheinbare Auflehnung gegen das "Establishment",
als Neo-Nationalismus, Anti-Liberalismus und vieles mehr) und auf der
Ebene des Entertainments (als große Show, als Verlängerung
des Trash-Fernsehens, des Sensationsjournalismus und der Werbebilder
in die politische Welt).
Der Präsident Donald Trump ist in
der ersten Erzählung so gut wie gar nicht zu erklären. Um
es rundheraus zu sagen: Seine Wahl ergibt de facto keinen Sinn, sie
ist Nonsens, wenn auch natürlich gefährlicher Nonsens.
Sieht man aber die andere Erzählung an, die des Entertainments
und der populären Kultur, so wird rasch klar: Der Präsident
Donald Trump ist ihr Produkt.
Jutta
Ditfurth: Worum es geht. Flugschrift. Rotbuch Verlag 2012. 48 S.
(NB1216). 3,99 Euro
Es gärt. Kaum wird das Ende der
Krise eingeläutet, nimmt die nur ihren nächsten Anlauf.
Millionen Menschen fürchten sich vor der Zukunft. Eine winzige
Minderheit besitzt Milliarden. Die Mittelschicht wird zerrissen.
Angst und Armut lassen bürgerliche Konsense bröckeln.
Rassismus und Naturzerstörung wachsen. Vertrauensverluste,
panische Reformen, eine mediale Revolution. Wir erleben den Beginn
einer Totalveränderung. Ein „Weiter so!“ ist
unmöglich. Klug und mit Bedacht bringt Jutta Ditfurth Ordnung
ins Gestrüpp der Diskussion und legt die Interessen der
Beteiligten offen. Ohne jeden Alarmismus stellt sie klar, worum es in
Wirklichkeit geht. Sie sagt, was uns droht und was wir tun können.
Unter dem Getöse der „News“, dem Geschrei der
„Reformer“, dem Lärm der „Experten“
verbergen sich Wege für einen radikalen Humanismus. Eine
unverzichtbare Orientierungshilfe für alle, die zum Kern der
Debatte vordringen wollen.
Jutta Ditfurth: Haltung und Widerstand. Eine epische Schlacht um Werte und Weltbilder. Osburg Verlag. 250 S. (NB1434) 20,00 ¤
Haltung und Widerstand – in ihrem neuen Buch fordert Jutta Ditfurth genau diese Tugenden ein im Kampf gegen die fortschreitende Entbürgerlichung unserer Gesellschaft. Eine ebenso klarsichtige wie faktenreiche Streitschrift wider die dumpfe Renaissance gefährlicher politischer Ideen, gegen Rassismus und Antisemitismus. Eine leidenschaftliche Analyse der Wurzeln der neuen Rechten, ihrer Strategien und ihrer Wirkung bis in die bürgerliche Mitte hinein. Historisch fundiert, brisant und hochaktuell.
Jutta
Ditfurth: Zeit des Zorns. Warum wir uns vom Kapitalismus befreien
müssen. Westend Verlag 2012. 302 S. Klappenbroschur. (NB1343)
16,99 Euro
„Eine große Wut durchzieht das Land.
Denn wer tritt heute noch für Gerechtigkeit ein? Wer setzt dem
außer Rand und Band geratenen Kapitalismus Grenzen? Wer tut
etwas gegen Armut und Naturzerstörung? Jutta Ditfurth rechnet
ab: mit denen, die das Ideal einer humanen Gesellschaft verraten
haben. Vor allem aber: Sie zeigt Wege aus der Resignation und macht
den Mutlosen Mut.“
Aus dem Vorwort:
„Unser Ziel
ist, dass Menschen ein Leben ohne Ausbeutung, Diskriminierung, Hunger
und Krieg führen können. Dafür sind energischere
Maßnahmen als Mahnwachen und Kundgebungen nötig. (…)
Unser Ziel ist eine Gesellschaft, die auf Solidarität aufbaut
und auf sozialer Gerechtigkeit, in der es keine Ausbeutung und keine
Herrschaft von Menschen über Menschen mehr gibt, eine
Gesellschaft, in der wir basisdemokratisch entscheiden, wie wir leben
und arbeiten wollen. Das ist ein tollkühner Plan. Und wir müssen
alles selbst machen. Die Mittel, durch die wir dieses Ziel erreichen
könnten, werden manche eine soziale Revolution nennen.
Einverstanden.“
Bibliothek
des Widerstands. Band 1: 2. Juni 1967. Laika Verlag 2010. 104
Seiten und DVD. (NB1174) 24,90 Euro
„Krumme Straße,
Westberlin, am 2. Juni 1967: Um 20:30 Uhr zielt der Kriminalbeamte
Karl-Heinz Kurras, Abteilung I Staatsschutz, aus weniger als einem
Meter Entfernung auf den Hinterkopf des 27-jährigen Studenten
Benno Ohnesorg und drückt ab. Die Kugel aus der Walther PPK 7.65
tötet Benno Ohnesorg – sie trifft gleichzeitig in die
Köpfe der gesamten außerparlamentarischen Opposition.“
(Aus dem Vorwort). Während für die Rebellierenden der Schah
von Persien ein Folterkaiser und ein Ausbeuter des iranischen Volkes
war, war er für die politische und gesellschaftliche Elite der
BRD ein willkommener Bündnispartner. Ohnesorg ist der erste Tote
der außerparlamentarischen Opposition, die sich seit Mitte der
Sechziger Jahre gegen die Nachkriegsordnung der Bundesrepublik
Deutschland aufgebaut hat. Hinter den Polizisten Karl-Heinz Kurras
stellt sich der größte Teil der politischen Elite, die
Springer-Medien sowie Polizei und Justiz. Sie können sich der
Zustimmung eines erheblichen Teils der Bevölkerung der BRD
sicher sein. Für die außerparlamentarische Bewegung zeigt
dies die gewaltbereite Seite des restaurierten kapitalistischen
Staates, der außenpolitisch die Völkermordstrategie der
USA in Vietnam ebenso unterstützte wie den Kampf gegen die
antikolonialen Befreiungsbewegungen in der sogenannten Dritten Welt.
Der 2. Juni 1967 gehört zu den Schlüsselereignissen einer
ganzen Generation. Der Tod von Ohnesorg löste bei vielen eine
Erschütterung aus, die zu einer neuen Politisierung führte.
Am Abend des 21. Mai 2009 berichtet das heute-journal, daß
Karl-Heinz Kurras IM der Stasi war. Uwe Soukup konfrontierte Kurras
bereits am Morgen dieses Tages mit der bevorstehenden Enthüllung.
Soukups Analyse des 2. Juni 1967 – in diesem ersten Band der
Bibliothek des Widerstands. Außerdem: Zehn Jahre nach dem 2.
Juni 1967 blickte der Sozialforscher Karl Heinz Roth auf den Tod
Benno Ohnesorgs zurück – ein historisches Dokument neu
aufgelegt; „Mein 2. Juni“ – Karl-Heinz Dellwo
erinnert sich, wie die Nachricht von den Schüssen auf Ohnesorg
ihn als 15-Jährigen in der saarländischen Provinz
erreichte.
Ein LAIKA-Mediabook endet nicht mit der letzten
Seite! Wie in allen Bänden der Bibliothek des Widerstands
erwartet Sie im hinteren Innendeckel eine DVD mit ausgewählten
Filmen.
Thomas Giefer und Hans-Rüdiger Minow begleiteten
Ende der Sechziger Jahre die Aktionen der Außerparlamentarischen
Opposition als politische Dokumentaristen. Ihr Film schildert
detailliert die studentischen Protestaktionen während des
Schah-Besuchs in Westberlin. Dem studentischen Ermittlungsausschuss,
der sich nach der Ermordung Benno Ohnesorgs gründete, diente der
Film als Beweismaterial. Viele der ehemaligen Mitstudierenden von
Giefer und Minow an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin
(DFFB) sind noch heute überzeugt, dass die Schüsse aus der
Waffe, die Benno Ohnesorg töteten, eigentlich Thomas Giefer
galten. Giefer stand an prominenter Stelle der Observationsliste der
politischen Polizei, da er bereits vor dem 2. Juni Übergriffe
der Polizei filmisch dokumentiert hatte. Giefer und Benno Ohnesorg
sahen sich sehr ähnlich und die Zivilfahnder der
Staatsschutzabteilung hatten Order sogenannte „Rädelsführer
unschädlich“ zu machen. Minow und Giefer wurden im
November 1968 wegen ihres politischen Engagements von der Berliner
Film- und Fernsehakademie verwiesen, gemeinsam mit 16 weiteren
Studierenden, unter anderem Werner Sauber und Holger Meins. Der 2.
Juni 1967 gehört heute zu den wichtigsten Dokumenten der
Bewegung der 68er und des beginnenden Widerstands in der BRD.
Bibliothek
des Widerstands. Band 2: Angela Davis. Laika Verlag 2010. 120
Seiten und DVD. (NB1175) 24,90 Euro
Sie ist Philosophin,
Wissenschaftlerin, Schriftstellerin – vor allem aber ist Angela
Davis die wohl bekannteste Aktivistin der US-amerikanischen
Black-Power-Bewegung. Ihr Kampf für die Rechte insbesondere
schwarzer politischer Gefangener in den USA machte sie Anfang der
Siebziger Jahre zur Symbolfigur. Damals setzte sich Angela Davis für
die „Soledad Brothers“ ein, eine Gruppe von drei
schwarzen Häftlingen in Kalifornien, die der Black Panther Party
angehörten und wegen des Mordes an einem weißen Wärter
angeklagt wurden. Im August 1970 versuchte Jonathan Jackson, der
jüngere Bruder des Soledad Brothers George Jackson, die drei
Angeklagten aus dem Gerichtssaal von Marin County zu befreien. Der
Befreiungsversuch endete in einem Schußwechsel, bei dem vier
Menschen starben, unter ihnen Jonathan Jackson. Weil Jacksons Waffe
auf ihren Namen registriert war, wurde Angela Davis in der Folge
unter anderem des Mordes beschuldigt. Davis landet auf der Liste der
„zehn gefährlichsten Verbrecher“ der USA und nach
vergeblicher Flucht in Untersuchungshaft. Von 1970 bis 1972 saß
sie im Gefängnis. Wegen „Unterstützung des
Terrorismus“ drohte ihr die Todesstrafe. Weltweite
Protestaktionen für ihre Freilassung kritisierten das
amerikanische Rechtssystem als rassistisch und antikommunistisch.
1972 wird Angela Davis von allen Anklagepunkten freigesprochen.
Angela Davis studierte in den Sechziger Jahren erst Französisch,
dann Philosophie und Soziologie, unter anderem bei Herbert Marcuse an
der Brandeis University in Massachussetts, an der Sorbonne in Paris
sowie in Frankfurt bei Adorno, Horkheimer und Habermas. Sie hat sich
wissenschaftlich insbesondere mit Fragen des Feminismus, des
Klassenkampfes und der Stellung der schwarzer Frauen in Kultur und
Politik beschäftigt. In den Achtziger Jahren kandidierte Angela
Davis zweimal für die US-amerikanische Kommunistische Partei für
das Amt der Vize-Präsidentin der USA. Heute ist Angela Davis
emeritierte Professorin am History of Consciousness-Department der
University of California, Santa Cruz, und weiterhin eine prominente
Kritikerin des amerikanischen Justizsystems.
Die
Bürgerrechtsbewegung in den USA von 1954-64; eine Kurzbiografie
von Angela Davis; George Jackson und die Soledad Brothers;
historische Texte von George Jackson und Angela Davis – in
diesem zweiten Band der Bibliothek des Widerstands.
Auch dieses
LAIKA-Mediabook endet nicht mit der letzten Seite – im
Innendeckel erwarten Sie zwei Filme über Angela Davis.
Portrait
of a Revolutionary, 1972, DuLuart, Yolande, ca. 60 Minuten. Deutsche
Untertitel. Ab 6 J. Der Film widmete sich Angela Davis vor ihrer
Verhaftung im Jahr 1970. Durch ihren Protest bekannt geworden,
bekennt sich Angela Davis zur Kommunistischen Partei der USA,
berichtet von politischer Verfolgung und verspricht: „Der Sieg
wird bald unser sein.“ Durch eine aufwändige Restaurierung
der Bild- und Tonspur hat der LAIKA-Verlag erreicht, dass DuLuarts
Film wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung steht.
Angela
Davis - Eine Legende lebt. Christel Priemer und Ingeborg Weber, BRD
1998, ca. 79 Minuten. Ab 6 Jahre. Eine Dokumentation über den
Lebensweg der afroamerikanischen Frau, die für die USA eine Zeit
lang Staatsfeindin Nr. 1 war, die in Berkeley bei Herbert Marcuse und
in Frankfurt am Main bei Max Horkheimer und Theodor W. Adorno
studierte. Sie war eine zentrale Persönlichkeit und Aktivistin
in der Black Panther Party, Wissenschaftlerin mit den Schwerpunkten
Feminismus und afroamerikanische Politik und Kultur und ist immer
noch politisch aktiv, zum Beispiel in der Kampagne zur Freilassung
von Mumia Abu Jamal.
Bibliothek
des Widerstands. Band 5: Rebels with a Cause. Die Geschichte des
amerikanischen SDS. Laika Verlag 2010. 120 S. und eine DVD. (NB1176)
19,90 Euro
Die „Students for a Democratic Society“
(SDS) waren das US-amerikanische Gegenstück zum deutschen SDS.
1962 gegründet, engagierten sich die SDS in den ersten Jahren
vor allem in der Bürgerrechtsbewegung der Südstaaten, bevor
sich die Organisation im Protest gegen den Vietnamkrieg zunehmend
radikalisierte und zur führenden Organisation der Neuen Linken
in den USA wurde. Die SDS waren die beiweitem größte und
einflussreichste Studierendenorganisation der Sechziger Jahre. Im
Jahre 1968 hatten die SDS mehr als Hunderttausend Mitglieder,
organisiert in Vierhundert regionalen Gruppen. Zwar kritisierte die
Organisation in ihrer 1962 verfassten Port-Huron-Erklärung das
US-amerikanische Establishment – denn linksradikal waren die
SDS anfangs keineswegs. Innerhalb weniger Jahre jedoch verwandelte
sich der linksliberale Studierendenbund in eine radikale
Kampforganisation. Statt akademischer Kritik an der „formierten
Gesellschaft“ propagierten die SDS nun den Widerstand gegen die
Klassengesellschaft der USA. Statt „Frieden für Vietnam“
skandierten die SDSler jetzt „Tragt den Krieg des
amerikanischen Imperiums in die amerikanischen Metropolen“ –
„Let‘s bring the war home“. In den Metropolen der
Ostküste sowie in Berkeley organisierten sich zudem
SDS-Stadtteilgruppen zu Mieterproblemen und Tarifkonflikten –
eine wirkliche Verankerung im Proletariat gelang jedoch nicht. 1970
spalteten sich die SDS in verschiedene Gruppen – in die
Progressive Labour Party, das Revolutionary Youth Movement I und II
und in die Weathermen. 2006 gründeten sich die SDS neu und
knüpfen seitdem an die Organisationsziele der frühen
Sechziger Jahre an – vor allem in der Hochschulpolitik und in
der Antikriegsbewegung. Eine gründliche Darstellung und Analyse
der Geschichte der SDS von Florian Butollo und Auszüge aus der
nicht nur für die SDS prägenden Port Huron Erklärung –
in diesem fünften Band der Bibliothek des Widerstands.
Auch
dieses LAIKA-Mediabook endet nicht mit der letzten Seite: Wie in
allen Bänden der Bibliothek des Widerstands erwartet Sie im
hinteren Innendeckel eine filmische Ergänzung zum
Buchtext.
Rebels with a Cause, Helen Garvy, 2000. ca. 110
Minuten, deutsche Untertitel. Ab 12 J. Helen Garvys mehrfach
ausgezeichneter Film ist eine Chronik der Students for a Democratic
Society (SDS) von den Anfängen bis zur Auflösung 1970.
Zahlreiche ProtagonistInnen der Bewegung schildern in ausführlichen
Interviews Weg und Entwicklung der Organisation von der
Bürgerrechtsbewegung bis zur Stadtguerilla der Weathermen.
Deutlich werden einerseits die Gründe für die zunehmende
Popularität der Organisation und ihre schrittweise
Radikalisierung. Andererseits zeigt die Dokumentation, wie FBI und
CIA die AktivistInnen in die Illegalität trieben.
Bibliothek
des Widerstands. Band 12: Rudi Dutschke – Aufrecht Gehen.
1968 und der libertäre Kommunismus. Laika Verlag 2012. 320 S.
und DVD. (NB1237) 29,90 Euro
Am 11. April 1968 wurde Rudi
Dutschke, die Symbolfigur der antiautoritären Bewegung und neben
Hans-Jürgen Krahl der theoretische Kopf der
Außerparlamentarischen Opposition, auf dem Kurfürstendamm
von dem 24-jährigen Josef Bachmann niedergeschossen und
lebensgefährlich verletzt. Bachmann sagte nach seiner Festnahme:
„Ich möchte zu meinem Bedauern feststellen, dass Dutschke
noch lebt. Ich hätte eine Maschinenpistole kaufen können.
Wenn ich das Geld dazu gehabt hätte, hätte ich Dutschke
damit zersägt.“ Bachmann hatte seine Schießausbildung
von dem NPD-Mitglied Wolfgang Sachse erhalten und enge persönliche
Kontakte zu Mitgliedern der späteren Wehrsportgruppe Hoff mann.
Die auf das Attentat folgenden bundesweiten Proteste, insbesondere
gegen den Springer-Verlag, erschütterten tagelang die Republik.
Rudi Dutschke erholte sich nie mehr völlig von den Schusswunden
und starb am 24. Dezember 1979 in Dänemark an den Spätfolgen
des Attentats. Der Sozialforscher und Philosophie-Professor Helmut
Reinicke, einer der Weggefährten von Rudi Dutschke, über
den frühen Dutschke und die Bedeutung von Hans-Jürgen Krahl
– in diesem zwölften Band der Bibliothek des
Widerstands.
Ein LAIKA-Mediabook endet nicht mit der letzten
Seite: Im hinteren Innendeckel erwartet Sie wie immer eine DVD,
diesmal mit vier Filmen.
Aufrecht gehen, Rudi Dutschke –
Spuren. Von Helga Reidemeister, BRD 1988, ca. 92 Minuten. Die
Dokumentation zeigt, wie sich die persönliche Lebensgeschichte
Rudi Dutschkes mit den gesellschaftlichen Entwicklungen und
Widersprüchen überschneidet. Die neuen sozialen Bewegungen
sind ohne die Revolte der Sechziger Jahre nicht vorstellbar. Helga
Reidemeisters Film enthält Gespräche mit Weggefährten
Rudi Dutschkes und Freunden aus dem damaligen SDS, die bezeugen, daß
Einfluß und Wirkung der damaligen Protestbewegung anhalten, daß
die Geschichte der Neuen Linken bis heute fortwirkt.
Dutschke,
Rudi, Rebell. Von Jürgen Miermeister, D 1998, ca. 35 Minuten.
Nach Reidemeisters Film das zweite Dutschke-Porträt, das im
deutschen Fernsehen gezeigt wurde – 1998 im ZDF.
Zu
Protokoll: Günter Gaus im Gespräch mit Rudi Dutschke.
Interview. BRD 1967, ca. 43 Minuten. Ein denkwürdiges
Fernsehinterview, das der Journalist Günter Gaus am 3. Dezember
1967 mit Rudi Dutschke führte. „Kann der Mensch die
Geschichte selbst in die Hand nehmen?“, fragt Gaus Dutschke
damals. Rudi Dutschke antwortet ohne lange zu überlegen: „Er
hat sie schon immer gemacht. Er hat sie bloß noch nicht bewusst
gemacht. Und jetzt muss er sie endlich bewusst machen.“
Rudi
Dutschke – sein jüngstes Portrait. Von Wolfgang Venohr,
BRD 1968, 55 Minuten. Wenige Tage vor dem Attentat auf ihn kündigt
Rudi Dutschke an, für einige Zeit politisch aus der
Bundesrepublik wegzugehen, um im Ausland politisch zu arbeiten.
Konkret wollte Rudi Dutschke nach Kuba. Dutschke begründet
diesen Schritt damit, daß „unsere Revolution nur
erfolgreich sein kann, wenn es uns gelingt, den revolutionären
Prozeß zu internationalisieren“. Der Film von Venohr
zeigt diese Rede und ein umfangreiches Interview mit Dutschke, in dem
er sich zur Frage der Gewalt äußert und den
Partisanenkampf auch in der BRD ab Anfang der 70er Jahr für
möglich hält. Dieser Film von Wolfgang Venohr ist einmal im
deutschen Fernsehen gelaufen und heute weitgehend, auch bei
Kampfgefährten von Dutschke, unbekannt. Der LAIKA-Verlag stellt
dieses für die historische Bewertung von Dutschke unerlässliche
Dokument erstmalig einem breiten Publikum zur Verfügung.
Bibliothek
des Widerstands. Band 14: Mumia Abu Jamal. Laika Verlag 2010. 104
Seiten und DVD. (NB1201) 24,90 Euro
Mumia Abu Jamal sitzt
seit 29 Jahren im Todestrakt in einem Hochsicherheitsgefängnis
in Pennsylvania. „Unschuldig“ – wie nicht nur er
selber oder seine Freunde immer wieder beteuern, sondern wie es
zahlreiche Personen oder Institutionen als offenkundig erklären,
nachdem sie sich mit dem „Fall Mumia Abu Jamal“
beschäftigt haben. Unschuldig am Tod des Polizisten Daniel
Faulkner, der am 9. Dezember 1981 bei einem Schußwechsel nach
einer Verkehrskontrolle starb. Das Verfahren gegen Mumia Abu Jamal
war geprägt von Verurteilungsinteresse um jeden Preis, von
Beweisunterschlagung und Beweismanipulierung, von Behinderung der
Verteidigung wie auch von der rassistischen Planung bei der
Geschworenenauswahl. Vorsitz in diesem Verfahren hatte ein Richter,
der zu Beginn des Prozesses vor Zeugen erklärte: „Ich
werde ihnen helfen, den Nigger zu grillen.“ Die kalifornische
Lehrergewerkschaft verurteilte das Verfahren wegen seiner „illegalen
und unfairen Methoden“. Zahlreiche Personen wie Angela Davis
oder der Filmproduzent Colin Firth verurteilen dieses Verfahren und
fordern die Freiheit von Mumia Abu Jamal.
Die Kampagne zu Mumia
Abu Jamal richtet sich gegen dieses offenkundig pseudorechtliche und
rassistische Verfahren gegen einen schwarzen Bürgerrechtler –
und sie richtet sich gegen die Todesstrafe, mit der der Mord durch
den Staat als Nicht-Mord behauptet wird.
In diesem Band der
BIBLIOTHEK DES WIDERSTANDS wird ausführlich über die
Geschichte des schwarzen Bürgerrechtlers Mumia Abu Jamal
berichtet, wird präzise ein Verfahren analysiert, das letztlich
Ausdruck einer Verschwörung von Polizei, Staatsanwaltschaft und
Gericht gegen den Angeklagten war und ein Überblick über
eine Solidaritätsbewegung gegeben, die seit Jahrzehnten immer
wieder neu um das Leben von Mumia Abu Jamal kämpft.
Mit
Texten und Stellungnahmen von: Mumia Abu Jamal, Todd Steven
Burroughs, Angela Davis, Amy Goodman, Leonard Peltier, Suzanne Ross,
Annette und Michael Schiffmann, Alice Walker, Lin Washington und
zahlreichen Einzelpersonen aus der Solidaritätsbewegung gegen
die Todesstrafe und zu Mumia Abu Jamal.
Dem Buch beigelegt auf
DVD: „Hinter diesen Mauern“ von Jule Burjes und Heike
Kieffner, BRD 1996, 70 Minuten. In Prison My Whole Life von Marc
Evans, USA 2007, 90 Minuten OmU. Justice on Trial von Kouross
Esmaeli, USA 2010, 25 Minuten OmU.
Neue Entscheidung: Am 26.
April 2011, zum Redaktionsschluß dieses Buches, bestätigte
das Richtergremium des 3. Bundesberufungsgerichts seine Entscheidung
vom 27. März 2008, die die Aufhebung des Todesurteils aus einer
Vorinstanz zu Mumia Abu Jamal bekräftigt hatte. Dies ist ein
großer Erfolg für Mumia Abu Jamal. Dies ist aber nicht das
Ende des Verfahrens. Mumia Abu Jamal bleibt weiter im Todestrakt.
Noch immer kann der US Supreme Court diese Entscheidung aufheben.
Diese Gefahr besteht real fort. Diese jetzt getroffene Entscheidung
des 3. Berufungsgerichtes sollte für die Solidaritätsbewegung
der Anlass sein, den Fall Mumia Abu Jamal mit großer Energie,
mit großer Solidarität untereinander und mit breiter
Unterstützung erneut in die Öffentlichkeit zu bringen.
Bibliothek
des Widerstands Band 16: Paris Mai 68 - Die Phantasie an die
Macht. Laika Verlag 2011/2016, Bibliothek des Widerstands Bd. 16.
212 Seiten und zwei DVDs. (NB1358) 29,90 Euro
Im November
1967 begannen Studenten der Universitäten in Nanterre und Lyon,
sich gegen die unerträglichen Studienbedingungen zu wenden,
wenig später besetzten die „Enragés“ (die
Wütenden) die studentischen Wohnheime. Als französische
Regisseure gegen die Absetzung Henri Langlois als Leiter der
Cinémathèque française demonstrieren –
unter ihnen: Francois Truffaut, Jean-Paul Sartre und Jean-Luc Godard
– prügelten die Einsatzhundertschaften auf die 5.000
Demonstranten und Frankreichs intellektuelle Elite ein. Im März
68 griffen die Unruhen auch auf die Fabriken über. Wilde Streiks
in den Garnier-Werke, spontane Betriebsversammlungen bei Citroen und
Renault.
Der radikale Teil der Studenten gründete jetzt die
„Bewegung des 22. März“, unter ihnen Alain Krivine,
Daniel Bensaid und Daniel Cohn-Bendit. Der gaullistische Staat ließ
darauf am 2. Mai die Universität Nanterre behördlich
schließen. Daraufhin wurde am 3. Mai die Sorbonne besetzt. Beim
anschließenden Sturm durch die Polizei gab es zahlreiche
Verletzte, 200 Studenten wurden verhaftet. Im Quartier Latin kam es
zu stundenlangen Straßenschlachten und weiteren 600
Verhafteten. Am 10. Mai riegelten Zehntausende Studenten das Quartier
Latin ab. Bei den Auseinandersetzungen wurden 800 Demonstranten zum
Teil schwerverletzt, fast Tausend festgenommen. Als die Arbeiter in
Generalstreik treten, flüchtet De Gaulle aus Paris.
Für
Gilles Deleuze war der Pariser Mai „der einzige Weg, um (die)
Scham abzulegen, oder auf das zu reagieren, was nicht mehr
tolerierbar ist“, Maurice Brinton, Augenzeuge der Revolte,
bezeichnet sie als „die bedeutendste revolutionäre
Erhebung in Westeuropa seit den Tagen der Commune“.
Diesem
Band liegen 4 Filme auf 2 DVDs bei:
Mai 68 – Die Phantasie
an die Macht / Mai 68 – Première Partie.
F 1974, 100 min. Regie: Gudie Lawaetz. Mai 68 –
Deuxième Partie. F 1974, 90 min. Regie: Gudie
Lawaetz.
Das ist nur der Anfang. BRD/F
1968/69, 44 min. Regie: Claudia von Alemann.
Die
Zukunft begann im Mai. BRD/F 1971, 43 min. Regie: Malte
Rauch
Conrad
Schuhler: Alles Charlie oder was. Religionskritik –
Meinungsfreiheit oder Schmähung? PapyRossa Verlag 2015. 110 S.
(NB1315) 11,90 Euro
Ausgehend vom Mord an Mitarbeitern von
Charlie-Hebdo und dem 'Kopftuch-Urteil' des Bundesverfassungsgerichts
zugunsten einer muslimischen Lehrerin diskutiert Conrad Schuhler
Fragen wie: Was wurde aus der von Kant formulierten Aufforderung, der
Mensch solle sich 'aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit'
befreien und 'sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen'
bedienen? Hat Marx recht, wenn er Religion als 'Opium des Volkes'
bezeichnet, das sich ein Ideal im Himmel erträume, statt seine
weltliche Wirklichkeit human zu gestalten? Kann man, wie manche
Religionskritiker, eine einzelne Religion, den Islam, als dümmste
von allen ansehen? Und schließlich: Kann Satire sich
unterschiedslos gegen jedweden religiösen Inhalt wenden? Muss
sie nicht bedenken, ob sie sich gegen eine Religion richtet, die im
jeweiligen Lande eine überragende Gestaltungsmacht besitzt, oder
gegen eine Minderheit, deren fremdenfeindliche Gegner nur auf
Munition warten?
Conrad
Schuhler: Die Große Flucht. Ursachen, Hintergründe,
Konsequenzen. Papyrossa Verlag 2016. 132 S. (NB1339) 12,90
Euro
Grenzen zu und schneller abschieben, diese Forderung
wird immer lauter. Seit den Anschlägen von Paris setzen Europas
politische Eliten auf Abschottung. Die Verantwortung für die
„Große Flucht“ wird ebenso verdrängt wie deren
Ursachen. Wie real sind die Ängste, die in der Bevölkerung
durch Schreckensszenarien geschürt werden? Mit welchen
Fluchtbewegungen haben wir es zu tun? Wie ist ihre starke Zunahme zu
erklären? Wodurch sind sie ausgelöst? In den Blick geraten
die Kriege des Westens mit dem von ihnen produzierten Terrorismus;
Armut, Hunger und Verelendung in weiten Teilen der „Dritten
Welt“, verursacht durch eine „Wirtschaft, die tötet“,
so Papst Franziskus; verheerende Umweltschäden im Zuge des
globalen Klimawandels, hervorgerufen vor allem durch die
Industrieländer. Was ist zu tun, um diese realen Fluchtursachen
zu überwinden und den darunter leidenden Menschen neue
Lebensperspektiven in ihren Ländern zu eröffnen?
Claire Rodier: Xenophobie
Business. Wer profitiert vom Grenzregime? Aus dem Französischen
von Julia Schaefermeyer. Unrast Verlag 2015. 144 S. (NB1350) 13
Euro
Claire Rodier geht der Frage nach, wozu – und wem
– Einwanderungskontrollen dienen. Dazu gibt sie einen seltenen
Einblick in die Welt der privaten Sicherheitsunternehmen und deren
Verstrickungen in politische Entscheidungs- und
Gesetzgebungsprozesse. Darüber hinaus zeigt sie die ideologische
Funktion der Aufrüstung an den Grenzen auf: wie Angst
ausgebeutet und Migration kriminalisiert wird, um daraus politischen
wie wirtschaftlichen Nutzen zu ziehen. Am Beispiel von
Asylverfahrenslagern und der europäischen Grenzschutzagentur
Frontex wird deutlich, dass immer schärfere Grenzkontrollen
nicht allein dem vorgeblichen Zweck der Überwachung und
Abschreckung, sondern verschiedensten ökonomischen Interessen
dienen. Das Geschäft mit der Xenophobie deckt erstaunliche
Zusammenhänge zwischen migrationspolitischen Erwägungen und
privatwirtschaftlichen Interessen auf. „Ungläubig arbeitet
man sich von Kapitel zu Kapitel vor und möchte nicht glauben,
daß bei Themen wie Menschenleben und -rechten
Sicherheitsunternehmen mitmischen und verdienen, die unter dem Druck
der globalisierten Weltwirtschaft stehen. Rodiers spannendes Sachbuch
ist schwer verdaulich.“ (Laura-Solmaz Litschel in
Konkret).
Claire Rodier ist eine französische Journalistin,
Juristin und Mitbegründerin des europäisch-afrikanischen
NGO- und Informations-Netzwerks migreurop. Sie ist Autorin und
Herausgeberin zahlreicher Publikationen zu den Themen Migration, Asyl
und Menschenrechte.
Tom
Strohschneider: What's left? Europas Linke, der Rechtsruck und
ein sozialistischer Kompromiss. Eine Flugschrift in Kooperation mit
neues deutschland. VSA Verlag 2016. 96 S. (NB1338) 9.80 Euro
Was
tun, um den Rechtsruck zu stoppen und linke Alternativen in die Nähe
realisierbarer Möglichkeiten zu bringen? Wöchentlich finden
Aufmärsche gegen Flüchtlingsunterkünfte statt, es
bilden sich Bürgerwehren. Im Internet herrscht eine Verrohtheit,
die vor Todesdrohungen unter vollem Namen nicht zurückschreckt.
Und das alles wegen einer Million Menschen, die vor Not, Verfolgung,
Krieg in Deutschland Zuflucht suchen? Zugleich ist die Zahl der
Menschen, die mit den Geflüchteten solidarisch sind, so hoch wie
nie zuvor. Und ein Blick über die – von den Herrschenden
gern wieder dicht gemachten – Grenzen hinweg signalisiert
Hoffnungen. Allerdings: Scheitern die Linksprojekte in Griechenland,
Portugal und Spanien, dürften auch hierzulande emanzipatorische
Zukunftsvisonen für längere Zeit verstellt werden. What‘s
left? Wie kann die Linke im Kernland der Austeritätspolitik der
Rechtswende entgegentreten und linke Prozesse befördern? Zu
einer Antwort wird sie nicht kommen, wenn der Widerstand bei
antifaschistischen Protesten stehen bleibt und wenn man nur aus der
Ferne Bewertungsnoten vergibt. Es müssen die Kräfteverhältnisse
angegangen werden – Debatten über Verteilungs- und
Demokratiefragen und rot-rot-grüne Politikwechsel
eingeschlossen.
Tom Strohschneider ist Chefredakteur der
sozialistischen Tageszeitung neues deutschland.
Ismail
Küpeli (Hg.): Kampf um Kobanê. Kampf um die Zukunft
des Nahen Ostens. Edition Assemblage. 168 S. (NB1332) 12.80 Euro
Der
Kampf um Kobanê und Rojava ist eine zentrale Auseinandersetzung
im Nahen und Mittleren Osten, in der alle relevanten Akteure in der
einen oder anderen Weise involviert waren. Kobanê wird
weiterhin die politischen Ereignisse in der Region prägen –
sowohl die Beziehungen zwischen der Türkei und der PKK als auch
den Bürgerkrieg in Syrien. Der Konflikt bietet Anlass, zentrale
linke Auseinandersetzungen neu aufzugreifen – wie etwa die
Frage nach Gewalt als Mittel der Politik und nach dem Entwurf einer
neuen Gesellschaftsordnung. Anders gesagt: Lässt sich eine
Revolution durch Krieg verteidigen oder ist eine militärische
Auseinandersetzung der Tod für jegliches emanzipatorisches
Projekt?“
Kurden ohne Staat; Die Rojava-Revolution
zwischen kurdischer Selbstbestimmung und sozialer Utopie; Die
Frauenrevolution in Rojava; Geschichte und Gegenwart der PKK; PKK:
Das neue Objekt der Solidarität; Die AKP als neuer Prinz: die
Hegemonie des Finanzkapitals und ihre Widersprüche; Die
Opposition in Syrien: Alte und neue Akteure zwischen Revolution und
Bürgerkrieg; Religiöse Minderheiten in Kurdistan; Ideologie
des IS: Salafistischer Manierismus; Die Organisation „Islamischer
Staat“ - von der antischiitischen Ordnungsmacht zum
quasi-staatlichen Kalifat.
Ismail
Küpeli (Hg.): Kampf um Rojava, Kampf um die Türkei.
edition assemblage. 128 Seiten. (NB1442) 7.80 ¤
Der
türkische Staat negiert seit seiner Gründung 1923 die
Existenz der kurdischen Bevölkerung in der Türkei und im
Nahen Osten. Und selbst heute zielt die türkische Innen- und
Außenpolitik darauf ab, die Kurdische Bevölkerung weder in
der Türkei noch in der Region über politische Macht
verfügen zu lassen. Der Krieg in den kurdischen Gebieten der
Türkei und die Angriffe der Türkei auf die
syrisch-kurdische Autonomieregion Rojava sind Facetten der türkischen
Politik, die zum Ziel hat, die Kurden in der gesamten Region
zurückzudrängen. Während wir einerseits eine große
Überscheidung in der gegenwärtigen Politik der
AKP-Regierung und ihren Vorgänger erkennen können, ist
gleichzeitig in der öffentlichen Debatte der Eindruck vermittelt
worden, dass die Kurdenpolitik der Türkei in den letzten Jahren
sich unvermittelt und unerklärlich mehrfach gewendet hätte.
Dabei bleibt unbeachtet, dass der Friedensprozess von der AKP so
geführt wurde, dass die Rückkehr des Krieges keine
Überraschung ist. Ebenso wird vergessen, dass das „Zuckerbrot“
Friedensprozess immer begleitet war von der „Peitsche“,
nämlich die massive Repression gegen die Kurden und die
Androhung eines Krieges.
Rosa Burç, Meral Çınar,
Axel Gehring, Alp Kayserilioğlu, Ismail Küpeli, Kerem
Schamberger und Mahir Tokatlı richten mit ihren Beiträgen
den Blick auf Zusammenhänge, die in der öffentlichen
Debatte unterbelichtet bleiben. So werden sowohl die politische und
gesellschaftliche Entwicklungen in der Türkei analysiert, wozu
selbstverständlich auch eine intensive Debatte um die
Frauenbewegung in der Türkei gehört. Ausgehend von der
zentralen Bedeutung der „Kurdenfrage“ gerät dann die
Perspektive auf die anderen Seite der nationalstaatlichen Grenzen,
nach Rojava. Hier fragen wir einerseits danach, ob Rojava eine
Alternative zum Nationalstaat darstellt. Und andererseits betrachten
wir die Folgen des Afrin-Krieges sowohl für Rojava als auch für
die Türkei
Der Herausgeber:
Ismail
Küpeli ist Politikwissenschaftler und Historiker. Er beschäftigt
sich seit Jahren mit der politischen Situation in der Türkei, in
Rojava und den Nahen und Mittleren Osten.
Bernhard
Schmid: Die arabische Revolution? Soziale Elemente und
Jugendprotest in den nordafrikanischen Revolten. edition assemblage
2011. 120 S. Pb. (NB1189) 12,80 Euro
Anfang 2011 hätte
wohl kaum jemand für möglich gehalten, dass die seit
Jahrzehnten bestehenden Regimes in der arabischen Welt so schnell ins
Wanken geraten könnten. Doch nachdem sich in Tunesien aus
Sozialprotesten eine Revolte gegen den Diktator Ben ’Ali
entfaltete, wackelten die arabischen Herrscher: Zuerst fiel Ben ’Ali,
dann Mubarak. Als nächstes könnte die syrische Diktatur
oder das Regime von Präsident Saleh im Jemen stürzen,
allerdings drohen dort auch Konflikte zwischen Bevölkerungsgruppen.
In Libyen kippte das Geschehen von der Revolte in einen Bürgerkrieg,
und von diesem in einen internationalen Krieg um. Während manche
„Linke“ sich noch nicht recht entscheiden können, ob
Syriens Präsident Al-Assad nicht doch ein irgendwie
„sozialistisches“ oder jedenfalls „antiimperialistisches“
Regime führt oder wie man zu Libyen steht, sehen andere vor
allem die Sicherheit Israels bedroht. Doch was wollen die
Protestierenden? Wie verhält es sich mit den Kräfteverhältnissen
in Bewegung und Gesellschaft und wie sind die Geschehnisse aus
emanzipatorischer Sicht zu bewerten? Diese Fragen diskutiert Bernhard
Schmid und nimmt dabei sowohl die Gemeinsamkeiten als auch die
Unterschiede in den verschiedenen arabischen Ländern in den
Blick. Ferner wird das Verhältnis des Westens zu „seinen“
arabischen Diktatoren beleuchtet.
Marc
Thörner: Die arabische Revolution und ihre Feinde. Edition
Nautilus 2012. 160 S. Pb. (NB1211) 12,90 Euro
„Sarkozy!
Sarkozy!“ rufen Demonstranten in Bengasi, als französische
Jets Gaddafis Truppen bombardieren, und schwenken Trikoloren. Am
Mittelmeer scheint die NATO den Demokraten Feuerschutz zu geben, doch
als Marc Thörner durch Afghanistan reist, erlebt er eine andere
Seite des Bündnisses: Dort alimentiert die NATO ein System, das
aus einer erzfundamentalistischen Zentralregierung und zahlreichen
diktatorischen Warlord-Fürstentümern besteht. Mal
Vorkämpfer, mal Feind der Demokratie – gibt es hinter
diesen Widersprüchen westlicher Politik eine Logik? Die Frage
führt den Autor auf seiner Spurensuche durch mehrere Länder:
Libyen, Tunesien, Saudi-Arabien, Irak, Syrien und schließlich
wieder Afghanistan. Immer deutlicher kristallisiert sich dabei
heraus: Der islamische Extremismus ist nicht allein im Orient
entstanden, sondern Teil einer gemeinsamen west-östlichen
Anti-Aufklärung. Ihre prägenden Vordenker sind nicht
muslimische, sondern europäische Intellektuelle und Militärs.
Sie sind eine Gefahr – nicht nur für die arabische
Freiheit.
Pascal
Beucker, Anja Krüger: Die verlogene Politik. Macht um jeden
Preis. Knaur Taschenbuch 2010. 304 S. (NB1153) 8,99 Euro
Von
den schwarz-gelben Steuersenkungsversprechen bis zu den „humanitären
Einsätzen“ der Bundeswehr, von Thilo Sarrazins
Überfremdungsphantasien bis zu Guido Westerwelles Klagen über
„spätrömische Dekadenz“ – hier sind sie
alle versammelt: die Lügen und Legenden der Politik. Die
renommierten Journalisten Pascal Beucker und Anja Krüger decken
schonungslos auf, wie und warum wir belogen werden.
Hermann
L. Gremliza (Hg.): No way out? 14 Versuche, die gegenwärtige
Finanz- und Wirtschaftskrise zu verstehen. Konkret 2012. 190 S.
(NB1225) 19,80 Euro
Der vorliegende Band diskutiert in einem
Streitgespräch und neun Beiträgen, worum es sich bei der
jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise überhaupt handelt und
was in ihr entschieden wird; ob am Krankenbett des Kapitalismus
anderes möglich ist als Gesundbeten oder Vivisektion; ob die
Banken den Staat (beziehungsweise das Gemeinwesen, die Gesellschaft,
die Demokratie, uns alle) zerstören oder der Staat die Banken
(die Wirtschaft, den Export, die Konjunktur, uns alle); in welchem
Kampf die Klassen stehen und wo das revolutionäre Subjekt
geblieben ist; ob es einen „way out“ gibt und wohin.
Revolution, sagt Lenin, findet statt, wenn die unten nicht mehr
wollen und die oben nicht mehr können. Was findet statt, wenn
beide nicht mehr wissen, was sie können wollen oder sollen; was,
wenn die Oberen sich an der Brust der Unteren ausweinen und die
Unteren den Oberen Trost spenden? Teilnehmer an der Diskussion und
Verfasser von Beiträgen sind Dietmar Dath, Thomas Ebermann,
Georg Fülberth, Sam Gindin, Werner Heine, Michael Heinrich,
Thomas Kuczynski, Robert Kurz, JustIn Monday, Leo Panitch, Moishe
Postone, Rainer Trampert, Joseph Vogl, Sahra Wagenknecht. So
unterschiedlich die Antworten, die sie geben, so hilfreich die
Kenntnis jeder für jeden, der die schöne neueste Welt des
Kapitals zu verstehen sucht.
Matthew
N. Lyons: Arier, Patriarchen, Übermenschen. Die extreme
Rechte in den USA. Unrast-Verlag 2015, Reihe transparent. 88 S.
(NB1336) 7,80 Euro
Die gegenwärtige extreme Rechte der
USA ist ein relativ junges Phänomen. Vor 50 Jahren
konzentrierten sich rechte Bewegungen noch vorwiegend darauf, alte
Hierarchien zu verteidigen und gegen Kommunismus zu kämpfen. In
den 1970er Jahren begann sich jedoch eine neue extrem rechte Bewegung
zu formieren als Reaktion auf die von der Bürgerrechtsbewegung
und Frauenbewegung durchgesetzten Gesetzesänderungen, die
Ausdehnung des Wohlfahrtsstaates, die Schwächung der USA als
globale Supermacht und andere tiefgreifende gesellschaftliche
Veränderungen. Indem sie mit ihrer traditionellen Rolle als
Verteidiger etablierter Institutionen und sozialer Eliten brachen,
begannen Rechte in zunehmendem Maße, die Legitimität des
politischen Systems infrage zu stellen.
„Das Buch bietet
einen umfassenden Überblick sowie eine fundierte Grundlage, sich
intensiver mit diesem oder jenem Spektrum zu befassen. Und Lyons
differenzierte Darstellung spornt dazu an.“ (Birgit Gärtner,
unsere zeit, 21.08.2015)
US-amerikanische Neonazis propagieren
heute eine Nation frei von Juden und People of Color, christliche
Hardliner eine von heterosexuellen Männern geführte
totalitäre Theokratie und diverse extrem rechte Gruppen die
Herrschaft von Eliten, die auf „Leistung“ oder
„moralischer Überlegenheit“ beruhen.
Das
vorliegende Buch faßt die Ursprünge, Überzeugungen
und Aktivitäten der extremen Rechten in den USA zusammen und
analysiert ihr Verhältnis zu anderen politischen Kräften
sowie ihren gesellschaftlichen Einfluss. Es betrachtet dabei rechte
Kontinuitäten (etwa antisemitische Verschwörungstheorien)
genauso wie jüngere Entwicklungen (etwa weißen
Separatismus oder Strategien führerlosen Widerstandes).
Klaus
Henning: Aufstieg der „Neocons“. Politische
Intellektuelle in den USA und der „neue Imperialismus“.
Neuer ISP Verlag 2006. 164 S. (NB1013) 16,80 Euro
Wie konnten
neokonservative Hardliner wie Bush, Perle, Cheney und Wolfowitz einen
so großen Einfluß auf die amerikaniscvhe Politik nehmen?
Warum ist es ihnen gelungen, fast die gesamte „liberale“
politische Elite der USA auf ihre Seite zu ziehen? Kann es ein
„Zurück“ zum Multilateralismus geben? Diese Fragen
beantwortet der Autor in seiner umfassenden Analyse über die
Idden und den Aufstieg der neokonservativen Rechten in den USA.
Georg
Fülberth: „Doch wenn sich die Dinge ändern“ –
Die Linke. PapyRossa Verlag 2008. 172 S. (NB1054) 12,90 Euro
„Die
Linke“ entstand aus dem Zerfallsprozeß zweier ehemals
großer Parteien: der SED und der SPD, und zugleich zweier
Gesellschaftstypen: des „Realen Sozialismus“ in der DDR
und des auf ständigem schnellem Wachstum beruhenden
Wohlstandskapitalismus in der Bundesrepublik. Die Abwicklung der SPD
war allerdings nur eine teilweise: es blieb noch eine große
Mitgliederzahl in der alten Partei und diese ist um ein Vielfaches
größer als „Die Linke“. Die Auflösung des
alten Wohlfahrtsstaates sowie des Realen Sozialismus aber endet nicht
in einem Vakuum, sondern erzeugt einen neuen Zustand: dies ist eine
Gesellschaft mit mehr Ungleichheit als zuvor, mit einer stärker
abgesunkenen Unterschicht und einem neuen Parteiensystem. In ihm
könnte „Die Linke“ einen sichtbaren Platz finden.
Georg Fülberth beschreibt die Entwicklung der SPD seit 1989 bis
heute, die Geschichte der PDS und der WASG und fragt nach dem Platz
der Partei „Die Linke“ in der Opposition gegen
Marktradikalismus und neue deutsche Weltpolitik.
Bernd
Hendricks: Illegal. Roman. Epubli Verlag 2014. 190 S. (NB1270)
14,80 Euro
Neil Winter will nur für ein paar Wochen der
Krise seines Lebens entfliehen, weg von Scheidung und Jobproblemen.
Er hofft, in Mexiko auf neue Gedanken zu kommen. Aber in der ersten
Nacht seiner Reise wird er ausgeraubt, und verliert alles: Gestern
noch war er ein Ingenieur aus Colorado, stolzer Bürger der
mächtigsten Nation der Welt. Heute ist er ein Mann ohne Geld,
ohne Reisepass, ohne Kreditkarte, ein dokumentenloses Nichts.
Verzweifelt sucht er Hilfe, und findet das Mitgefühl von
Fremden, Liebe und Hoffnung. Doch was auch immer er unternimmt, um
nach Colorado heimzukehren – vor ihm erhebt sich ein Hindernis,
mit dem er am wenigsten gerechnet hat: sein eigenes Land.
Mit
„Illegal“ präsentiert uns der Autor eine moderne
Parabel. Was wie die Odyssee eines einzelnen Mannes scheint, der nur
zurück in sein altes, gut situiertes Leben will, ist in
Wirklichkeit die Geschichte von Millionen, die sich auf den Weg
machen und eine neue, bessere Zukunft suchen.
Bernd
Hendricks: Menschen mit Flagge. Roman. Epubli Verlag 2011. 604 S.
(NB1177). 29,50 Euro
Oktober 2001. Der amerikanische Herbst:
Noch rauchen die Trümmer des World Trade Center, als in New York
und Florida Briefe mit tödlichen Viren auftauchen. Menschen
sterben. Das Land steht vor einer Panik. Am Tatort: ein kleiner
FBI-Ermittler. Alles deutet auf den Feind Amerikas, auf die
Terroristen, die von außen kommen. Alle tragen die
Nationalflagge an der Jacke, auch der Ermittler. Doch was er im
Herzen trägt, ist gefährlich in patriotischen Zeiten:
Zweifel. Er hat den schrecklichen Verdacht, daß der Bioterror
von innen kommt, von jenen gar, deren Hilfe für seine Ermittlung
unentbehrlich ist. Je tiefer der Ermittler in den Fall eintaucht,
desto mehr riskiert er: seine Karriere, seine Freiheit, am Ende sein
Leben. „Menschen mit Flagge“ ist Thriller und
Gesellschaftsroman zugleich, ein aufwühlendes Porträt des
verängstigten, jähzornigen Amerika, eine Tour-de-Force
durch die amerikanische Psyche am Vorabend des Irak-Kriegs.
Michael
Moore: Stupid White Men. Eine Abrechnung mit dem Amerika unter
George W. Bush. Piper 2002/2004. 336 S. (NB751) 7,90
Euro
Durchgeknallt! Bananenrepublik USA: Im Weißen Haus
sitzt ein „Präsident“, der nie gewählt wurde,
und regiert mit einer Junta aus Geschäftsfreunden seines Daddys.
Michael Moore, Filmemacher und Autor, rechnet in dieser beißenden
Satire gnadenlos ab mit den „Stupid White Men“ an der
Spitze der USA. Eine Pflichtlektüre für alle, die immer
noch an die „bedingungslose Solidarität mit den USA“
glauben. Jetzt als verbilligte Taschenbuchausgabe
Gerhard
Feldbauer: Vietnamkrieg. Papyrossa Verlag Reihe Basiswissen 2013.
128 S. (NB1257) 9.90 Euro
Gerhard Feldbauer schildert
Vorgeschichte und Verlauf des Krieges, die internationale Solidarität
mit Vietnam, den Widerstand in der US-Army, der vor allem von
schwarzen Soldaten ausging, sowie die militärische Hilfe
insbesondere der UdSSR, ohne die der Sieg der Befreiungsbewegung nur
schwer möglich gewesen wäre. Den Ausschlag gab allerdings
der Widerstandswille des vietnamesischen Volkes selbst. Er wurzelte
in den Traditionen nationalen und antikolonialen Widerstandes, die
der legendäre Ho Chi Minh zu mobilisieren verstand. Seine
Bedeutung zeigte sich fast noch mehr nach seinem Tod. Denn als er
1969 verstarb, hinterließ er nicht, worauf vielfach spekuliert
wurde, ein Vakuum, sondern eine kollektive politische Führung
und eine Bevölkerung, in deren Mehrheit das Streben nach
Unabhängigkeit tief verwurzelt war. Nicht unerwähnt bleiben
die US-Kriegsverbrechen, für die dasjenige von My Lai im Mai
1968 zum Synonym wurde.
Oliver
Tolmein: Vom Deutschen Herbst zum 11. September. Die RAF, der
Terrorismus und der Staat. Konkret 2002. 256 S. (NB578) 17 Euro
Der
Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 war
Terrorismus – ein Begriff, der in Deutschland bislang vor allem
mit den Attentaten der RAF verknüpft wurde. Oliver Tolmein
untersucht, was die terroristischen Aktionen vom 11. September von
den RAF-Anschlägen unterscheidet. Im Zusammenhang mit den
Reaktionen der RAF auf die Aktionen des palästinensischen
„Schwarzen September“, der 1972 die israelische
Olympiamannschaft als Geiseln genommen hat. Im Mittelpunkt des Buches
steht eine Auseinandersetzung mit den antiimperialistischen
Positionen der RAF. Statt den Nationalsozialismus der Deutschen und
die Bewältigungsstrategien der als Mittelmacht wieder
auflebenden Bundesrepublik in den Mittelpunkt zu rücken,
gerieten vor allem die USA ins ideologische Visier der RAF. Tolmein
belegt die These, daß sich die RAF mit ihrer Politik weitgehend
aus der deutschen Geschichte verabschiedet hat. Im zweiten Teil setzt
sich der Autor mit den Reaktionen des deutschen Staates auf die RAF
und den Reaktionen der USA auf den Terrorismus auseinander: Die
Einrichtung von Militärtribunalen und die Zurichtung des
liberalen Strafrechts als Mittel zur Terrorismusbekämpfung
führen zu einer teilweise autoritären Gesellschaft. Im
dritten Teil werden charakteristische Texte der RAF dokumentiert und
kommentiert, die z.T. Erstmals in dem inzwischen vergriffenen Titel
„Stammheim vergessen“ abgedruckt waren.
Peter
Bürger: Kino der Angst.
Terror, Krieg und Staatskunst aus Hollywood. Schmetterling Verlag
2005. 638 S. (NB855) 29 Euro
Wer dem Krieg wehren
will, der darf die Macht der Bilder nicht unterschätzen. Bei
Vorstellungen des populären Kinos fungiert das Pentagon als
Produktionspartner. Staatlich genehme und geförderte Kunst
flankiert die technologische Hochrüstung der Supermacht. Sie
sehen als Zuschauer Re-Inszenierungen und Fiktionen, in denen der
mörderische Kriegsapparat als normales Instrument zur
„Problemlösung“ erscheint. Wissen Sie, daß
Leinwand, Videothek und Fernsehkanäle Ihnen die neuesten
Militärplanungen schmackhaft machen sollen? Die vorliegende
Darstellung erschließt erstmals im Gesamtüberblick das
US-Kriegskino der letzten 20 Jahre. Peter Bürger untersucht
Hintergründe, Inhalte und Funktionen der militaristischen
„Unterhaltung“ aus Hollywood. Er richtet den Blick auch
über das Kriegsfilm-Genre hinaus. Massenkulturelle „Botschafter
der Angst“ verstärken paranoide und endzeitliche
Gestimmtheiten. Sie produzieren Ohnmacht und eine Bereitschaft,
irrationale Gewaltkonzepte zu dulden. Krieg und War-Entertainment
sind keine Naturereignisse. Internationales Recht und
Zivilisationskonsens stehen der unterhaltsamen Kriegspropaganda
entgegen. Doch wie kann sich die Gesellschaft gegen das kulturelle
Diktat der Bellizisten zur Wehr setzen? Wer die Strategien
kriegsfördernder Filme durchschauen möchte, kommt an diesem
Buch nicht vorbei.
Frank
Niess: Schatten auf Hollywood. McCarthy, Bush jr. und die
Folgen. PapyRossa Verlag 2005. 248 S. (NB860) 16,90 Euro
Selbst
weltbekannte Hollywoodstars, die den Krieg gegen Irak verurteilt
haben, müssen darauf gefaßt sein, diskriminiert zu werden.
Wie im Kalten Krieg, als hunderte von Filmemachern – wie andere
politisch Mißliebige auch – auf schwarze Listen gesetzt
und um ihre Jobs gebracht wurden. Wie ein Großinquisitor
verfolgte der berüchtigte Senator Joseph R. McCarthy alle, die
in den Verdacht „unamerikanischer Umtriebe“ geraten
waren. Assistiert von FBI-Chef J. Edgar Hoover tat er alles, um
„subversive Elemente“ aufzuspüren. Aber
Hetzkampagnen, Hexenjagd, fremden- und minderheitenfeindliche
Repression gab es schon vor McCarthy – und nach ihm, wie die
„Sicherheitsgesetze“ des Präsidenten Bush jun.
zeigen. Von dieser Tradition, illustriert am Beispiel Hollywoods,
handelt das Buch des Historikers Frank Niess.
Stefan
Bollinger (Hg.): Imperialismustheorien. Historische Grundlagen
für eine aktuelle Kritik. Promedia 2004. (Edition
Linke Klassiker). 176 S. (NB778) 12,90 Euro
Seit dem
Untergang der Sowjetunion und des kommunistischen Systems im
„Ostblock“ war nicht mehr viel von Imperialismus zu
hören. Der „Krieg gegen den Terror“ der USA hat die
kritischen Geister wieder hellhörig gemacht. Der Ruf nach einer
konsistent antiimperialistischen Kritik wird wieder laut. Es ist
höchste Zeit, genauer nach Fakten und Theorien zu fragen, die im
20. Jahrhundert dem Kapitalismus in den Metropolen, seiner Politik
und vor allem seiner Wirtschaft das Etikett Imperialismus verpaßten.
Der vorliegende Reader soll jene Analysen linker Theoretiker in
Erinnerung rufen, die zu Beginn des vorigen Jahrhunderts die
imperialistische Expansion vor allem Englands und Deutschlands
geißelten. Textstellen klassischer Autoren werden vom
Herausgeber kommentiert und in ihren historischen Kontext gestellt.
Mit Texten von Bucharin, Hilferding, Hobson, Kautsky, Lenin und
Luxemburg.
Ulrich
Peters: Unbeugsam und widerständig. Die radikale Linke in
Deutschland seit 1989/90. Unrast Verlag 2014. 728 S. (NB1292) 29,80
Euro
Als die Mauer fiel und „das glücklichste Volk
der Welt“ die sogenannte „Wiedervereinigung“
zelebrierte, wurde der Klassenkampf samt dem „Zeitalter der
Ideologien“ offiziell für beendet erklärt. Die
salbungsvollen Worte erwiesen sich aber als inhaltsleer, der deutsche
Imperialismus feierte fröhliche Urständ, aber auch die
radikale Linke, die sich als Fundamentalopposition versteht,
verschwand nicht von der Bildfläche. Über 20 Jahre später
bietet sich nun die Gelegenheit, Bilanz zu ziehen und den Werdegang
jener politischen Minderheit zu untersuchen, die sich einst gegen die
Annexion der DDR gestemmt hatte.
Der Autor zeigt auf, wie sich
der Epochenbruch von 1989/90 politisch und organisatorisch auf die
verschiedenen Strömungen der radikalen Linken (Kommunisten,
Anarchisten, Autonome) auswirkte, widmet sich dem Pro und Contra der
antideutschen Orientierung und analysiert die praktischen Aktivitäten
der Antikapitalisten, um der Frage nachgehen zu können, welchen
Platz sie heute in der politischen Landschaft der zur Weltmacht
aufgestiegenen BRD einnehmen. Zudem wird der Entwicklung der
radikalen Linken ideengeschichtlich nachgespürt. Im Mittelpunkt
stehen dabei die Bemühungen, eine zeitgenössische
Imperialismustheorie zu erarbeiten, Lehren aus der historischen
Niederlage des Sozialismus zu ziehen und diese in Entwürfe eines
zukünftigen Gesellschaftsmodells zu integrieren. Thematisiert
werden auch Debatten zur Frage eines revolutionären Subjekts und
die Stellung der radikalen Linken zum Islam.
Ulrich Peters ist
Politikwissenschaftler und promovierte an der FU Berlin zum Thema
Kommunistischer Widerstand in Buchenwald. Seine Forschungen widmen
sich der Theorie und Geschichte linker Bewegungen.
Peter
Nowak: Kurze Geschichte der Antisemitismusdebatte in der deutschen
Linken. Mit einem Interview mit Peter Ullrich. edition
assemblage. 96 S. (NB1264) 9,80 Euro
In 25 Jahren
Antisemitismusstreit in der deutschen Linken ist viel geschrieben
worden. Peter Nowak liefert eine knappe Zusammenfassung und geht auf
die zentralen Grundlagentexte der Diskussion ein. Das Buch bietet den
Lesern einen Überblick über die Geschichte des
Antisemitismusstreits und gibt ihnen so die Möglichkeit, sich
eine eigene Position in einer Auseinandersetzung zu bilden, die in
den letzten beiden Jahrzehnten die Linke aller Fraktionen und
Strömungen beschäftigt hat. Eine kurze und kenntnisreiche
Einführung in die Antisemitismusdebatte der deutschsprachigen
Linken seit den 1980er Jahren.
Peter Nowak arbeitet als freier
Journalist in Berlin und schreibt u.a. für die Jungle World, das
Neue Deutschland, das Internetmagazin Telepolis und das Monatsmagazin
Konkret.
Gerhard
Hanloser: Die andere Querfront. Skizzen des antideutschen
Betrugs. Unrast Verlag 2019. ca. 280 S. (NB1443) 18 ¤
Als
1989/90 die DDR unterging, geriet auch die bundesrepublikanische
Linke ins Schlingern. Mit dem größer werdenden Deutschland
verstärkten sich überwunden geglaubte reaktionäre
Ideologien wie Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus. Im
Glauben, diese Übel abzuwehren, trommelten einige Intellektuelle
aus der Linken für den Golfkrieg 1991, formierten sich als
leidenschaftliche Bellizisten anlässlich des »War on
Terror«, des Kriegs gegen den Irak 2003 und gegen Libyen durch
die NATO 2011. Ein Teil der Antideutschen befleißigt sich einer
›Islamkritik‹, der auch rassistische Invektiven nicht
fremd sind. Vor allem fand ein markanter Wechsel in der
Bündnispolitik statt.
In Zeiten der AfD und des neuen
Rechtsrucks sind ausgerechnet die vormaligen ›Antideutschen‹
Fürsprecher neuer Grenzziehungen und einer restriktiven
Flüchtlingspolitik. Dass der prominenteste Antideutsche der 90er
Jahre, Jürgen Elsässer, mittlerweile zu dem Kopf einer
neuen rechten nationalistischen Bewegung wurde, erstaunt nur jene,
denen die Antideutschen ein Buch mit sieben Siegeln sind.
Aus
antideutschen Linken wurden Flüchtlingsfeinde, Souveränisten
oder Verteidiger der Freiheitlich Demokratischen Grundordnung. In
einer historischen Skizze soll dieser beispiellose Zerfall kritischen
Denkens nachgezeichnet und aufgeklärt werden.
Gerhard
Hanloser (Hg.): „Sie warn die ANTI-deutschesten der deutschen
Linken“. Zu Geschichte, Kritik und Zukunft antideutscher
Politik. Unrast Verlag 2004. 294 S. (NB774) 16 Euro
„Angesichts
des verheerenden Zustands der linken Bewegung hierzulande, schien der
ab den 90er Jahren aufkommende antideutsche Diskurs zweierlei
miteinander zu verbinden: Selbstkritik der oftmals nationalistischen
und populistischen Linken auf der einen und eine Schärfung der
Kritik des Bestehenden auf der anderen Seite. Nichts von dem trat
ein, vielmehr steht die antideutsche Linke für einen affirmative
turn innerhalb der Linken generell. Eine radikale Kritik der
herrschenden Verhältnisse wird nicht umhinkommen, das
antideutsche Phänomen als Teil des Mainstreams im sektenhaften
Gewand zu erkennen.“ (Klappentext).
Robert Kurz: Die antideutsche Ideologie. Vom Antifaschismus zum Kriegsimperialismus: Kritik des neuesten linksdeutschen Sektenwesens in seinen theoretischen Propheten. Unrast Verlag 2003. 312 S. (NB803)16 Euro
Jutta
Ditfurth: Krieg, Atom, Armut.
Was sie reden, was sie tun: Die Grünen. Rotbuch Verlag 2010. 288
S. (NB1162) 14,95 Euro
Die Grünen sind nur noch
eine Partei wie jede andere, den Wählern aber wollen sie
weismachen, „anders“ zu sein. Die Mitgründerin und
ehemalige Bundesvorsitzende der Grünen macht hingegen deutlich:
In Wirklichkeit verschärfen sie, gefesselt von Kapitalinteressen
und Sachzwängen des Machterhalts, in Aufsichtsräten,
Regierungen und Parlamenten die Ausbeutung von Mensch und Natur. Als
rot-grüne Regierungspartei sind sie konservativ, mitunter
reaktionär geworden – lediglich auf der Straße geben
sie manchmal noch die Opposition. Jutta Ditfurth beschreibt auf der
Grundlage gewohnt fundierter Recherche und klarer Meinung, was aus
den Grünen nach 30 Jahren geworden ist.
Jutta
Ditfurth: Entspannt in die Barbarei. Esoterik, (Öko-)Faschismus
und Biozentrismus. Konkret 1996. 224 S. (NB240) 14,50 Euro
In
der Bundesrepublik wächst eine einflußreiche esoterische
Bewegung mit einer modernen biologistisch orientierten Massenbasis
zusammen. Jutta Ditfurth beschreibt, wie ein Bild des Menschen
propagiert wird, in dem er „kosmischer“ Untertan oder
„Schädling“ der Erde ist. Die Lage ist bedrohlich:
Die Emanzipation und die soziale Gleichheit des Menschen sollen
verhindert werden: Anthroposophie, Bioregionalismus, Erdbefreiung,
Eugenik, Freiwirtschaftslehre, Germanenmythen, Speziezismus,
Spiritualismus, Tiefenökologie, Veganismus, völkische
Konzepte, Wurzelrassenlehre; Animal Peace, Findhorn, „Neuheiden“;
Franz Alt, Rudolf Bahro, Dieter Duhm, Dalai Lama, Silvio Gesell,
Barbara Rütting, Peter Singer...
Jutta Ditfurth: Feuer in die Herzen. Gegen die Entwertung des Menschen. Erweiterte und aktualisierte Neuausgabe. Konkret. (NB83) 15 Euro
Germinal
Civikov: Srebrenica. Der Kronzeuge.
Promedia Verlag 2009. 176 S. (NB1092) 15,90 Euro
„Anfang
März 1996 wird in Jugoslawien der bosnische Kroate Dra�en
Erdemovi? festgenommen. Er gesteht, am 16. Juli 1995 als Angehöriger
einer Spezialeinheit der bosnisch-serbischen Armee an der Erschießung
von 1200 moslemischen Zivilisten aus Srebrenica beteiligt gewesen zu
sein. Ende März 1996 wird er von Belgrad an das
Jugoslawien-Tribunal in Den Haag ausgeliefert, wo er sein Geständnis
wiederholt. Dabei nennt Erdemovi? jedes Mal die Namen seiner sechs
Mittäter und seiner Vorgesetzten, die im Auftrag des
Generalstabs der bosnisch-serbischen Armee die Tat befohlen hätten.
Erdemovi? wird zum Kronzeugen der Anklage für eines der
schlimmsten Kriegsverbrechen, der Massenhinrichtung von Srebrenica.
Für den Mord an 70 bis 100 Zivilisten, deren Erschießung
er selbst vorgenommen haben soll, wird Dra�en Erdemovi? zu nur fünf
Jahren Gefängnis verurteilt. Seit 2000 lebt er mit einer neuen,
„beschützten“ Identität in einem
westeuropäischen Land und tritt regelmäßig vor dem
Tribunal als Zeuge auf, wenn in einem Verfahren die Anklage des
Völkermords erhoben worden ist. Wie glaubwürdig ist jedoch
das Geständnis dieses Kronzeugen? Schon bei erster
oberflächlicher Lektüre weist es gravierende Widersprüche
auf, die kein Richter in einem normalen Strafverfahren akzeptieren
würde. Mit diesem Geständnis begründete aber das
Jugoslawien-Tribunal den internationalen Haftbefehl gegen den
Kommandanten der bosnisch-serbischen Armee, Ratko Mladi?, und den
Präsidenten der bosnischen Serben, Radovan Karad�i?. Umso
erstaunlicher mutet dabei die Tatsache an, dass kein Mittäter
und kein Vorgesetzter von Erdemovi? bisher auch nur einvernommen,
geschweige denn verhaftet wurde. Wieso will das Jugoslawien-Tribunal,
das die Srebrenica-Morde zum Völkermord erklärt hat, nichts
von diesen aktenkundigen Tätern wissen? Was kann der Grund dafür
sein, dass man die Mittäter und Vorgesetzten des Kronzeugen
Erdemovi? nicht vernehmen will? Will das Tribunal deshalb die von
Erdemovi? genannten Täter nicht verfolgen, weil diese über
die Srebrenica-Morde etwas erzählen könnten, was der
Öffentlichkeit vorenthalten werden soll? Civikov wagt sich mit
diesem Buch an das vielleicht heißeste Thema der europäischen
Nachkriegsgeschichte. Die Untersuchung der Massenmorde von
Srebrenica, akribisch recherchiert, liest sich wie ein Kriminalroman.
Schritt für Schritt arbeitet er heraus, wie es dem Tribunal
bislang gelungen ist, das mutmaßlich grausamste Verbrechen in
Europa nach 1945 von einem einzigen Kronzeugen definieren zu lassen.
Die Glaubwürdigkeit des Jugoslawien-Tribunals ist nach der
Lektüre dieses Buches im Kern erschüttert. Verfehlungen und
Manipulationen eines durch und durch politischen Prozesses treten
dabei offen zu Tage.“ (Verlagswerbung).
Margarete
Jäger, Siegfried Jäger (Hg.): Medien im Krieg. Der
Anteil der Printmedien an der Erzeugung von Ohnmachts- und
Zerrissenheitsgefühlen. Duisburger Institut für Sprach- und
Sozialforschung (DISS) 2002. 306 S. (NB620) 18 Euro
Im Krieg
der NATO gegen Jugoslawien haben die Medien eine herausragende Rolle
gespielt. Sie haben dazu beigetragen, Zustimmung, mindestens aber
Hinnahme des Krieges im Massenbewußtsein zu erzeugen. Durch
ihre immer wieder beteuerte Haltung, Fakten bringen zu wollen, dies
aber nicht zu können, durch die ständige Präsentation
erschütternder Bilder, konnten sich Hilflosigkeit und
Ohnmachtsgefühle ausbreiten, obwohl der Krieg durch die
Bevölkerung weitgehend abgelehnt wurde. Daran konnten auch die
kritischen Stimmen in den Medien nichts ausrichten. Fünf Aspekte
werden herausgearbeitet: Die angebliche Unvermeidbarkeit des Krieges,
die Kritik am Krieg in den Medien, die Funktion der Bilder, die
Diskussion der militärischen und politischen Strategien, die
Sicht der Medien auf die Rolle der Medien im Krieg.
Matthias
Küntzel: Der Weg in den Krieg. Deutschland, die NATO und das
Kosovo. Elefantenpress 2000. 256 S. (NB77z) 17,90 Euro
Monatelang
hat die Öffentlichkeit den NATO-Krieg gegen Jugoslawien gebannt
verfolgt. Wer aber hat hier von jenen heimlichen „Kriegen“
erfahren, die den Bombenabwürfen vorausgingen und die in den
Hinterzimmern der Diplomatie geführt wurden? Gestützt auf
eine systematische Auswertung aller verfügbaren Quellen, belegt
Küntzel überzeugend, daß Deutschland keineswegs
„hutwillig, überfordert, am Ende machtlos“ (Die
Zeit) in diesen Kampf hineingeschliddert oder gar von Washington
hineingedrängt wurde. Die Vorgeschichte des Kosovo-Krieges führt
stattdessen vor Augen, daß keine andere NATO-Macht diesen
Konflikt so wie Deutschland geschürt hat: zielstrebig, bewußt
und die Vorgaben der UNO vorsätzlich mißachtend.
Klaus
Bittermann, Thomas Deichmann (Hg.): Wie Dr. Joseph Fischer lernte,
die Bombe zu lieben. Die Grünen, die SPD, die Nato und der
Krieg auf dem Balkan. Edition Tiamat 1999. 208 S. (NB21z) 15
Euro
Beiträge von Günter Amendt, Naoum Chomsky,
Wiglaf Droste, Wolfgang Pohrt, Georg Seeßlen, Kay Sokolowsky
u.a.
Angela
Klein, Paul B. Kleiser (Hg.): Die EU in neoliberaler Verfassung.
Neuer ISP Verlag 2006. 160 S. (NB906) 16 Euro
Auf dem
EU-Gipfel 2000 in Lissabon wurde beschlossen, die EU „bis 2010
zur dynamischsten und wettbewerbsfähigsten wissensbasierten
Ökonomie der Welt“ zu machen. Die EU möchte als
Wirtschaftsmacht zu den USA aufschließen; sie hat auch den
Ehrgeiz, zum politischen und militärischen Machtblock zu werden.
Die EU-Verfassung zementiert diesen Anspruch, indem sie den „freien
und unverfälschten Wettbewerb“ sowie die Aufrüstung
zum Verfassungsziel erklärt. Der Weg zu diesem Ziel ist
allerdings mit zahlreichen Hindernissen gepflastert. Neben den
besonderen Interessen der Nationalstaaten und den Schwierigkeiten mit
der EU-Osterweiterung sind es vor allem die verheerenden Folgen der
neoliberalen Wirtschafts- und Sozialpolitik, die dafür gesorgt
hat, daß die Ziele der Agenda von Lissabon nicht zu erreichen
sind. Wegen der Ablehnung der Verfassung in Frankreich und den
Niederlanden befindet sich das EU-Projekt in stürmischen
Gewässern. Das Buch beleuchtet die Hintergründe der
neoliberalen Politik der EU (Verfassungsprojekt, Lissabon-Strategie,
Bolkestein-Richtlinie, REACH-Programm) sowie die wachsende, aber
widerspruchsvolle Konkurrenz zu den USA. Es formuliert aber auch
mögliche Alternativen für ein solidarisches und
ökologisches Europa.
Andreas
Wehr: Europa ohne Demokratie? Die europäische
Verfassungsdebatte – Bilanz, Kritik und Alternativen. PapyRossa
2004. 156 S. (NB735) 12,90 Euro.
Die Europäische Union
ist auf dem weg zur wirtschaftlichen und militärischen
Großmacht. Aber ihre demokratische Legitimität steht auf
tönernen Füßen. Ihre Verfassung soll das bestehende
Demokratiedefizit festschreiben und ihre Mitgliedsstaaten zu
permanenter Aufrüstung und neoliberalem Sozialkahlschlag
verpflichten.
Andreas
Wehr: Die Europäische Union. PapyRossa Verlag Basiswissen
2012. 134 S. Pocketformat. (NB1232) 9,90 Euro
„Basiswissen“
bringt in handlicher Form leicht verständliche kritische
Einführungen in Grundbegriffe aus Politik, Geschichte,
Gesellschaft und Ökonomie. Andreas Wehr beschreibt die
Europäische Union als ein fragiles Bündnis. In ihm
dominiert das Machtstreben der großen Mitgliedstaaten. Unter
ihnen gibt ein erstarktes Deutschland den Ton an. Unter seiner
Führung entwickelt sich ein wirtschaftlich starkes Kerneuropa,
umgeben von einer schwachen Peripherie. Der Band teilt die Geschichte
der EU in drei Abschnitte: Die ersten Jahre waren geprägt von
einem nur langsamen Voranschreiten der Integration, unterbrochen von
langen Phasen der Stagnation. Mit dem Vertrag von Maastricht 1992
nahm die Integration an Fahrt auf. Im Zuge des globalen
Neoliberalismus wurde die EU zum wichtigsten europäischen Akteur
bei der Durchsetzung von Marktöffnungen, Privatisierungen und
Deregulierungen. Dies gipfelte in der Forderung, sie zum
„wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Wirtschaftsraum in
der Welt“ zu entwickeln. Das wurde bisher verfehlt. So ist denn
die dritte Phase eine solche der Rückschläge. Zu ihr gehört
auch die gegenwärtige Eurokrise, deren Ende ungewiss ist.
Gerald
Oberansmayr: Auf dem Weg zur Supermacht. Die Militarisierung der
Europäischen Union. Promedia 2004. 144 S. (NB727) 9,90
Euro
Europa steht in den kommenden Jahren eine
Militarisierung ins Haus, von der EU-“Außenminister“
Javier Solana im Jahr 2000 schwärmte, daß sie sich „mit
Lichtgeschwindigkeit“ vollziehen würde. Die Kriege gegen
Jugoslawien, Afghanistan und Irak haben sich als Motoren dieser
Militarisierung erwiesen. Eine 60.000 Mann starke
EU-Interventionsarmee soll „europäische Werte“ rund
um die Erde tragen. Osteuropa, Afrika sowie der Nahe und Mittlere
Osten liegen im „Hinterhofradius“ dieser Truppe. Auf dem
Balkan und in Afrika absolviert die EU-Interventionsarmee ihren
ersten Probegalopp.
Peter
Strutynski (Hg.): Töten per Fernbedienung. Kampfdrohnen im
weltweiten Schattenkrieg. Promedia Verlag. 224 S. (NB1310) 14,90
Euro
Mit Beiträgen von Jürgen Altmann, Norman
Paech, Ralf E. Streibl, Franz Sölkner, Hans-Arthur Marsiske,
Knut Mellenthin, Lühr Henken u. a.
Beinahe täglich
fliegen unbemannte, schwer bewaffnete Drohnen ihre von der
Öffentlichkeit weitgehend unbemerkten Einsätze. Vor
Bildschirmen sitzende Krieger in US-amerikanischen Militärbasen,
britischen und demnächst vielleicht auch deutschen Kasernen
töten per Mausklick nach politischen Vorgaben. Im Fadenkreuz
dieses für die Täter digitalen und die Opfer tödlichen
Vorgangs befinden sich Islamisten und andere als Feinde der
demokratischen Ordnung ausgemachte Personen. Gezielte Tötungen
von „Verdächtigen“ gehören mittlerweile zum
täglichen Kriegshandwerk nicht nur der Supermacht USA, sondern
auch Großbritanniens und Israels. Die Opferbilanz geht in die
Tausende. Menschen in Pakistan, Jemen, Afghanistan oder dem
Gazastreifen sind direkt betroffen und leiden zudem unter der
permanenten Bedrohung durch ferngesteuerte Waffen. Die Ausrüstung
der Streitkräfte mit Kampfdrohnen heizt den Rüstungswettlauf
weiter an. Denn erstens wollen immer mehr Staaten in den Besitz
dieser Killerwaffen gelangen, und zweitens wird an technischen
Gegenmaßnahmen (Abwehrsysteme, Raketen, neue Ortungsverfahren
usw.) gearbeitet.
Tobias
Pflüger: Die neue Bundeswehr. Mit neuer Strategie, Struktur
und Bewaffnung in den Krieg? Neuer ISP Verlag 1997, 2. durchgesehene
Auflage 1998. 120 S. (NB673) 8 Euro
Schrittweise entstand
eine neue Bundeswehr, die weltweit für „deutsche
Interessen“ militärisch eingesetzt (werden) wird. Die
Kernaussage der Strategiepapiere der Bundeswehrführung werden
hier wiedergegeben und analysiert. Die Entwicklungen zu einer neuen
Bundeswehr zeigen sich besonders deutlich in den neuen
Krisenreaktionskräften, dem internationalen Korps und der
Elitekampftruppe der Bundeswehr, dem Calwer „Kommando
Spezialkräfte“. Einen Schwerpunkt des Buches bildet die
Analyse der umfassenden Neuaufrüstung der Bundeswehr. Der Autor
ordnet die neue Bundeswehr politisch ein und stellt eine
Militarisierung der Gesellschaft fest. Am Ande des Buches skizziert
er Möglichkeiten für politisches Handeln gegen die
Militarisierung.
Oliver Tolmein: Welt Macht Recht. Konflikte im internationalen System nach dem Kosovo-Krieg. Konkret 2000. 176 S. (NB111) 14,50 Euro
Jacques
Pauwels: Der Mythos vom guten Krieg. Die USA und der 2.
Weltkrieg. PapyRossa Verlag 2001. 304 S. (NB533) 16,50 Euro
Der
Zweite Weltkrieg als amerikanischer Kreuzzug für Freiheit,
Demokratie und Menschenrechte? Diese Vorstellung wird als Mythos
widerlegt. Maßgeblichen Kreisen in den USA galt Hitler lange
Zeit als „gut fürs Geschäft“. Durch die
deutsche Kriegserklärung gerieten sie auf die „falsche
Seite“, in einen Konflikt mit dem „falschen Feind“
und in ein Bündnis mit dem „falschen Alliierten“.
Mit seinen reichen Früchten war der Zweite Weltkrieg trotzdem
ein „guter Krieg“ für sie. Er mußte nur nach
1945 in einen Kalten Krieg gegen den „richtigen Feind“
umgewandelt werden, damit er mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion
schließlich zum „perfekten Krieg“ werden konnte.
Sebastian
Friedrich (Hg.): Rassismus in der Leistungsgesellschaft. Analysen
und kritische Perspektiven zu den rassistischen
Normalisierungsprozessen der „Sarrazindebatte“. edition
assemblage 2011. 264 S. Pb. (NB1183) 19,80 Euro
Das mediale
Ereignis der „Sarrazindebatte“ führte zu einer
breiten gesellschaftlichen Verschiebung nach rechts, enttabuisierte
rassistisches Denken und verband Rassismus mit Elite- und
Nützlichkeitsdenken. Dieses komplexe Ereignis wird in 15
Beiträgen mit unterschiedlichen theoretischen Perspektiven
kritisch analysiert. Der Sammelband gibt Anstöße für
den Alltag, die politische Praxis und die kritische wissenschaftliche
Auseinandersetzung. Mit Beiträgen von Moritz Altenried,
Christoph Butterwegge, Sebastian Friedrich, Sabine Hess, Juliane
Karakayali, Serhat Karakayali, Elke Kohlmann, Jörg Kronauer,
Gabriel Kuhn, Jürgen Link, Charlotte Misselwitz, Marianne
Pieper, Nora Räthzel, Hannah Schultes, Yasemin Shooman, Vassilis
Tsianos und Regina Wamper.
Ijeoma Oluo: Schwarz sein in einer rassistischen Welt. Warum ich darüber immer noch mit Weißen spreche. aus dem amerikanischen Englisch von Carolin Burmester. Unrast-Verlag 240 S. Klappenbroschur. (NB1459) 16,00 ¤
Ijeoma Oluo hat mit Schwarz sein in einer rassistischen Welt einen New York Times-Bestseller geschrieben. Teils biografisch, teils anekdotisch, aber immer analytisch, behandelt sie in zugänglicher Sprache, mit Humor und Verstand Fragen, die sich viele nicht zu stellen trauen. Warum darf ich das ‚N-Wort‘ nicht benutzen? Warum darf ich deine Haare nicht anfassen? Hat Polizeigewalt wirklich etwas mit ‚Race‘ zu tun?
Oluo
schreibt über das Gefühl, das sie hatte, als ihr Sohn seine
Hand auf ihre legte und sagte: „Unsere Haut hat ja den gleichen
Braunton“ – und über die Diskriminierung gegenüber
Schwarzen jungen Männern. Darüber, dass eben diese so oft
direkt oder indirekt von der Schule ins Gefängnis kommen, dass
es schon eine eigene wissenschaftliche Bezeichnung dafür gibt:
school-to-prison-pipeline. Über die Polizeigewalt in den USA und
über Massenverhaftungen von Afro-Amerikaner*innen. Gleichzeitig
schafft es Oluo, Diskurse über die Vor- und Nachteile
identitätspolitischer Kämpfe verständlich und den
Begriff der Intersektionalität einem breiten Publikum zugänglich
zu machen.
Ein Buch, das sehr hart und sehr einfühlsam
zugleich ist, Diskurse voranbringt und Verständnis schafft.
Geschrieben für Menschen jeder Hautfarbe, um in allen
Lebensbereichen eine gerechtere und antirassistische Gesellschaft zu
schaffen.
Sebastian
Friedrich / Patrick Schreiner (Hg.): Nation – Ausgrenzung –
Krise. Kritische Perspektiven auf Europa. edition assemblage
2013. 240 S. (NB1263) 18 Euro
Ausgrenzendes Denken und
nationalistisches Denken stehen in einem engen wechselseitigen
Zusammenhang mit Kapitalismus und Neoliberalismus. Die mittlerweile
schon Jahre andauernde Finanz- und Wirtschaftskrise macht dies
deutlich: Als „Schuldige“ an der Krise werden immer die
„Anderen“ identifiziert – sie werden als „faul“,
als „unfähig“ oder als „Last“
beschimpft. Seien es soziale Gruppen innerhalb der europäischen
Staaten (wie etwa Migranten, Transferleistungsempfänger oder
Niedriglöhner) oder seien es gleich ganze Länder (wie etwa
die südeuropäischen) – die nationalistische und
ausgrenzende Unterscheidung zwischen einem guten „Wir“
und einem schlechten „Sie“ ist längst zu einem
festen Bestandteil der Diskussionen in Medien und Politik geworden.
Der Sammelband „Nation – Ausgrenzung – Krise“
fragt nach den Formen und den Auswirkungen dieses ausgrenzenden und
nationalistischen Denkens in Europa.
Mit Beiträgen von:
Moritz Altenried, Umberto Bettarini, Christoph Butterwegge,
Alessandro Capelli, Anna Curcio, Frank Eckardt, Patrick Eser,
Sebastian Friedrich, Bernd Kasparek, Anika Kozicki, Sara
Madjlessi-Roudi, Maria Markantonatou, Sibille Merz, Davide Schmid,
Ingo Schmidt, Patrick Schreiner, Mariana Schütt, Sava? Ta?,
Vassilis Tsianos, Torben Villwock, Ute Weinmann u.a.
Iman
Attia, Alexander Häusler, Yasemin Shooman: Antimuslimischer
Rassismus am rechten Rand. Unrast Verlag Reihe: transparent –
rechter rand. 86 S. (NB1346) 7,80 Euro
In Bürgerbewegungen,
rechtspopulistischen Parteien und Internetforen wird offen gegen
Muslime gehetzt. Volksentscheide sollen Muslime daran hindern, ihr
Recht auf Religionsfreiheit umzusetzen, Veranstaltungen und
Publikationen tragen dazu bei, eine aggressive Stimmung gegen Muslime
zu schüren. Die Äußerungen und Aktionen zielen
darauf, die Partizipations- und Handlungsmöglichkeiten von
Muslimen zu begrenzen. Argumentativ werden Muslime ethnisiert und
kriminalisiert, ihnen wird vorgeworfen, daß sie „uns“
bedrohten und Deutschland/Europa/die Welt erobern oder im Stillen
unterwandern wollten. Wer Muslime in ihren demokratischen Rechten
unterstützt oder ihre Daseinsberechtigung in Europa nicht in
Zweifel zieht und ihre Handlungsmöglichkeiten nicht beschränken
will, wird als Mittäter denunziert.
Unterhalb dieser
Stilisierung von Muslimen als Aggressoren lassen sich Parallelen zu
moderaten, alltäglichen Äußerungen finden. Muslime
als Fremde zu behandeln und sie als Sicherheitsrisiko einzustufen,
ihnen pauschal Sexismus, Homophobie, Antisemitismus, Bildungsferne
und vieles mehr vorzuwerfen, sind Diskurse, die sich auch in anderen
gesellschaftlichen Kontexten wiederfinden.
Wulf
D. Hund: Rassismus und Antirassismus.
Basiswissen Politik/Geschichte/Ökonomie. PapyRossa Verlag 2018.
144 S. (NB1406) 9,90 Euro
Wulf D. Hund zeigt, warum Rassismus
als soziales Verhältnis begriffen werden muss: er erlaubt
Mitgliedern herrschaftlich strukturierter
Gesellschaften, sich trotz sozialer Schichtung und ungleicher
Verteilung von Ressourcen als zusammengehörig zu betrachten.
Dazu bedarf es der Ausgrenzung. Sie hat in der Geschichte der
Klassengesellschaften unterschiedliche Formen angenommen. Der Autor
verdeutlicht die Modi der damit verbundenen Prozesse von Aufwertung
durch Abwertung und zeigt die Verbindungen, die diese historisch
eingingen. Anschließend beleuchtet er die diversen Spielarten
von Rassismus im Verlauf der deutschen Geschichte und behandelt
dessen antisemitische, antimuslimische, antislawische,
antiziganistische, koloniale und
eugenische Varianten. Außerdem werden Probleme und Perspektiven
des Antirassismus angesprochen. Dessen Geschichte ist so alt wie der
Rassismus, zeigt unterschiedliche Tendenzen und ist keineswegs
widerspruchsfrei.
Wulf D. Hund, Jg. 1946,
Professor (i.R.), lehrte Soziologie an der Universität Hamburg.
Forschungsschwerpunkt: Rassismusanalyse.
Wulf D. Hund (Hg.): Fremd,
faul und frei. Dimensionen des Zigeunerstereotyps. Unrast Verlag
– Edition DISS. 256 S. (NB1351) 19,80 Euro
Am
Zigeunerstereotyp ist über Jahrhunderte gearbeitet worden. Seine
zentralen Elemente werden bis heute fortgeschrieben. In der Sprache
des alltäglichen Rassismus lassen sie sich mit drei Adjektiven
bündeln: Zigeuner sind fremd, faul und frei. Diese Vorurteile
transportieren einen komplexen ideologischen Zusammenhang. Er
unterstellt der Figur des Zigeuners ethnische, soziale und
romantische Eigenschaften.
NICHTS
GELERNT?! Konstruktion und Kontinuität des Antiziganismus.
Herausgegeben
von Katharina Peters und Stefan Vennmann. Situationspresse 212
Seiten, (NB1450) 18
Euro
Antiziganismus
hat Tradition. Er ist trauriges Zeugnis einer Kontinuität von
ausgrenzenden und menschenverachtenden Verhältnissen. Die
spezifische Form von Rassismus wirkt seit Jahrhunderten in
Deutschland und Europa in zahlreichen Variationen der immergleichen
Stereotype sowie den damit verbundenen Gedankenmustern und
Diskriminierungspraktiken. Dabei zeichnet sich Antiziganismus durch
eine enorme Anpassungsfähigkeit und eine hohe Widerständigkeit
gegen seine Bekämpfung aus. Welche Wirkmechanismen und
Strukturen lassen sich identifizieren? Welche Strategien und
Lösungsansätze können diesem Ressentiment
entgegengesetzt werden?
Katharina Peters und
Stefan Vennmann: Vorwort. Nichts gelernt?! Konstruktion und
Kontinuität des Antiziganismus
Dirk Wolff: ‚AIDD
– Angekommen in Duisburg und Dortmund‘. Ein
Projektbericht
Wibke Kleina: Zwischen Passfähigkeit und
Besonderung. Eine Betrachtung der schulischen Situation von Sint*ezza
und Rom*nja
Katharina Peters: „Sind wir zu intolerant?“
Die mediale Inszenierung von ‚Sinti und Roma‘ in
Polit-Talkshows des öffentlich-rechtlichen Fernsehens
Joachim
Krauß: Der Zukunft abgewandt. Duisburger Wege der
Desintegration
Sylvia Brennemann und Joachim Krauß: Ein
guter Ort wird schlechtgemacht — ein Gespräch zur
Situation in Duisburg-Marxloh
Markus End: Die Dialektik der
Aufklärung als Antiziganismuskritik. Thesen zu einer Kritischen
Theorie des Antiziganismus
Sebastian Winter: ‚Femme
fatale‘ und ‚Zwangsprostituierte‘. Über den
Wandel antiziganistischer Weiblichkeitsbilder
Rafaela Eulberg:
Das Bild der wahrsagenden ‚Zigeunerin‘ als
‚nicht-okzidentale Andere‘. Anmerkungen zum Magie-Diskurs
in antiziganistischen Formationen
Merfin Demir: Antiziganismus,
Kolonialismus und Neoliberalismus. Eine Analyse aus Sicht einer
Selbstorganisation
Astrid Messerschmidt: Antiziganismuskritik in
Auseinandersetzung mit Rassismus und Nationalismus. Geschichtsbewusst
handeln und Diskriminierung abbauen
Stefan Vennmann: Der
Nicht-Ort der Vernichtung. Zum Problem einer Analyse von
Antiziganismus bei Giorgio Agamben
Drita Jakupi: Antiziganismus,
Romaphobie, Gadje-Rassismus? Kritische Einwände.
Das Buch
entstand als Gemeinschaftswerk von VIA (Verband für
interkulturelle Arbeit) und DISS (Duisburger Institut für
Sprach- und Sozialforschung).
Änneke
Winckel: Antiziganismus. Rassismus gegen Roma und Sinti im
vereinigten Deutschland. Unrast Verlag 2002. 200 S. (NB1268). 14
Euro
Änneke Winckel gelingt ein eindrücklicher
Nachweis darüber, wie präsent die Bilder von den
„Zigeunern“ in Deutschland sind und wie tödlich
deren Folgen auch heute noch sein können. Erstmals wird mit
diesem Buch auf der Grundlage einer umfangreichen Auswertung von
Tageszeitungen und Zeitschriften eine systematische Untersuchung des
Antiziganismus in Deutschland seit 1989 vorgelegt. Ihre Analyse
verdeutlicht anschaulich, wie sehr Kontinuitäten den heutigen
Antiziganismus prägen.
Andreas
Kemper: Rechte Euro-Rebellion. Alternative für Deutschland
und Zivile Koalition e.V. edition assemblage 2013. 120 S. (NB1266)
12,80 Euro
Die Alternative für Deutschland ist im April
2013 als Anti-Euro-Partei gegründet worden, die sich
konservativer und marktliberaler positioniert als CDU und FDP .
Inhaltlich steht sie dem Netzwerk um den Verein Zivile Koalition e.V.
des Ehepaares Beatrix und Sven von Storch nahe. In diesem Band werden
Geschichte und Hintergründe der Alternative für Deutschland
und der Zivilen Koalition e.V. beleuchtet. Aus dem Scheitern der
rechtspopulistischen DM-Partei Bund Freier Bürger und der
unternehmernahen Lobbyorganisation Bürgerkonvent e.V. sind
rechtskonservativ-libertäre Fortsetzungsprojekte mit neuen
Strategien entstanden. Das Besetzen von linken Begriffen wie Direkte
Demokratie und Alternative Bewegung ist dabei nicht nur als rechte
Diskurspiraterie zu interpretieren, sondern als neue
politisch-praktische Strategie. There is no Alternative gilt für
die deutsche Tea-Party-Bewegung nicht.
Kevin Culina, Jonas Fedders: Im Feindbild vereint. Zur Relevanz des Antisemitismus in der Querfront-Zeitschrift Compact. Reihe Antifaschistische Politik in der edition assemblage. 96 Seiten. (NB1344) 9,80 Euro.
Die Monatszeitschrift Compact kann als das zentrale Diskursorgan gegenwärtiger Querfront-Bewegungen im deutschsprachigen Raum betrachtet werden. Seit ihrer Ersterscheinung erfreut sie sich einer immer größer werdenden Beliebtheit. Konstitutiv für die Inhalte des Magazins ist vor allem der Glaube an eine alles umfassende Weltverschwörung. Bei einer genaueren Analyse zeigt sich, dass in einer Vielzahl der Artikel antisemitische Denk- und Argumentationsmuster aufgerufen und reproduziert werden. Der Antisemitismus fungiert in gewisser Hinsicht als „kleinster gemeinsamer Nenner“ gegensätzlicher politischer Strategien.
Das Buch bietet neben einem Einblick in historische Verläufe der Querfront und einer Einführung in kritische Theorien des Antisemitismus eine detaillierte Textanalyse der Zeitschrift, bei der die dort verwendeten Formen und Ausdrucksweisen antisemitischer Ressentiments anhand einzelner Textstellen herausgearbeitet, entschlüsselt und eingeordnet werden. Darüber hinaus wird die Rolle der Compact in verschiedenen rechten Diskursen sowie in praktischen Organisierungs- und Vernetzungsbemühungen diskutiert.
Die Autoren: Kevin Culina und Jonas Fedders leben, studieren und arbeiten in und um Frankfurt am Main und sind dort in verschiedenen antifaschistischen Projekten aktiv. Sie schreiben regelmäßig in der Wochenzeitung Jungle World und haben auch in sozialwissenschaftlichen Kontexten publiziert.
Die
Mythen der Rechten. Was sie uns glauben machen wollen – und
wie wir uns dagegen wehren können. Herausgegeben von Bascha Mika
uns Arndt Festerling. Societäts-Verlag 2017. 144 S. (NB1388)
12,80 Euro
Deutschland versinkt in „Ausländer-Kriminalität“.
Schweden wird von einer „muslimischen Vergewaltigungswelle“
überrollt. Zuwanderer werden bei der Arbeitssuche bevorzugt,
Kinder in den Schulen „frühsexualisiert“ und die
Antifa vom Staat finanziert. Solche Aussagen klingen absurd, doch für
viele Anhänger von AfD, Neuer Rechter und Pegida sind sie Fakt,
unumstößliche Wahrheiten, die vor allem über das
Internet massenhaft weiterverbreitet werden. Und längst ist es
nicht mehr nur der rechte Rand, der solche Mythen als wahr
akzeptiert. Immer öfter sickern sie in den öffentlichen
Diskurs ein – unwidersprochen. In „Die Mythen der
Rechten“ gehen Autoren der Frankfurter Rundschau einigen dieser
vermeintlichen Wahrheiten auf den Grund. Das Buch zeigt auf, wie die
Mythen-Maschine der Rechten funktioniert – und was man ihr
entgegensetzen kann.
Hasnain
Kazim: Post von Karlheinz. Wütende
Mails von richtigen Deutschen – und was ich ihnen antworte.
Penguin 2018. 272 S. (NB1412) 10 Euro
"... dann
zeige ich dir, was ein ECHTER DEUTSCHER ist!!!":
Was man sich als Journalist mit fremd klingendem Namen alles anhören
muss. Von einem SPIEGEL-ONLINE-Journalisten mit großer
Fangemeinde im Netz. Mit Charme und Schlagfertigkeit
gegen deutsche Überheblichkeit und Fremdenhass.
Wie
man gekonnt auf Hassmails antwortet. Täglich
bekommt Hasnain Kazim hasserfüllte Leserpost. Doch statt die
Wutmails einfach wegzuklicken, hat er beschlossen,
zurückzuschreiben – schlagfertig, witzig und immer wieder
überraschend. Dieses ebenso unterhaltsame wie kluge Buch
versammelt seine besten Schlagabtäusche mit den Karlheinzen
dieser Welt und beweist, warum man den Hass, der im eigenen Postfach
landet, nicht unkommentiert lassen sollte. Denn, wie Hasnain Kazim
schreibt: "Wenn wir schweigen, beginnen wir, den
Hass zu akzeptieren. Also, reden wir!"
Markus
Metz, Georg Seeßlen: Der Rechtsruck. Skizzen zu einer
Theorie des politischen Kulturwandels. Verlag Bertz und Fischer 2018.
240 S. (NB1425) 12 Euro
Ein Gespenst geht um in Europa und
anderen Ländern des einstmals so goldenen Westens, das Gespenst
des Rechtspopulismus. Und wie es so geht mit Gespenstern: Es nährt
sich von der Furcht, es wirkt durch grausige Effekte, und oft genug
steckt hinter dem gespenstischen Spuk noch etwas anderes als die
ewige Wiederkehr des Totgesagten. Der scheinbar unaufhaltsame Weg von
den repräsentativen Demokratien zu totalitären,
populistischen und neu-nationalistischen Regimes hat Ursachen,
Medien, Sprachen, psychologische, ökonomische und kulturelle
Wirkkräfte, die erst durch die gegenseitige Verstärkung
solch einen phänomenalen Sog erzeugen. Es gibt nicht den einen
und alles erklärenden Grund für den größten
politischen Rückschritt der letzten Jahrzehnte, der von Trump zu
Orbán, von der AfD zu den Neofaschisten, von der Neuen Rechten
zu den populistischen Parolen gegen "Establishment" und
"Lügenpresse" reicht. Vielmehr erleben wir ein
unübersichtliches, oft sogar widersprüchliches
Durcheinander von Symptomen und Krankheiten einer Demokratie, die
ihre besten Tage, wie es scheint, hinter sich hat.
Aber allen
diesen Erscheinungen des Rechtsrucks sind zwei Eigenschaften
gemeinsam: Sie sind nicht geheimnisvoll, und sie sind nicht
schicksalhaft. Sie sind vielleicht immun gegen einen vernünftigen
Dialog – gegen Erkenntnis und Analyse dagegen nicht. Zu
verstehen, was da eigentlich vor sich geht, ist die erste Waffe der
demokratischen Zivilgesellschaft im Kampf gegen den Rechtsruck und
die Wiederkehr von Nationalismus, Rassismus und Faschismus. Das beste
Mittel gegen Gespenster ist, ihnen furchtlos, aufrecht und mit
genauem Blick entgegenzutreten.
Axel Klingenberg: Das wird man ja wohl noch sagen dürfen! Wie Deutschland verblödet. Verlag Andreas Reiffer. 160 S. (NB1314) 9,90 Euro
„Deutschlands Neokonservative spielen sich als Querdenker und Tabubrecher auf – und sagen doch nur das, was schon immer falsch war und auch durch die hundertste Wiederholung nicht richtiger wird. Axel Klingenberg hat die 88 dümmsten, dürftigsten und düpierendsten Aussagen der nationalen Vor'denker' von Sarrazin bis Pirincci und ihrer deutschtümelnden Anhänger von der AfD bis zu Pegida gesammelt, um sie genüsslich auseinanderzunehmen und so wieder zusammenzusetzen, dass klar wird, warum die lustigen schwarz-rot-gelben Sombreros der Party-Patrioten und D-Mark-Nostalgiker doch nur alte Aluhüte sind, die auf den Müllhaufen der Geschichte gehören.
Schön, dass es in Deutschland Meinungsfreiheit gibt. Unschön, dass sie für jeden gilt. Sogar der Paradekatholik Matthias bzw. Matthäuslukasjohannes Matussek, der sich darauf spezialisiert hat, in gesellschaftlichen Diskursen die jeweils unangenehmste und abwegigste Position einzunehmen, darf hier ungestraft sein dröseliges Gedankengut verbreiten. Die größte Ansammlung an tabubrechenden Kreuz- und Querdenkern findet man in den täglichen Talkshows. Der Schweizer Ausländerbegrenzungsbefürwortungsredakteur, der kinderreiche Chefevangelist und der homophobste Publizist der Republik – sie alle werden in diesen Freakshows ausgestellt, damit die Zuschauer sich beruhigt in ihren Fernsehsesseln zurücklehnen und erleichtert seufzen können: 'Gut, dass ich nicht so viel Unsinn erzähle!' Na klar, manche nennen das, was aus solchen Meinungsmachern ungebremst herausbröselt, den 'gesunden Menschenverstand' – der aber bekanntlich in vielen Fällen nicht weit vom 'gesunden Volksempfinden' entfernt ist. Man sollte auch nicht den Fehler begehen, zu glauben, dass nur Männer nichts Gescheites zu sagen haben. Es gibt genügend Frauen, die sich bemühen, in dieser Disziplin emanzipiert Anschluss zu halten. Zum Beispiel die Autorin Sibylle Lewitscharoff, die das 'Onanieverbot' für 'weise' hält, und Personen, die durch künstliche Befruchtung gezeugt wurden, als 'zweifelhafte Geschöpfe, halb Mensch, halb künstliches Weiß-nicht-was' bezeichnet.“
Lucius
Teidelbaum: PEGIDA. Die neue deutschnationale Welle auf der Straße.
Unrast Verlag 2016 Reihe unrast transparent / rechter rand. 92 S.
(NB1375) 7,80 Euro
Unter dem Namen "Patriotische
Europäer gegen Islamisierung des Abendlandes" (PEGIDA)
gehen seit Ende Oktober 2014 in Dresden und anderorts Menschen gegen
Flüchtlinge, »den Islam« und die »Lügenpresse«
auf die Straße. Aus Hunderten wurden Tausende, und von Dresden
aus verbreitete sich die rassistische und rechtspopulistische
Bewegung über die ganze Bundesrepublik und expandierte sogar ins
Ausland. Im Buch werden die Entwicklung von PEGIDA sowie ihr
Verhältnis zu anderen Akteuren der extremen Rechten
nachgezeichnet. Denn PEGIDA steht im Spannungsfeld von Neonazismus,
rechtspopulistischer AfD und der Neuen Rechten.
Phillip
Becher; Chriarian Begass; Josef Kraft:
Der Aufstand des Abendlandes. AfD, PEGIDA & Co.: Vom Salon
auf die Straße. PapyRossa Verlag 2015. 132 S. (NB1341). 11,90
Euro
Eine neue Massenbewegung macht in Deutschland von sich
reden: PEGIDA. Sie läuft Sturm gegen „Überfremdung“,
„Parteienstaat“ und „Lügenpresse“. Was
in Dresden begann, hat Nachahmer andernorts gefunden. Dass die
Demonstrierenden nicht immer auf öffentliche Gegenliebe stoßen,
brandmarken sie als Unterdrückung abweichender Meinungen.
Überdeckt werden dabei die Sympathien, die PEGIDA & Co.
seitens honoriger gesellschaftlicher und politischer Kräfte
genießen, derzeit gruppiert vor allem, aber nicht nur, um die
„Alternative für Deutschland“. Andererseits segeln
im Windschatten von PEGIDA Hooligans wie die von HoGeSa und andere
Schläger. Neu sind solche Proteste indes nicht. Bereits vor
Jahren startete in Köln ein Kreuzzug sich selbst als
„Bürgerbewegung“ inszenierender Rechtspopulisten
gegen eine angebliche Islamisierung, und auch die Bildung einer
rot-rot-grünen Landesregierung mit einem linken
Ministerpräsidenten trieb „besorgte Bürger“ auf
die Straße. Wie auch immer PEGIDA sich entwickeln mag, wird
dieses Potential nicht einfach verschwinden. Eine deutsche
Besonderheit ist all dies aber nicht. In anderen europäischen
Ländern existieren seit Jahren wirkungsmächtige rechte
Bewegungen mit Ablegern auch im parlamentarischen Raum. Sie basteln
an einem alternativen Gesellschaftsprojekt von rechts. Mit den
aktuellen Umbrüchen in der politischen Szene in Deutschland
könnte Vergleichbares auch hierzulande anstehen.
Markus Liske / Manja Präkels (Hg.): Vorsicht Volk! Oder: Bewegungen im Wahn? Verbrecher Verlag 192 S. (NB1342) 18 Euro.
25 Jahre nach Unterzeichnung des Einheitsvertrages erobern überall in Deutschland wahnhafte Bewegungen die Straßen. Sie nennen sich Pegida, HoGeSa, Montagsmahnwachen, Reichsbürger oder Friedenswinter. Einige dieser Zusammenschlüsse sind offen antisemitisch, andere islamophob und wieder andere beides. Sie haben Angst vor Flüchtlingen, „Homosexualisierung“, Kondensstreifen oder einem geheimen weltjüdischen Kontrollrat. Ihre Helden heißen Wladimir Putin und Thilo Sarrazin, ihr gemeinsamer Gegner ist die „Lügenpresse“. Mal sehen sie sich als Linke, mal als Rechte, und ihr gemeinsamer Schlachtruf lautet: „Wir sind das Volk!“ Stimmt das? Sind sie „das Volk“? Und wenn ja: Was genau will dieses Volk? In „Vorsicht Volk!“ erörtern Autorinnen und Autoren essayistisch die Ursachen, Hintergründe und Gemeinsamkeiten der neuen Wahnbewegungen.
Mit Beiträgen von Kirsten Achtelik, Ivo Bozic, Harald Dipper, Jutta Ditfurth, Stefan Gärtner, Patrick Gensing, Willi Jasper, Anetta Kahane, Alexander Karschnia, Kerstin Köditz, Konstanze Kriese, Klaus Lederer, Markus Liske, Anselm Neft, Manja Präkels, Jan Rathje, Anna Schmidt, Julia Schramm, Jörn Schulz, Heiko Werning, Elke Wittich und Deniz Yücel.
Sebastian
Friedrich: Die AfD. Analysen – Hintergründe –
Kontroversen. Verlag Bertz + Fischer. 168 Seiten Paperback (NB1386)
7,90 Euro.
Der Aufstieg der AfD resultiert aus vier
wesentlichen Entwicklungen: Krise des Konservativismus, Krise der
repräsentativen Demokratie, Krise innerhalb der
Unternehmensverbände, schleichende Krise des sozialen
Sicherheit. Die Entwicklung der AfD seit ihrer Gründung, die
soziale Basis der Partei, der Mythos, nach dem die AfD eine Partei
der kleinen Leute sei. Anschließend geht es um die drei
zentralen Strömungen der AfD – nationalkonservative,
neoliberale, völkische – in welche Richtung bewegt sich
die Partei. Das letzte Kapitel befasst sich dann ausführlich mit
der Frage: „Was tun“: Die verschiedenen Diskussionen des
vergangenen Jahres (Nachtwey, Eribon, Baron, Fraser etc.).
Sebastian
Friedrich: Der Aufstieg der AfD. Neokonservative Mobilmachung in
Deutschland. Verlag Bertz + Fischer 2015. 112 S., 13 Fotos. (NB1299)
7,90 Euro
Die Alternative für Deutschland (AfD) hat seit
ihrer Gründung im Frühjahr 2013 erstaunliche Erfolge
erzielt: Sie zieht in ein Parlament nach dem anderen ein und scheint
auf dem besten Weg, die politische Landschaft nachhaltig zu
verändern. Wie ist der schnelle Aufstieg der AfD zu erklären?
Wer sind die Akteure und was sind ihre Ziele? Welche Entwicklung hat
die Partei bisher genommen und wohin steuert sie? Wer wählt und
unterstützt die AfD?
Das Buch geht diesen Fragen in
kompakter Form nach und analysiert das Bestreben der AfD, das
traditionell gespaltene Spektrum rechts von der Union zu einen –
denn Rechtskonservative, National- Neoliberale, Rechtspopulisten und
Neue Rechte finden hier ihren Platz. Als rechte Sammlungspartei hätte
die AfD denn auch Chancen, sich dauerhaft im Parteienspektrum zu
verankern. Gelingt ihr das, erhöht sich die Gefahr eines
gesellschaftspolitischen Rollbacks und einer weiteren Radikalisierung
des neoliberalen Kapitalismus.
Phillip Becher: Rechtspopulismus. Reihe Basiswissen im PapyRossa Verlag. 124 S. (NB1252) 9,90 Euro
In zahlreichen europäischen Staaten haben sich rechts von den konservativen Parteien Gruppierungen etabliert, die sich als Anwälte des „Normalbürgers“ ausgeben. Gemeinhin als rechtspopulistisch bezeichnet, polemisieren sie scharf gegen – meist muslimische – Einwanderer und vertreten Parolen von „law and order“, fordern jedoch ebenso mehr plebiszitäre Elemente. In Deutschland findet sich ein Spektrum aus Internet-Blogs, Zeitschriften und Think-Tanks mit deutlicher Nähe zum Rechtspopulismus, das sich in der »pro«-Bewegung parteiförmig ausdrückt. In den USA wirkt mit der „Tea Party“ eine rechtspopulistische Kraft, die sich unter Bezug auf „amerikanische Werte“ scharf gegen sozialen und demokratischen Fortschritt wendet. Der Band berücksichtigt die relevanten wissenschaftlichen Forschungsansätze. Mit Profilen rechtspopulistischer Formationen in Europa und Nordamerika und der Analyse ihrer Programmatik und Politik wird ihren Perspektiven, ihrem Verhältnis zum Faschismus und den Folgen für die Demokratie nachgegangen.
Sebastian
Reinfeldt: „Wir für Euch“.
Die Wirksamkeit des Rechtspopulismus in Zeiten der Krise. Edition
DISS im Unrast Verlag Dez. 2013. 144 S. (NB1273) 16 Euro
Wie
prägen und begründen diskursive Muster, die
rechtspopulistischen Parteien und Strömungen zugerechnet werden
können, den politischen Diskurs zur Finanzkrise und die
politischen Entscheidungen? Wie verändern sich dadurch die
Machtverhältnisse und die Demokratie – samt unserer
Vorstellungen davon, was Demokratie eigentlich ist?
Dr.
Sebastian Reinfeldt ist Politikwissenschaftler und arbeitet in der
Erwachsenenbildung. Seine thematischen Schwerpunkte sind rechter
Populismus, Demokratietheorie, Sozialpolitik, undogmatischer
Marxismus und Semiotik. Er lebt und arbeitet in Wien.
Kathrin
Glösel, Natascha Strobl, Julian Bruns: Die Identitären.
Handbuch zur Jugendbewegung der Neuen Rechten in Europa. 2.
aktualisierte und erweiterte Auflage. Unrast Verlag 2016. 320 Seiten.
(NB1356) 18 Euro.
Die Identitären, deren Anfänge um
das Jahr 2002 auszumachen sind, verstehen sich als Jugendbewegung der
„Neuen Rechten“ in Europa. Seit der Initialzündung
in Frankreich haben sich u.a. in Deutschland, Österreich, der
Schweiz, Italien, Großbritannien, Spanien sowie Dänemark,
Schweden und Norwegen Ablegergruppen gegründet, die
untereinander vernetzt sind und sich im Aufbau von
grenzüberschreitenden Strukturen befinden.
Basierend auf
Text-, Bild- und Videomaterial, den Gruppen-Standpunkten,
Gesellschaftsanalysen und Schlussfolgerungen werden in diesem
Handbuch Aktionismus und Aktivisten benannt und analysiert. Die
politische Logik ihrer Thesen wird ebenso eingeordnet, wie die Mittel
(rhetorisch, visuell, aktionistisch, medial), derer sie sich bedienen
und es wird der Frage nachgegangen, auf welche Theorien und
vorhandene Literatur sich die Identitären stützen.
Das
Buch beleuchtet die Verbreitung in ganz Europa, ihre Verortung als
„Neue Rechte“, ihre Ideologien und
historisch-theoretischen Unterbau, ihre Kommunikationsstrategien
sowie ihre Qualifikation als Jugendbewegung.
Michael Lausberg: Die Pro-Bewegung. Geschichte, Inhalte, Strategien der „Bürgerbewegung Pro Köln“ und der „Bürgerbewegung Pro NRW“. Unrast Verlag 2010. 166 S. (NB1274) 13 Euro
Hendrik
Puls: Antikapitalismus von rechts? Wirtschafts- und
sozialpolitische Positionen der NPD. edition assemblage 2012 (Studien
zur extremen Rechten, Band 1). 144 S. (NB1223) 16.80 Euro
Die
„soziale Frage “, glaubt ein „Vordenker“ der
extrem rechten NPD, sei das „politische Schlachtfeld“,
auf dem sich die „Zukunft der nationalen Opposition und damit
des deutschen Volkes“ entscheide. Folglich hat die Wirtschafts-
und Sozialpolitik in der Agitation der Partei an Bedeutung gewonnen.
Unter dem Motto „Sozial geht nur national“ verspricht die
NPD, Wohlfahrtsleistungen an „völkische“
Zugehörigkeit zu binden und so den „Deutschen“ im
Verteilungskampf um die knapper werdenden Ressourcen des
Sozialstaates einen Vorteil zu verschaffen. Die NPD möchte sich
nicht nur als „Anwalt der kleinen Leute“ profilieren,
sondern auch als „Systemalternative“ wahrgenommen werden.
Anhand einer umfangreichen Untersuchung der Parteizeitung ‚Deutsche
Stimme‘ (1998-2010) werden die sozial- und
wirtschaftspolitischen Positionen der NPD analysiert. Neben ihrem
Verständnis von Kapitalismus werden die von der NPD formulierten
gesellschafts- und wirtschaftspolitischen „Alternativen“
untersucht.
Handwörterbuch
rechtsextremer Kampfbegriffe. Hg. Von Bente Gießelmann,
Robin Heun, Benjamin Kerst, Lenard Suermann, Fabian Virchow.
Wochenschau Verlag 2015. 368 S. (NB1319) 24,80 Euro
Was
meinen Rechtsextreme, wenn sie von Islamisierung,
Geschlechtergleichschaltung, Political Correctness oder Schuldkult
sprechen? Die Autorinnen und Autoren dieses Handwörterbuchs
geben hierzu Antworten und zeigen auf, wie die extreme Rechte mit
Begriffs(um)deutungen und Wortneuschöpfungen Bausteine extrem
rechter Weltanschauungen über die Sprache zu vermitteln und zu
verankern versucht. Die Autorinnen und Autoren richten den Blick auch
auf die gesamtgesellschaftliche Anschlussfähigkeit extrem
rechter Diskurse. Die einzelnen Beiträge zeigen, wie die
menschenverachtenden Äußerungen und die damit
einhergehenden politischen Forderungen dekonstruiert und kritisiert
werden können.
Guido
Speckmann, Gerd Wiegel: Faschismus. PapyRossa Verlag 2012
(Basiswissen). 128 S. (NB1205) 9,90 Euro
Wie
klärungsbedürftig das Thema „Faschismus“ ist,
zeigt sich schon am Begriff. Ist er international unbestritten, so
wird er bei uns gerne ersetzt durch „Nationalsozialismus“,
die demagogische Selbstbezeichnung der deutschen Faschisten. Dieser
Band entfaltet Begriff und Geschichte des Faschismus in drei
Schritten: Im ersten werden die wichtigsten Analysen vorgestellt, um
zu belegen, wie eine moderne, aktuelle Erkenntnisse berücksichtigende
Faschismustheorie aussehen müßte. Sodann werden sie anhand
der faschistischen Regime in Italien und Deutschland überprüft.
Die faschistischen Bewegungen auf dem Weg zur Macht, die
Herrschaftspraxis des Faschismus nach innen und außen und sein
rassistisches und antisemitisches Potenzial bilden hier die
Schwerpunkte. Schließlich wird im dritten Teil die Frage nach
dem heutigen Potenzial des Faschismus und nach seinen modernen Formen
aufgeworfen. Lassen sich in heutigen Bewegungen, Regimen und
Fundamentalismen Formen von Faschismus finden? Guido Speckmann ist
Redakteur von Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung und Sozialismus,
Gerd Wiegel ist Referent der Bundestagsfraktion DIE LINKE für
die Themen Rechtsextremismus/Antifaschismus.
Tobias
Alm, Cordelia Heß (Hg.): Rechtspopulismus kann tödlich
sein! Entwicklung und Folgen des Rechtsrucks in Skandinavien.
edition assemblage 2013. 120 S. (NB1265) 9,80 Euro
Den
skandinavischen Ländern eilt der Ruf toleranter und gut
funktionierender Gesellschaften voraus. Ein immenser Rechtsruck, der
sich im Schatten dieser Perspektive vollzogen hat, wird hierbei meist
ausgeklammert. Mit Ausnahme von Schweden haben rassistische und
ausgrenzende Rhetoriken eine vollständige Normalisierung in den
politischen Debatten erfahren. Die Autoren geben einen umfassenden
Einblick in die Geschichte, Entwicklung und Ideologie des
Rechtspopulismus in Skandinavien. Länderspezifische
gesellschaftliche Entwicklungen und Reaktionen werden in Verbindung
mit generellen Problemstellungen zum Rechtspopulismus thematisiert
und bewertet. Norwegen nach dem rechten Attentat, die Stärke und
Verankerung der dänischen „Volkspartei“, die
Genderfrage bei den „Schwedendemokraten“ und das
politische Umfeld der „Wahren Finnen“ sind nur einige
Aspekte, die in diesem Buch behandelt werden. Zu guter Letzt wird
angesichts der Entwicklungen in Skandinavien ein Blick nach
Deutschland gewagt und Überlegungen angestellt, warum der
Rechtspopulismus sich hier noch nicht in ähnlicher Dimension
verankern konnte.
Bernhard
Schmid: Distanzieren, leugnen, drohen. Die europäische
extreme Rechte nach Oslo. edition assemblage 2011. 128 S. Pb.
(NB1188) 12,80 Euro
Aus den Wahnvorstellungen wurde
Wirklichkeit: Ein Attentäter, der gleichzeitig von fanatischem
Moslem- und Einwandererhaß und von einer Obsession gegen den
„kulturellen Marxismus“ angetrieben wurde, tötete
über 75 Menschen in Oslo. Seitdem ist die extreme Rechte in
Europa aufgewirbelt. Der Niederländer Geert Wilders erklärte
den Amoklauf zum „Rückschlag“ für die von ihm
so genannte „islamkritische“ Bewegung. Auch die deutsche
Webseite Politically Incorrect schaltete zum Teil auf Selbstkritik
um. Andere Rechte dagegen erblickten in der Tat ein Fanal, einen
flammenden Aufruf zur Aktion. In Frankreich verherrlichte ein
früherer Wahlkandidat des Front National den Massenmörder
von Oslo als „neuen Karl Martell“ und fügte hinzu:
„Andere werden folgen“. In Österreich schloß
die FPÖ einen Abgeordneten infolge seiner Reaktion aus. Aber
welches geistige Milieu in Europa hat solche Wahnideen
hervorgebracht? Welche Rolle spielen ultrarechte Israelfreunde,
Pseudofeministinnen und frühere Linke dabei? Und wie reagiert
dieses Milieu auf die Vorwürfe „nach Oslo“?
Regina
Wamper / Ekaterina Jadtschenko / Marc Jacobsen (Hg.): „Das hat
doch nichts mit uns zu tun!“ Die Anschläge in Norwegen
in deutschsprachigen Medien. Edition DISS im Unrast Verlag 2011. 184
S. Pb. (NB1198) 18 Euro
Am 22. Juli 2011 explodierte in Oslo
eine Autobombe, die acht Menschen tötete. Wenig später
tötete der selbe Täter auf der Insel Utøya 69 junge
Sozialdemokratinnen. Nach seiner Festnahme äußerte er
antimuslimische und antimarxistische Ansichten. Die Autorinnen
analysieren deutsche Medien unter dem Gesichtspunkt, wie dort dieses
Ereignis eingeordnet wurde, ob und welche Diskursverschiebungen
stattgefunden haben. Verschränkungen mit antimuslimischen
Diskursen und deren der Extremismusbekämpfung werden besonders
beachtet. Analysen zu der Reaktion extrem rechter Medien beleuchten
Distanzierungen und Solidarisierungen.
Beiträge von Jonas
Bals, Martin Dietzsch, Sebastian Friedrich, Astrid Hanisch, Margarete
Jäger, Helmut Kellershohn, Sebastian Reinfeldt, Bernhard Schmid,
Hannah Schultes.
Regina
Wamper / Helmut Kellershohn / Martin Dietzsch (Hg.): Rechte
Diskurspiraterien. Strategien der Aneignung linker Codes, Symbole
und Aktionsformen. Unrast Verlag 2010 (Edition DISS). 288 S. (NB1154)
19.80 Euro
Rechte Adaptionen linker Symbole und Ästhetik
und was dagegen getan werden kann. In den letzten Jahren ist ein
verstärktes Bemühen auf Seiten der extremen Rechten zu
beobachten, Themen, politische Strategien, Aktionsformen und
ästhetische Ausdrucksmittel linker Bewegungen zu adaptieren und
für ihren Kampf um die kulturelle Hegemonie zu nutzen. Dabei
handelt es sich keineswegs mehr nur um ein Steckenpferd der
intellektuellen Neuen Rechten, vielmehr wird dies auch von NPD und
militanten Neonazis praktiziert. Im Resultat hat sich die extreme
Rechte eine Bandbreite kultureller und ästhetischer
Ausdrucksformen angeeignet, indem sie sich am verhaßten
‚Vorbild’ der Linken abgearbeitet hat. Man könnte
auch sagen: Um überzeugender zu wirken, hat sie kulturelle
Praktiken und Politikformen der Linken ‚entwendet’ –
allerdings nicht, ohne sie mit den eigenen Traditionen zu vermitteln.
Solche Phänomene sind keineswegs neu. Auch der
Nationalsozialismus bediente sich der Codes und Ästhetiken
politischer Gegner und suchte Deutungskämpfe gerade verstärkt
in die Themenfelder zu tragen, die als traditionell links besetzt
galten. Auch in den 1970er Jahren waren solche Strategien vorhanden.
Es stellt sich die Frage, warum und in welcher Form diese
Diskurspiraterien heute wieder verstärkt auftreten.
Aus dem
Inhalt:
Helmut Kellershohn, Martin Dietzsch: Aktuelle Strategien
der extremen Rechten in Deutschland – Sabine Kebir: Gramscismus
von rechts? – Volker Weiss: Sozialismusbegriff bei Moeller van
den Bruck und Oswald Spengler – Volkmar Woelk: Strasserismus
und Nationalbolschewismus – Renate Bitzan: Feminismus von
rechts? – Richard Gebhardt: Völkischer Antikapitalismus –
Fabian Virchow: Antikriegs-Rhetorik von rechts – Helmut
Kellershohn: Das Institut für Staatspolitik und die
Konservativ-subversive Aktion – Lenard Suerman: Autonome
Nationalisten – Regina Wamper, Britta Michelkens:
Gegenstrategien – Jens Zimmermann: – Kritik des
Rechtsextremismusbegriffs.
Paul
Bey, Benno Nothardt (Hg.): Kämpfe um Meinungsfreiheit und
Medien. Im Spannungsfeld von Hate Speech, Fake News und
Algorithmen. 160 S. (NB1436) 16 Euro
Die politische Kultur
ist aktuell in einen Kampf um Meinungsfreiheit und mediale Wahrheit
verwickelt. Während die einen den Medien weiterhin
Unabhängigkeit und Objektivität bescheinigen, wird ihnen
von der anderen Seite "Lügenpresse",
"Political Correctness" und
"Fake News"
entgegengeschleudert. Die Autoren dieses Bandes untersuchen aus
unterschiedlichen Blickwinkeln den umkämpften Begriff im
Spannungsfeld von extremer Rechten, Leitmedien und Digitalisierung.
Sie zeigen auf, mit welchen Strategien extreme Rechte Diskurse und
digitale Algorithmen in sozialen Medien manipulieren, während
sie gleichzeitig Meinungsfreiheit als Kampfbegriff nutzen, um Kritik
an diskriminierenden Aussagen als vermeintliche Zensur abzuwehren.
Gezeigt wird auch, wie sich der umkämpfte Begriff der
Politischen Korrektheit verändert hat und Provokationen ein Teil
des Erfolgsrezeptes für den Aufstieg der AfD sind.
Andrea
Becker, Simon Eberhardt, Helmut Kellershohn (Hg.): Zwischen
Neoliberalismus und völkischem 'Antikapitalismus'.
Sozial- und wirtschaftspolitische Konzepte und Debatten innerhalb der
AfD und der Neuen Rechten. 272 S. (NB1437) 24,00 Euro
Das
Buch ist eine Bestandsaufnahme der sozial- und wirtschaftspolitischen
Konzepte und Debatten innerhalb der AfD und der Neuen Rechten und
unterzieht diese einer kritischen Analyse. Die Beiträge
berücksichtigen dabei drei Dimensionen: erstens die Ebene der
Akteure, also der Kräfte, die die Debatte bestimmen; zweitens
geht es um konkrete Themenfelder, in die mit Konzepten,
Thesenpapieren etc. interveniert wird; und drittens geht es um die
jeweiligen ideologiepolitischen Perspektiven und deren Verortung im
Spannungsfeld zwischen Neoliberalismus und völkischem
'Antikapitalismus', sowohl unter dem
Blickwinkel der innerparteilichen Auseinandersetzungen als auch unter
dem der Relevanz für die von der AfD angesprochene
Wählerkoalition. Darüber hinaus spannt das Buch einen
ideengeschichtlichen Bogen zurück zur sogenannten 'Konservativen
Revolution', die der Neuen Rechten als eine Art
Steinbruch von Ideen und Argumenten dient, die je nach Lage und
Intention aktualisiert und angepasst werden.
Joannah
Caborn: Schleichende Wende. Diskurse von Nation und Erinnerung
bei der Konstituierung der Berliner Republik. Edition DISS im Unrast
Verlag 2006. 264 S. (NB941) 24 Euro
Auf der Suche nach
nationaler Identität konkurrieren seit der deutschen Einheit
1990 im Politik und Feuilleton Entwürfe von Bonner und Berliner
Republiken. Joannah Caborn analysiert die damit einhergehenden
Verwerfungen im Diskurs über die Nation und insbesondere über
Erinnerung. Schon bei der Konstituierung der Berliner Republik wird
das Gebot unterlaufen, sich der NS-Zeit und ihrer Verbrechen zu
erinnern. Die Grundsätzte, denen zufolge die Bundesrepublik mit
Bonn eine quasi nicht-nationale Hauptstadt hatte, werden in Berlin
ignoriert oder auf den Kopf gestellt. So kann unter anderem die
Analyse der Regierungsarchitektur in Bonn und Berlin zeigen, wie der
Einfluß des Erinnerungsdiskurses auf die nationale Identität
abnimmt. Dabei wird das diskursanalytische Instrumentarium in
Richtung einer Dispositivanalyse erweitert. Daß die zuvor viel
beschworenen „Lehren aus der Geschichte“ schon beim Start
der Berliner Republik derart ins Hintertreffen gerieten, stimmt
nachdenklich in Hinblick auf die künftige politische Entwicklung
Deutschlands.
Alfred
Schobert und Siegfried Jäger (Hg.): Mythos Identität.
Fiktion mit Folgen. Edition des Duisburger Instituts für Sprach-
und Sozialforschung (DISS) im Unrast Verlag 2004. 236 S. (NB793) 18
Euro
Allenthalben ist zu hören, Nationen seien reine
Mythen, Konstrukte, bloße Fiktionen kollektiver Identität,
denen in Wirklichkeit keine reale Existenz zukomme. Es gehe deshalb
darum, die „Fiktion Nation“ zu kritisieren und ihre
Irrealität bloßzustellen. Der Begriff „Nation“
reklamiere eine eben nur fiktive, nicht tatsächliche gemeinsame
Herkunft oder gar Abstammung, die Homogenität einer Volks- oder
Schicksalsgemeinschaft, eine gemeinsame Sprache und Kultur und
ähnliche Eigenschaften. Das ist ja auch nicht falsch. Allerdings
greift eine solche Kritik zu kurz und übersieht, daß
derartige Konstruktionen und Fiktionen reale und ganz konkrete Folgen
haben, Folgen, die keineswegs verschwinden, wenn ihre Fiktionalität
als solche analysiert und benannt wird: Sicherung von Besitzständen
führt zu Kriegen, die Hypostasierung der gemeinsamen Abstammung
nährt Rassismus und Antisemitismus. Auf diesem Hintergrund ist
zu verstehen, weshalb die Deutungs-Kämpfe um Vorstellungen von
„nationaler Identität“, einem Terminus, der von ganz
rechts in die Mitte der Gesellschaft eingedrungen ist, mit so großer
Leidenschaft ausgetragen werden. Heute geschieht dies umso heftiger,
als nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, im Zuge von
EU-Integration und -Erweiterung und angesichts des globalen
Terror-Kriegs die alten Fiktionen transformiert werden (müssen).
In Verbindung damit sind auch subjektive Identitäten, die sich
auf Identifikationen mit den jeweiligen nationalen (stilisierten)
Geschichten stützen konnten, erodiert. Daraus resultieren neue
Anforderungen an die Subjekte, die zwischen Identitäts-Angeboten,
-Anforderungen und -Zumutungen vor den Fragen „Wer bin ich?“
und „Wer ist der/die andere“ stehen.
Mit Beiträgen
von Semra Celik, Ivan Golobolov, Siegfried Jäger, Kurt Lenk,
Jobst Paul, Gudrun Quenzel, Alfred Schobert, Frank Wichert und Moshe
Zuckermann.
Martin
Dietzsch, Siegfried Jäger, Alfred Schobert (Hg.): Endlich ein
normales Volk? Vom rechten Verständnis der
Friedenspreis-Rede Martin Walsers. Eine Dokumentation. DISS 1999. 112
S. Im Großformat. Zahlreiche Faksimiles. (NB612) 12,80 Euro
Wie
reagierte die rechte und rechtsextreme Presse auf die
„Friedenspreis-Rede“ Walsers? Diese Dokumentation zeigt
unwiderleglich, daß die äußerste Rechte Walsers Rede
mit großer Begeisterung vereinnahmen konnte, ohne dazu sich
oder Walsers Rede verbiegen zu müssen. Und sie zeigt, warum das
so ist: Walsers Rede ist Teil des sich seit 1989 intensivierenden
diskursiven Prozesses, in dem der Rechtsdruck der politischen Mitte
und der RechtsDruck in der Mitte einander zuarbeiten.
Martin
Dietzsch, Siegfried Jäger, Helmut Kellershohn, Alfred Schobert:
Nation statt Demokratie. Sein und Design der „Jungen
Freiheit“. Duisburger Institut für Sprach- und
Sozialforschung (DISS) 2003. 248 S. Mit Abb. (NB651) 19,90
Euro
„Konservativ“ soll sie sein, oder auch
„umstritten“, folgt man der Selbstdarstellung der
Wochenzeitung „Junge Freiheit“. Eine längerfristig
angelegte, genaue Untersuchung der Zeitungspraxis zeigt allerdings,
daß dies Verharmlosungen sind. Die „Junge Freiheit“
ist programmatisch der Tradition des völkischen Nationalismus
verpflichtet. Die Nation als mythisch überhöhte
Abstammungsgemeinschaft wird gegen das neuzeitliche Verständnis
von Demokratie mobil gemacht - „Nation statt Demokratie“
ist das unausgesprochene Motto. Dabei entspricht die „Junge
Freiheit“ nicht der Klischee-Vorstellung, die viele von einer
„rechten Zeitung“ haben. Sie dosiert geschickt die
Kernideologeme des völkischen Nationalismus. So bewegt sich die
„Junge Freiheit“ mal getarnt, mal mit offenem Visier im
rechten Grenzraum des Verfassungsbogens und betreibt Woche für
Woche intellektuelle Aufrüstung wider die moderne demokratische
Gesellschaft, die als „dekadente Spaßgesellschaft“
abqualifiziert wird.
Regina
Wamper: Das Kreuz mit der Nation. Christlicher Antisemitismus in
der Jungen Freiheit. Unrast Verlag 2008 (Edition des
Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung). 208 S.
(NB1055) 22 Euro
Religion und Glaube spielen in der
völkisch-nationalistischen Wochenzeitung Junge Freiheit eine
zentrale Rolle. Dadurch werden Bilder von Juden und Judentum
vermittelt, die längst vergessen schienen. Diese Bilder, ihre
Verknüpfungen und Bezüge tradieren einen christlichen
Antisemitismus und ein Verhältnis zum Christentum, das sich
durch ein Zusammenspiel von christlich-fundamentalistischen Themen
und völkischem Nationalismus auszeichnet. Die in der Jungen
Freiheit vermittelten Bilder von Juden und Judentum belegen
gleichzeitig, daß Antijudaismus eine immer noch aktuelle Form
der Judenfeindschaft ist, und daß dieser christliche
Antisemitismus mit Strategien des modernen und sekundären
Antisemitismus verschränkt und gekoppelt ist. Die
diskursanalytische Studie richtet sich nach den zentralen Themen
dieser Diskurse. Dazu gehören z.B. die Rede des damaligen
Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann von 2003, in der er mit
antisemitischen Argumenten die Shoa zu relativieren versuchte, die
Diskussionen um den Film „Die Passion Christi“ von Mel
Gibson sowie die Debatte um das Buch „Die katholische Kirche
und der Holocaust“ von Daniel Jonah Goldhagen.
Heiko
Kauffmann, Helmut Kellershohn, Jobst Paul (Hg.): Völkische
Bande. Dekadenz und Wiedergeburt – Analysen rechter
Ideologie. Edition des Duisburger Instituts für Sprach- und
Sozialforschung im Unrast-Verlag 2005. 256 S. (NB875) 18 Euro
Die
nunmehr 200-jährige Kontinuität völkisch-faschistischer
Ideologien und Ideologeme muß die nachhaltige, widerständige
und aktuelle Analyse herausfordern – in theoretischer, aber
auch praktisch-politischer Absicht. In der Tat schärft die neue
Faschismusforschung den Blick dafür, wie sich
völkisch-faschistisches Denken heute transformiert hat, wie es
sich auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen etablieren und
Politik und Denken vereinnahmen kann. Im vorliegenden Band schlagen
die Autorinnen und Autoren den Bogen von der generischen
Faschismustheorie über eingehende Einzelanalysen und Fallstudien
bis zu Aspekten einer europäischen Lager-Mentalität, die
sich „rechten“ Visionen öffnet. Mit Beiträgen
von Martin Dietzsch, Roger Griffin, Ute Kurzbein, Kurt Lenk, Stefanie
Mayer, Marei Pelzer, Ulrich Prehn, Volker Weiß und Moshe
Zuckermann.
Jürgen
Peters & Christoph Schulze (Hg.): „Autonome Nationalisten“.
Die Modernisierung neofaschistischer Jugendkultur. Unrast Verlag 2009
(unrast transparent – rechter rand). 72 S. (NB1122) 7,80
Euro
Ein „Schwarzer Block“, Basecaps, dunkle
Kleidung und Parolen wie „Fight the system!“ – die
Verwirrung ist groß, seitdem vor einigen Jahren erstmals
„Autonome Nationalisten“ (AN) auf Neonazi-Aufmärschen
zu beobachten waren. Es handelt sich um eine Strömung in der
militanten Neonaziszene, die sich diverser Symbole, Codes und
Sprachformen bedient, die bisher in der Linken verortet waren. Was
hat es nun auf sich mit den AN? Haben wir es mit verkleideten
Neonazis oder mit einer neuen Form extrem rechter Jugendkultur zu
tun? Ist die Herausbildung der AN gewinnbringend für die extreme
Rechte oder führt sie zu weiteren Konflikten? Funktioniert der
Stilwandel tatsächlich reibungslos? Stellen die „Autonomen
Nationalisten“ eine neue Gefahr dar? Was läßt sich
aus der Enteignung der Form politischer Inszenierung lernen? Das Buch
nimmt Entstehungsgeschichte, Ideologie, politische Praxis, Habitus
und Selbstverständnis der AN unter die Lupe und beleuchtet ihr
Verhältnis zu anderen Organisationen der extremen Rechten.
interface (Hg.):
WiderstandsBewegungen. Antirassismus zwischen Alltag &
Aktion. Assoziation A 2005. 408 S. mit zahlr. Abb. (NB847) 19,50
Euro
Von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet wehren
sich Menschen gegen rassistische Verhältnisse. Sie schließen
sich in Heimen zusammen, protestieren gegen schlechte Versorgung,
gegen Schikane auf den Ämtern, gegen Abschiebungen und
Polizeigewalt. Sie bilden migrantische Netzwerke und Kooperationen
mit anderen Gruppen und starten Kampagnen. Das Buch zeigt die
Bandbreite aktueller antirassistischer Aktionsformen und
Interventionsmöglichkeiten auf und richtet einen
schlaglichtartigen Blick auf die Geschichte antirassistischen
Widerstands. Das Buch ist ein Bewegungsbuch im besten Sinne. Es
liefert nicht nur einen Blick auf die Bewegungen, sondern kommt aus
den Bewegungen.
Margret Jäger, Heiko Kauffmann (Hg.): Leben unter Vorbehalt. Institutioneller Rassismus in Deutschland. Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) 2002. 316 S. (NB636) 19,90 Euro
Rolf
van Raden: Patient Massenmörder. Der Fall Ernst Wagner und
die biopolitischen Diskurse. Edition DISS in Unrast Verlag 2009. 184
S. (NB1141) 24 Euro
Hirnforschung, die Täter der RAF,
Amokläufe in Schulen – in der Auseinandersetzung über
solche Themen beziehen sich Wissenschaftler und Journalisten bis
heute auf einen Mordfall, der sich vor einem knappen Jahrhundert
ereignete. Ernst August Wagner, Hauptlehrer aus Degerloch bei
Stuttgart, tötete in der Nacht vom 3. auf den 4. September 1913
seine Frau und seine vier Kinder. Anschließend erschoss er neun
weitere Menschen und verletzte elf schwer. Bis 1938 fristete er sein
Leben in einer psychiatrischen Anstalt. Immer wieder stellte er fest:
Er bedauere nicht, seine Kinder getötet zu haben, da sein ganzes
Geschlecht entartet sei. Hier traf sich die Rede des Mörders mit
der seines Arztes. Robert Gaupp, Leiter der Universitätsnervenklinik
Tübingen, machte Ernst Wagner zu seinem Fall und entwickelte an
ihm die Lehre von der echten Paranoia. Parallel dazu forderte der
angesehene Mediziner als Befürworter von Eugenik, Rassenhygiene
und Zwangssterilisation schon 1920 die „Vernichtung
lebensunwerten Lebens“. Die Studie untersucht das Geflecht
biopolitischer Diskurse, in dem sich der Mörder und sein Arzt
gemeinsam bewegten. Erstmals werden die den Fall bis heute
begleitenden Schriftdokumente aus Presse, Politik und Wissenschaft
erfaßt und kritisch kommentiert. Ausgehend vom Fall Wagner
weist der Autor nach, wie die Psychiatrie systematisch die Reichweite
ihrer Diskurse ausdehnte, bis im Nationalsozialismus schließlich
eliminatorische ärztliche Praktiken möglich wurden. Der
Täter Ernst Wagner und seine Psychiater erscheinen somit als
Referenzfiguren eines Jahrhunderts der Biopolitik, das keineswegs
1945 endete.
Angelika
Magiros: Kritik der Identität. „Bio-Macht“ und
„Dialektik der Aufklärung“ – Werkzeuge gegen
Fremdenabwehr und (Neo-)Rassismus. Edition DISS im Unrast-Verlag
2004. 284 S. (NB775) 18 Euro
Foucaults Geschichte der
Bio-Macht und die aufklärungskritische These Horkheimers und
Adornos repräsentieren höchst unterschiedliche Traditionen
der Moderne-Kritik. Doch sie treffen sich in einem Punkt: Beiden gilt
die Logik der Indentität – der Drang zu widerspruchsfreiem
„Einssein“ – als politisch gefährlichster
Bestandteil moderner Rationalität. In ihrer packend
geschriebenen Studie zeigt Angelika Magiros, wie gerade dieser
gemeinsame Kern der beiden Theorien für eine eingehende Analyse
moderner und (post-)modernster Formen der Fremdenfeindlichkeit
fruchtbar gemacht werden kann.
Jobst
Paul: Das [Tier-]Konstrukt – und die Geburt des Rassismus.
Zur kulturellen Gegenwart eines vernichtenden Arguments. Edition des
Duisburger Instututs für Sprach- und Sozialforschung (DISS) im
Unrast-Verlag. 400 S. (NB747) 24 Euro
Daß die
christlich-abendländische Kultur Rassismus, Antisemitismus und
Ausgrenzung hervorgebracht hat und hervorbringt, wird kaum betritten.
Doch wie ist das möglich? Die Studie ermittelt das Konstrukt vom
„Tier“ als destruktivstes und zugleich
widersprüchlichstes Stereotyp der westlichen Bildung. Alltag,
Philosophie und Wissenschaft bedienen sich darin seit Jahrhunderten –
und heute medial – eines gemeinsamen Codes, der Ausgrenzung und
Ungleichheit rechtfertigt. Zugleich bewahrt das aus der griechischen
Philosophie stammende „Tier“-Konstrukt den christlichen
Affekt gegen das Judentum auf. Dabei ist es gerade die
universalistische Ethik des Judentums, die noch heute gern als
„christliche“ Ethik vereinnahmt wird. Die Studie plädiert
für den Abschied vom „Tier“-Konstrukt und für
die längst überfällige kulturelle Hinwendung zur Ethik
der Gleichheit. Die Studie ist der diskursanalytischen Methode
verpflichtet und lenkt daher den Blick auf die Feinanalyse von
Texten.
Jürgen Elsässer: Braunbuch DVU. Eine deutsche Arbeiterpartei und ihre Freunde. Mit einem Vorwort von Jürgen Trittin. Konkret 1998. 144 S. (NB18) 10,15 Euro
Oliver Tolmein: Rechts durch die Mitte. Reportagen und Gespräche über die Ordnung der Verhältnisse. Konkret. (NB97) 14,50 Euro
Oliver Tolmein: Originalton Deutsch. Medien und rechte Gewalt. Konkret 1994. 144 S. (NB98) 11 Euro
Jörg
Fischer: Das NPD-Verbot. Espresso-Verlag 2001. 192 S. (NB525z)
15,90 Euro
Bundesregierung, Bundestag und Bundesrat sind sich
einig: Die NPD muß verboten werden! Dem widerspricht Horst
Mahler, Anwalt der NPD. Der Ausgang ist ungewiß. Der Autor war
als Jugendlicher bis zu seinem Ausstieg 1991 selber viele Jahre
Mitglied und Funktionär in NPD und DVU. Er weiß, wovon er
redet, und er befürwortet ein Verbot. Er begründet dies
detailliert und Kenntnisreich mit der Geschichte, der Praxis und der
Programmatik der NPD – gleichzeitig ist er sich bewußt,
daß ein Verbot kein Allheilmittel ist. Mit diesem Buch will der
die Erkenntnisse über die NPD vertiefen und verbreitern und
gleichzeitig zu einem offensiven Dialog über das Pro und Contra
eines Verbots beitragen.
Martin
Dietzsch und Alfred Schobert: V-Leute bei der NPD. Geführte
Führende oder Führende Geführte? Sonderausgabe der
Archiv-Notizen. DISS 2002. 42 S. Im Großformat. (NB613) 5
Euro
Diese Studie wurde von der Bundestagsfraktion der PDS in
Auftrag gegeben.
Matthias
Küntzel / Klaus Thörner: Goldhagen und die deutsche Linke.
Elefantenpress. (NB39z) 15,30 Euro
Wie die gesamte deutsche
Gesellschaft haben auch viele deutsche Linke zwischen „den
Nazis“ und „den Deutschen“ einen Gegensatz
konstruiert. Mit diesem Mythos hat Goldhagens Studie über
„Hitlers willige Vollstrecker“ aufgeräumt. Wie hat
die Linke auf diese Herausforderung reagiert, warum reproduziert auch
sie bis heute die Entlastungsargumente der deutschen
„Tätergemeinschaft“? Die Autoren führen diese
Haltung zum einen auf nationalistische Traditionen in der deutschen
Arbeiterbewegung zurück, zum anderen zeigen sie auf, daß
auch die Linken die Singularität des Holocaust nicht in ihrer
ganzen Dimension erfassen konnten und wollten. Sie gehen der
Befangenheit der deutschen Linken gegenüber den Verbrechen ihrer
Eltern und Großeltern auf den Grund und kommen zu dem Ergebnis,
daß „nach Goldhagen“ die Geschichte ihrer
Verleugnung neu aufgerollt werden muß, an der die deutsche
Linke – ob Ost oder West – erheblich mitgewirkt hat.
Birgit
Schmidt: Kein Licht auf dem Galgen. Ein Beitrag zur Diskussion um
KPD/SED und Antisemitismus. Unrast Verlag 2006. 104 S. (NB894) 11
Euro
„In der Historik und für die Linke gilt, daß
die KPD keine antisemitische Partei gewesen ist. Das ist richtig, und
stimmt dennoch nicht, denn angesichts des Siegeszuges der
Nationalsozialisten setzte die KPD-Führung auf die ideologische
Rückgewinnung der nationalisierten Massen und buhlte um den
'deutschen Arbeiter' auch dort, wo er sich bereits in SA- oder
SS-Uniform befand, und entschied sich damit eindeutig für die
Verfolger und nicht für die Verfolgten. Birgit Schmidt
analysiert berühmte Lagerromane (von Wolfgang Langhoff, Willi
Bredel u.a.) und weist nach, daß dort, wo Kommunisten dazu
angehalten waren, sich agitatorisch um die SS-Wachmannschaft zu
bemühen, einer Solidarisierung mit Juden, aber auch mit anderen
Opfern der NS, bewußt entsagt wurde. Die antisemitische
Verfolgungswelle in allen Staaten des Stalinschen Einflußbereiches
zu Beginn der 50er Jahre wurde in der DDR von der Literatur
flankiert, die den Zionismus mit Faschismus, gar mit
Nationalsozialismus gleichsetzte und ansonsten darum bemüht war,
das antisemitische Wesen des NS zu leugnen und die Kommunisten in den
Focus der Verfolgungen zu rücken. Nicht umsonst stellte Anna
Seghers im Rückblick auf diese Jahre in einer Erzählung den
Verrat eines Kommunisten an seinem jüdischen Genossen heraus.
Für sie blieb ein Hoffungsschimmer, Ein Licht auf dem Galgen,
wie sie ihre Erzählung nannte, aber tatsächlich provoziert
die (erneute) Lektüre von kommunistischer Literatur dazu, die
Einschätzung, daß die KPD (und in ihrer Folge die SED)
frei von Antisemitismus war, zu überdenken.“
(Klappentext).
Jürgen Elsässer, Andrei S. Markovits (Hg.): Die Fratze der eigenen Geschichte. Von der Goldhagen-Debatte zum Jugoslawien-Krieg. Elefantenpress 1999. 208 S. (NB75z) 15,30 Euro
Andreas
Dietl, Heiner Möller, Wolf-Dieter Vogel u.a.: Zum Wohle der
Nation. Elefantenpress 1998. 128 S. (NB40z) 10 Euro
Politiker
aller Parteien fordern nationale Gefolgschaft, Verzicht und
bedingungsloses Eingehen auf die Gesetze des weltweiten Wettbewerbs.
Alles wird dem untergeordnet: das Sozialsystem, die innere
Sicherheit, die Demokratie. Gewinnen wird, wer sich als innovativster
Manager des Unternehmens Deutschland präsentiert. Das Modell
einer autoritär formierten Konsendemokratie zeichnet sich ab,
die nur noch den zu Worte kommen läßt, der „deutsche“
Interessen formuliert.
Wolfgang Wippermann: Wessen Schuld? Vom Historikerstreit zur Goldhagen-Kontroverse. Elefantenpress. (NB41z) 12,74 Euro
Kurt
Pätzold: Kein Streit um des Führers Bart.
Kontroversen um Deutschlands „dunkle Jahre“ 1933 bis
1945. PapyRossa Verlag 2013. 424 S. (NB1253) 24,90 Euro
Aus
gutem Grunde rät der Volksmund von einem „Streit um des
Kaisers Bart“ ab. Um keinen Streit um den mickrigen Bart jenes
Führers, den der Titel meint, geht es Kurt Pätzold. Er
behandelt nicht Zweit- und Drittrangiges, sondern Fragen von Gewicht,
die an die zwölf Jahre des deutschen Faschismus zu stellen sind.
Die nach der Urheberschaft des Krieges, der in Europa im Mai 1945
endete, ist die zentrale. Gleichsam dahinter gibt es weitere Fragen,
die vielfach von heftigen Debatten begleitet werden: Wie kam Hitler
an die Staatsmacht? Welche Ursachen hatte das Zustandekommen seiner
Massengefolgschaft? Wie entwickelten sich die Lebensverhältnisse
der Deutschen? In welchem Grade wurden sie vom National- und
Rassenchauvinismus geleitet? Wollten sie mehrheitlich den Krieg?
Warum folgten sie ihrem Führer „bis zum Endsieg“?
Waren sie „willige Vollstrecker“ der antisemitischen
Politik? Warum ist die Erfindung eines Götz Aly, die kleinen
Leute seien „Nutznießerchen“ des Regimes gewesen,
heute so willkommen?
Kurt Pätzold, Prof. Dr. phil, *1930.
Befasst sich seit einem halben Jahrhundert mit der Geschichte des
deutschen Faschismus. Er lehrte und forschte zu DDR-Zeit an der
Friedrich-Schiller-Universität in Jena, am Institut für
Geschichte der Akademie der Wissenschaften und der
Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist Mitglied der Leibniz
Sozietät. Seine speziellen Forschungsgegenstände bilden
Antisemitismus, Judenverfolgung sowie die Fragen nach der
Massengefolgschaft des Naziregimes.
Achim
Greser: Der Führer privat. Mit einem Nachwort von Wiglaf
Droste. Edition Tiamat. (NB1241) 10 Euro
"Weil die
wissenschaftliche Kritik ihren Gegenstand als seriös
voraussetzt, wurde immer eins unterschlagen: daß Hitler eine
vollkommen lächerliche und alberne Figur war. Diese tiefe
Weisheit hat Achim Greser in 44 Bildern festgehalten."
(Klappentext). Bekannt aus „Titanik“.
Kurt
Pätzold: Der Führer ging, die Kopflanger blieben. Ein
historisches Finale und aktuelle Kontroversen. PapyRossa Verlag 2005.
144 S. (NB898) 12,90 Euro
Der Führer ging, aber nicht
von alleine! Warum das so kam und nicht anders, welcher Anstrengungen
und Opfer es gerade in den dramatischen letzten Monaten noch
bedurfte, damit Deutschland und die Welt ihn loswurden, macht Kurt
Pätzold im ersten Teil seines Buches deutlich. Dabei zeigt er am
Beispiel Dresdens, welche Schrecken der Wahn vom Endsieg bis 5 nach
12 auch für die deutsche Zivilbevölkerung verursachte. Die
Kopflanger blieben und melden sich immer lautstärker zu Wort.
Selbst Autoren, die einst ein X von einem U unterscheiden konnten,
sehen heute nur noch deutsche Opfer. Oder entdecken medienwirksam
„Hitlers Volksstaat“ und einen ominösen „nationalen
Sozialismus“, nehmen damit die Demagogie der Nazis und den
Schein der faschistischen Volksgemeinschaft für bare Münze
und lassen die realen Interessen verschwinden, die des Führers
Politik bedingten. Davon handelt der zweite Teil.
Dr. phil. Kurt
Pätzold, geboren 1930, war bis 1992 Professor für deutsche
Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin. International
renommierter Historiker und Faschismusforscher.
Reiner
Fenske: Vom „Randphänomen“ zum „Verdichtungsraum“.
Geschichte der „Rechtsextremismus“forschungen seit 1945.
Unrast Verlag 2013. 190 S. (NB1269) 16 Euro
Das Buch geht von
der Beobachtung aus, dass eine völlige Konfusion über
Begriffe und Begriffsinhalte in den Forschungen zur „extremen
Rechten“ vorherrscht. Indem die Wissens- und Begriffsgeschichte
des „Rechtsextremismus“ in der Bundesrepublik im Kontext
des Kalten Krieges (Walter Lippmann) geschrieben wird, zeigt sich, in
welchem politisch hochgradig umkämpften Feld sich verschiedene
Ansätze herausbilden, behaupten oder marginalisiert werden.
Seit
1945 bis in die frühen 1990er Jahre wird eine Kontinuität
bestimmter Deutungsmuster in der Bundesrepublik deutlich. Als
öffentlich besonders wirkmächtig hat sich dabei im Gefolge
der Totalitarismustheorie die „Extremismustheorie“
erwiesen, die seit etwa Mitte der 1970er Jahre zur offiziellen
Deutungslinie für den „Rechtsextremismus“ wurde. Das
hat bis heute erhebliche Ausblendungen und Verkürzungen zur
Folge. Diese sind teils schon im Begriff „Extremismus“ an
sich angelegt, teils werden sie aber auch verstärkt durch eine
wissenschaftspolitische Einflussnahme seitens der Politik sowie
staatlicher Behörden.
Abschließend werden neuere
Ansätze der Forschung vorgestellt und diskutiert, inwiefern sie
sich für eine Neukonzipierung der Forschung zur extremen Rechten
eignen. Stärkerer Aufmerksamkeit bedürfen demnach Studien
zum Bildungssystem sowie zur leistungs- und arbeitsbezogenen
Wertesozialisation, um zu einem neuen integrierenden Ansatz gelangen
zu können.
Wolfgang
Wippermann: Umstrittene Vergangenheit. Fakten und Kontroversen
zum Nationalsozialismus. Elefantenpress (NB42z) 20,40 Euro
Die
NS-Vergangenheit prägt die Gegenwart, wie zuletzt die
Goldhagen-Kontroverse und die Wehrmachtsausstellung gezeigt haben.
Dabei ist die Geschichte des Nationalsozialismus besonders intensiv
erforscht, aber auch besonders kontrovers gedeutet worden. Das Buch
informiert über die Geschichte und Forschungsgeschichte des
Nationalsozialismus.
Alexander
Bahar, Wilfried Kugel: Der Reichstagsbrand. Geschichte einer
Provokation. Papyrossa Verlag 2013. 360 S. (NB1279) 17,90 Euro
Wer
hat im Februar 1933 den Reichstag angezündet? Die Kontroverse um
diese Frage reißt bis heute nicht ab. Bisher vollzog sich die
Debatte indes ohne Kenntnis von 50.000 Seiten Original-Akten, die in
Moskau und in der DDR lagerten. Sie wurden 2001 erstmals von
Alexander Bahar und Wilfried Kugel ausgewertet. Ihr Fazit: Die noch
immer verbreitete These einer Alleintäterschaft des Holländers
van der Lubbe ist nicht zu halten. Vielmehr weisen alle
dokumentierten Fakten auf Teile der SA unter Federführung des
damaligen Reichstagspräsidenten Hermann Göring als Urheber
hin. Die Autoren fassen in populärer Form ihre wichtigsten
Forschungsergebnisse zusammen: Der Brandverlauf, die anschließenden
Ermittlungen sowie die von den ermittelnden Behörden
unterdrückten Hinweise auf Täter, Hintermänner und
Mitwisser werden detailliert rekonstruiert. Die Darstellung wird
ergänzt durch eine Dokumentation der noch immer andauernden
Bemühungen, die wirklichen Brandstifter zu entlasten.
Ernst
Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und
nach 1945. Fischer Taschenbuch, aktualisierte Ausgabe 2005, Aufl.
2015. 736 S. (NB1104) 16,95 Euro
Das Lexikon informiert mit
4.300 Artikeln ausführlich über die wichtigsten Personen
aus Justiz, Kirchen, Wohlfahrtseinrichtungen, Kultur, Wirtschaft,
Publizistik, Wissenschaft, Medizin, Polizei, Wehrmacht sowie über
tragende Personen aus NSDAP, SA und SS. Das Personenlexikon
informiert außerdem über dren Karrieren nach 1945, soweit
diese ausfindig zu machen waren.
Erich
Später: Villa Waigner. Hanns Martin Schleyer und die
deutsche Vernichtungselite in Prag 1939–45. Konkret Texte 2009.
100 S. (NB1135) 12 Euro
Mit der Besetzung Prags begann am 15.
März 1939 eine sechsjährige deutsche Terrorherrschaft über
das „Reichsprotektorat Böhmen und Mähren“. Es
wurde dem deutschen Herrschaftsbereich eingegliedert, von deutschen
Konzernen und Banken ausgeplündert, das Eigentum seiner 80.000
jüdischen Bürger an deutsche Banken, Konzerne, Gemeinden,
Wohlfahrtsverbände und Zehntausende Volksgenossen verteilt.
Erich Später schildert den Prozess der Entrechtung, Enteignung,
Deportation und Ermordung der tschechischen Juden. Beispielhaft
rekonstruiert er die Enteignung und Ermordung des jüdischen
Ehepaares Waigner, dessen Prager Villa ein begehrtes Objekt der
Begierde hoher Nazifunktionäre wurde. Den Zuschlag für die
„Judenvilla“ erhielt schließlich der SS-Offizier
Hanns Martin Schleyer. Die Geschichte der Villa Waigner und hier
erstmals publizierte Dokumente über das Schicksal der jüdischen
Besitzer sowie über die Nazikarriere der Bewohner ihrer
arisierten Villa machen die Erkenntnis unausweichlich: Ohne Männer
wie Hanns Martin Schleyer Schleyer wäre weder der
Vernichtungskrieg im Osten noch der Holocaust möglich gewesen.
Norbert
Frei (Hg.): Karrieren im Zwielicht. Hitlers Eliten nach 1945.
Campus-Verlag 2002. 364 S. Hc. (NB598) 25,50 Euro
Hitlers
Eliten – die schwere Hypothek der jungen Bundesrepublik. Fast
alle Unternehmer und Juristen, Journalisten, Militärs und
Mediziner, die dem NS-Regime gedient hatten, konnten ihre Karrieren
nach 1945 fortsetzen. Das Buch zur großen ARD-Serie
dokumentiert die Geschichte dieser beklemmenden Kontinuität.
Otto
Köhler: Hitler ging – sie blieben: Der deutsche Nachkrieg
in 16 Exempeln. Edition Berolina. 192 S. (NB1331) 9,99 Euro.
Otto
Köhler skizziert 16 schaurige biographische Porträts zum
Thema NS-Kontinuität in der BRD. Seine hier versammelten
Schriften zeichnen ein eindeutiges Bild: Die Bundesrepublik hat sich
als Rechtsnachfolgerin des NS-Staates nie eindeutig mit dem
faschistischen Erbe auseinandergesetzt oder sich ideell wie personell
distanziert. Nach wie vor ungeheuerliche Lektüre zu einem immer
noch aktuellen Problem.
Otto Köhler: Hitler ging, sie blieben. Der deutsche Nachkrieg in 16 Exempeln. Konkret 1996. 154 S. (NB4) 10,15 Euro
Janis
Schmelzer: IG Farben – vom „Rat der Götter“.
Aufstieg und Fall. Schmetterling Verlag 2006. 200 S. (NB945) 14,80
Euro
Die IG Farben hat von zwei Weltkriegen profitiert
und war in die Politik der jeweiligen Machthaber verstrickt. Die
Verbrechen des deutschen Chemie-Kartells, dem u.a. Bayer, Hoechst und
BASF angehörten, sind belegt und bekannt, weniger jedoch die
Methoden, Kunstgriffe und Maßnahmen, die zu seiner Machtfülle
und zu deren Mißbrauch führten. Davon ist in diesem Buch
vorrangig die Rede. Es soll einen wesentlichen Beitrag zum
Verständnis des Phänomens IG Farben leisten, vor allem
dazu, wie ein gut bürgerliches, international anerkanntes
Unternehmen sich zum NS-Musterkonzern entwickeln konnte. Darüber
hinaus kann man dieses Buch nicht nur als fundierte und faktenreiche
historische Darstellung, sondern auch als zeitloses Lehrstück
für die verhängnisvolle Verquickung von Politik,
militärischer und wirtschaftlicher Macht verstehen.
Eberhard
Czichon: Deutsche Bank – Macht – Politik. Faschismus,
Krieg und Bundesrepublik. PapyRossa Verlag 2001. 328 S. (NB511) 18,50
Euro
Wie war das mit der Deutschen Bank im Fachismus? Welche
Rolle hat sie bei der „Arisierung“ der Wirtschaft
gespielt? Wie hat sie an Zwangs- und Sklavenarbeit, an Rüstung
und Krieg profitiert? In welcher Form war sie an der Ausplünderung
der besetzten Länder beteiligt? Wie konnte sie ihre
wirtschaftliche Macht über den Krieg hinwegretten und ihren
politischen Einfluß restaurieren? Eberhard Czichon hat
Aktenbestände ausgewertet, die einst in der DDR lagerten und
heute bei der Deutschen Bank ruhen. Er führt seine vergriffene
Studie fort und äußert sich auch zu dem legendären
Prozeß, den Hermann Josef Abs und der Bankvorstand gegen ihn
anstrengten.
Ulrich
Sander (Hg.): Von Arisierung bis Zwangsarbeit. Verbrechen der
Wirtschaft an Rhein und Ruhr 1933 bis 1945. PapyRossa Verlag 2012.
348 S. mit zahlr. s/w-Abb. (NB1217) 16,90 Euro
Zum Beispiel
Krupp. Der Konzern habe sich stets um einen humanen Kapitalismus
bemüht, berichtete das Fernsehen zum 200jährigen
Firmenjubiläum. Ob da auch an die zwölf Jahre nach 1933
gedacht war? Das letzte Tabu sei gebrochen, hatte es mit Blick auf
die verdienstvolle Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“
geheißen. Aber „blinde Flecken“ blieben trotzdem.
So in einem Bereich, der weniger lautstark diskutiert wird, jedoch
mindestens ebenso wichtig war für die Funktionsweise der
faschistischen Herrschaft in Deutschland wie die Wehrmacht: Die Rolle
von Wirtschaftsführern und Unternehmen bei faschistischen
Planungen für Krieg und Massenmord, als Akteure und insbesondere
als Profiteure. Das Buch stützt sich auf selbstrecherchiertes
Material von Geschichtswerkstätten und VVN-BdA, um an Verbrechen
der wirtschaftlichen Eliten an Rhein und Ruhr zu erinnern: Von Abs
bis Zangen, von Flick bis Quandt, von IG Farben bis Oetker-Pudding,
von Arisierung bis Zwangsarbeit. Und auch Krupp wird nicht vergessen.
Ulrich
Sander: Der Iwan kam nur bis Lüdenscheid. Protokoll einer
Recherche zur Zwangsarbeit. PapyRossa Verlag 2015. 238 S. (NB1307)
15,90 Euro
Ulrich Sander konnte rund 7.500 Personenakten von
Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus dem Raum Lüdenscheid
erkunden und damit vermutlich 1.500 Überlebenden zu einer
Entschädigung verhelfen. Mit Hilfe des Stadtarchivs erforschte
er die Morde an einer unbekannten Zahl von Montenegrinern wie an
Insassen des Arbeitserziehungslagers Hunswinkel. Dieser Teil seiner
Tätigkeit gehört zu den düstersten
Enthüllungsgeschichten seines Arbeitsjournals. Es zeigt auf, mit
welchen Methoden und von wem die ohnehin mühsamen
Nachforschungen erschwert wurden: durch örtliche Wirtschaft,
konservative Politik, einen Einbruch mit Datenklau im Rathaus bis hin
zur Verweigerung, an der Aufklärung mitzuwirken. Diese ist noch
nicht abgeschlossen. Auf der Tagesordnung stehen Entschädigungen
für sowjetische ZwangsarbeiterInnen mit
Kriegsgefangenenschicksal, für die griechischen und
italienischen Opfer der Wehrmachtsverbrechen sowie die ungesühnten
Verbrechen der Reichsbahn.
Ulrich Sander, Jg. 1941. Journalist
und freier Autor. Bundessprecher der Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten
(VVN - BdA). Zahlreiche Bücher und Zeitschriftenbeiträge.
Kurt
Pätzold: Deutschland 1933-39 Vorkrieg. PapyRossa
Verlag 2016 Reihe Basiswissen. 152 S. (NB1360) 9,90 Euro
"Basiswissen" bringt in handlicher Form leicht
verständliche kritische Einführungen in Grundbegriffe aus
Politik, Geschichte, Gesellschaft und Ökonomie.
Das war
noch vor dem Kriege. Der Satz gehörte zu den Zeitbestimmungen
der Deutschen, die 1945 dem Tod an den Fronten und in den
Bombennächten entkommen waren. Zunehmend mit den Jahren,
verklärte sich ihnen vielfach ihr Leben zwischen 1933 und 1939,
verglichen mit jenem danach. Wie also hatten sie in diesem »Dritten
Reich« wirklich gelebt, als ihnen der »Führer«
seine Friedensliebe wieder und wieder beteuerte? Warum hatten sie
diesem Adolf Hitler geglaubt? Und warum so viele und so lange, bis
sie an jenem 1. September sich in den Krieg gestürzt sahen, den
sie nun aber nicht verlieren wollten? Nicht schuldlos und ohne
eigenes Zutun wurde die Mehrheit des deutschen Volkes in diesen
Vorkriegsjahren tatsächlich betrogen und für Ziele
eingenommen, von denen sie sich zum eigenen Nutzen besser abgewandt
hätte. Es sind dies die Jahre, in denen sie konditioniert wurde
für das, was kommen sollte: Massenhaft verübte Verbrechen
an anderen Völkern. Der Abriss jener sechseinhalb Vorkriegsjahre
ist auch ein Buch gegen Legenden und noch immer verweigerte
Erkenntnisse.
Kurt
Pätzold: Deutschland 1939-45 Krieg. PapyRossa Verlag 2016
Reihe Basiswissen. 132 S. (NB1361) 9,90 Euro
Dieser Band
setzt den zeitlich vorausgehenden fort. Wie dieser will auch er dem
Bedürfnis nach kompakter, womöglich erster Information über
das Geschehen gerecht werden. Anhand der hier dargestellten
fünfeinhalb Jahre lässt sich exemplarisch studieren, wie
Kriege gemacht und wie Völker in sie hineingetrieben werden.
Auch lässt sich ihnen Auskunft darüber abgewinnen, wie
Menschen dazu gebracht werden konnten, sich als »Volksgenossen«
wider ihre eigenen – unbegriffenen – Grundinteressen zu
verhalten, an der Front und in der Heimat, die kein Hinterland mehr,
sondern zunehmend Schauplatz eines selbst verschuldeten Bombenkrieges
war. Warum haben sie für die Rüstung geschuftet? Warum über
Jahre Nächte in Luftschutzkellern erduldet? Warum bis zum
bitteren Ende Befehle befolgt, die sie in den Tod jagten? Was haben
sie sich bei alledem gedacht, was erwartet, was erhofft? Solche
Fragen stehen im Zentrum des Bandes. Die Geschichte von nicht ohne
eigene Schuld missbrauchten Millionen.
Kurt
Pätzold / Manfred Weißbecker: Geschichte der NSDAP
1920 bis 1945. PapyRossa Verlag Sonderausgabe 2002. 582 S. Hc. Mit
Abb. (NB599) 14,95 Euro
Umfassende Gesamtdarstellung der
politischen, ideologischen und organisatorischen Entwicklung der
NSDAP.
Reinhard Kühnl: Der deutsche Faschismus in Quellen und Dokumenten. PapyRossa Velag, 7. durchgesehene und erweiterte Auflage 2000. 544 S. (NB194) 12,60 Euro
Reinhard Kühnl: Faschismustheorien. Ein Leitfaden. Aktualisierte Neuauflage. Distel Verlag 1990. 368 S. Pb. (NB406) 15,25 Euro
Reinhard
Kühnl: Faschismus. Ursachen und Herrschaftsstruktur. Eine
Einführung. Vierte, überarbeitete Auflage (1998). Distel
Verlag. 136 S. Pb. (NB594) 10 Euro
Der deutsche Faschismus:
Ursachen. Grundelemente der Herrschaftsstruktur. Der „Sozialismus“
der Nationalsozialisten. Die Bedeutung der preußischen
Tradition. Faschismus als allgemeine Erscheinung: Ursache des
Faschismus in Europa zwischen den Weltkriegen. War der
Nationalsozialismus ein Faschismus? Was ist Faschismus?
Reinhard
Kühnl, Gerd Wiegel u.a.: Die extreme Rechte. Zur neueren
Entwicklung in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien.
Distel Verlag 1998. 192 S. (NB851) 10 Euro
Die extreme Rechte
hat in wichtigen europäischen Ländern Einfluß
gewonnen auf das politische Klima und die politischen
Entscheidungsprozesse – besonders in Deutschland, Österreich,
Frankreich und Italien. Welches ist der gesellschaftliche Boden, auf
dem rechtsextreme Ideologien und Bewegungen gedeihen können?
Welche Gemeinsamkeiten weist die Entwicklung der extremen Rechten in
diesen vier Ländern auf und welche Unterschiede sind erkennbar?
Kurt
Gossweiler: Großbanken, Industriemonopole und Staat.
Ökonomie und Politik 1914 bis 1932. Papyrossa Verlag 2013. 380
S. (NB1256) 24 Euro
1971 erstmals veröffentlicht, haben
die Forschungsergebnisse von Kurt Gossweiler zur deutschen
Wirtschaftsgeschichte in Kaiserreich, Erstem Weltkrieg und Weimarer
Republik nichts an Bedeutung verloren. Es geht um die Frage, wie die
Industrie- und Finanzkonzerne ihre ökonomische in politische
Macht umsetzten, wie sie um Einfluß auf den Staatsapparat
konkurrierten, welche unterschiedlichen Strategien sie in der Innen-
und Außenpolitik verfolgten und wie ihre grundsätzlichen
Interessen trotz aller Gegensätze zu gemeinsamen Zielsetzungen
führten. Wie stets auf ein enormes Archivmaterial gestützt,
geht Gossweiler Problemstellungen nach, die in der aktuellen
Geschichtsschreibung vernachlässigt werden, und deckt die
Wurzeln für Entstehung und Entwicklung unterschiedlicher
Gruppierungen im deutschen Finanzkapital auf. Besonderen Wert legt er
auf die oft vernachlässigte Rolle der Großbanken und den
Einfluss des US-Finanzkapitals und einer an ihm orientierten Fraktion
in den deutschen Wirtschaftseliten.
Kurt
Gossweiler: Kapital, Reichswehr und NSDAP. Die Frühgeschichte
– 1919 bis 1924. PapyRossa Verlag 2011. 472 S. Pb. (NB1192) 28
Euro
Mit seiner 1982 erstmals erschienenen Arbeit erschloss
Kurt Gossweiler ein enormes Quellenmaterial zum sozialen Ursprung und
Charakter des deutschen Faschismus, zur Frühgeschichte der NSDAP
und zu ihren Verbindungen mit maßgeblichen Kreisen in
Wirtschaft, Militär und Politik. Er untersucht die Entstehungs-
und Entwicklungsbedingungen von Faschismus allgemein und im
Besonderen von dessen deutscher Variante, die sich selbst als
Nationalsozialismus bezeichnete, und zeigt, aus welchen politischen
und ideologischen Wurzeln sie hervorging. Ausführlich setzt sich
Gossweiler mit diversen Spielarten der Hitlerlegende auseinander. Er
zeichnet ein realistisches Bild der Person Hitler, ihrer politischen
Funktion und Wirkung. Damit hilft er, die Frage zu beantworten, wie
es der Nazi-Bewegung und ihrem „Führer“ wenige Jahre
später gelingen konnte, zur Macht zu gelangen, danach Schritt
für Schritt die Deutschen nahezu vollzählig hinter sich zu
bringen und sie schließlich fast widerstandslos ins Verderben
zu führen.
Kurt
Gossweiler: Der Putsch, der keiner war. Die Röhm-Affäre
1934 und der Richtungskampf im deutschen Faschismus. PapyRossa Verlag
2009. 500 S. (NB1132) 28 Euro
Daß die Mordaktion vom
Juni 1934, der der Stabschef der SA, Ernst Röhm, zusammen mit
einem Großteil von deren Führungskorps zum Opfer fiel,
eine Präventivmaßnahme gegen einen drohenden Putsch
gewesen sei, glaubt kaum noch jemand. Bis heute hält sich
dagegen die Auffassung, es habe sich dabei um eine persönliche
Abrechnung und eine bloße Machtintrige innerhalb der
Nazi-Führung gehandelt. Allenfalls wird darin noch ein
Machtkampf zwischen Reichswehrgeneralität und SA-Führung
gesehen. Demgegenüber weist Kurt Gossweiler in seiner erstmals
1983 erschienenen und lange vergriffenen Untersuchung auf der Basis
eines umfassenden Archiv- und Quellenstudiums nach, wie unzulänglich
solche Interpretationen sind. Überzeugend belegt er, daß
die damaligen Ereignisse Ausdruck eines Richtungskampfes zwischen den
mächtigsten Kapitalgruppen und zugleich der Versuch waren, eine
Krise, die der faschistischen Diktatur in ihrer Konsolidierungsphase
drohte, mit einem Gewaltstreich zu beenden.
Reinhard Opitz: Liberalismus – Faschismus – Integration. Edition aus dem Nachlaß in drei Bänden: Bd. 1: Liberalismus – Integration Bd. 2: Faschismus Bd. 3: Die „Röhm-Affäre“ BdWi-Verlag 2000. Drei Bände zus. 1496 S. (NB56) 152,40 Euro
Reinhard Opitz: Faschismus und Neofaschismus. Pahl-Rugenstein 1996. 476 S. (NB57) 25,50 Euro
Reinhard Opitz: Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945. Pahl-Rugenstein. 1072 S. (NB58) 34,75 Euro
Hannah Arendt: Macht und Gewalt. Mit einem Interview von Adelbert Reif. Serie Piper. 144 S. (NB749) 9,99 Euro
Hannah
Arendt: Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des
Bösen. Mit einem einleitenden Essay von Hans Mommsen. Serie
Piper 1986. 448 S. (NB800) 14 Euro
„Das Beunruhigende
an der Person Eichmanns war doch gerade, daß er war wie viele
und daß diese vielen weder pervers noch sadistisch, sondern
schrecklich und erschreckend normal waren und sind. Vom Standpunkt
unserer Rechtsinstitutionen und an unsren moralischen
Urteilsmaßstäben gemessen, war diese Normalität viel
erschreckender als all die Greuel zusammengenommen.“ Hannah
Arendt
Alexander
und Margarete Mitscherlich: Die Unfähigkeit zu trauern.
Grundlagen kollektiven Verhaltens. Serie Piper 396 S. (NB396) 12,95
Euro
Ihre Weigerung, die Vergangenheit wahrzunehmen und zu
verarbeiten, war in der Nachkriegszeit als kollektives Phänomen
der Deutschen zu beobachten. Hellsichtig decken die beiden Autoren
verborgene, unbewußte Einstellungen und Verhaltensschemata auf,
die bis in die Gegenwart wirken.
Otto-Ernst
Duscheleit: Von der Waffen-SS zum Friedensdienst.
Mein Weg aus Schweigen und Vergessen. Mit einem Nachwort von Jürgen
Müller-Hohagen. Verlag Brandes & Apsel 2006. 208 S. mit Abb.
(NB986) 19,90 Euro
Otto-Ernst Duscheleit zeigt, daß
es auch für jemanden, der als junger Mann zum Handlanger eines
unmenschlichen Systems wurde, eine Alternatzive zum Verschweigen und
Verdrängen gibt. Er ist den Älteren ein Beispiel, daß
es nie zu spät ist, sich kritisch mit der eigenen Geschichte
auseinanderzusetzen. Und er wendet sich an die Jüngeren, indem
er mahnt, dem Faschismus nie wieder eine Chance zu geben.
Kurt
Pätzold: Im Rückspiegel: Nürnberg.
Der Prozeß gegen die deutschen Hauptkriegsverbrecher 1945/46.
PapyRossa Verlag 2006. 256 S. (NB961) 16,90 Euro
Die
Idee, mit Hitler und anderen herausragenden Führern des
Nazireiches „kurzen Prozeß“ zu machen, wurde im
Verlauf den Zweiten Weltkrieges vielfach erörtert. Durchgesetzt
hat sich demgegenüber der Plan, sie vor ein Internationales
Militärtribunal zu stellen. Das geschah einige Monate nach
Kriegsende in Nürnberg. Unwiderlegbare Beweise für
unglaubliche Tatsachen wurden gerichtsnotorisch gemacht. Das
blockierte die Stilisierung von Verbrechern zu Märtyrern. Den
wichtigsten Prozeß der Neuzeit nimmt der Berliner Historiker
Kurt Pätzold in den Rückspiegel. Er verfolgt Höhepunkte
im Verlauf des Gerichtsverfahrens, beleuchtet das Verdienst der
Ankläger, die Rolle der Angeklagten und ihrer Verteidiger und
die Prozeßführung durch die Richter der vier Mächte,
wendet sich dem zeitgenössischen Echo in Deutschland und dem der
späteren Jahre in den beiden deutschen Staaten sowie –
nach 1990 – in der vergrößerten Bundesrepublik zu.
Eine Chronik von der Vorgeschichte des Prozesses bis in unsere Tage
beschließt den Band.
Kurt
Pätzold: Stalingrad und kein Zurück. Wahn und
Wirklichkeit. Militzke-Verlag. (NB641) 17,90 Euro
Am 23.
November 1942 schloß eine sowjetische Großoffensive den
Ring um die von Generaloberst Friedrich Paulus geführte 6.
Armee. Die Schlacht um Stalingrad erreichte ihren entscheidenden
Wendepunkt. Der Autor konzentriert sich auf Fragen, die bis heute
umstritten sind: Wovon ließen sich Hitler und seine Berater
leiten, als sie im Frühjahr 1942 eine Million deutscher Soldaten
auf einen extrem abenteuerlichen Feldzug schickten? Was ging in dem
Armee-Oberbefehlshaber Paulus und den eingeschlossenen Generalen vor,
als sie sich in aussichtsloser Lage jedes eigenen Entschlusses
enthielten, ihre Untergebenen zu retten? Wie blickten die
militärischen Führer, die sich in Gefangenschaft begaben
und überlebten, auf ihre Rolle zurück? Pätzolds Buch
umfaßt den Zeitraum vom Frühjahr 1942 bis zum Ende des
Winters 1943. Es mündet in die Auseinandersetzung um die Frage,
wie es den Machthabern gelingen konnte, die politische, militärische,
propagandistische und psychologische Krise nach der Niederlage in
Stalingrad zu überwinden und das skrupellose Konzept „Wenn
nicht Sieg, dann Untergang“ bis in die Maitage des Jahres 1945
zu verfolgen.
Margaret Collins Weitz: Frauen in der Résistance. Unrast Verlag 2002. 428 S. Hardcover mit Schutzumschlag. Abbildungen. (NB801) 25 Euro
Florence
Hervé (Hg.): Mit Mut und List.
Europäische Frauen im Widerstand gegen Faschismus und Krieg.
PapyRossa Verlag. 294 S. Mit einigen Abbildungen. (NB1454)
17,90 Euro
Im
Mai 2020 jährt sich zum 75. Mal die Befreiung von der
Terrorherrschaft des deutschen Faschismus. Zu ihr trug der Widerstand
von Menschen in ganz Europa bei, darunter waren zahlreiche Frauen.
Oftmals unter Lebensgefahr kämpften sie für Freiheit,
Demokratie und Menschenrechte, für internationale Solidarität
und ein friedliches Zusammenleben der Völker. Diese Frauen haben
zudem die ihnen zugewiesene hergebrachte Geschlechterrolle
durchbrochen und ihre Emanzipation gelebt. Erst im Jahr 2019 hat der
Bundestag beschlossen, den Beitrag von Frauen zum deutschen
Widerstand zu würdigen – der mutige Widerstand in anderen
europäischen Ländern blieb unerwähnt. In dem von
Florence Hervé herausgegebenen Band werden hingegen 75 Frauen
aus mehr als zwanzig Ländern vorgestellt. Ein breites Team von
Wissenschaftlerinnen und Journalistinnen aus ganz Europa hat dazu
beigetragen. Sie vervollständigen das historische Bild vom
antifaschistischen Widerstand um die Frauenperspektive und machen
zugleich Mut für den Einsatz gegen Neofaschismus,
Rechtspopulismus, Fremdenhass, Sexismus und Krieg.
Mit
Beiträgen von Sabine Bade, Tina Berntsen, Gisela Blomberg, Antje
Dertinger, Irene Fick, Cristina Fischer, Erni Friholt, Mechthild
Gilzmer, Christiane Goldenstedt, Lia Gorter, Frits Grimmelikhuizen &
Manja Pach, Mareen Heying, Mari Jonassen, Beate Kosmala, Kathrin
Mess, Ulrike Müller, Frédérique Neau-Dufour,
Regina Scheer, Helga W. Schwarz, Hanni Skroblies, Ingrid Strobl,
Christl Wickert sowie der Herausgeberin Florence Hervé.
Manfred
Tietz: „Meinen Mund schließt nur der Tod“.
Mathias Thesen 1891-1944. Eine biographische Dokumentation.
Pahl-Rugenstein Verlag 2007. 230 S. Mit Abb. (NB1048) 16,95 Euro
Ein
politisches Porträt des Duisburger KPD-Reichstagsabgeordneten
und Widerstandskämpfers Mathias Thesen in Bildern, Berichten und
Dokumenten – erweitert durch biographische Notiten über
einige seiner engsten Familienangehörigen, Weggefährten und
Mithäftlinge.
Hellmut
G. Haasis: „Den Hitler jag ich in die Luft“. Der
Attentäter Georg Elser. Biografie. Neue, überarbeitete
Ausgabe. Edition Nautilus 2009. 400 S. mit 25 s/w-Illustrationen.
(NB1137) 22 Euro
München, 8. November 1939: Alles war
sorgfältig vorbereitet. In dreißig Nächten hatte
Georg Elser im Pfeiler hinter dem Rednerpult eine Bombe installiert.
Doch kurz bevor sie explodierte, hatte Hitler, früher als sonst,
den Bürgerbräukeller verlassen. Zum gleichen Zeitpunkt war
der Attentäter durch aberwitzige Umstände bereits
verhaftet. Noch während Hitler seine Zuhörer gegen England
aufstachelte, hatte Elser bei Konstanz versucht, unbemerkt in die
Schweiz zu gelangen. In seiner Jackentasche fanden die Zöllner
eine Postkarte des Bürgerbräukellers, die den „illegalen
Grenzgänger" später zum Verdächtigen machte. Er
wurde an die Gestapo nach München ausgeliefert und dort nach
schweren Folterungen zu einem Geständnis gezwungen. Am 9. April
1945 wurde der schwäbische Widerstandskämpfer im KZ Dachau
ermordet. Bis dahin suchte die Gestapo in endlosen Verhören nach
den „Hintermännern“. Hitler und Himmler wollten
nicht glauben, daß Elser allein gehandelt hatte; es mußte
Drahtzieher geben. Es gab sie aber nicht – ein Umstand, der
später auch die Historiker verwirrte: Ein Handwerker, der keiner
politischen Gruppe angehörte, ein Einzelner, der früh
erkannte, daß der Kriegstreiber Hitler nur mit Gewalt gestoppt
werden kann, passte in keine ideologische Schublade. „Das
Buch beschämt auch die bürgerliche Geschichtsschreibung,
die sich lange weigerte, einen Mann zu akzeptieren, der das
frühzeitig zu tun versuchte, wozu die deutschen Eliten aus
Militär, Adel und Großbürgertum nicht fähig
waren.“ Wilhelm von Sternburg in „Die Zeit“.
Peter-Paul Zahl: Johann Georg Elser. Ein deutsches Drama. Trotzdem Verlag. 128 S. (NB796) 10 Euro
Alexander
Goeb: Er war sechzehn, als man ihn hängte. Das kurze Leben
des Widerstandskämpfers Bartholomäus Schink. Rororo 1981.
192 S. (NB318) 8,99 Euro
Bartholomäus Schink war
Mitglied der Kölner „Edelweißpiraten“, einer
Jugendgruppe. Sie machten Wanderungen, sangen am Lagerfeuer bündische
Lieder und prügelten sich mit der HJ. Zuletzt führten sie
einen verzweifelten Partisanenkampf gegen die Gestapo. Am 10.11.1944
wurde der gerade 16jährige im Kölner Arbeiterviertel
Ehrenfeld öffentlich gehenkt. Er galt als „Staatsfeind“
und „Schwerverbrecher“ – und ist bis heute nicht
als Widerstandskämpfer anerkannt.
Mike
Steinhausen: Ruhrpiraten. Roman. Gmeiner
Verlag 2018. 406 S. Klappenbroschur. (NB1400) 16 Euro
Edelweißpiraten
Ruhrgebiet 1942. Während Deutschland im Gleichschritt
marschiert, träumen der 16-jährige Egon Siepmann und sein
Freund Fritz Gärtner von Freiheit und Abenteuer. Hin und her
gerissen zwischen dem Kampf ums Überleben, den Schikanen der
Hitlerjugend und der Verfolgung durch die Gestapo, suchen sie nach
ihrer Identität. Doch wer sich in dieser Zeit auflehnt, wird
bestraft. Und die Schergen des NS-Regimes kennen keine Gnade.
Das rote Hamborn. Politischer Widerstand in Duisburg von 1933 bis 1945. Begleitbuch zur Ausstellung im Kultur- und Stadthistorischen Museum vom 3. Mai 2017 bis zum 28.Januar 2018. Mercator-Verlag. 96 S., zahlreiche Abb. (NB1417) 12,90 Euro
Duisburg war ein Zentrum des politischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Geprägt durch Bergbau und Schwerindustrie gab es eine breite und gewerkschaftlich organisierte Arbeiterklasse, aus der heraus sich der Widerstand formierte. Die stärksten Widerstandsaktionen in Duisburg gingen von sozialdemokratischen und kommunistischen Gruppen aus. Das Thema "Widerstand in Duisburg" konzentriert sich auf den industriellen Norden der Stadt, auf den Stadtbezirk Hamborn. Doch auch die Widerstandsarbeit in benachbarten Stadtgebieten wie Meiderich oder Ruhrort und weiter südlich im "roten Hochfeld" mit seinen Industrieanlagen am Rhein wird schlaglichtartig vorgestellt. Mit dem großen Binnenhafen und der Rheinschifffahrt, mit seinem Verkehrsknotenpunkt im Westen des Ruhrgebiets und nahe den Niederlanden bot Duisburg für die Organisation des Widerstands ideale Voraussetzungen.
Ulrich
Chaussy, Gerd R. Ueberschär: „Es lebe die Freiheit!“
Die Geschichte der Weißen Rose und ihrer Mitglieder in
Dokumenten und Berichten. FISCHER Taschenbuch 2013. 542 S.,
einige Abb. (NB1423) 10,99 Euro
Die Weiße Rose ist
neben dem Widerstandskreis um Graf Stauffenberg heute eine der
bekanntesten Widerstandsgruppen im Dritten Reich. Kern der Münchner
Hitlergegner waren Hans Scholl, Alexander Schmorell, Sophie Scholl,
Christoph Probst, Willi Graf und Professor Kurt Huber. Zwischen 1942
und 1943 verbreitete die Gruppe sechs Flugblätter, in denen sie
zum Widerstand gegen das NS-Regime aufrief. Ihren Mut und ihre
Entschlossenheit, sich gegen die Nazi-Diktatur zur Wehr zu setzen,
bezahlten die sechs und ein weiterer Unterstützer, der Student
Hans Leipelt, mit dem Leben.
In diesem Band werden zum
ersten Mal die zentralen Dokumente zur "Weißen
Rose" kommentiert und historisch eingeordnet
wiedergegeben. Die Geschichte des Münchner Widerstandskreises
wird vor dem historischen Hintergrund des Krieges dargestellt und die
wichtigsten Akteure werden biographisch porträtiert.
Eindrucksvoll werden die dramatische letzte Aktion der Hitlergegner
im Lichthof der Münchner Universität, die Verhöre der
Gestapo und die Verhandlungen vor dem "Volksgerichtshof"
sowie die Verbreitung des "Manifests der Münchner
Studenten" auch noch nach deren Tod durch die
Alliierten geschildert.
Dieser Band enthält:
- die
zentralen Dokumente zur Weißen Rose, u. a. die
Vernehmungsprotokolle von Sophie und Hans Scholl,
Christoph Probst, Alexander Schmorell, Wilhelm Graf und Kurt Huber,
-
und die Flugblätter der Weißen Rose.
- die Geschichte
der Weißen Rose mit Biografien und Fotos ihrer Mitglieder,
-
eine Einordnung der Weißen Rose in den Kontext des deutschen
Widerstandes gegen Hitler nach 1943
- sowie eine
kommentierte Auswahlbibliographie.
"Ich würde
es genauso wieder machen." Sophie Scholl
Detlef
Bald: Die „Weiße Rose“. Von der Front in den
Widerstand. Aufbau Taschenbuch 2004. 256 S. Mit Abb. (NB742) 9,50
Euro
Tief erschüttert von den entsetzlichen Zügen
der Barbarei, wollten die Akteure der „Weißen Rose“
nicht mehr „nur“ über die Diktatur des Bösen
aufklären, sondern einen „Umsturz herbeiführen“,
damit staatliche Macht demokratisch gebändigt werden könnte.
Die Erfahrungen während des Einsatzes als Sanitätsfeldwebel
an der Ostfront im Sommer 1942 haben Hans Scholl, Alexander
Schmorell, Willi Graf, Hubert Furtwängler und andere Mitglieder
der Gruppe entscheidend motiviert, vom passiven zum aktiven
öffentlichen Widerstand überzugehen. Der Historiker Detlef
Bald belegt dies anhand unveröffentlichter Akten, Briefe und
Aufzeichnungen.
Pierre
Joffroy: Der Spion Gottes. Kurt Gerstein. Ein SS-Offizier im
Widerstand? Aufbau Taschenbuch 2002. 560 S. (NB582) 10 Euro
Kurt
Gerstein ist eine der widersprüchlichsten und rätselhaftesten
Gestalten der jüngeren deutschen Geschichte. Hochhuths
„Stellvertreter“ machte sein Schicksal in den 60er Jahren
bekannt. Der Regisseur Costa-Gavras setzt ihn in seinem Film „Der
Augenzeuge“ (mit Ulrich Tukur in der Hauptrolle) ein Denkmal.
Peter
Gingold: Paris – Boulevard St. Martin No. 11. Ein jüdischer
Antifaschist und Kommunist in der Résistance und der
Bundesrepublik. Hg. von Ulrich Schneider. PapyRossa Verlag 2009. 188
S. mit Abb. (NB1103) 14,90 Euro
Peter Gingold (1916-2006) war
einer der profiliertesten jüdischen Widerstandskämpfer und
Kommunisten in der Bundesrepublik. Besonders seit den 70er Jahren
trat er als Redner auf politischen Kundgebungen gegen Naziaufmärsche
und als Zeitzeuge in Schulen und bei Jugendgruppen auf. Er hatte viel
zu berichten: Die Zeit des aufkommenden Faschismus in Deutschland,
Exil in Frankreich und Widerstand in den Reihen der Résistance
(Illegalität, politische Agitation unter deutschen
Besatzungssoldaten, Flucht aus den Fängen der Gestapo und
Teilnahme am Aufstand zur Befreiung von Paris 1944). Den 8. Mai 1945,
das „Morgenrot der Menschheitsgeschichte“, erlebte er in
Turin mit der italienischen Resistenza. Zurückgekehrt nach
Deutschland, gestaltete er dort den politischen Neuanfang aktiv mit,
musste jedoch erleben, wie er und seine Familie danach fast zwei
Jahrzehnte der erneuten Verfolgung, der Ausbürgerung und des
Berufsverbots erlebten. Trotzdem verstand er sich stets als
„Mut-Macher“, seine Maxime: „Nie aufgeben!“
Karl Heinz Jahnke: Antifaschisten. Unbequeme Zeugen des 20. Jahrhunderts. Pahl-Rugenstein-Verlag Bonn 1994. 232 S.(NB151) 14,90 Euro
Karl Heinz Jahnke: Antifaschisten. Unbequeme Zeugen des 20. Jahrhunderts. Zweiter Band. Pahl-Rugenstein-Verlag Bonn 1996. 256 S.(NB149) 14,90 Euro
Allan
Merson: Kommunistischer Widerstand in Nazideutschland. Vorwort
Peter Gingold. Pahl-Rugenstein-Verlag 1999. 312 S. (NB150) 25,50
Euro
13 Jahre nach Erscheinen dieses Standardwerks des
britischen Historikers machte der Pahl-Rugenstein-Verlag das Buch in
deutscher Sprache zugänglich.
Gruppe
MAGMA: „Denn Angriff ist die beste Verteidigung“. Die
KPD zwischen Revolution und Faschismus. Pahl-Rugenstein 2001. 296 S.
Hc. (NB515) 18,50 Euro
„Die KPD zwischen Revolution und
Faschismus“ bedeutet zugleich eine zeitliche und inhaltliche
Eingrenzung: Für die Jahre 1918 bis 1933 will das Buch im ersten
Teil einen Überblick über das politische Profil wie über
die Faschismusanalyse der KPD im Rahmen der Weimarer Republik geben.
Im zweiten Teil wird danach gefragt, was für die Partei die
Kategorie Volk bedeutete, wie sie zu Nationalismus und Antisemitismus
sowie zur Frauenbewegung stand. Das Werk schließt mit fünf
prägnanten Thesen über die KPD.
Heinrich Hannover: Der Mord an Ernst Thälmann. Eine Anklage. Röderberg-Programm im Pahl-Rugenstein-Verlag. (NB152) 8,60 Euro
Emil Carlebach: Hitler war kein Betriebsunfall. Hinter den Kulissen der Weimarer Republik: Die Programmierte Diktatur. 7., aktualisierte und erweiterte Aufl. Pahl-Rugenstein 1996. 224 S. (NB153) 12,90 Euro
Günther Weisenborn: Der lautlose Aufstand. Bericht über die Widerstandsbewegung des deutschen Volkes 1933-1945. Röderberg-Verlag Frankfurt. (NB154) 20 Euro
Peter
Berens: Trotzkisten gegen Hitler. Neuer ISP-Verlag 2007. 224 S.
(NB1014) 19,80 Euro
Die aus starken „ultralinken“
kommunistischen Oppositionsströmungen entstandene Linke
Opposition der KPD (LO) an Rhein und Ruhr trat für die
Einheitsfront aller Arbeiter gegen den Nationalsozialismus ein.
Mitglieder einer westdeutschen LO-Kampfgruppe leisteten am 5. März
1933, dem Tag der Reichtagswahl, bewaffneten Widerstand gegen SA und
Polizei. In der Illegalität arbeiteten sie, nun als
Internationale Kommunisten Deutschlands (IKD), eng mit der
Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) zusammen. Der Schwerpunkt der
trotzkistischen Widerstandsarbeit lag in Betrieben, Kirchenkreisen
und legalen bürgerlich-jüdischen Organisationen.
Westdeutsche Exilanten waren führend in der Auslandsleitung der
IKD tätig. Ende 1935 konnte die Gestapo die Bezirksleitung
Rhein-Ruhr der IKD verhaften und viele Strukturen zerschlagen. Doch
auch danach ging die Widerstandstätigkeit u.a. in Zuchthäusern
und KZs weiter, wobei die Frauen eine wichtige Rolle spielten. Mit
dem Zweiten Weltkrieg brachen die Verbindungen zur Exilleitung ab,
die sich zudem vom Marxismus wegentwickelte. Nur wenige Überlebende
sorgten 1945 für einen Neuanfang.
Eugen
Kogon: Der SS-Staat. Das System der deutschen
Konzentrationslager. Heyne Taschenbuch. 432 S. (NB823) 10,99
Euro
Kogons Bericht stützt sich auf 150 Einzelprotokolle
und eigene Erlebnisse als Inhaftierter. Wiederholt wollte der Autor
sein Manuskript vernichten, so furchtbar war sein Inhalt. Aber er
verwirklichte seine Absicht, die nackte Wahrheit zu schildern,
objektiv, nichts zu verändern, nichts zu beschönigen und
nichts zu verschweigen. So entstand ein historisches Werk ersten
Ranges, das die Öffentlichkeit zum ersten Mal mit einer bis
dahin für unvorstellbar gehaltenen Wirklichkeit konfrontierte.
Emil Carlebach, Willy Schmidt, Ulrich Schneider: Buchenwald. Ein Konzentrationslager. Berichte, Bilder, Dokumente. Herausgegeben im Auftrag der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora. Pahl-Rugenstein-Verlag Bonn 2000, 2., verbesserte Auflage 2005. 192 S. im Großformat, zahlr. Abbildungen. (NB824) 24,90 Euro
Hans
Beimler: Im Mörderlager Dachau. Herausgegeben, kommentiert
und um eine biographische Skizze ergänzt von Friedbert
Mühldorfer. PapyRossa Verlag 2011. 194 S. Pb. mit 30
s/w-Abbildungen. (NB1210). 12,90 Euro
Kurz nach seiner
abenteuerlichen Flucht aus dem Konzentrationslager Dachau im Mai 1933
schrieb der schwer gefolterte bayerische Kommunist und
Reichstagsabgeordnete Hans Beimler nieder, was er dort hatte erleben
müssen. Die Veröffentlichung war eine Sensation und wurde
in mehrere Sprachen übersetzt, in internationalen Zeitungen
zitiert – und in Deutschland illegal verbreitet. Hans Beimler
wollte mit seinem Bericht zum Widerstand gegen die Nazidiktatur in
Deutschland und im Ausland aufrufen. Er selbst leistete zunächst
illegale Arbeit von Frankreich, der Tschechoslowakei und der Schweiz
aus, bevor er mit den ersten Freiwilligen nach Spanien ging, um dort
mit den Internationalen Brigaden gegen Franco zu kämpfen. Am 1.
Dezember 1936 fiel Hans Beimler vor Madrid. Erstmals in der
Bundesrepublik erscheint sein Erlebnisbericht in der Originalfassung,
ergänzt um Fotos und Dokumente sowie um Anmerkungen zu
Entstehungsgeschichte und zeitgeschichtlichen Hintergründen.
Außerdem wird von Friedbert Mühldorfer in einer
umfangreichen biographischen Skizze der Lebensweg des Antifaschisten
Beimler nachgezeichnet.
Friedbert Mühldorfer, *1951. Lehrer
an einem Münchner Gymnasium und Historiker, seit 1975 Mitarbeit
in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der
Antifaschistinnen und Antifaschisten, Landesverband Bayern. Seine
Arbeitsschwerpunkte sind Widerstand und Verfolgung im
Nationalsozialismus, Geschichte der Arbeiterbewegung,
Nachkriegsgeschichte.
Thomas
„Toivi“ Blatt: Sobibór – der vergessene
Aufstand. Aus dem Englischen übersetzt und mit
Nachbetrachtungen versehen von Heike Kleffner und Miriam Rürup.
Unrast Verlag – Reihe antifaschistischer Texte, 2004. 256 S.
Und 66 Bildtafeln. (NB761) 18 Euro
„Eines der
wichtigsten Ereignisse in der Geschichte von Sobibór und der
Geschichte des Holocaust überhaupt ist der Aufstand am 14.
Oktober 1943, der zum Ende des Lagers führte. Ich habe Sobibór
aufgrund dieses Aufstandes überlebt und habe seitdem immer das
Gefühl gehabt, daß seine Geschichte und die von Sobibór
als Ganzes erzählt werden muß.“
Artur Roth: Unter den Augen der SS. Otto Roth und der bewaffnete Aufstand im KZ Buchenwald. Pahl-Rugenstein-Verlag 1995. 200 S. Einige Abb. (NB157) 12,90 Euro
Gisela
Karau: Der gute Stern des Janusz K. Eine Jugend in Buchenwald.
Roman. Verlag 1900 Berlin 1994. 160 S. (NB158) 15,20 Euro
Dieses
Buch erzählt die wahre Geschichte einer Gruppe polnischer
Jungen, die 1939 ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt wird.
Als Robert Siewert, Maurer und selbst Gefangener in Buchenwald, die
Kinder im Lager ankommen sieht, faßt er einen Plan, wie sie vor
dem sicheren Tod gerettet werden könnten. Ob sein Plan gelingt?
„Es geht um die Vermittlung von historischem Wissen. Angesichts
rechtsradikaler Tendenzen der Gegenwart kann das Buch zugleich
helfen, jungen Lesern die Augen zu öffnen und sie zu warnen.“
(aus einer Empfehlung der Stiftung Lesen).
Katja
Limbächer, Maike Merten, Bettina Pfefferle (Hg.): Das
Mädchenkonzentrationslager Uckermark.
Unrast Verlag 2. Aufl. 2005. 328 S. (NB845) 18 Euro
Im
Frühjahr 1942 wurde das Mädchenkonzentrationslager
Uckermark von Häftlingen des Frauenkonzentrationslagers
Ravensbrück errichtet, 1945 zählte das Lager ca. 1.000
Mädchen und junge Frauen. Ein Erlaß von 1937 über die
„vorbeugende Verbrechensbekämpfung“ hatte die
Deportation von als „asozial“ kriminalisierten Mädchen
möglich gemacht. Bis heute kämpfen viele dieser Frauen um
ihre Anerkennung als Verfolgte und um einen dem Erinnern angemessenen
politischen Umgang mit dem Gelände des ehemaligen Mädchen-KZs.
Mitunter erhält man dabei den erschreckenden Eindruck der
Kontinuität der Diskriminierung dieser Frauen. Der vorliegende
Sammelband faßt Überlebensberichte, historisches Wissen,
neue Recherchen und Forschungsergebnisse zusammen. Darüber
hinaus werden anregende Diskussionen um eine mögliche Gestaltung
der Gedenkstätte geführt.
Ceija
Stojka: Träume ich, daß ich lebe? Befreit aus
Bergen-Belsen. Hg. von Karin Berger. Picus-Verlag 2005. 120 S. Ln.
(NB877) 14,90 Euro
„Mit der präzisen
Beobachtungsgabe einer Elfjährigen nahm Ceija in Bergen-Belsen
die Welt um sich herum auf. Als Zweiundsiebzigjährige beschreibt
sie diese Eindrücke nun in detailreicher und konkreter Sprache
und entwirft dabei Bilder von magischer Kraft. Ceija Stojka ist eine
großartige Erzählerin. Sie ist mit den Geschichten ihrer
Großmutter aufgewachsen und tief in der uralten Erzählkunst
der Rom verwurzelt. Das wird in ihrem Erinnern spürbar: Worüber
sie erzählt, ist oft schrecklich. Wie sie es erzählt, ist
wunderbar.“ (Klappentext).
Gisela Spier-Cohen: Weggerissen. Erinnerungen an Theresienstadt. Jonas Verlag 2006. 80 S. (NB953) 13 Euro
Conrad
Taler: Asche auf vereisten Wegen.
Berichte vom Auschwitz-Prozeß
PapyRossa Verlag.
Verbesserte und erweiterte Auflage, 172 Seiten. (NB1451)
13,90 Euro
Was
Holocaust-Überlebende als Zeugen im 1. Frankfurter
Auschwitz-Prozess (1963–1965) der Nachwelt überlieferten,
hat Conrad Taler für eine jüdische Zeitung in Wien
festgehalten. Zur Erstauflage seiner Berichte in Buchform im Jahr
2003 schrieb der Newsletter des Fritz-Bauer-Instituts, sie seien
außerordentlich lesenswert, weil der Autor eine brillante
Beobachtungsgabe besitze und weil ihn eine ungeheure Auditivität
auszeichne. „Talers Buch ist jedem zu empfehlen, der sich rasch
über den Verlauf des Auschwitz-Prozesses, über dessen
Höhepunkte und die im Gerichtssaal ausgetragenen Konflikte ein
Bild machen möchte. Jeder wird zudem durch Talers
außerordentliches sprachliches Darstellungsvermögen
belohnt.“ Zum 50. Jahrestag der Verkündung des Urteils
gegen Mitschuldige am größten Verbrechen der
Menschheitsgeschichte wird das Buch jetzt neu aufgelegt, ergänzt
unter anderem durch einen Aufsatz über den Initiator des
Verfahrens, den hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, aus der
Feder seiner Biografin Irmtrud Wojak.
Conrad Taler
(Kurt Nelhiebel), geboren 1927, Journalist und ehemaliger
Rundfunkredakteur, lebt in Bremen und ist als Autor für
Printmedien im In- und Ausland tätig. Für sein
publizistisches Lebenswerk wurde er 2014 mit dem Kultur- und
Friedenspreis der Villa Ichon in Bremen ausgezeichnet.
Ulrich
Schneider: Auschwitz.
PapyRossa Verlag, Reihe Basiswissen. 142 S. (NB1452)
9,90 Euro
Auschwitz
steht weltweit als Synonym für das – neben der
Entfesselung des Zweiten Weltkriegs und dem Vernichtungskrieg in den
besetzten Gebieten der Sowjetunion – schlimmste Verbrechen des
deutschen Faschismus: für den industriellen Massenmord an
Menschen, die nicht in seine Rassenvorstellung oder seine
Weltherrschaftspläne passten – Juden, Sinti und Roma,
Slawen, sowjetische Kriegsgefangene, politische Gegner oder wegen
ihrer sexuellen Orientierung aus der „Volksgemeinschaft“
Ausgegrenzte. Neben der Massenvernichtung in Auschwitz-Birkenau
umfasste der Gesamtkomplex des Lagers auch die „Vernichtung
durch Arbeit“ in Auschwitz-Monowitz, dem Buna-Werk der IG
Farben. Damit benennt das Buch auch die „Profi teure des
Todes“. Es bietet eine kompakte Einführung in die
Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz und
in die juristische Aufarbeitung dieses Menschheitsverbrechens. Dabei
kommen die Überlebenden selber vielfältig zu Wort. Mit
einem Geleitwort von Henri Goldberg, Präsident der Fondation
Auschwitz.
Ulrich Schneider, Dr. phil., *1954, Historiker,
Generalsekretär der Internationalen Föderation der
Widerstandskämpfer (FIR) sowie Sprecher der Vereinigung der
Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und
Antifaschisten (VVN-BdA).
Jules
Schelvis: Eine Reise durch die Finsternis. Ein Bericht über
zwei Jahre in deutschen Vernichtungs- und Konzentrationslagern.
Unrast Verlag 2005. 192 S. (NB811) 16 Euro
Am 1. Juni 1943
wurden von den deutschen Besatzern 3006 jüdische Männer,
Frauen und Kinder aus dem holländischen Durchgangslager
Westerbork in den Osten deportiert. Vier Tage später kamen sie
in dem ostpolnischen Dorf Sobibór an. Niemand konnte ahnen,
daß am Ende des Tages nur noch 81 junge Männer am Leben
sein würden. Der Autor dieses Buches, Jules Schelvis, war einer
von ihnen. An diesem Tag brach für Jules Schelvis eine Zeit von
zwei Jahren in deutschen Vernichtungs- und Konzentrationslagern an,
die ihn über die Stationen Sobibór, Dorohucza, Lublin,
Radom, Tamaszów, Auschwitz ins schwäbische Vaihingen
führte, wo er am 8. April 1945 befreit wurde. Er schrieb seine
„Reise durch die Finsternis“ direkt nach seiner Befreiung
auf. Dieses jetzt auf Deutsch erschienene Buch soll Zeugnis sein
gegen das Vergessen der Verbrechen des Nationalsozialismus.
Ihrer Stimme Gehör geben. Gegen das Vergessen. Überlebensberichte ehemaliger Häftlinge des KZ Flossenbürg. Hg. Von Bernhard Füßl und Sylvia Seifert (Arbeitsgemeinschaft ehemaliges KZ Flossenbürg e.V.). Pahl-Rugenstein 2001. 140 S. Pb. (NB609) 12,90 Euro
Jim
G. Tobias, Peter Zinke: Nakam – Jüdische Rache an
NS-Tätern. Konkret 2000. 176 S., einige Abb. (NB258z) 15,35
Euro
Kurz nach der Befreiung ist für den Großteil
der Holocaust-Überlebenden das Bedürfnis nach Rache
übermächtig. Weder Trauer noch Angst, weder Glück noch
Hoffnung: Kein Gefühl ist so stark wie das Verlangen nach
Vergeltung. Doch nur ein paar Dutzend ehemalige Partisanen,
KZ-Häftlinge und Angehörige der „Jewish Brigade“
setzen ihre Racheschwüre in die Tat um. Über ein halbes
Jahrhundert waren diese Pläne und Aktionen weitgehend unbekannt.
Jim G. Tobias und Peter Zinke suchten einige der ehemaligen „Rächer“
in Israel auf und befragten sie zu ihren Motiven und Reaktionen.
Zudem werteten sie bisher kaum bekannte Dokumente aus. vor 1119
Petra Bonavita: Mit falschem Pass und Zyankali. Retter und Gerettete aus Frankfurt am Main in der NS-Zeit. Schmetterling Verlag 2009. 192 S. mit zahlr. Abb. (NB1119) 19,80 Euro
Anne Frank: Tagebuch. Ergänzte Ausgabe mit einem Anhang. Fischer Taschenbuch 2015. 368 S. Mit Abb. (NB314) 10 Euro
Hans
Peter Richter: Damals war es Friedrich. Dtv junior –
Pocket-Bücher für Jugendliche. 176 S. (NB386) 6,95
Euro
Zwei Jungen wachsen im selben Haus auf und gehen in
dieselbe Schulklasse. Sie werden Freunde, und jeder ist in der
Familie des anderen daheim. Doch Friedrich Schneider ist Jude, und
allmählich wirft der Schatten des Nationalsozialismus seine
Schatten über ihn. Friedrichs Freund kann ihm immer weniger zur
Seite stehen. Langsam gleitet die Geschichte aus der heilen
Kinderwelt in ein unfaßbares Dunkel.
Uri
Orlev: Die Insel in der Vogelstraße. Ravensburger. 192 S.
(NB387) 5,50 Euro
Ein jüdisches Ghetto 1943: Bei der
Deportation der Juden kann der elfjährige Alex fliehen. Eine
Riune wird für 5 Monate seine Insel. Hier harrt er aus wie
Robinson, erlebt den Aufstand, die SS, aber auch die Zuneigung eines
Mädchens und endlich die Rückkehr des Vaters.
Julius
Fucik: Reportage unter dem Strang geschrieben. Erste vollständige
deutsche Ausgabe. Pahl-Rugenstein-Verlag 2000. 160 S. Hardcover mit
Bildteil. (NB209) 12,75 Euro
Geschrieben im Gestapogefängnis
Pankrác im Frühjahr 1943. Julius Fucik, Redakteur der
kommunistischen Zeitung Rude Pravo, war eine Schlüsselfigur des
tschechoslowakischen Widerstandes gegen die Nazi-Besatzung. Er wurde
1943 vom „Volksgerichtshof“ zum Tode verurteilt und
hingerichtet. Seine Aufzeichnungen wurden heimlich aus dem Gefängnis
geschmuggelt. 1989 zettelte Präsident und „Bürgerrechtler“
Vaclav Havel eine schäbige Verleumdungskampagne gegen den
ermordeten Widerstandskämpfer Julius Fucik an.
Wolfgang Wippermann: Konzentrationslager. Geschichte, Nachgeschichte, Gedenken. Elefantenpress 1999. 176 S. (NB81z) 13,75 Euro
Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. Durchgesehene und erweiterte Ausgabe. Fischer Taschenbücher 3 Bände im Schuber (NB155) 25,99 Euro
Raul Hilberg: Täter, Opfer, Zuschauer. Die Vernichtung der Juden 1933-1945. Fischer Taschenbuch 1996, 5. Aufl. 2011. 368 S. (NB311) 9,95 Euro
Kurt
Pätzold: Wahn und Kalkül. Der Antisemitismus mit dem
Hakenkreuz. PapyRossa Verlag 2012. 246 S. (NB1215) 15,90 Euro
Kurt
Pätzold, lehrte bis 1992 als Professor für Deutsche
Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin. International
renommierter Historiker und Faschismusforscher. Gegenstand des Buches
ist die Geschichte der Judenverfolgung und des Judenmordes, geplant
und befohlen von den Machthabern des faschistischen Deutschen
Reiches. Zudem befaßt es sich mit der Erforschung des
Verbrechens, mit der Juristen, nicht Historiker den Anfang machten.
Der Band schildert indessen nicht nur Ereignisse und Abläufe. Er
fragt nicht allein nach dem Was und dem Wer, dem Wann und dem Wie,
sondern auch nach dem Warum. Es geht also auch um die Motive,
Antriebe und Ziele derer, die zuerst die Vertreibung der Juden aus
dem Reichsgebiet, dann die Ermordung aller, derer sie in ihrem
Machtbereich habhaft werden konnten, in Gang setzten und lenkten. Die
Antworten werden aus dem Blick eines Historikers gegeben, der sich
mit dem bloßen Verweis auf die Ideologie der Rassisten mit dem
Hakenkreuz nicht begnügt. Durchmustert werden Resultate der
Forschung, dargestellt die Kontroversen, gestrige und heutige, und
markiert auch die blinden Flecken, die noch zu tilgen sind.
Ernst Klee: Was sie taten – Was sie wurden. Ärzte, Juristen und andere Beteiligte am Kranken- und Judenmord. Fischer Taschenbuch 1986. 368 S. Mit Abb. (NB312) 11,90 Euro
Ernst Klee: Persilscheine und falsche Pässe. Wie die Kirchen den Nazis halfen. Fischer Taschenbuch 1991. 192 S. Mit Abb. (NB313) 8,95 Euro
Uki
Goñi: Odessa. Die wahre Geschichte. Fluchthilfe für
NS-Kriegsverbrecher. Assoziation A 2006. 400 S. (NB944) 22 Euro
Der
Name „Odessa“ steht für eines der irritierendsten
Kapitel der Nachkriegsgeschichte: die massenhafte Flucht namhafter
NS-Kriegsverbrecher – unter ihnen Adolf Eichmann, Klaus Barbie
und Josef Mengele –, die sich mit Hilfe eines hoch
organisierten Netzwerkes der Gerichtsbarkeit entziehen konnten. Der
argentinische Historiker und Journalist Uki Goñi hat auf der
Basis langjähriger Recherchen in US-amerikanischen,
argentinischen und europäischen Archiven bisher unbekannte
Quellen erschlossen und durch 200 Zeitzeugeninterviews untermauert.
Seine umfassende Untersuchung zeichnet nach, auf welchen –
„Ratlines“ genannten – Fluchtrouten und mit Hilfe
welcher staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen es tausenden
von Nazis, Ustascha-Faschisten und Vertretern anderer europäischer
Kollaborationsregime gelang, nach Lateinamerika zu entkommen. Goñis
Standardwerk legt erstmals den Blick auf das gesamte Panorama dieser
komplexen Operation frei. Hauptaufnahmeland und zentrale Drehscheibe
war Argentinien unter Juan Domingo Perón. Die
Fluchthilfeorganisation verfügte über Basen in
Skandinavien, Spanien und Italien, aktive Hilfe leisteten Schweizer
Behörden – und im Vatikan liefen alle Fäden zusammen.
Inge Scholl: Die weiße Rose. Fischer Taschenbuch. 144 S. (NB161) 7,95 Euro
Gerd
R. Überschär (Hg.): Der 20. Juli. Das „andere
Deutschland“ in der Vergangenheitspolitik nach 1945.
Elefantenpress 1998. 448 S. (NB36z) 17,90 Euro
Mit
erheblicher Verspätung hat sich die Forschung nach 1945 mit dem
deutschen Widerstand gegen das Hitler-Regime auseinandergesetzt. Eine
Reflexion der Rezeptionsgeschichte dieses Themas, das gern auf das
Symboldatum „20. Juli“ verkürzt wird, stand jedoch
noch aus. Dieser Sammelband enthält Beiträge zum Umgang mit
diesem Kapitel deutscher Geschichte. Er befaßt sich u.a. Mit
der Haltung der Siegermächte, mit der Historiografie in
Westdeutschland und der DDR nach 1945, die sich auch in der
Darstellung in den Medien und Schulbüchern offenbarte, und mit
dem Umgang mit Überlebenden des deutschen Widerstands. Darüber
hinaus wird der Widerstand als „Bewältigungsproblem“
wichtiger Gesellschaftsbereiche wie z.B. Justiz, Kirche und Militär
thematisiert.
Hermann Nehls / Kurt Schilde (Hg.): Befreiung. Das Erbe des Nationalsozialismus aus gewerkschaftlicher Sicht. Elefantenpress 1996. 288 S. (NB45z) 12,80 Euro
Peter
Rau: Der Spanienkrieg 1936 – 39. PapyRossa Verlag 2012,
Reihe Basiswissen. 132 S. (NB1219) 9,90 Euro
„Basiswissen“
bringt in handlicher Form leicht verständliche kritische
Einführungen in Grundbegriffe aus Politik, Geschichte,
Gesellschaft und Ökonomie. Als im Juli 1936 in Spanien die
Reaktion gegen die demokratisch gewählte Volksfrontregierung
putschte und bereits nach wenigen Tagen die Schützenhilfe aus
Deutschland und Italien zugunsten der Militärs um Francisco
Franco unumstößlich bewiesen war, eilten Tausende
Antifaschisten aus aller Welt der Republik zu Hilfe und kämpften
in den legendären Internationalen Brigaden. Die Vorgeschichte
dieser Ereignisse wird hier ebenso beschrieben wie die umfangreiche
materielle Unterstützung Francos durch den internationalen
Faschismus. Thematisiert wird zudem die verhängnisvolle
Nichteinmischungspolitik der „Demokratien“ des Westens,
die – neben der massiven Intervention seitens Hitlers und
Mussolinis – letztlich für die Niederlage der Republik
verantwortlich war. Beleuchtet werden aber auch deren Versäumnisse
und Fehler sowie die Rolle der Kommunistischen Internationale als
Spiritus Rector der Interbrigaden und die nicht immer uneigennützige
Hilfe der Sowjetunion.
Fritz
Teppich (Hg.): Spaniens Himmel. Volksfront und Internationale
Brigaden gegen den Faschismus 1936-1939. Elefantenpress 1986/1996.
104 S. Im Großformat mit zahlreichen Abbildungen. (NB61z) 10,90
Euro
Ausstellungskatalog. Mit einer Einleitung von Hermann L.
Gremliza
Harry
Fisher: Comrades. Bericht eines US-Interbrigadisten im spanischen
Bürgerkrieg. Mit einem Vorwort von Pete Seeger. Pahl-Rugenstein
2001. 248 S. Hc. (NB610) 18,40 Euro
Gegen den Faschismus in
Spanien kämpften auch rund 3000 US-Interbrigadisten. Wer waren
diese Amerikaner, die als erste ihr Leben gegen den Faschismus in
Europa in die Waagschale warfen und in den USA nach 1948 in der
McCarthy-Ära Verfolgungen durch das FBI ausgesetzt waren. Hier
berichtet einer, der dabei war.
Ulrich
Sander: Mörderisches Finale. NS-Verbrechen bei Kriegsende.
PypyRossa 2008. 192 S. (NB1046) 14,90 Euro
Kurz vor der
Befreiung wurden im Frühjahr 1945 Tausende Nazigegner
»ausgeschaltet«. Gegen deutsche und ausländische
Antifaschisten wie gegen Wehrmachtssoldaten, die sich am Wahnsinn
nicht mehr beteiligen oder ihm ein Ende bereiten wollten, wurde ein
groß angelegter Mordfeldzug in Gang gesetzt, um einen
antifaschistischen Neubeginn nach dem Krieg im Keime zu ersticken.
SS, Gestapo, aber auch einfache NSDAP-Mitglieder, Volkssturmmänner
und Hitlerjungen nahmen teil an Massakern im Ruhrkessel, an
Erschießungen in vielen Städten und Dörfern, am Mord
an Gefangenen aus KZs und Zuchthäusern auf Todesmärschen,
an Standgerichten gegen Deserteure. Die Verbrechen in der
allerletzten Phase des Krieges waren sowohl örtliche Amokläufe
als auch Teil der Nachkriegsplanungen des deutschen Faschismus.
Ulrich Sander bilanziert das Ausmaß der Verbrechen, um die
Opfer dem Vergessen zu entreißen und die Täter zu
benennen. Er liefert eine erste – wenn auch unvollständige
– Gesamtdarstellung dieser Vorgänge. Mit einem
Personenregister.
Ulrich
Sander: Mord im Rombergpark. Tatsachenbericht. Hg. Vom
Internationalen Rombergparkkomitee. Grafitverlag Dortmund 1995. 120
S. (NB140z) 6,05 Euro
Die alliierten Truppen standen schon
vor Dortmund, als die SS Gegner des Naziregimes im Rombergpark und in
der Bittermark ermordete. Diese Morde dienten schon der
Nachkriegspolitik der Nazis: Wenn sie schon nicht mehr selbst
herrschen konnten, so sollten es ihre Geldgeber und kapitalkräftigen
Nutznießer tun. Auf keinen Fall sollten die Linken, die
Arbeiterbewegung bestimmen dürfen.
Robert
Merle: Der Tod ist mein Beruf.
Roman. Aufbau-Verlag Berlin. 304 S. (NB141) 12,99
Euro
Tatsachenroman
über das Leben des KZ-Kommandanten von Auschwitz Rudolf Höß.
Von Theodor Kotula verfilmt (“Aus einem deutschen Leben“).
Kurt
Goldstein: Wir sind die letzten - fragt uns. Spanienkämpfer,
Auschwitz- und Buchenwaldhäftling. Reden und Schriften
(1974-2004) mit einer autobiographischen Einführung.
Pahl-Rugenstein-Verlag 1999, 2. stark erweiterte Auflage 2004. 328 S.
(NB825) 24,90 Euro
„Wesentlicher Teil meiner Beziehung
zur jüdischen Kultur ist das, was sie zur deutschen Kultur
beigetragen hat. Jeder, der es wissen wollte, der wußte, daß
ich gewissermaßen drei Bürden mit mir durchs Leben trage:
Deutscher zu sein, das war nach 1945 nicht ganz einfach. Und dann war
ich Kommunist und Jude... Ich bin ein deutscher, jüdischer
Kommunist. In Deutschland bin ich geboren. Jude zu sein, das ist ein
Stück meiner kulturellen, und Kommunist zu sein, Teil meiner
politischen Identität.“
Esther
Bejarano / Birgit Gärtner: Wir leben trotzdem. Esther
Bejarano – vom Mädchenorchester in Auschwitz zur
Künstlerin für den Frieden. Hg. Vom Auschwitzkomitee in der
Bundesrepublik. Pahl-Rugenstein Verlag 2004. 264 S. Mit Abb. Hc.
(NB732) 19,90 Euro.
Esther Bejarano, Mitbegründerin und
Vorsitzende des Auschwitz-Komitees, Musikerin und unermüdliche
Zeitzeugin der NS-Verbrechen, legt den Erfahrungsschatz ihres
80jährigen Lebens in dieser Biografie vor.
Flora
Neumann: Erinnern, um zu leben. Vor Auschwitz; In Auschwitz; Nach
Auschwitz. Mit einem Vorwort und einem Nachwort von Peggy Parnass.
Konkret 2006. 128 S. (NB933) 15 Euro
Dieses Buch wurde
erstmals im Jahre 1988 geschrieben, es wurde 1991 im Eigenverlag
veröffentlicht. 1997 erschien eine ergänzte zweite Auflage.
Nun liegt eine neue, ergänzte und überarbeitete Ausgabe
vor.
Samuel
Willenberg: Treblinka. Lager / Revolte / Flucht / Warschauer
Aufstand. Unrast Verlag 2009. 240 S. (NB1097) 22 Euro
Samuel
Willenberg schildert in seinem Buch anschaulich den grausamen Alltag
im NS-Vernichtungslager Treblinka, in das er 1943 als 20jähriger
deportiert wird. Das erlittene Leid und die traumatischen Erfahrungen
im Lager Treblinka, seine Beteiligung an der Revolte, die er als
einer der wenigen Aufständischen überlebte, sind jedoch nur
ein Teil des Buches. Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem
Leben nach der Flucht im besetzten Polen. Anhand seiner prägnanten
Momentaufnahmen wird die doppelte Gefahr, denen Juden von der
deutschen Mordmaschinerie und gleichzeitig von polnischen
Nationalisten ausgesetzt waren, offensichtlich. Die Tragik dieser
Lebensumstände prägt Willenbergs Biografie. Zwar kämpfte
er im Warschauer Aufstand 1944 Seite an Seite mit polnischen
Partisanen, doch das Bekennnis seiner jüdische Herkunft ließ
ihn auch hier in Gefahr schweben. Trotz furchtbarer Erlebnisse
vergisst Samuel Willenberg nicht zu differenzieren – er erzählt
von der Hilfe und Unterstützung durch katholische Polen. Ohne
sie hätten er und sein Vater nicht überlebt. Samuel
Willenbergs Geschichte von Lager und Revolte, Flucht und Beteiligung
am Warschauer Aufstand basiert auf Erinnerungen, die unmittelbar nach
dem Krieg im Rahmen eines längeren Interviews mit ihm
aufgezeichnet wurden und die er 1984 in Israel niederschrieb, wo er
seit 1950 lebt.
Richard
Glazar: Die Falle mit dem grünen Zaun. Überleben in
Treblinka. Vorwort von Wolfgang Benz. Unrast Verlag 2008 (Reihe
antifaschistischer Texte). 200 S. (NB1036) 20 Euro
Richard
Glazar, einer der ganz wenigen Überlebenden des
Vernichtungslagers Treblinka in Europa, schildert seine Verschleppung
aus der Tschechoslowakei über das Ghetto Theresienstadt nach
Treblinka, wo 1942/43 900.000 Juden ermordet wurden. Glazar war dort
als einer der „Arbeitsjuden“ eingesetzt. Er überlebte,
weil ihm nach zehn Monaten während des Aufstands im Sommer 1943
als einem der wenigen die Flucht gelang. Bis zum Kriegsende konnte er
als „Fremdarbeiter“ getarnt in Deutschland untertauchen.
Seine Aufzeichnungen, die über vier Jahrzehnte unveröffentlicht
blieben, sind ein einzigartiges historisches Dokument und legen ein
bewegendes Zeugnis ab für die vielen Menschen, die Opfer der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden.
Ursel Hochmuth: Niemand und nichts wird vergessen. Biogramme und Briefe Hamburger Widerstandskämpfer 1933-1945. Eine Ehrenhain-Dokumentation in Text und Bild. Herausgegeben von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten Hamburg. VAS Verlag 2005. 254 S. mit zahlr. Abbildungen. (NB833) 17,80 Euro
Hana
Greenfield: Von Kolin nach Jerusalem. Erinnerungen. Konkret 1999.
112 S. (NB144) 12,50 Euro
Im Juni 1942 wurden die letzten
Juden der böhmischen Stadt Kolin nach Theresienstadt deportiert,
darunder die damals 15jährige Hana Greenfield. Bei der späteren
Deportation nach Auschwitz wird sie von ihrer Familie getrennt. 1944
wird sie als eine der wenigen, die Auschwitz lebend verlassen,
zusammen mit 500 anderen Häftlingen zu Aufräum- und
Fabrikarbeiten in Hamburg ausgesucht. „Fast ein Jahr leisteten
wir Sklavenarbeit unter schier unerträglichen Bedingungen –
vor den Augen der Hamburger Bevölkerung.“ Anfang 1945
wurden die Häftlinge in das KZ Bergen-Belsen deportiert, wo Hana
am 15. April die Befreiung erlebt. Über London kann sie nach
Israel emigrieren. Jahre später reist sie an die Orte ihrer
Vergangenheit.
Elfriede Brüning: Damit Du weiterlebst. Roman. Agimos-Verlag 1996. 204 S. (NB145) 10 Euro
Fania
Fénelon: Das Mädchenorchester von Auschwitz. Dtv. 384
S. (NB147) 9,90 Euro
„Das ist der Musikblock. Wir sind
das Frauenorchester vom Lager Birkenau...“ Eine tragische,
wahnwitzige, groteske Geschichte: ein Orchester, dessen Mitglieder
buchstäblich um ihr Leben spielen mußten. Authentisches
über den Holocaust.
Günther Schwarberg: Der Juwelier von Majdanek. Steidl Verlag Göttingen 1991. 256 S. (NB138) 8,50 Euro
Günther
Schwarberg: Der SS-Arzt und die Kinder vom Bullenhuser Damm.
Steidl Verlag. 176 S. Mit Abb. (NB608) 8,50 Euro
„Ich
kann mir nichts Verächtlicheres vorstellen, nichts Ekelhafteres,
als mit unwissenden Kindern zu experimentieren.“ Mit diesen
Worten des Anklägers in einem Prozeß gegen die Leiter des
Konzentrationslagers Neuengamme scheint viel von den Gefühlen
auf, die im Leser dieses Buches entstehen. Hier nämlich wird
berichtet über die barbarischen Experimente derer, für die
20 Kinder nur „Menschenmaterial“ waren. Über die
schließliche Ermordung der Kinder im Keller einer Hamburger
Schule. Über die Opfer, die Täter, die Hintergründe
und juristischen Nachspiele der Taten.
Lea
Rosh, Günther Schwarberg: Der letzte Tag von Oradour. Steidl
Verlag 1997. 144 S. Mit Abb. (NB607) 7,50 Euro
Oradour, ein
kleines Dorf in der Mitte Frankreichs, wird am 10. Juni 1944 von
einer Division der Waffen-SS heimgesucht: Brutal setzen die Deutschen
ihren Befehl, „den Ort niederzubrennen und ohne Ausnahme alle
Personen vom Säugling bis zum Greis zu vernichten“, in die
Tat um. Die Berichte dieses Buches lassen das Geschehen in seiner
ganzen grauenvollen Konkretheit noch einmal abrollen, erforschen aber
auch seine Vor- und Nachgeschichte. Die Biografie eines der Täter,
der erst 39 Jahre später zur Rechenschaft gezogen wurde, wird
dabei ebenso zutage gefördert wie die Versuche bis heute in der
Bundesrepublik nicht verurteilter „alter Kameraden“, ihr
Verbrechen zu vertuschen.
Victor Klemperer: Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933-1945. Aufbau Taschenbuch 1999. 8 Bände im Schuber. (NB187) 34,95 Euro
Victor
Klemperer: LTI. Notizbuch eines Philologen. Mit Anmerkungen von
Elke Fröhlich. Verlag Pholipp Reclam 2015. 420 S. (NB1302) 11,95
Euro
„LTI“, die Analyse der Sprache des
Nationalsozialismus und ihrer Wirkungsmacht, ist sowohl ein
Meisterwerk der Geschichtsschreibung als auch ein menschliches
Dokument von der Selbstrettung eines Sprach- und
Literaturwissenschaftlers in hoffnungsloser Zeit. Elke Fröhlich
hat den Text auf der Basis der von Victor Klemperer autorisierten
Ausgaben von Irrtümern und Fehlern gereinigt, die sich im Lauf
der Druck- und Erfolgsgeschichte des Buches eingeschlichen haben, und
ihn um einen umfangreichen Kommentar ergänzt, der sowohl den
zeitgeschichtlichen Kontext aufschließt als auch den immensen
Bildungshintergrund des Romanisten Klemperer.
Elke Fröhlich
war fast vier Jahrzehnte lang Mitarbeiterin am Institut für
Zeitgeschichte in München und leitete das
Editionsprojekt der Tagebücher von Joseph Goebbels.
Alfred Andersch: Der Vater eines Mörders. Eine Schulgeschichte. Erzählung. Diogenes Taschenbach 1982. 144 S. (NB232) 7,90 Euro
Thomas Schmitz-Bender: Der Friede, der zum Krieg führt. Textbuch für die öffentliche Nachstellung des Münchener Abkommens 1938 im ehemaligen Führerbau in München am 3. Oktober 1996. Verlag Das freie Buch 1995. 174 S. (NB54) 8,60 Euro
Manfred
Weißbecker: Das Firmenschild: Nationaler Sozialismus. Der
deutsche Faschismus und seine Partei 1919 bis 1945. PapyRossa Verlag
2011. 218 S. Pb. (NB1193) 14,90 Euro
Als Bewegung, Ideologie
und Herrschaftsform prägte der Faschismus die erste Hälfte
des 20. Jahrhunderts. Um den im Zuge der Weltwirtschaftskrise sich
verbreitenden unklaren Antikapitalismus nach rechts hin umzulenken,
figurierte er in Deutschland als „nationaler Sozialismus“.
Dieser verbreitete nationalistische, terroristisch-antidemokratische,
expansions- und kriegsorientierte Denkweisen völkisch-rassistischen,
insbesondere auch antisemitischen Zuschnitts. Den
„Nationalsozialismus“ repräsentierte eine Partei,
die zur größten in der deutschen Parteiengeschichte
geriet. Ihre Geschichte belegt zugleich den förderlichen Umgang,
den Staatsbürokratie, rechte Parteien und Justiz in der Weimarer
Republik mit ihr pflegten. Manfred Weißbeckers „Wortmeldungen“
erhellen symptomatische Einzelereignisse und bieten eine Schau vom
Teil zum Ganzen. Da lassen sich vielfältige Hintergründe
erkennen sowie die Tatsache, daß eine pflegliche Behandlung der
extremen Rechten begleitet ist von immer schärferem Vorgehen
gegen Linke.
Richard
Gebhardt, Dominik Clemens (Hg.): Volksgemeinschaft statt
Kapitalismus? Zur sozialen Demagogie der Neonazis. PapyRossa
Verlag 2009. 188 S. (NB1146) 12,90 Euro
Ob „Global
dient dem Kapital – Sozial geht nur national“ oder
„Kapitalismus – Feind der Völker“, Neonazis
gehen mit „antikapitalistischen“ Parolen auf Stimmenfang.
Dabei kopieren NPD und „Freie Kameradschaften“ nicht nur
in ihrer Agitation gegen die neoliberale Agenda 2010 linke Slogans,
sondern ebenso bei der Kritik der Globalisierung. Erweitert wird
dieses Spektrum durch die „Autonomen Nationalisten“, die
sich als irritierende Imitation der rebellischen linken Jugendkultur
geben. Gerade bei ihnen spielen „antikapitalistische“
Parolen eine wichtige Rolle. Unterwürfige Mitläufer, die
nach einem Führer schreien und gezielt gegen demokratische
Kräfte vorgehen, inszenieren sich als Avantgarde einer
völkischen Revolte gegen den „vaterlandlosen“
High-Tech-Kapitalismus und recyceln die Propaganda des historischen
Faschismus. Das Buch fragt nach Herkunft und Wirkung des völkischen
„Antikapitalismus“, untersucht dessen soziale Demagogie
und fragt nach erfolgversprechenden Gegenstrategien.
Thomas
Kuban: Blut muss fließen. Undercover unter Nazis. Campus
Verlag 2012. 318 S. (NB1251) 19,99 Euro
Der Rechtsrock
schlägt den Takt, der eine ganze Jugendkultur bewegt –
europaweit. Unter Lebensgefahr hat der Undercover-Journalist Thomas
Kuban über Jahre hinweg Konzerte mit versteckter Kamera gefilmt
und unzählige weitere Veranstaltungen dokumentiert. Getarnt als
brauner Kamerad gewann er das Vertrauen von Szenegrößen.
In dieser Reportage schildert Kuban, wie die Neonazi-Bewegung so
stark werden konnte, daß sie eine politisch motivierte
Mörderbande wie den NSU möglich machte. Das Netzwerk, das
dabei zum Vorschein kommt, reicht bis in die Mitte der
Gesellschaft.
Kaum jemand weiß, wer Thomas Kuban ist –
gut für ihn! Denn der Undercover-Journalist hat unter
Lebensgefahr die Machenschaften der rechten Musikszene dokumentiert.
Getarnt als brauner Kamerad, filmte Kuban über 30 Konzerte von
Nazibands. Rechtsrock ist das Rekrutierungsinstrument der rechten
Haßprediger. Die packende Reportage schildert eine Neonaziszene
von erschreckendem Selbstbewußtsein, deren Netzwerk bis in die
Mitte der Gesellschaft reicht. Was passiert im Untergrund? Wie ziehen
die Szenegrößen ihre Strippen? Dieses Buch zeigt Ihnen den
Weg hinter die Kulissen.
„Es gibt nicht viele
Journalisten, die das Wagnis auf sich nehmen, Informationen aus dem
Inneren der gewaltbereiten Neonazi-Szene zu sammeln.“ (Der
Spiegel).
Wolf
Wetzel: Der NSU-VS-Komplex. Wo beginnt der Nationalsozialistische
Untergrund – wo hört der Staat auf? Unrast Verlag. 2.
aktualisierte und erweiterte Auflage 2013. 180 S. (NB1267) 14 Euro
13
Jahre blieb der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) unentdeckt.
Zehn Morde wurden begangen, zehn Mal verschoben die Behörden
verschiedener Bundesländer die Mordhintergründe ins
„ausländische Milieu“. Zehn Mal will man keine
„heiße Spur“ gehabt haben. Dennoch legte man alle
zehn Morde in die Blutspur des „organisierten
Verbrechens“.
Nachdem die Existenz des NSU nicht mehr zu
leugnen war, reihte sich eine Panne an die andere. Daß in allen
Behörden Beweise verschwinden, Akten verheimlicht,
Falschaussagen gemacht, ganze Aktenberge geschreddert werden,
beweist, daß weder „Behördenwirrwar“ noch
„Kommunikationschaos“ herrsch(t)en, sondern der
gemeinsame Wille, unter allen Umständen zu verhindern, daß
etwas ans Licht kommt, was den bisherigen Erklärungen
widersprechen würde.
Ab wie vielen Pannen muss man von
einem System sprechen? Wenn über zwei Dutzend V-Männer
hervorragende Kontakte zur neonazistischen Organisation „Thüringer
Heimatschutz“ und zu den späteren Mitgliedern des NSU
hatten, waren staatliche Stellen nicht etwa auf dem „rechten
Auge blind“, sondern ließen sehenden Auges zu, daß
über sieben Jahre hinweg zehn Morde begangen werden konnten.
Bodo
Ramelow (Hrsg.): Schreddern, Spitzeln, Staatsversagen.
Wie rechter Terror, Behördenkumpanei und Rassismus aus der Mitte
zusammengehen. VSA Verlag 2013. 240 S. (NB1254) 12,80 Euro
Der
rechte Terror des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) kostete
zehn Menschen das Leben. Er erwuchs aus dem Rassismus in der
Gesellschaft, der Verharmlosung der rechten Gefahr, dem
systembedingten Versagen der Geheimdienste und Behördenkumpanei.
Eine Spur braunen Terrors zieht sich durch Deutschland: neun Morde
mit derselben Waffe und die rätselhafte Hinrichtung einer
Polizistin. Den aus der Türkei und aus Griechenland stammenden
ermordeten Gewerbetreibenden und ihren Angehörigen schob man
Mitschuld in die Schuhe. Fazit der zahlreichen
Untersuchungsausschüsse: Schreddern, Spitzeln,
Staatsversagen.
In diesem Buch geht es zum einen um die
(Nicht-)Aufklärung der NSU-Verbrechen. Zum anderen wird gezeigt,
wie rechter Terror, das Versagen der Geheimdienste und der Rassismus
aus der Mitte zusammengehen.
„Der Rassismus aus der Mitte
der Gesellschaft, angetrieben auch durch die unerträglichen
Debatten der Politik um die Abschaffung des Asylrechts und die
Abschottung Deutschlands gegen Flüchtlinge, bereitete den Boden.
Rassismus – das ist neben all den offenen Fragen um das Agieren
des Staates das eigentliche Thema im Fall des NSU. Denn auch der
Rassismus, der Antisemitismus, der Antiziganismus und die
Islamophobie in der Gesellschaft sowie in Behörden führten
dazu, daß zuerst die Opfer des braunen Terrors und ihre
Angehörigen in den Fokus der Fahndungen gerieten und nie
ernsthaft Rassismus als Tatmotiv und Neonazis als Täter erkannt
wurden.“ (Aus dem Vorwort).
Bodo Ramelow ist Vorsitzender
der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag und
Vorstandsmitglied der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Kemal
Bozay, Bahar Aslan, Orhan Mangitay, Funda Özfirat (Hg.): Die
haben gedacht, wir waren das. MigrantInnen über rechten
Terror und Rassismus. PapyRossa Verlag 2016. 294 S. (NB1378) 16,90
Euro
Welche Spuren hinterlassen Rassismus und rechte Gewalt
in der migrantischen Community? Wie hat es sich auf die Opfer des
Nagelbombenanschlags in der Kölner Keuüstraße
ausgewirkt, dass sie selbst dieser Tat verdächtigt wurden? Zu
den Vorwürfen der Ermittler gehörten: Streit unter
türkischen Geschäftsleuten, Verbindungen zum
Rotlichtmilieu, dem Drogenhandel und zur Türsteherszene –
Innenminister Otto Schily schloss am Tag nach dem Attentat einen
terroristischen Hintergrund aus. Zum NSU-Komplex sind inzwischen
zahlreiche Publikationen erschienen, die Sichtweise der Betroffenen
hat dabei bisher wenig Raum bekommen. Opfer und ihre Angehörigen,
Persönlichkeiten aus Publizistik, Wissenschaft und Politik,
Akteure der antirassistischen Arbeit, Bekannte und Unbekannte,
allesamt mit Migrationshintergrund, nehmen in diesem Buch Stellung,
geben ihre Erfahrungen wieder, beleuchten die Auswirkungen des
NSU-Terrors sowie der um sich greifenden rassistischen Gewalt und
schildern, wie das auf sie wirkt und was sie dabei bewegt. Mit
Beiträgen von Lale Akgün, Emre Arslan, Bahar Aslan, Emine
Aslan, Caner Aver, Naim Balıkavlayan, Ali Ba ş, Tanıl
Bora, Kemal Bozay, Murat Çakır, Fatih Çevikkollu,
Karim Fereidooni, Tuna Fırat, Cemile Giousouf, Serap Güler,
Nuran Joerißen, Yılmaz Kahraman, Yasemin Karaka şoğlu,
Tayfun Keltek, Ahmet Küllahçı, Orhan Mangitay, Irene
Mihalic, Niema Movassat, Eymen Nahali, Yavuz Selim Narin, Miltiadis
Oulios, Cem Özdemir, Yücel Özdemir, Funda Özfırat,
Özge Pınar Sarp, Ali Şirin, Azize Tank, Ebru
Ta şdemir, Ayça Tolun, Akdem Ünal, Haci-Halil
Uslucan, Çağan Varol, İbrahim Yetim und Kutlu
Yurtseven.
Kemal Bozay, Dr. päd., Vertretungsprofessor an
der Fachhochschule Dortmund und Lehrbeauftragter an der Universität
zu Köln; Bahar Aslan, angehende Lehrerin für Englisch und
Sozialwissenschaften; Orhan Mangitay, wissenschaftliche Hilfskraft an
der Universität zu Köln, angehender Lehrer für
Geschichte und Sozialwissenschaften; Funda Özfirat,
angehende Lehrerin für praktische Philosophie und Geschichte,
absolviert derzeit ihren Master an der Universität zu Köln.
Patrick
Gensing: Terror von rechts. Die Nazi-Morde und das Versagen der
Politik. Rotbuch Verlag 2012. 240 S. mit Bildteil. (NB1240) 14,95
Euro
Die Liste rechtsextremer Überfälle, Morde und
Anschläge in Deutschland ist lang. Doch bislang hieß das
Prinzip Verdrängung. Und ein gängiges Klischee dazu
lautete: Neonazis terrorisieren allenfalls die ostdeutsche Provinz.
Die „NSU“ und die zehn Morde, die auf ihr Konto gehen,
haben dies auf schreckliche Weise widerlegt: Neonazis morden auch in
westdeutschen Metropolen, jahrelang, ungestört. Weitere Ignoranz
ist nun nicht mehr möglich. Ein beispielloses Versagen der
Politik und der Sicherheitsbehörden hat diese Taten erst
zugelassen. Patrick Gensing zeigt in seinem Buch, wie sich die
Neonazi-Bewegung nach 1989/90 radikalisierte und dabei kaum auf
Widerstand stieß. Er analysiert das vielfältige
rechtsextreme Spektrum und beweist, daß die NPD eng mit den
Terroristen verbunden ist. Und er rechnet mit untätigen
Politikern ab, die bei Morden aus neonazistischen Motiven wegschauen.
Aber die blutige Spur der Rechtsterroristen offenbart, was Politik
und Medien allzu lange verharmlosten: wie akut die Bedrohung durch
den Terror von rechts ist.
Michael Schmidt: „Heute gehört uns die Straße...“ Der Inside-Report aus der Neonazi-Szene. Mit einer Einleitung von Ralph Giordano. Erweiterte und aktualisierte Ausgabe. Econ-Taschenbuch 1994. 552 S. (NB55) 9,50 Euro
Martin
Dietzsch, Helmut Kellershohn, Alfred Schobert: Jugend im Visier.
Geschichte, Umfeld und Ausstrahlung der „Unabhängigen
Nachrichten“. Duisburger Institut für Sprach- und
Sozialforschung (DISS) 2002. 184 S. (NB591) 12 Euro
Die
„Unabhängigen Nachrichten“ gehören zum Umfeld
der NPD. Vor über 30 Jahren gegründet, popularisieren sie
völkisch-nationalistische Ideologie mit deutlich neonazistischer
Färbung. Agitation und Propaganda umfassen die gesamte
programmatische Breite von Holocaust-Leugnung bis zu aggressivem
Rassismus. Durch ihre Reihe „Auf dem Stundenplan“ nehmen
die „Unabhängigen Nachrichten“ insbesondere
Jugendliche ins Visier und betreiben dabei Fälschung der
Geschichte. Im Umfeld der „Unabhängigen Nachrichten“
verknüpft der Verlag VAWS Propaganda und Kommerz. Seit der
Gründung nationalsozialistischer Traditionspflege verpflichtet,
zielt auch VAWS insbesondere auf Jugendliche, indem er sich auf
Vermarktung von Musik spezialisierte. Die Autoren der Studie zeigen,
wer hinter den „Unabhängigen Nachrichten“ und VAWS
steckt, wie ihre Propaganda funktioniert und wie man sich dagegen
wehren kann.
Franziska Hundseder: Wotans Jünger. Neuheidnische Gruppen zwischen Esoterik und Rechtsradikalismus. Heyne Taschenbuch 1998. 192 S. (NB369z) 8,65 Euro
Martin
Finkenberger / Horst Junginger (Hg.): Im Dienste der Lügen.
Herbert Grabert (1901-1978) und seine Verlage. Alibri Verlag 2004.
182 S. (NB746) 13,50 Euro
Der Grabert-Verlag gehört zu
den traditionsreichen und marktführenden rechtsextremen Verlagen
in Deutschland. Er überdauerte alle Konjunkturen des
Rechtsextremismus und vertreibt ein umfangreiches Programm zu
zeitgeschichtlichen und aktuellen politischen Themen. Er bietet
Geschichtsrevisionisten ein Forum, die Führungspersonen des
Fritten reiches verklären, Verbrechen des Nationalsozialismus
relativieren oder leugnen sowie antisemitische Thesen vertreten.
Barbara Junge / Julia Naumann / Holger Stark: RechtsSchreiber. Wie ein Netzwerk in Medien und Politik an der Restauration des Nationalen arbeitet. Elefantenpress 1997. 224 S. (NB33z) 15,30 Euro
Ulrich
Schneider: Antifaschismus. PapyRossa Verlag 2014 Reihe
Basiswissen. 136 S. (NB1376) 9,90 Euro
Das Buch zeichnet die
Geschichte des Antifaschismus- Begriffs und der damit verbundenen
organisierten Bewegung vor allem in Deutschland nach.
"Antifaschismus" wird sowohl als analytische Kategorie als
auch als Handlungsorientierung aufgefasst. In der Weimarer Zeit war
er stark geprägt durch die Parteien der Arbeiterbewegung. Der
antifaschistische Widerstand bis hin zur Anti-Hitler- Koalition
repräsentierte bereits ein breiteres Spektrum. Heute gibt es
unterschiedliche Zugänge zum Antifaschismus. Einerseits
verbindet sich Antifaschismus auf der Grundlage marxistischer
Gesellschaftsanalyse mit Antikapitalismus. Andererseits umfasst die
organisierte antifaschistische Bewegung auch Menschen und Strömungen,
die diese Auffassung nicht teilen. Gemeinsam ist jedoch allen der
praktische Einsatz gegen alle Formen von sozialer Ausgrenzung, von
Rassismus und Ungleichbehandlung, gegen zwischenstaatliche
Aggression, für demokratische und soziale Rechte.
Dr. phil.
Ulrich Schneider, Jg. 1954. Historiker und Lehrer, ist Bundessprecher
der Vereinigung der Verfolgten des Nazi regimes – Bund der
Antifaschisten (VVN – BdA).
Thomas
Willms: Auschwitz als Steinbruch. Was von den NS-Verbrechen
bleibt. PapyRossa Verlag 2016. 136 S. (NB1380) 12,90 Euro
Wie
die Verbrechen des NS-Regimes vergegenwärtigt werden, ist
zunehmend einem ökonomischen und ideologischen Markt überlassen.
Aus dem Zusammenhang gerissene Bilder haben bereits einen
maßgeblichen Einfluss auf das Geschichtsbild. Dieser Prozess
ist international und überlagert nationenspezifische
geschichtspolitische Probleme. Thomas Willms stellt dar, was von den
NS-Verbrechen bleibt, welche Aspekte der Erinnerungen von Zeitzeugen
von Anfang an ignoriert wurden und welche Missverständnisse die
Vorstellungen über Konzentrationslager bestimmen. In Essays,
Analysen und Recherchen befragt er literarische und philosophische
Werke, Museen, Filme, Fernsehserien, Graphic Novels, ein Puppenspiel
und die Reenactment-Bewegung danach, wie apologetisch oder
aufklärerisch sie sich mit dem Zweiten Weltkrieg und den
deutschen Massenverbrechen auseinandersetzen. Die Streifzüge
beginnen in Italien und führen über Deutschland,
Frankreich, Polen und Großbritannien in die USA.
Frank
Deppe, Georg Fülberth, Rainer Rilling (Hg.): Antifaschismus.
Distel Verlag 1996. 624 S. (NB660) 21 Euro
Die in diesem Band
versammelten Beiträge haben einen gemeinsamen inhaltlichen
Bezug: die Rekonstruktion eines aktuellen Antifaschismus. Das
schließt die Abwehr der üblich gewordenen Versuche ein,
den Kampf gegen den Nationalsozialismus zu diskreditieren,
Kriegspolitik und den Völkermord zu relativieren. Zu den
bleibenden Ergebnissen des historischen Antifaschismus gehört
der demokratische nd sozialstaatliche Konsens, der sich nach 1933 in
den Widerstandsbewegungen herausgebildet hat und nach 1945 trotz des
bald einsetzenden Kalten Krieges die gesellschaftliche Realität
zumindest mitprägte. Aktueller Antifaschismus bedeutet seine
Weiterentwicklung und Verteidigung.
Bernd
Langer: Antifaschistische Aktion. Geschichte einer linksradikalen
Bewegung. Unrast Verlag 2014. 264 S. (NB1293) 16 Euro
Heute
sind die Doppelfahnen der „Antifaschistischen Aktion“ das
am häufigsten genutzte Symbol der linken Szene. Auch unter
„Antifa“ kann sich wohl jeder etwas vorstellen. Schwarzer
Block gleich Antifa; so vermitteln es zumindest die Medien in
falscher Verkürzung. Denn die Geschichte dieser Bewegung reicht
weit zurück und ist keineswegs auf Militanz zu
reduzieren.
Antifaschismus wurde in Deutschland Anfang der
1920er Jahre als polemischer Kampfbegriff durch die KPD eingeführt.
Verstanden wurde darunter Antikapitalismus. Erst Anfang der 1930er
Jahre rückte der Kampf gegen die Nationalsozialisten mehr und
mehr in den Fokus. 1932 mündete diese Entwicklung in der
Gründung der Antifaschistischen Aktion. In der BRD griffen
kommunistische Gruppen in den 1970er Jahren das Emblem wieder auf.
Später, von Autonomen übernommen und neu gestaltet, wurde
es zum Zeichen der heutigen Antifa. Undogmatisch, radikal und
systemkritisch ist Antifaschismus also von jeher viel mehr als nur
ein Kampf gegen Nazis.
Dieses Buch liefert den ersten
umfassenden Überblick über die Entwicklung der Antifa. Ein
Grundlagenwerk für Aktivisten und all diejenigen, die erfahren
wollen, in welcher Tradition Antifaschismus in Deutschland steht.
Jens
Mecklenburg (Hg.): AntifaReader. Antifaschistisches Handbuch und
Ratgeber. Elefantenpress 1996. 384 S. (NB34z) 12,74 Euro
Der
Antifa Reader bietet eine vollständige Darstellung zu den Themen
Rechtsextremismus und Neonazismus. Von der organisatorischen
Entwicklung zur Ideologie, von den Ursachen zu den Aussichten, von
den alten zu den neuen Rechten, von den militanten Neonazis zu den
Rechten in der Ökologie- und Esoterik-Szene. Ein Lexikon der
wichtigsten Personen, Organisationen, Zeitungen und Zeitschriften,
ein Schlagwortverzeichnis und Register geben dem Nachschlagewerk
seinen Charakter als Arbeitsbuch. Der Reader informiert nicht nur
kompetent über die rechte Szene, sondern gibt auch Anregungen
für antifaschistische und antirassistische Aktivitäten.
Ulrich Schneider (Hg.): Tut was! Strategien gegen Rechts. PapyRossa Verlag 2001. 220 S. (NB422) 13,30 Euro
Tipps und Tricks für Antifas – reloaded. Unrast Verlag 2009. 76 S. geheftet. (NB1101) 4 Euro
Jochen Baumann, Andreas Dietl, Wolfgang Wippermann: Blut oder Boden. Doppel-Paß, Staatsbürgerrecht und Nationsverständnis. Elefantenpress 1999. 160 S. (NB47z) 12,60 Euro
Martin
Dietzsch und Alfred Schobert (Hg.): Ein „jüdischer David
Irving“? Norman G. Finkelstein im Diskurs der Rechten –
Erinnerungsabwehr und Antizionismus. DISS 2001. 112 S. Im Großformat,
zahlr. Faksimiles. (NB495) 14 Euro
Mit Finkelstein erhält
die bei Antisemiten beliebte These akademische Weihen,
Holocaust-Überlebende und jüdische Eliten machten mit der
Erinnerung an die Vernichtung der europäischen Juden ein großes
Geschäft. Zudem sei es ja ein jüdischer Akademiker, der
dies nun behaupte. So kann die These von der „Holocaust-Industrie“
auch im Medien-Mainstream reüssieren. Wie schon bei der
Walser-Debatte zeigt sich die Doppelbewegung eines Rechtsdrucks in
die Mitte und eines Rechtsrucks der Mitte. Dadurch bestärkt,
macht sich die extreme Rechte weitere Hoffnungen, preist Finkelstein
als „jüdischen David Irving“ und kann erfreut
beobachten, wie die Erinnerung an die Shoah weiter abgewehrt wird.
Neben einem ausführlichen Essay enthält dieser Band eine
Faksimile-Dokumentation des Finkestein-Diskurses in der Rechts-Presse
von der Nationalzeitung und der Jungen Freiheit über die
„Vertriebenen“-Blätter bis zu den militanten
Neonazis und den esoterischen Verschwörungsmythen.
Klaus
Holz, Heiko Kauffmann, Jobst Paul (Hg.): Die Verneinung des
Judentums. Antisemitismus als religiöse und säkulare
Waffe. Edition DISS in Unrast Verlag 2009. 184 S. (NB1142) 22
Euro
Der Band umfaßt eingehende Analysen
antisemitischer Positionierungen auf den Diskursebenen der Medien,
der Politik, der Wissenschaft, der Religion und des Alltags.
Thematisiert wird die Entstehung des politischen Antisemitismus in
Deutschland und dessen gegenwärtige Wiederbelebung im
Islamismus. Einen Schwerpunkt bildet die jüdische Perspektive
auf das Phänomen des Antisemitismus und auf ihr Gegenprogramm
der gerechten Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund wird die
Flüchtlingspolitik der Gegenwart betrachtet. Dies geschieht
anlässlich des 70. Jahrestages der Konferenz von Evian und deren
Umgang mit jüdischen Flüchtlingen (1938).
Gudrun
Hentges, Guy Kempfert, Reinhard Kühnl (Hg.): Antisemitismus.
Geschichte, Interessenstruktur, Aktualität. Distel Verlag 1995.
192 S. (NB659) 13,50 Euro
Mit Beiträgen von Ignatz
Bubis, Detlev Clausen, Jürgen Elsässer, Walter Grab, Thomas
Held, Klara Obermüller, Kurt Pätzold u.a.
Dietrich Heither, Gerd Wiegel (Hg.): Die Stolzdeutschen. Von Mordspatrioten, Herrenreitern und ihrer Leitkultur. PapyRossa Verlag 2001. 200 S. (NB534z) 13 Euro Endlich wieder unbefangen stolz sein zu dürfen, dieser Herzenswunsch eint die deutsche Standortgemeinschaft. Stolz auf die Nation, ihr wirtschaftliches Leistungsvermögen, ihre überlegene „Leitkultur“ oder schlichtweg auf das exklusive „deutsche Blut“. Von Mordspatrioten bis zu Herrenreitern – das Banner des Stolzdeutschtums vereint jene, denen „deutsche Interessen“ über alles in der Welt gehen. Das Buch leuchtet hinter Vergangenheit und Gegenwart deutschen Nationalstolzes. Es untersucht dessen spezifischen Traditionen und verbindet sie mit den Debatten um Leitkultur, Standortnationalismus und Einwanderung.
Brigitte Bailer-Galanda, Wolfgang Benz, Wolfgang Neugebauer (Hg.): Die Auschwitzleugner. „Revisionistische“ Geschichtslüge und historische Wahrheit. Elefantenpress 1996. 400 S. (NB48z) 20,40 Euro
Deutsche Demokraten. Wie rechtsradikal sind CDU & CSU? Mit Beiträgen von Ursel Sieber, Charlotte Wiedemann, Bernd Siegler, Jürgen Elsässer, Ernesto Schweitzer, Jürgen Voges. Verlag Die Werkstatt 1994. 208 S. (NB496) 12,30 Euro
Bernd
Siegler, Oliver Tolmein, Charlotte Wiedemann: Der Pakt. Die
Rechten und der Staat. Verlag Die Werkstatt 1993. 256 S. (NB497)
14,30 Euro
„Zwischen den staatstragenden Parteien der
BRD und der rechtsradikalen Gesinnung gibt es zuviel Gemeinsames und
zu wenig Trennendes. Von der SPD bis zu den militanten Neofaschisten
zieht sich ein gemeinsames Band, das sich am kürzesten mit der
Republikaner-Parole ‚Deutschland zuerst‘ ausdrücken
läßt.“ Es gibt Verständnis, Nachsicht und
Entschuldigungen für die Täter, es gibt ideologische
Berührungspunkte, es gibt einen in stiller, formloser
Übereinkunft geschlossenen Pakt, der zumindest ein Ergebnis
gebracht hat: die Aushöhlung des Asylrechts.
Raimund Hethey und Peter Kratz (Hg.): In bester Gesellschaft. Antifa-Recherche zwischen Konservativismus und Neo-Faschismus. Verlag Die Werkstatt 1991. 304 S. Mit einigen Ab. (NB498) 14,30 Euro Rechtsradikalismus ist mehr als die Brutalität prügelnder Skinheads oder die Hetzreden Ewiggestriger. Unter gediegenen Wirtschaftsführern, an ehrbaren Honoratioren-Stammtischen, in erlesenen Professorenzirkeln – in bester Gesellschaft eben – kursieren zuweilen konservative und elitäre Ideologien in einer gefährlichen Nähe zum Neofaschismus. Beiträge von Kurt Heiler, Hartmut Meyer, Volkmar Wölk u.a.
Wolfgang
Purtscheller u.a.: Delikt: Antifaschismus. Briefbombenterror in
Österreich und Kriminalisierungskampagnen von rechts.
Elefantenpress 1998. 192 S. (NB49z) 15,30 Euro
Wie der
rechtsextreme Terror als Katalysator für eine markanten
Rechtsruck der österreichischen Gesellschaft diente.
Peter
Bathke, Anke Hoffstadt (Hg.): Die neuen Rechten in Europa.
Zwischen Neoliberalismus und Rassismus. PapyRossa Verlag 2013. 362 S.
(NB1249) 18 Euro
In ganz Europa hat sich seit einigen
Jahren ein kontinuierlicher Aufschwung rechtsextremer und
rechtspopulistischer Parteien vollzogen. Woraus erklärt er sich?
Handelt es sich dabei lediglich um eine vorübergehende Folge der
europäischen Finanz- und Wirtschaftskrise? Oder sind es die
neoliberalen Rahmenbedingungen, die der extremen Rechten die
»GlobalisierungsverliererInnen« in die Arme treiben?
Warum blieb Deutschland bisher eine einflussreiche
rechtspopulistische Partei erspart? Wie kann das Erstarken der neuen
Rechten in Europa gebremst und umgekehrt werden? Welche Bündnisse
gegen Rechts sind möglich? Welche Erfahrungen gibt es hierzu und
wieweit lassen sie sich verallgemeinern? Und nicht zuletzt: Welche
Projekte weisen über den Neoliberalismus hinaus und können
der extremen Rechten den Boden entziehen? Diesen Fragen stellen sich
namhafte Autorinnen und Autoren, die hierzu seit langem forschen und
sachkundige Antworten geben können. Mit Beiträgen von:
Peter Bathke, Christoph Butterwegge, Richard Gebhardt, Alexander
Häusler, Claudia Haydt, Anke Hoffstadt, Andrej Hunko, Christina
Kaindl, Helmut Kellershohn, Nanna Kern, Kerstin Köditz, Ulrich
Maurer, Sergio Muzzupappa, Karin Priester, Katrin Reimer, Sven
Schönfelder, Manuela Schon, Herbert Schui, Werner Seppmann, Hans
van Heijningen, Fabian Virchow, Arjan Vliegenthart, Thomas Wagner,
Alban Werner, Gerd Wiegel, Florian Wilde, Koray Yilmaz-Günay,
Michael Zander, Maike Zimmermann, autonome antifa (f).
Hermann
L. Gremliza (Hg.): Braunbuch Österreich. Ein Nazi kommt
selten allein. Konkret 2000. 168 S. (NB231z) 11,66 Euro
Dieses
Buch enthält Beiträge über Geschichte, Programm und
Personal der rechtsradikalen Freiheitlichen Partei Österreichs
(FPÖ), über die Geburt ihres Anführers Jörg
Haider aus dem Geist des Fernsehens und über seine unaufhaltsame
Karriere. Über Rassismus und Antisemitismus in Österreich
seit 1986, über den Umgang der österreichischen
Gesellschaft mit dem materiellen und ideologischen Erbe des
Nationalsozialismus, über die Unterstützung Haiders durch
deutsche Politiker und über die Reaktionen der Linken auf seine
Erfolgsgeschichte. Beiträge von Günter Jacob, Erwin Riess,
Gerhard Scheit, Wolfgang Purtscheller, Andreas Spannbauer, Michael
Scharang u.a.
Gerhard
Feldbauer: Die Resistenza – Italien im Zweiten Weltkrieg.
Papyrossa Verlag 2014, Reihe Basiswissen. 126 S. (NB1377) 9,9ß
Euro
Nach dem Sturz Mussolinis besetzte die deutsche
Wehrmacht Nord- und Mittelitalien. Daraufhin rief ein Nationales
Befreiungskomitee zur Resistenza, dem bewaffneten Kampf gegen das
Besatzungsregime und seine Vasallen, auf. Ihm gehörten neben den
italienischen Kommunisten und Sozialisten auch Liberale und
Christdemokraten an. Auf dieser Grundlage wurde eine Partisanenarmee
gebildet, in der jede Partei mit eigenen Einheiten vertreten war.
Weitaus am stärksten und aktivsten waren die
kommunistisch geführten Garibaldi-Brigaden. In einem
verlustreichen und von der Wehrmacht äußerst brutal
geführten Kampf befreiten die von der Bevölkerung
unterstützten Partisanen große Teile des Landes. Gerhard
Feldbauer schildert Wurzeln und Vorgeschichte der Resistenza, den
Verlauf und das Resultat ihres Kampfes, das komplizierte
Zusammenwirken der unterschiedlichen sozialen Kräfte sowie das
Verhalten der westlichen Alliierten, denen an einer
antifaschistischen Umgestaltung Italiens nicht gelegen war.
Dr.
phil. Gerhard Feldbauer, Jg. 1933. Habilitierte
sich in italienischer Geschichte. War langjähriger
Pressekorrespondent in Italien und Vietnam. Ist heute als
freiberuflicher Publizist tätig. Zahlreiche Bücher und
Zeitschriftenartikel.
Gerhard
Feldbauer: Marsch auf Rom. Faschismus und Antifaschismus in
Italien – Von Mussolini bis Berlusconi und Fini. PapyRossa
Verlag 2002. 224 S. (NB600) 14,80 Euro
Der Kampf zwischen
Faschismus und antifaschistischem Widerstand von der Zeit nach dem
Ersten Weltkrieg bis heute. Wie und warum konnten sich die Faschisten
über ihre Niederlage 1944/45 hinwegretten und im Kalten Krieg
als Bewegung neu konstituieren? Feldbauer untersucht außerdem
Berlusconis Partei und seine Mediendiktatur.
Sebastian
Chwala: Der Front National. Geschichte, Programm, Politik
und Wähler. PapyRossa Verlag 2015. 143 S. (NB1316) 12,90
Euro
„Vielfach ist der Erfolg des Front National
unmittelbar mit dem Niedergang der französischen Industrie und
der massiv angestiegenen Arbeitslosigkeit begründet worden.
Sebastian Chwala widerlegt diese eindimensionale Erklärung und
belegt, dass der seit langem andauernde Aufstieg der extremen Rechten
in Frankreich viel eher aus der Bedrohung einer breiten
'Eigentümergruppe' durch die
Monopolisierungstendenzen des 'modernen'
Kapitalismus resultiert. Insbesondere die 'neuen
Mittelschichten' mit ihren Einfamilienhäusern in
den Vorstädten fürchten einerseits ihren Abstieg und
andererseits die Konkurrenz neuer sozialer Aufsteiger. Sie sind es,
die besonders anfällig sind für die Mystifizierung eines
Frankreichs mit breiter Streuung an Eigentum. Die Wirkungsmächtigkeit
dieses Ideals wird dadurch verstärkt, dass es von den
politischen Eliten unverdrossen propagiert wird. Angereichert um
Fremdenfeindlichkeit, spielt es in der Programmatik des Front
National eine zentrale Rolle.“
Bernhard
Schmid: Die Neue Rechte in Frankreich. Unrast Verlag 2009 (unrast
transparent – rechter rand). 72 S. (NB1123) 7,80 Euro
Die
französische „Nouvelle Droite“ (Neue Rechte)
bezeichnet eine spezifische Strömung innerhalb der
antidemokratischen extremen Rechten, die in den späten 1960er
Jahren entstanden ist. Die damalige „Neue Rechte“
entstand vor dem Hintergrund des Scheiterns des rechtsextremen
Aktivismus und Militarismus während der Hochphase der
französischen Kolonialkriege. Sie versuchte die theoretischen
Lehren aus dessen historischem Mißerfolg, und zugleich aus den
„Fehlentwicklungen“ des deutschen Nationalsozialismus –
aus rechter Sicht –, zu ziehen. Ihre Vordenker erwiesen sich
als Meister darin, Ansätze und intellektuelle Versatzstücke,
die aus anderen Denktraditionen stammten, aus ihrem Zusammenhang zu
reißen, „umzudrehen“ und in ihren eigenen Diskurs
einzubauen.
Dietrich
Heither: Verbündete Männer. Die Deutsche Burschenschaft
– Weltanschauung, Politik und Brauchtum. PapyRossa Verlag 2000.
544 S. Hc. (NB193) 24,54 Euro
Uniforme Männerbündelei,
das Schlagen von Mensuren und kollektive Trinkrituale kennzeichnen
die Deutsche Burschenschaft als Prototyp des studentischen
Verbindungswesens. Diese soziokulturellen und organisatorischen
Eigenheiten verknüpft Dietrich Heither mit der
ideengeschichtlichen und politischen Entwicklung sowie dem Innenleben
dieses Verbands. Sein Buch ist ein Beitrag zur
Rechtsextremismusforschung wie zur Geschlechtergeschichte.
Dietrich
Heither: Burschenschaften. PapyRossa Verlag Reihe Basiswissen
2013. 132 S. (NB1373) 9,90 Euro
Die Deutsche Burschenschaft
umfasst derzeit etwa 120 Verbindungen mit gut 1.300 Aktiven und rund
10.000 Alten Herren. Die Geschichte dieses prominentesten
Dachverbandes studentischer Verbindungen zeichnet sich durch eine
Kontinuität antidemokratischer, national-völkischer und
männerbündischer Haltungen aus. Diese setzten sich bald
nach Gründung der Urburschenschaft im Jahr 1815 immer mehr
durch. Sie reichen weiter vom alldeutschen Weltmachtstreben im
Kaiserreich über die Bekämpfung der Weimarer Republik und
die frühzeitige Unterstützung der NSDAP bis in die
Gegenwart. Noch immer geht dabei ein elitäres Weltbild mit
personellen Schnittstellen zu führenden Kreisen aus Wirtschaft,
Politik, Justiz und Publizistik einher. Vielfach belegt sind auch
Verflechtungen zahlreicher burschenschaftlicher Mitglieder mit
rechtsextremen Gruppierungen. Der Band zeichnet Geschichte und
Ideologie der studentischen Korporationen nach und zieht eine Bilanz
aus 200 Jahren Burschenschaften.
Dietrich
Heither: Ich wusste, was ich tat. Emil Julius Gumbel und der
rechte Terror in der Weimarer Republik. PapyRossa Verlag 2016. 132 S.
(NB1374) 12,90 Euro
Pazifistisch, sozialistisch, jüdisch
und intellektuell – bereits eines dieser Attribute reichte in
der Weimarer Republik aus, um von der national-völkischen
Rechten zum politischen Feind erklärt zu werden. Emil Julius
Gumbel, Professor der Mathematik in Heidelberg, vereinte all dies in
seiner Person. Zudem legte er sich in seinen Schriften an mit den
Mordbanden und Putschisten, den Wehrsportgruppen und Geheimbünden,
der »Schwarzen Reichswehr« und den Fememördern; aber
auch mit einer Justiz, die all deren Verbrechen und Schandtaten
deckte und eine Bestrafung der Täter in aller Regel verhinderte.
Die Folge: Bereits vor der so genannten Machtergreifung wurde Gumbel
von einer Phalanx aus Korporations- und Nazi-Studenten sowie
rechtsgerichteten Professoren von der Hochschule vertrieben. Dietrich
Heither erinnert an einen Demokraten, der den Mut aufbrachte, die
Mörder von rechts und ihre Hintermänner beim Namen zu
nennen, und dabei mehrfach auch seine persönliche Existenz aufs
Spiel setzte.
Emil
Julius Gumbel: Vier Jahre politischer Mord und Denkschrift des
Reichsjustizministers zu „Vier Jahre politischer Mord. Mit
einem Vorwort von Hans Thill. Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 1980.
360 S. (NB611) 13 Euro
Reprint der im Verlag der Neuen
Gesellschaft (1922) und im Malik-Verlag (1924) erschienenen
Untersuchungen. In den Jahren 1918 bis 1923 sind in Deutschland
Hunderte von politischen Mordtaten begangen worden. Der überwiegende
Teil der Täter stand rechts. Gumbel hat die Fälle
dokumentiert, die er lückenlos belegen konnte.
Arn
Strohmeyer: Von Hyperborea nach Auschwitz.
Wege eines antiken Mythos. PapyRossa Verlag 2005. 158 S. (NB814 BES)
14 Euro
Das Buch belegt die enge Beziehung, die
zwischen okkulten und faschistischen Strömungen besteht. Viele
Mythen haben in ihrer Neuinterpretation bis in die Gegenwart eine
äußerst geschichtsmächtige Wirkung entfaltet. Der
Mythos von den Hyperboräern gehört dazu. Er hat an der
NS-Ideologie mitgewirkt, beflügelt Neonazis noch heute und hat
in der Esoterik seinen festen Platz.
Friedrich
Paul Heller: Lederhosen, Dutt und Giftgas. Die Hintergründe
der Colonia Dignidad. Schmetterling Verlag 2005. 136 S. (NB886) 12,80
Euro
Kindesmißbrauch, sexuelle Gewalt, Psychoterror,
Zwangsmedikation und Entführung von Babys sind nur die
Oberfläche des Skandals um die Colonia Dignidad. Das deutsche
Sektenlager in Chile war in Folter, Massenmorde, Waffenschmuggel und
die Produktion von B- und C-Waffen verwickelt. Dadurch, daß die
Colonia Dignidad von verschiedenen staatlichen Stellen einerseits
unterstützt, andererseits ignoriert wurde, konnte aus ihr ein
Staat im Staate werden. Friedrich Paul Heller dokumentiert, wie sich
so in der Sekte absonderliche Regeln und Moralvorstellungen bilden
konnten, die nur von ihrem Führer Paul Schäfer vorgegeben
wurden. Es entstand ein moralischer Mikrokosmos, der geprägt war
von psychischer und sexueller Unterdrückung, religiöser
Indoktrination und dem Teile-und-Herrsche-Prinzip.
Antifaschistisches
Frauennetzwerk, Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtsextremismus
(Hg.): Braune Schwestern? Feministische Analysen zu Frauen in der
extremen Rechten. Unrast Verlag 2005 (Reihe antifaschistischer
Texte). 144 S. (NB1035)14 Euro
Die Autorinnen zeigen die
neuesten Entwicklungen im Bereich „Frauen im Rechtsextremimsus“
auf: Aktivitäten von rechtsextremen Mädchen und Frauen,
Organisationsstrukturen, Kontinuitäten, Strategien und die
Palette rechter Frauen(selbst)bilder. Ziel ist es, verschiedene
Aspekte einfließen zu lassen und mögliche
Handlungsspielräume gegen rechte Ideologien aufzuzeigen, unter
anderem in der kritischen Beleuchtung bisheriger feministischer und
antifaschistischer Debatten.
Anton Maegerle: Vom Obersalzberg bis zum NSU: Die extreme Rechte und die politische Kultur der Bundesrepublik 1988 – 2013. NS-Verherrlichung, rassistische Morde an Migranten, Antisemitismus und Holocaustleugnung. Edition Critic 2013. 410 S. (NB1258) 20 Euro
Friedrich
Paul Heller und Anton Maegerle: Thule. Vom völkischen
Okkultismus bis zur Neuen Rechten. 3. überarbeitete Auflage.
Schmetterling Verlag 2007. 184 S. Mit einigen Abb. (NB996) 13,80
Euro
Völkisch-okkultistische Groschenhefte,
antisemitische Geheimbündelei und die rassenreligiöse
Mythologie des Wiener Ariosophen und Frauenhassers Jörg Lanz von
Liebenfels prägten nachhaltig das Weltbild Adolf Hitlers. Auch
die Karrieren anderer Nazi-Größen wie des Führers
Stellvertreter Rudolf Heß, SS-Anführers Heinrich Himmler
oder Chefideologie Alfred Rosenberg gediehen im Mief völkischer
und neuheidnischer Zirkel, in konspirativen kleinbürgerlichen
Wohnstuben oder Wirtshaushinterzimmern. Auch die heutige sogenannte
Neue Rechte beruft sich auf treu-germanische Esoterik und besonders
auf jenen Mythos, der schon die Phantasie der Nazi-Urväter so
eindringlich beflügelte: die Thule-Legende. Eine Flut von
Videos, Zeitschriften, Internet-Homepages und nicht zuletzt die
neurechte Fiction-Literatur bekannter Hitler-Bewunderer, wie Miguel
Serrano oder Wilhelm Landig, stricken an der Mär vom „Atlantis“
der arischen Herrenrasse. Wie und Warum braune Esoterik heutzutage
wieder auf große Resonanz stoßen kann, zeigen die Autoren
am Beispiel Jan van Helsings „Geheimgesellschaften und ihre
Macht im 20 Jahrhundert“. In diesem Buch entschlüsseln die
Journalisten Friedrich Paul Heller und Anton Maegerle die verborgenen
Botschaften einer Mythologie, hinter deren scheinbar unpolitischem
Wortnebel die völkische Rechte ihr nach 1945 angekratztes
Weltbild wieder zu ordnen und ihr Erscheinungsbild zu „modernisieren“
versucht.
Friedrich
Paul Heller und Anton Maegerle: Die Sprache des Hasses.
Rechtsextremismus und völkische Esoterik -Jan van Helsing, Horst
Mahler... Schmetterling Verlag 2001. 216 S. Mit einigen Abb. (NB709)
15,80 Euro
Braune Esoteriker, rechtsextreme Parteien, die
intellektuelle Neue Rechte, militante Neonazis und der politisierte
Teil der Dark-Wave-Szene bilden eine neue gesellschaftliche Bewegung,
die sich statt über politische Programme über eine
gemeinsame Symbolsprache definiert. Mit dieser Symbolik besetzt der
modernisierte Rechtsextremismus Zeit und Raum und deutet die
Geschichte um. Die Journalisten Friedrich Paul Heller und Anton
Maegerle entschlüsseln den Wortschatz dieser „Sprache des
Hasses“ und übersetzen die Botschaften ihrer unheimlichen
Meister: Erfolgsautor Jan van Helsing, der auf pseudo-religiösen
Umwegen braunem Gedankengut zu neuer Popularität verholfen hat,
und Horst Mahler, der im Internet eine Theologie des Terrors
verbreitet und eine philosophisch-theologische „Endlösung
der Judenfrage“ propagiert. Die Autoren zeichnen einen „Kampf
der Symbole“ nach, dessen Wirkung weit größer ist
als es die Anzahl der Organisierten vermuten läßt, und
beleuchten Motive und Strategien einer Bewegung, die dabei ist, der
Gesellschaft den Krieg zu erklären.
Andreas
Speit (Hg.): Ästhetische Mobilmachung. Dark Wave, Neofolk
und Industrial im Spannungsfeld rechter Ideologien. Unrast Verlag
2002 (Reihe antifaschistischer Texte). 288 S. (NB1034 BES) 16
Euro
Jenseits der Neonazi-Skinhead-Musik festigt sich
innerhalb von Dark Wave und Industrial eine rechte Musikszene, die
sich zwischen Mythos und Ästhetik bewegt. Doch die Mythen sind
nicht ohne Tradition und die Ästhetik ist nicht ohne Ideologie.
Rhythmus, Lyrik und Performance transportieren antidemokratische und
antiemanzipatorische Motive, die von einer boomenden unkritischen
Szene nicht nur toleriert, sondern auch akzeptiert werden. Die
Autoren zeigen die Verwendung rechten Ideologien in der
Independentkultur von Dark Wave, Neofolk und Industrial auf und
beschreiben die Verbindungen bis hin zur Extremen Rechten. Nach einer
allgemeinen Darstellungen der Szene werden rechte Labels, Bands und
Publikationen analysiert, ohne deren Bedeutung für die gesamte
Szene zu skandalisieren oder zu relativieren. Exemplarisch
untersuchen die Autoren die Zeitschrift „Sigill“ und
deren nationales Umfeld, sie beschreiben die Band „Death In
June“ und deren internationalen Verbindungen von der gemäßigten
bis zur extrem rechten Szene. Abgerundet wird das Buch mit einer
Betrachtung und Diskussion des Phänomen „Neuen-Deutsche-Härte“.
Christian
Dornbusch & Hans-Peter Killguss: Unheilige Allianzen. Black
Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus. Reihe
antifaschistischer Texte (rat) im Unrast-Verlag 2005. 352 S. (NB891)
18 Euro
Satanismus, Heidentum, Neonazismus – Black
Metal gilt als Inbegriff des Bösen. War der Antichrist der
frühen Black-Metal-Bands in den 80er Jahren noch Provokation,
wurde mit der Renaissance des Black Metal daraus später blutige
Realität. Dem Christentum wurde der Krieg erklärt und
Kirchenbrandstiftungen, Friedhofsschändungen, Gewalttaten und
Morde prägen bis heute das Image der Szene. Black Metal hat
Stars hervorgebracht, die sich mit der Inszenierung des Bösen im
Pop etabliert haben. Jenseits dieses Mainstream entwickelte sich eine
brisante Mischung aus Nazi-Satanisten und völkisch
Germanophilen, die an Bedeutung gewinnen. In einer Szene, in der die
Verherrlichung von Mord und Krieg die Grenzen zwischen Fiktion und
Realität verschwimmen läßt, das Heidentum als ein
„natürlicher“ Ausdruck des germanischen Volkes gilt
und misanthropische Schimären die Vorstellungen eines sozialen
Miteinanders verdrängen, müssen sich Rechte im Black Metal
nicht verstecken. Ganz offen werden Nationalsozialismus und Shoah
glorifiziert, wird die Vernichtung alles Schwachen propagiert und die
Rasse zur Grundlage alles Denkens und Handelns erklärt. Über
den engen Rand des „NS-Black-Metal“ hinaus gehören
dabei Rassismus und Antisemitismus längst zum „guten Ton“
der Szene. Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss beschreiben
den Auszug des Black Metal aus dem Heavy Metal, die politische
Aufladung der einst ausschließlich negativen Botschaften und
die Genese eines rechten Randes zwischen völkischem
Selbstverständnis und neo-nationalsozialistischem Habitus.
Hans
Albert: Joseph Ratzingers Rettung des Christentums.
Beschränkungen des Verbunftgebrauchs im Dienste des Glaubens.
Alibri Verlag 2008. 128 S. (NB1063) 10 Euro
Joseph Ratzinger
wird im Feuilleton als Intellektueller, als kluger Kopf und einer der
führenden Denker innerhalb der katholischen Theologie gehandelt.
Hans Albert meint, daß dem deutschen Papst dieses Etikett zu
unrecht anhaftet.
Michael
Schmidt-Salomon: Manifest des evolutionären Humanismus.
Plädoyer für eine zeitgemäße Leitkultur. Alibri
Verlag 2005. 182 S. (NB876) 10 Euro
Wir leben in einer Zeit
der Ungleichzeitigkeit: Während wir technologisch im 21.
Jahrhundert stehen, sind unsere Weltbilder mehrheitlich noch von
Jahrtausende alten Mythen geprägt. In Auseinandersetzung mit den
Gefahren, die hieraus resultieren, liefert das Manifest des
evolutionären Humanismus eine kompakte Zusammenfassung der
Grundpositionen einer „zeitgemäßen Aufklärung“.
Es ist ein Plädoyer für eine „alternative politische
Leitkultur“, die auf die besten Traditionen von Wissenschaft,
Philosophie und Kunst zurückgreift, um das unvollendete Projekt
der aufgeklärten Gesellschaft gegen seine Feinde zu verteidigen.
Marcus Hammerschmitt: Instant
Nirwana. Alibri Verlag 2005. 112 S. (NB872) 11,50 Euro
Ein
Essay über Religion und Esoterik in Zeiten des globalisierten
Kapitalismus. Marcus Hammerschmitt spürt den Irrationalismus in
verschiedenen Bereichen der Gesellschaft und unterschiedlichsten
Erscheinungsformen auf. Er beschreibt die Muster der Manipulation und
reflektiert die Folgen.
Klaus
Schmeh: Planeten und Propheten. Ein kritischer Blick auf
Astrologie und Wahrsagerei. Alibri Verlag 2006. 172 S. mit Abb.
(NB938) 14 Euro
Allen kritischen Stimmen zum Trotz ist die
Astrologie zusammen mit der eng verwandten Wahrsagerei die am
weitesten verbreitete esoterische Technik. Klaus Schmeh zeigt, worauf
diese beiden Grenzwissenschaften ihre Behauptungen stützen, und
überprüft ihre Erfolgsquote. Dabei wird klar: Astrologie
und Wahrsagerei verheddern sich in einem Gestrüpp aus
Widersprüchen, falschen Annahmen und Ignoranz gegenüber
wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie versagen nicht nur bei der
Vorhersage zukünftiger Ereignisse, sondern sind auch als Mittel
der Charakterdeutung oder „Lebenshilfe“ völlig
ungeeignet.
Konja
Simon Rohde: Ausstieg ins Leben. Wie ich aufhörte, ein Zeuge
Jehovas zu sein. Mercator-Verlag 2017. 288 S. (NB1387) 16 Euro.
„Ja.“
So lautete die Antwort meiner Mutter auf meine Frage, ob sie sich
darüber im Klaren sei, dass sie mich nicht wiedersehen würde.
Ich hätte damit rechnen müssen. Schon mein Vater hatte etwa
zwei Jahre zuvor jeglichen Kontakt zu mir abgebrochen. Aber ihre
Antwort hatte mich trotzdem kalt erwischt. Irgendetwas in mir war in
diesem Moment kaputtgegangen. Wenn einem Sohn von der eigenen Mutter
am Telefon mitgeteilt wird, dass sie in Kauf nimmt, ihn nie
wiederzusehen, dann gibt es wohl nichts, was ihn letztlich darauf
hätte vorbereiten können. Wie bringt man eine Mutter, die
bereits einen Sohn verloren hat, dazu, ihr anderes Kind aufzugeben?
Was muss man ihr sagen, damit sie den Kontakt zum Sohn abbricht und
dann auch noch fest davon überzeugt ist, dass dies aus reiner
Liebe geschieht, sie keine andere Wahl hat? Wie pflanzt man einer
Mutter die Vorstellung ein, sie stünde „zwischen zwei
Söhnen“, und müsse den lebenden aufgeben, um nicht
auf ewig die Chance zu verspielen, den toten wiederzusehen?
Alfred
Binder: Mythos Zen. Alibri Verlag 2009. 280 S. (NB1121) 18
Euro
Zen gilt vielen, die sich mit östlichen Religionen
beschäftigen, als die „erhabenste Lehre“. Seinem
Anspruch nach soll es weder eine Religion noch eine Philosophie sein,
sondern eine Lehre ohne Lehrinhalt. Zen verspricht nicht nur eine
völlige psychische Verwandlung, sondern eine Erleuchtung, die
vollkommene Einsicht in die Natur des Universums gewähren soll.
Ausführlich wird dargestellt, dass die populären
Behauptungen falsch sind, Zen übersteige die Logik und sei mit
dem gewöhnlichen Verstand nicht begreifbar. Auch zeigen die
geschichtlichen Fakten die Schwierigkeiten des Zen mit ethischen
Prinzipien; dies manifestierte sich besonders im bisher größten
historischen „Ausrutscher“, der innigen Kooperation der
Institution Zen mit dem japanischen Faschismus und die Verwandlung
der zen-buddhistischen Philosophie in eine den Faschismus
legitimierende Ideologie. Zwar bedeutet das japanische Zen in der
Theorie einen Rückfall in schlechte Metaphysik und in der Praxis
oft Militarismus, trotzdem kann Zen, jenseits von Mystik und
Metaphysik, für den Einzelnen sehr wohl eine therapeutische
Funktion haben. Der Autor arbeitet diese genau heraus und zeigt damit
den „ursprünglichen Sinn“ dieser Praxis auf.
Bernd
Harder: Geister, Gothics, Gabelbieger.
66 Antworten auf Fragwürdiges aus Esoterik und Okkultismus.
Alibri 2005. 208 S. (NB826) 14 Euro
Magie,
Okkultismus und Esoterik sind heutzutage alltägliche
Erscheinungen. Allerdings stellt sich bei genauem Hinsehen häufig
heraus, daß der Schein trügt. Fast immer lassen sich die
scheinbar übersinnlichen Phänomene nachvollziehbar
erklären, ohne daß man den Boden der Tatsachen verlassen
muß.
Peter
Bierl: Grüne Braune. Umwelt-, Tier- und Heimatschutz von
Rechts. Unrast Verlag 2014 (Reihe transparent – rechter rand).
80 S. (NB1286) 7,80 Euro
Seit Jahren versuchen militante
Neonazis und rechte Ideologen mit ökologischen Themen zu
punkten. Die NPD protestiert gegen Gentechnik, Kameradschaften
demonstrieren gegen Castor-Transporte und Autonome Nationalisten
gegen Schweinemastbetriebe und für Vegetarismus. In Umwelt &
Aktiv warnen Autoren vor zerstörerischer Wachstumspolitik und
beklagen einen Raubbau an der Natur. Werden rechte Ökobauern
enttarnt, löst deren Engagement immer wieder Überraschung
aus. Bürgerinitiativen zeigen sich verwundet, wenn extrem Rechte
mitmischen. Dabei haben Nazis immer schon gesellschaftliche
Widersprüche aufgegriffen und gemäß ihrer
Weltanschauung interpretiert, um neue Anhänger zu rekrutieren.
Das gilt für die soziale Frage, die Frauenbewegung wie für
Ökologie. Zumal Umweltschutz traditionell ein Thema der Rechten
ist.
Die Lebensreformer und Heimatschützer des Kaiserreichs
und der Weimarer Republik waren überwiegend konservativ bis
völkisch-antisemitisch. Ideen und Personen aus diesem Spektrum
prägten noch die moderne Ökologiebewegung und die
Gründungsphase der Grünen. Die Biozentristen und
Tiefenökologen, die sich im Umfeld von Protestbewegungen der
1970er Jahre entwickelten, verbinden Esoterik mit prinzipieller
Menschenfeindlichkeit. Sie agitieren gegen Einwanderung und eine
angebliche Überbevölkerung. Parolen der Neuen Rechten gegen
Homogenisierung, für kulturelle Differenz und ein Recht auf
Heimat sind längst in linke und ökologische Diskurse
eingegangen.
Peter Bierl: Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister. Die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik. Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe. Konkret 2005. 280 S. (NB883) 17 Euro
Guido
und Michael Grandt: Waldorf Connection. Rudolf Steiner und die
Anthroposophen. Alibri Verlag 1999. 368 S. (NB512) 18,50 Euro
Die
Anthroposophie genießt weithin den Ruf, eine tolerante,
hochgeistige Weltanschauung zu sein; die Waldorfpädagogik wird
von vielen Eltern als Kretativität und Selbstwertgefühl
fördernde Alternative zur Regelschule angesehen. Zu Unrecht,
meinen die Journalisten Guido und Michael Grandt. Sie dokumentieren
die okkulten und rassistischen Anteile an der Weltanschauung Steiners
und gehen der Frage nach, inwieweit diese noch heute in der
Anthroposophie nachwirken.
Studentischer
Sprecherrat der Universität München (Hg.): „Niemand
kann seinem Schicksal entgehen...“ Kritik an Weltbild und
Methode des Bert Hellinger. Alibri Verlag 2004. 168 S. (NB764) 11
Euro
Bert Hellinger gilt mit seiner besonderen Form der
„systemischen Familienaufstellung“ als „Superstar“
der Therapieszene. Eine Behandlung „nach Hellinger“ birgt
jedoch unwägbare Risiken: der ehemalige Missionar hat keine
solide therapeutische Ausbildung und verstößt gegen
einfachste Regeln der Psychotherapie. Er propagiert ein reaktionäres
Familienbild, in dem die Frau dem Mann untergeordnet ist, Konflikte
nicht ausgesprochen werden dürfen und die eigene Situation (auch
von Opfern von Mißbrauch oder Vergewaltigung) als Schicksal
„angenommen“ werden muß. Seine „Erkenntnisse“,
gewonnen durch „höhere Eingebungen“, wendet
Hellinger nicht nur auf zwischenmenschliche Beziehungen an. Auch die
Geschichte interpretiert er nach diesem Muster um und relativiert so
die Verbrechen des Nationalsozialismus.
Mirja
Keller, Lena Kögler, Moritz Krawinkel, Jan Schlemermeyer:
Antifa. Geschichte und Organisierung. Schmetterling Verlag 2011
(Reihe theorie.org). 180 S. Pb. (NB1197) 10 Euro
In dem Buch
verfolgen die Autoren die Vorläufer, Theorien und Praktiken der
linksradikalen Antifaschisten und erläutern konkret die
Unterschiede und Gemeinsamkeiten der gegenwärtigen Ausprägungen,
wie Antideutsche, Antinationale oder Bewegungslinke. Den Lesern
bietet sich mit diesem Buch die Möglichkeit, Erkenntnisse über
bereits erarbeitete und verworfene Theorien sowie Erfolge und
Niederlagen der Praxis zu sammeln, was gerade für die moderne,
sich im stetigen Wandel befindliche, radikale Antifa von großer
Bedeutung ist. Das Buch hilft dabei, Wissen um die eigene Geschichte
zu erlangen, damit das Rad nicht immer neu erfunden werden muß.
Stattdessen können die Leser die Entwicklung einer
gesellschaftlich wirksamen, emanzipatorischen Bewegung vorantreiben.
Jungdemokraten
/ Junge Linke Duisburg: Duisburg – rechts um!? Neonazis im
Großraum Duisburg/Oberhausen. Vorwort von Bruno Bachler. 2002.
148 S. (NB541) 5 Euro
Seit Jahrzehnten beteuern offizielle
Stellen bei jeder sich bietenden Gelegenheit, daß es im
Großraum Duisburg/Oberhausen keine ernstzunehmende
neonazistische Szene geben würde, erst recht keine gefestigte.
Ist dem tatsächlich so? Der Verfassungsschutz jedenfalls müßte
es besser wissen, schließlich standen mehrere hochkarätige
Duisburger NPD- und JN-Funktionäre in seinen Diensten. Von
dieser Seite ist aber nach wie vor ebenso wenig mit Aufklärung
zu rechnen wie von der Polizei. In dem vorliegenden Buch wird
versucht, ausführlich über Ausformungen, Strukturen und
Rekrutierungsfelder der neonazistischen Szene im Großraum
Duisburg/Oberhausen zu informieren und eine Grundlage für die
lokale politische Arbeit zu schaffen. Das Ergebnis sei
vorweggenommen: Die regionale neonazistische Szene ist sowohl gut
organisiert als auch höchst aktiv. Sie nutzt alle ihr zur
Verfügung stehenden Rekrutierungsfelder.
Conrad
Taler: Skandal ohne Ende. Deutscher Umgang mit dem
Rechtsextremismus. PapyRossa Verlag 2012. 176 S. Pb. (NB1236) 12,90
Euro
Wenn eine Gruppe von Neonazis lange Zeit ungehindert
morden kann, so ist das auch eine Folge der jahrelangen Verharmlosung
des Rechtsextremismus. Conrad Taler nennt jene mit Namen, die sich an
dieser Verharmlosung beteiligt haben. So etwa den ehemaligen
verteidigungspolitischen Sprecher der CDU, Manfred Wörner, der
sich dafür einsetzte, eine Galionsfigur der rechtsextremen
Szene, den Ex-Nazi-Oberst Hans-Ulrich Rudel, als Gast bei einer
Fliegereinheit der Bundeswehr zu empfangen. Oder den Sozialdemokraten
Peter Struck, der als Verteidigungsminister nichts dabei fand, den
General Reinhard Günzel, der von seinen Soldaten Disziplin nach
dem Vorbild der Waffen-SS verlangt hat, an die Spitze des Kommandos
Spezialkräfte der Bundeswehr zu stellen. Beteiligt war auch der
Verfassungsschutz mit seinen Taufpaten aus der Gestapo, die als
ausreichend legitimiert galten, weil für sie der Feind immer
schon links gestanden hat. Dies entspricht einer Erblast, die Conrad
Taler eingehend beschreibt.
Cornelia
Kerth / Martin Kutscha (Hg.): Was heißt hier eigentlich
Verfassungsschutz? Ein Geheimdienst und seine Praxis.
PapyRossa Verlag 2020. 148 Seiten. (NB1455bes) 12,90
Euro
„Verfassungsschutz“ – das klingt gut.
Aber werden die mit diesem Namen geadelten Behörden ihrem
Anspruch gerecht? Zahlreiche Skandale wie etwa das völlige
Versagen beim Aufspüren der neonazistischen Terrorzelle „NSU“
lassen daran zweifeln. Gleichwohl wurden in den letzten Jahren die
Verfassungsschutzämter finanziell und personell aufgestockt und
ihre Überwachungsbefugnisse noch erweitert. Dieser Sammelband
nimmt Geschichte, Handlungsgrundlagen und aktuelle Praxis des
Verfassungsschutzes unter die Lupe. Sind es wirklich nur »Pannen«,
wenn dieser so wenig zur Aufklärung der Neonaziszene in
Deutschland beiträgt? Welche Aufgaben weisen Grundgesetz und
Fachgesetze den Geheimdiensten eigentlich zu? Wie sind die
Vertuschung und Blockade bei der Aufdeckung terroristischer Netzwerke
z. B. im NSU-Prozess zu erklären? Werden die
parlamentarischen Kontrollgremien ihrer Aufgabe gerecht oder dienen
sie lediglich als Feigenblatt für fragwürdige Aktivitäten?
Welche Alternativen gibt es, um die demokratische Verfassungsordnung
wirksam zu schützen?
Mit Beiträgen von
Antonia von der Behrens, Rolf Gössner, Luca Heyer, Udo Kauß,
Martin Kutscha, Till Müller-Heidelberg, Martina Renner, Niklas
Schrader und Klaus Stein.
Martin Kutscha, Dr. iur., Jg.
1948, Professor a.D. für Staats- und Verwaltungsrecht an der
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, engagiert in der
Humanistischen Union; Cornelia Kerth, Jg. 1954,
Sozialwissenschaftlerin, Bundesvorsitzende der Vereinigung der
Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und
Antifaschisten (VVN-BdA).
Jens
Mecklenburg (Hg.): Was tun gegen rechts. Elefantenpress 1999. 256
S. (NB44z) 17,85 Euro
Möglichkeiten und Konzepte, um
gegen rechtsextreme Einstellungspotentiale und Gewaltbereitschaft
vorzugehen. Die unterschiedlichen Blickwinkel und praktischen
Erfahrungen der Autoren bieten umfassende Denkanstöße. Die
Beiträge reichen von der Vorstellung einzelner Initiativen,
ihrer Ansatzpunkte, Erfolge und Mißerfolge bis zum Aufzeigen
gesamtgesellschaftlicher Perspektiven.
Jürgen
Peters, Hans Hoffmann, Udo Schmode (Hg.): Handeln gegen rechts.
Xenos – Berichte aus der Praxis. Ein gemeinsames Buchprojekt
von IG Metall Vorstand, Otto Brenner Stiftung, ARBEIT UND LEBEN
Niedersachsen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. VSA Verlag 2005. 112 S.,
einige Abb. (NB834) 9,80 Euro
„Die Bekämpfung des
Rechtsextremismus erfordert vor allem Handeln im Alltag: Notwendig
ist, immr wieder für Toleranz und Weltoffenheit zu werben –
in Schulen und Freizeiteinrichtungen, Betrieben und Verwaltungen. Wie
dies gehen kann, wurde im Rahmen des Xenos-Programms in zahlreichen
Projekten erprobt. Einige werden in diesem Band vorgestellt. Jetzt
kommt es darauf an, daß die vielen Handlungsstrategien, die in
den Xenos-Projekten entwickelt worden sind, nicht in Vergessenheit
geraten: Nachhaltigkeit ist zu Recht ein zentrales Ziel des
Programms. Die vorliegende Publikation leistet dazu einen wichtigen
Beitrag. Denn sie bereichert die Dabatte darüber, wie die in den
Projekten gesammelten Erfahrungen im Alltagshandeln verankert werden
können.“ (Aus dem Vorwort).
Jens Mecklenburg (Hg.): Braune Gefahr. DVU, NPD, Rep. Geschichte und Zukunft. Elefantenpress 1999. 304 S. (NB78z) 20,40 Euro
Samuel
Salzborn: Grenzenlose Heimat. Geschichte, Gegenwart und Zukunft
der Vertriebenenverbände. Elefantenpress 2000. 224 S. (NB79z)
15,30 Euro
Haben die Vertriebenenverbände in Deutschland
noch eine Zukunft? Sind sie nicht ein Relikt längst vergangener
Zeiten? Nein! Nicht nur, daß sich der Status der „Vertreibung“
auf jüngere Generationen vererbt – die
Vertriebenenverbände mit ihrer Volkstumspolitik, ihrem Einsatz
für ethnisch definierte Menschenrechte sind spätestens seit
dem Zusammenbruch des „Ostblocks“ wieder gefragt.
Salzborn stellt die Entwicklung in der BRD und in Europa seit 1945
ebenso dar wie ihre nationalsozialistische Vorgeschichte und kommt zu
dem Ergebnis, daß die „Vertriebenen“ in Gegenwart
und Zukunft deutscher und europäischer Politik präsent
bleiben werden.
Das
Netz des Hasses. Rassistische, rechtsextreme und neonazistische
Propaganda im Internet. Hg. Von der Stiftung Dokumentationsarchiv des
österreichischen Winderstandes 1997. 304 S. (NB29) 20,70 Euro
Beiträge von Anton Maegerle, Martin Dietzsch, Wolfgang
Neugebauer, Juliane Wetzel u.a.
White
Noise. Rechts-Rock, Skinhead-Musik, Blood & Honour –
Einblicke in die internationale Nazi-Musik-Szene. Unrast-Verlag 2000.
160 S. (NB11z) 10,10 Euro
Mit einem Beitrag von Stefan Jacoby
über Neonazis im Internet.
Juni
1941 – der tiefe Schnitt. Hg. Vom Deutsch-Russischen Museum
Berlin-Karlshorst. Espresso Verlag. 176 S. Im Großformat,
zahlreiche Abbildungen. (NB519z) 18,40 Euro
Am 22. Juni 1941
überfiel die faschistische Wehrmacht die Sowjetunion. Katalog
zur Ausstellung des Deutsch-Russischen Museums vom 22. Juni bis 30.
September 2001. Texte in deutscher und russischer Sprache.
Peter
Weiss: Die Ästhetik des Widerstands. Roman. Suhrkamp-Verlag
1983. 962 S. (NB156) 22 Euro
Ausgabe des gesamten Werks in
einem Band.
Peter Weiss: Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade. Drama in zwei Akten. Edition suhrkamp. 160 S. (NB459) 7 Euro
David
Salomon: Demokratie. PapyRossa Verlag 2012, Reihe Basiswissen.
132 S. (NB1218) 9,90 Euro
„Basiswissen“ bringt in
handlicher Form leicht verständliche kritische Einführungen
in Grundbegriffe aus Politik, Geschichte, Gesellschaft und Ökonomie.
Parlamentarismus, allgemeine Wahlen, ein liberales politisches System
– ist das schon Demokratie? Daß es ein Trugschluß
sei, Demokratie mit Liberalismus gleichzusetzen, heben Autoren wie
Luciano Canfora, Domenico Losurdo oder Ellen Meiksins Wood hervor.
Sie betonen, daß der Liberalismus seit je die Tendenz hatte,
„Demokratie“ auf ein Elitenprojekt zu reduzieren. Geht
man mit Arthur Rosenberg davon aus, daß sich der
Demokratiegehalt einer Klassengesellschaft daran mißt, wie es
um die reale Macht der Unterdrückten steht, kommt man zu ganz
anderen Ergebnissen als liberale Theoretiker. Der Band führt in
Begriff und Geschichte der Demokratie ein, indem er sich an diesem
Gegensatz orientiert. Die grundlegende These ist: „politische
Demokratie“ läuft leer oder ist gar bedroht, wenn sie sich
nicht zur „sozialen Demokratie“ (Wolfgang Abendroth)
erweitert. Der Band fragt nach Möglichkeiten zur
Demokratisierung der gesamten Gesellschaft und bilanziert bisherige
Versuche, dies zu erkämpfen.
Frank
Deppe: Politisches Denken im Übergang ins 21. Jahrhundert.
Rückfall in die Barbarei oder Geburt einer neuen Weltordnung?
(Politisches Denken im 20. Jahrhundert, Band 4). VSA Verlag 2010. 440
S. (NB1173) 29.80 Euro
Der Abschlußband über das
Politische Denken im 20. Jahrhundert – mit einem Ausblick auf
die Entwicklung der Weltordnung in unserer Zeit. Dieser Band widmet
sich der Zeit nach dem Ende des Kalten Krieges und der
welthistorischen Wende von 1989-91: dem Ende der Bipolarität,
aber auch der Erosion der „Pax Americana“, den mit dem
Aufstieg der „Schwellenländer“ (vor allem China und
Indien) veränderten Kräfteverhältnissen in der
Weltwirtschaft, der Großen Krise des Finanzmarkt-Kapitalismus
und den gewaltigen ökologischen Gefahren des 21. Jahrhunderts.
Dabei handelt es sich um keine abgeschlossene Epoche, sondern um bis
heute offene Entwicklungsprozesse: geprägt durch den
neoliberalen Rollback, die Neuformierung sozialliberaler
Modernisierungsstrategien (Tony Blair/Anthony Giddens), das
„unvollendete Projekt der Aufklärung“ (Jürgen
Habermas), die Renaissance und Politisierung der Religionen:
iranische Revolution (Chomeini), Katholizismus (Joseph Ratzinger),
die USA des George W. Bush.
Dietmar
Dath: Karl Marx. 100 Seiten. Reclam 2018 (Reihe 100
Seiten). (NB1418) 10 Euro
Im Januar 2009 wurde Dietmar Dath
vom Spiegel gefragt, ob er für die "Beseitigung
des kapitalistischen Systems" sei. Seine Antwort:
"Absolut." Mit diesem Beitrag
zu Marx’ 200. Geburtstag hat Dath nicht nur ein äußerst
persönliches Buch über Marx geschrieben, sondern eines, das
in seiner Klarheit und Dynamik gleichzeitig eine brillante Einführung
in die Marxsche Lehre und deren Nachwirkung bietet. So zeigt er unter
anderem, dass Marx das zu Bekämpfende immer zuerst einmal
verstehen will und sich stets an der Praxis orientiert – zwei
der vielen Gründe für seine anhaltende Aktualität.
David
Harvey: Marx’ „Kapital“ lesen. Ein Begleiter
für Fortgeschrittene und Einsteiger. Aus dem Amerikanischen von
Christian Frings. VSA Verlag 2011. 416 S. (NB1220) 24.80 Euro
Ein
Glücksfall für die Marx-Rezeption im 21. Jahrhundert: Der
weltweit bekannte marxistische Wissenschaftler David Harvey führt
durch den klassischen Text zur Kritik der politischen Ökonomie.
Die
größte Finanz- und Wirtschaftskrise seit der Großen
Depression und der Versuch, die Ursprünge dieses aktuellen
Dilemmas zu verstehen, hat das Interesse an Karl Marx‘ Werk –
quer durch die politischen Lager – beträchtlich ansteigen
lassen. David Harvey, marxistischer Humangeograph und
Sozialwissenschaftler, forscht und unterrichtet seit fast 40 Jahren
zum „Kapital“. Hervorgegangen aus seinen Vorlesungen zur
Kapitallektüre, denen große internationale Aufmerksamkeit
zuteil wurde, zielt dieser Band darauf, die Substanz dieser Lektionen
einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Das „Kapital“,
Band 1, vollständig zu erschließen und es in Marx‘
eigenen Begrifflichkeiten verständlich zu machen – das ist
das Ziel von David Harvey. Seine Darstellung richtet sich zum einen
an Neu-Leser von Marx, die einem faszinierenden und zutiefst
lohnenden Text begegnen. Denjenigen wiederum, die bereits mehr oder
weniger intensiv in Marx‘ Werk eingestiegen sind, bietet sein
Wegweiser originelle und kritische Interpretationen eines Buches, das
den Lauf der Geschichte geändert hat und sich, wie Harvey zu
verstehen gibt, erneut anschickt, dies zu tun.
Konrad
Lotter, Reinhard Meiners, Elmar Treptow: Das Marx-Engels-Lexikon.
Von Abstraktion bis Zirkulation. PapyRossa Verlag 2013 (Neuauflage).
402 S. (NB1247) 19,90 Euro
Für Anfänger wie für
Kenner ein wertvolles Hilfsmittel für Verständnis und
Erschließung der Werke von Karl Marx und Friedrich Engels. Das
Lexikon behandelt rund 250 zentrale Begriffe, die jeweils durch eine
kurze Einführung der Herausgeber erläutert werden.
Anschließend werden die wichtigsten Belegstellen aus den 42
Bänden der MEW im vollständigen Wortlaut angeführt.
Die Zitate sind so angeordnet, dass sich an ihnen sowohl die
systematische Entfaltung als auch die historische Entwicklung eines
Begriffs nachvollziehen lassen.
Michael
Heinrich: Wie das Marxsche Kapital lesen? Hinweise zur Lektüre
und Kommentar zum Anfang von „Das Kapital“. Schmetterling
Verlag 2008. 288 S. (NB1061) 12,80 Euro
In diesem Band werden
zentrale Konzepte wie abstrakte Arbeit, Wertform oder
Warenfetischismus eingeführt, die nicht ohne Weiteres
verständlich sind. Nach einer Einleitung, in der auf die
Relevanz einer heutigen Beschäftigung mit dem «Kapital»
eingegangen wird, folgt ein ausführlicher Kommentar zu den
ersten beiden Kapiteln. Absatz für Absatz werden Erläuterungen
gegeben und Fragen behandelt, die sich bei der Lektüre des
Originaltextes einstellen. Dabei wird nicht nur das Verständnis
dieser beiden Kapitel erleichtert, es wird auch deutlich, was bei der
Lektüre eines komplexen wissenschaftlichen Textes alles zu
berücksichtigen ist. Zentrales Thema dieser ersten beiden
Kapitel sind die Werttheorie und der Fetisch der Ware. Wichtige
Aspekte, die Marx im «Kapital» nur kurz anspricht,
behandelte er in anderen Texten. Als Anhang sind dem Kommentar daher
Passagen aus weiteren Marxschen Texten beigegeben, die ebenfalls
ausführlich erläutert werden. Das vorliegende Buch ist
nicht nur eine Hilfestellung zur selbständigen Lektüre des
„Kapital“, sondern auch eine textnahe Auseinandersetzung
mit der Werttheorie – dem Fundament der Marxschen Kritik der
politischen Ökonomie.
Detlef
Vonde: Auf den Barrikaden. Friedrich Engels und die „gescheiterte
Revolution“ von 1848/49. Verlag Edition Köndgen 2020. 364
S. mit Abb. (NB1458) 19,95 Euro
Als ein sperriges Thema wurde
die Revolution von 1848/49 immer wieder und gern bezeichnet.
Gleichwohl schienen sich die Zeitgenossen und späteren
Kommentatoren lange Zeit einig, wenn sie von einer gescheiterten
bürgerlichen Revolution sprachen. Die Erzählung vom
Scheitern war jedenfalls kaum geeignet, nennenswerten Widerspruch
auszulösen. Eine Rolle spielte in diesem Zusammenhang auch der
Barmer Fabrikantensohn Friedrich Engels, der in den Maitagen des
tollen Jahres 1849 in Elberfeld selbst auf den Barrikaden stand und
mit den Revolutionären einige Tage für die Demokratie und
die Anerkennung der kurz zuvor verabschiedeten Reichsverfassung
kämpfte. Die Geschichte dieser aufregenden Tage wird hier noch
einmal erzählt und ins Verhältnis gesetzt zu den Prozessen
auf den zentralen Handlungsebenen der Revolution von 1848/49.
Georg
Fülberth: Friedrich Engels. PapyRossa Verlag 2018 (Reihe
Basiswissen) 124 S. (NB1413) 9,90 Euro
Friedrich Engels
(1820-1895) hat einer modischen Lesart zufolge die Theorie seines
Freundes und Mitstreiters Karl Marx von Grund auf missverstanden. Und
er hat sie nach dessen Tod angeblich bis zur Unkenntlichkeit
verflacht, wenn nicht gar verfälscht. Dem widerspricht Georg
Fülberth. Er arbeitet die tatsächliche Bedeutung von Engels
heraus, indem er belegt, dass dieser zur
gesellschaftswissenschaftlichen Revolution des 19. Jahrhunderts
gleichermaßen beitrug wie Marx: zur Ersetzung der
idealistischen Geschichtsauffassung durch die materialistische.
Engels hat Marx zur Veröffentlichung des ersten Bandes des
"Kapital" (1867), der ohne ihn vielleicht nie erschienen
wäre, gedrängt, den zweiten 1885 sowie den dritten 1894
zusammengestellt und herausgegeben. Zugleich war er – mehr noch
als Marx – einer der ersten Vertreter des Typs der "Operativen
Intellektuellen", die die sozialistischen Bewegungen des 19. und
20. Jahrhunderts mitgeprägt haben. Georg Fülberth
untersucht sein Wirken auf diesen drei Gebieten.
Georg Fülberth,
Dr. phil., Jg. 1939. Von 1972 bis 2004 Professor für
Politikwissenschaft an der Universität Marburg. Zahlreiche
Bücher bei PapyRossa, etwa die Basiswissen-Bände
›Kapitalismus‹, ›Sozialismus‹ und
›Marxismus‹. Publiziert u. a. in der Freitag, neues
deutschland, junge Welt und konkret.
Stefan
Kraft/ Karl Reitter (Hg.): Der junge Marx. Philosophische
Schriften. Pro Media Verlag 2007, Edition „Linke Klassiker“.
172 Seiten. (NB1022) 12,90 Euro
Als Karl Marx im Jahre 1848
im Alter von 29 Jahren gemeinsam mit Friedrich Engels das „Manifest
der Kommunistischen Partei“ veröffentlichte, konnte er
bereits auf eine Fülle von richtungsweisenden Schriften
zurückblicken. Zu den bekanntesten Werken aus seinen
Jugendjahren zählen unter anderem „Die heilige Familie“,
„Die deutsche Ideologie“, die „Ökonomisch-philosophischen
Manuskripte“ und die „Thesen über Feuerbach“.
Diese Abhandlungen zeigen auf faszinierende Weise die raschen und
umwälzenden Veränderungen im Marxschen Denken, seinen
Geistesweg von der deutschen Philosophie hin zu einem revolutionären
Programm, seine radikalen Auseinandersetzungen mit den
Linkshegelianern und Frühsozialisten. Wir erleben einen Denker,
der früh erkennt, wie die Verwirklichung der Philosophie eine
emanzipatorische Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse
bewirken kann. Wir treffen auf einen scharfen Kritiker des Staates,
der, vor allem in seiner ausführlichen Kritik an Hegel, den
Widerspruch zwischen Staat und Gesellschaft herausarbeitet.
Revolution, so Marx, muß „die Revolution radikaler
Bedürfnisse sein“. Kommunismus ist daher auch kein fixer,
anzustrebender Zustand, sondern „Kommunismus ist die wirkliche
Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt“. In seinen
frühen Analysen der ökonomisch-sozialen Verhältnisse
im Allgemeinen und dem Arbeitsprozeß im Besonderen finden wir
eine scharfe Kritik der Lohnarbeit. Marx, der sie grundlegend als
entfremdete Arbeit erkennt, konstatiert unmissverständlich:
„Ihre Fremdheit tritt darin rein hervor, daß, sobald kein
physischer oder sonstiger Zwang existiert, die Arbeit als eine Pest
geflohen wird.“ Wie dringlich eine Revolution vonnöten
ist, beweist Marx mit seiner Analyse der psychischen und physischen
Reduktion des Menschen im kapitalistischen Arbeitsprozeß, und
er setzt ihr die Entwicklung der Allseitigkeit und die Entfaltung der
Persönlichkeit entgegen. Die Individuen „müssen den
Staat stürzen, um ihre Persönlichkeit durchzusetzen.“
Mit der Schriftensammlung „Der junge Marx“ haben Stefan
Kraft und Karl Reitter den Versuch unternommen, die wichtigsten
Argumente, Thesen und Textstellen im Marxschen Frühwerk
aufzuspüren und ihre Aktualität in der Beantwortung
heutiger gesellschaftspolitischer Fragen unter Beweis zu stellen.
Georg
Fülberth: Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
PapyRossa Verlag Basiswissen 2012. 116 S. Pocketformat. (NB1233) 9,90
Euro
Georg Fülberth, Professor Dr. phil., Jg. 1939.
Lehrte Politikwissenschaft an der Universität Marburg.
Publiziert regelmäßig in „Freitag“, „Konkret“,
„junge Welt“ und anderen Zeitungen und Zeitschriften.
Zahlreiche Bücher und Buchbeiträge.
„Basiswissen“
bringt in handlicher Form leicht verständliche kritische
Einführungen in Grundbegriffe aus Politik, Geschichte,
Gesellschaft und Ökonomie. Georg Fülberth beschreibt die
Entwicklung des bürgerlichen Deutschland seit 1945 als eine Art
Selbstbefreiungskampf des deutschen Kapitalismus aus der
Sicherungsverwahrung, die ihm 1945 auferlegt wurde. 1990 wechselte
das Vorzeichen: aus einer scheinbar subalternen Position innerhalb
der Westintegration heraus bahnte sich eine ökonomische und zum
Teil auch politische Dominanz Deutschlands in Europa an. Dies ist die
eine Seite. Die andere besteht aus den Kämpfen um mehr
gesellschaftliche Gleichheit und um eine friedliche Entwicklung. Hier
lassen sich mehrere Perioden unterscheiden: Bis 1973 gab es im
Goldenen Zeitalter des Wohlfahrtskapitalismus relativ weite
Spielräume, zu denen auch der Systemkonfl ikt beitrug. Der
Übergang zum finanzmarktgetriebenen Kapitalismus ab Mitte der
siebziger Jahre und der Wegfall des Drucks, der vom staatlich
verfassten Sozialismus ausging, haben sie verengt. Die Ungleichheit
nimmt zu. Ebenso wächst eine aggressive Tendenz in der
Außenpolitik.
Georg
Fülberth: Finis Germaniae. Deutsche Geschichte seit 1945.
PapyRossa Verlag 2007. 320 S. Hc. (NB1021) 19,90 Euro
Georg
Fülberth legt ein Handbuch zur deutschen Geschichte seit 1945
vor. Prägnant arbeitet sein konzentrierter und verläßlicher
Überblick die grundlegenden politischen und gesellschaftlichen
Prozesse in den vier Besatzungszonen 1945-1949, in den beiden
deutschen Staaten 1949-1990 und in der vergrößerten
Bundesrepublik seit 1990 heraus. Dabei entsteht ein Beleg für
folgende These: Der deutsche Nationalstaat ist – dem
staatlichen Selbstverständnis der BRD zum Trotz – zwar
1945 untergegangen, aber 1990 nicht neu entstanden. Vielmehr muß
jetzt von „Finis Germaniae“ gesprochen werden. Di
deutsche Geschichte hat aufgehört, Nationalgeschichte zu sein.
Heute lebt sie fort als Regionalgeschichte des Kapitalismus. Und was
war sie vor dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik? Auch nicht viel
mehr, sondern lediglich ergänzt durch eine Regionalgeschichte
des Sozialismus, der aber auch nur ein Einschluß im
Kapitalismus gewesen ist.
Georg
Fülberth: Unter der Lupe. Analysen und Betrachtungen
zum gewöhnlichen Kapitalismus. Mit einem Vorwort von Thomas
Kuczynski. PapyRossa Verlag. 200 Seiten. (NB1447) 14,90 ¤
Das
Buch versammelt Artikel, die Georg Fülberth ab 2008 in
lunapark21 – zeitschrift zur kritik der globalen ökonomie
veröffentlicht hat. Sie sind dort unter den Rubriken
„Seziertisch“ und „Lexikon“ erschienen,
gingen jeweils von einem aktuellen Thema aus oder diskutierten akut
gewordene Grundprobleme kapitalistischer Ökonomie und werfen
somit auch ein Schlaglicht auf die jüngere
Wirtschaftsgeschichte.
Thomas Kuczynski in seinem
Vorwort: „Viele dieser Artikel sind in unserer angeblich so
schnelllebigen Zeit von unverminderter Aktualität, und ich
empfehle sie dem Lesepublikum gern zur Lektüre, gegebenenfalls
auch zu erneuter Lektüre. Ich tue dies nicht nur, weil aus ihnen
viel über Geschichte, Politik und Wirtschaft zu lernen ist, das
versteht sich bei einem solchen Autor wie Georg Fülberth von
selbst. Mein Hauptbeweggrund ist vielmehr die Machart der Artikel,
das Schreiben gegen den Strich und die ungeheure Nüchternheit
der Darstellung von Problemen, die von andern zumeist hochemotional
debattiert, von ihm aber auf einen Punkt gebracht werden, der zu
weiterem Nachdenken auffordert.“
Georg Fülberth,
Prof. Dr. phil., *1939. Lehrte bis 2004 Politikwissenschaft an der
Universität Marburg.
Georg
Fülberth: G Strich – Kleine Geschichte des Kapitalismus.
PapyRossa Verlag 2005. 316 S. Hc. (NB828) 19,80 Euro
Was ist
das, wovon alle reden: Kapitalismus? Zunächst wird die Antwort
des Verfassers mit den Definitionen früherer Autoren verglichen,
wobei Karl Marx relativ gut abschneidet. Dann folgt eine Darstellung
von Entstehung und Geschichte der kapitalistischen Gesellschaft vom
Handelskapitalismus bis zum Neoliberalismus der Gegenwart. Sie
schließt die Gegenbewegungen ein und mündet in die Frage
nach dem etwaigen Ende dieser Produktions- und Lebensweise.
Georg Fülberth: Das Ende als Chance? Überlegungen zum tendenziellen Fall der sozialistischen Bewegung. 1988-1998. Band I. Konkret. (NB2) 10,12 Euro
Georg Fülberth: Das Ende als Chance? Überlegungen zum tendenziellen Fall der sozialistischen Bewegung. 1988-1998. Band II. Konkret. (NB3) 10,12 Euro
Georg
Fülberth: Berlin Bonn Berlin. Deutsche Geschichte seit 1945.
PapyRossa Verlag. Hc. (NB93z) 18,40 Euro
Prägnant
arbeitet Fülberth die grundlegenden politischen und
gesellschaftlichen Prozesse in beiden deutschen Staaten sowie im
vereinigten Deutschland heraus. Sein konzentrierter Überblick
ist zugleich ein Handbuch, das jene Punkte besonders hervorhebt, die
auf dem Weg von der Katastrophe 1945 zur neuen Versuchung seit 1990
entscheidend waren.
Georg
Fülberth: Eröffnungsbilanz des gesamtdeutschen
Kapitalismus. Vom Spätsozialismus zur nationalen
Restauration. Konkret 1993. 160 S. (NB94) 11,25 Euro
Nicht
nur die DDR ist ein gescheiterter Staat, sondern auch die alte BRD.
Georg Fülberth analysiert die politische Hinterlassenschaft
beider Staaten für das neue Gesamtdeutschland. Dabei wird die
DDR nicht als Unrechtsregime abgetan, sondern als „Spätsozialismus“
definiert, der an Aufgaben scheiterte, denen sich kapitalistische
Systeme nicht einmal stellten, deren Lösung aber unabdingbar
ist. Die verblichenen Vorzüge der BRD waren nur unter den
Bedingungen der Systemauseinandersetzung zu haben.
Georg Fülberth: Sieben Anstrengungen, den vorläufigen Endsieg des Kapitalismus zu begreifen. Konkret. (NB9) 12,50 Euro
Georg
Fülberth: Kapitalismus.
PapyRossa Verlag 2010 (Basiswissen). 120 S. (NB1143) 9,90
Euro
„Basiswissen“ bringt in handlicher
Form leicht verständliche kritische Einführungen in
Grundbegriffe aus Politik, Geschichte, Gesellschaft und Ökonomie.
Den ersten Leitfaden aus dieser neu etablierten Reihe legt Georg
Fülberth zum Stichwort „Kapitalismus“ vor. Im
theoretischen Teil werden dessen Charakteristika herausgearbeitet.
Zentral stehen dabei Akkumulation und Überakkumulation. Sie
bestimmen auch den Rhythmus der Geschichte dieser Produktions- und
Reproduktionsweise. Ihr gilt der zweite Teil des Buchs, der vom
Handelskapitalismus des ausgehenden Mittelalters und der frühen
Neuzeit bis zum Neoliberalismus von heute reicht. In seiner aktuellen
Phase wird der Kapitalismus als „Problematische
Überschussgesellschaft“ definiert. Dieser Begriff dient
zur Erklärung der Krise von 2007 ff., die sich als die
Konsequenz der merkwürdigerweise lange verdrängten,
womöglich wichtigeren Vorgängerkrise von 1974/75 und des
darauf folgenden Spekulations- und erneuten Überakkumulations-
Zyklus erweist.
Georg
Fülberth: Sozialismus. PapyRossa Verlag 2010 (Basiswissen).
112 S. (NB1144) 9,90 Euro
Was Sozialismus sei, wird
angesichts der Krisenhaftigkeit seines Gegenstücks, des
Kapitalismus, heftig debattiert. Was gemeint ist, bleibt indes häufig
unklar. Dem kann dieser Leitfaden abhelfen. Unter Sozialismus
versteht er dreierlei: a.) eine Gesellschaftsordnung, b.) eine
politische Bewegung und ihre Theorie, c.) ein untergeordnetes
Organisationsprinzip in der kapitalistischen Gesellschaft. Diese
Definition macht es nötig, in gebotener Kürze, aber dennoch
präzise die Grundzüge der Geschichte der sozialistischen
Bewegungen seit Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft, des
staatlich verfassten Sozialismus seit 1917 und von
Vergesellschaftungstendenzen im Kapitalismus selbst herauszuarbeiten.
Der Verfasser fragt auch nach Möglichkeiten für eine
Zukunft des Sozialismus. Als eine erste Etappe nennt er eine „Pink,
Grey, Red, Blue Revolution“: Eine Umwälzung zugunsten der
Jungen, der Rentner, der von Lohn- oder Transfereinkommen Abhängigen
und der Antikriegskräfte, deren ökologische Dimension
vorausgesetzt wird.
Professor Dr. phil. Georg Fülberth, Jg.
1939. Lehrte Politikwissenschaft an der Universität Marburg.
Publiziert regelmäßig in „Freitag“, „Konkret“,
„junge Welt“ und anderen Zeitungen und Zeitschriften.
Zahlreiche Bücher und Buchbeiträge.
Georg
Fülberth: „Das Kapital“ kompakt. PapyRossa
Verlag 2011 (Basiswissen). 123 S. (NB1165) 9,90 Euro
Die
vorliegende Einführung in „Das Kapital“
unterscheidet sich von anderen auch dadurch, daß sie nicht
polemisch zu belegen versucht, dieses Werk besser verstanden zu haben
als jene. Sie zeichnet zwar ebenfalls dessen Gesamtargumentation
nach, zeichnet sich aber dadurch aus, dass sie 1) besonderes Gewicht
auf den dritten Band legt; 2) die Rehabilitation der reinen
Arbeitswertlehre, wie sie im ersten Band entwickelt ist, übernimmt;
3) danach fragt, in welchem Verhältnis die Analyse der
kapitalistischen Produktionsweise und die Untersuchung der
Möglichkeiten ihrer Aufhebung in der Marxschen „Kritik der
Politischen Ökonomie“ zueinander stehen. Die Erkenntnisse
der „Neuen Marx-Lektüre“ und der „Monetären
Werttheorie“ werden dabei aufgenommen, aber vom Kopf auf die
Füße gestellt. Das Ziel dieser Einführung ist
erreicht, wenn die Leserinnen und Leser neugierig auf das Original
werden und dessen Lektüre folgen lassen. Dieser Basistext kann
ihnen dabei helfen, einen roten Faden durch die drei Bände zu
finden.
Gretchen
Binus, Beate Landefeld, Andreas Wehr: Staatsmonopolistischer
Kapitalismus. PapyRossa Verlag, 2., durchgesehene Auflage 2015
(Reihe Basiswissen). 128 S. (NB1324) 9,90 ¤
Von vielen
längst ad acta gelegt, erweist sich die Theorie des
Staatsmonopolistischen Kapitalismus als einer der tragfähigsten
Erklärungsansätze für die Tiefe und Dauer der
weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise seit 2007, eine der
schwersten Krisen des Kapitalismus überhaupt. Sowohl die
Konzentration als auch die Zentralisation von Kapital, mit dem
Ergebnis der Herausbildung neuer und der Stärkung bestehender
Monopole, ist in den letzten Jahrzehnten weiter vorangeschritten. Die
staatlichen Interventionen zur Stützung dieser Monopole haben
inzwischen völlig neue Dimensionen erreicht. Weltweit wurden in
der jüngsten Krise Banken und Industriebetriebe mit Hunderten
von Milliarden US-Dollar bzw. Euro vor dem Untergang bewahrt. Der
Staatsmonopolistische Kapitalismus, die enge Verflechtung zwischen
den Staatsapparaten und Monopolen zum Zweck der Sicherung von deren
Verwertungsinteressen, erweist sich als Kernstruktur des Kapitalismus
und als dessen entscheidender Funktionsmechanismus.
Gretchen
Binus, Prof. Dr., Jg. 1936, Wirtschaftswissenschaftlerin und
Wirtschaftshistorikerin. Bis 1990 tätig am Institut für
Internationale Politik und Wirtschaft (IPW) Berlin und
zwischenzeitlich an der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg;
Beate Landefeld, Jg. 1944, Hotelfachfrau,
Abendgymnasium für Berufstätige, Studium der
Literaturwissenschaft und Soziologie;
Andreas Wehr, Jg. 1954,
Jurist, wissenschaftlicher Mitarbeiter der „Konföderalen
Fraktion der Vereinten Europäischen Linken / Nordische Grüne
Linke“ im Europäischen Parlament.
Frank
Deppe, David Salomon, Ingar Solty: Imperialismus. PapyRossa
Verlag 2011 (Basiswissen). 134 S. (NB1164) 9,90 Euro
Imperialismus
definieren die Autoren als eine „offene oder latente
Gewaltpolitik zur externen Absicherung eines internen Regimes“
und als zentralen Bestandteil der territorialen Reproduktion des
Kapitalismus. Verabschieden sie damit die Sichtweise, Imperialismus
sei ein Stadium der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, so
zeigen sie jedoch, daß sich aus der polit-ökonomisch
begründeten Analyse schlüssige Einsichten auch in
gegenwärtige weltwirtschaftliche und -politische Abläufe
ergeben. Klassische Imperialismustheorien (J. A. Hobson, Rudolf
Hilferding, Joseph Schumpeter, Karl Kautsky sowie W. I. Lenin und
Rosa Luxemburg) werden ebenso berücksichtigt wie Beiträge
aus der aktuellen Debatte (Leo Panitch, Sam Gindin oder David
Harvey). Nach einer Analyse des US-Imperialismus seit 1945 fragen die
Autoren auch, wie es sich mit einem „Euroimperialismus“
verhält. Kritik an der ideologischen Figur eines „guten
Imperialismus“ und Überlegungen zu einem zeitgemäßen
Antiimperialismus beschließen den Band.
Lothar
Peter: Marx an die Uni. Die „Marburger Schule“ –
Geschichte, Probleme, Akteure. Papyrossa Verlag 2014. 224 S. (NB1278)
14,90 Euro
Daß es neben der „Frankfurter Schule“
mit ihrer „Kritischen Theorie“ auch eine marxistisch
orientierte „Marburger Schule“ mit wissenschaftlich und
politisch intensiver Wirkung gegeben hat, wird oft vergessen. Lothar
Peter zeichnet deren Geschichte nach und verortet sie im
politisch-intellektuellen Diskurs und in den politischen
Entwicklungen der Bundesrepublik. Eine zentrale Rolle kommt dem
Politikwissenschaftler Wolfgang Abendroth zu, im Unterschied zu
anderen Darstellungen berücksichtigt Peter aber ebenso die
Soziologen Werner Hofmann und Heinz Maus und geht auch auf die
Nachfolger ein. Alle teilten ein Wissenschaftsverständnis, das
akademische Lehre und Forschung mit dem Ziel
gesellschaftsverändernder Praxis verknüpfte. Dieses Profil
stieß auf massiven Widerstand. Es gehört zu den Befunden
des Buches, dass sich die Akteure der Marburger Schule diesem Druck
weder gebeugt haben noch ideologisch zu Kreuze gekrochen sind. Dabei
benennt das Buch durchaus auch ihre Defizite und Grenzen.
Eric
Hobsbawm: Zwischenwelten und Übergangszeiten. Interventionen
und Wortmeldungen. Hg. von Friedrich-Martin Balzer und Georg
Fülberth. PapyRossa Verlag 2009. 240 S. Hc. (NB1105) 18
Euro
Eric Hobsbawm, geboren 1917 in Alexandria/Ägypten.
Entstammt einer jüdisch-österreichisch/englischen Familie.
Aufgewachsen in Wien und Berlin. Ging 1933 nach London. Studium in
Cambridge. 1971 bis 1982 Professor für Wirtschafts- und
Sozialgeschichte an der Universität London. Seit 1984 Inhaber
eines Lehrstuhls an der New School for Social Research in New York.
1995 erschien seine bahnbrechende „Weltgeschichte des 20.
Jahrhunderts“ mit dem Titel „Das Zeitalter der Extreme“.
2008 erhielt er den Bochumer Historikerpreis. Eric Hobsbawm, der
Historiker des 19. und 20. Jahrhunderts, ist zugleich ein Zeitgenosse
des 20. und 21. Sein Werk speist sich nicht nur aus der Arbeit des
Gelehrten, sondern auch aus einem lebenslangen politischen
Engagement. Der Band enthält Interviews und Aufsätze, die
in der Periode des „Erdrutschs“ – nach dem Ende des
Staatssozialismus sowie des wohlfahrtsstaatlichen Kapitalismus und im
Übergang zu einer neuen kapitalistischen Ordnung – auf
deutsch erschienen sind und erstmals gesammelt vorliegen. Ergänzt
werden sie durch ein umfangreiches Gespräch der Herausgeber mit
Eric Hobsbawm in London. Die Umstände geben den Texten eine
besondere Aktualität: Im 3. Band seiner Trilogie über das
„Lange Neunzehnte Jahrhundert“ untersuchte Hobsbawm die
Große Depression der Jahrzehnte nach 1873, in seinem Buch über
das „Kurze Zwanzigste Jahrhundert“ die
Weltwirtschaftskrise 1929 - 1933. Nun äußert er sich unter
anderem zu den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen
der unmittelbaren Gegenwart.
Hermann
L. Gremliza: Gegen Deutschland. 48 Nestbeschutzungen. Konkret
2000. 208 S. (NB259) 14,50 Euro
Auswahl aus den
Konkret-Kolumnen 1990 – 2000.
Hermann L. Gremliza: Ganghofer im Wunderland. 73 Absagen an die herrschende Meinung 1978-1994. Konkret. (NB12) 8,20 Euro
Hermann L. Gremliza: Herrschaftszeiten oder Freiheit ist immer die Freiheit von Radio Luxemburg. Konkret (NB13) 10,15 Euro
Karl-Heinz
Hansen: Es ist nicht alles schlecht, was scheitert. Ein
politischer Lebenslauf. Konkret Verlag 2014. 192 S., zahlreiche
Abbildungen. (NB1291) 19 Euro
Ein Bericht aus dem politischen
Innenleben dieser Republik, mit Ausflügen in ihre Vorgeschichte
und die Peripherie einer Weltordnung, deren Bestandteil sie ist und
die sie mitgestaltet: Karl-Heinz Hansen, linker Sozialdemokrat, von
der SPD nach 20jähriger Parteimitgliedschaft ausgeschlossen,
Bundestagsabgeordneter und Mitbegründer der Demokratischen
Sozialisten, ein »demokratisch-sozialistischer Rigorist«
(Hansen über Hansen), erzählt in diesem Buch seine
politische Lebensgeschichte. „Rückblickend muss ich
feststellen, dass es uns Linken nicht gelungen ist, dem Kapitalismus
Grenzen zu setzen. Nicht einmal zur Wiedereinfu?hrung der
Vermögenssteuer hat es gereicht. Wir haben den
gestaltungsfähigen Kern der Grundrechte – Transparenz,
Mitbestimmung, Chancengleichheit – nicht genutzt und
mutwilligen Einschnitten in ihren Wesensgehalt hilflos zugesehen. So
konnte die Restauration ungehemmt weitermarschieren – zuru?ck.
Die Bundesrepublik ist nach wie vor eine Klassengesellschaft, ohne
das Bewusstsein, eine solche zu sein.“
Am 22. Juli 2014
ist Karl-Heinz Hansen gestorben. Dieses Buch hat er noch
fertigstellen können.
Peter
Hacks: Das Poetische. Ansätze zu einer postrevolutionären
Dramaturgie. Edition Nautilus 2001. 128 S. (NB420) 12,80 Euro
Was
ist Kunst? Wie entsteht sie, wodurch wirkt sie und woran geht sie
unter?
Peter Hacks: Schöne Wirtschaft. Ästhetisch-ökonomische Fragmente. Edition Nautilus 1997. 128 S. (NB583) 9,80 Euro
Lütfiye
Güzel: Let's go Güzel. Kurzgeschichten & Gedichte.
Dialog Edition 2013. 88 S. (NB1243) 10 Euro
„Wie man
nicht sein darf, geht jeden etwas an, der so ist wie alle.“
Lütfiye
Güzel: Trist Olé! Gedichte. Dialog-Edition 2013. 86
S. (NB1262) 10 Euro
„ich sehr das / jammertal / von
unten / nehme die treppe / & halte mich links“
Ronald
M. Schernikau: Kleinstadtnovelle. Konkret 2002. 86 S. Pb. (NB615)
12 Euro
1980 erstmals veröffentlicht. Ein subtiler Text
über die Schwierigkeiten, die eigene Persönlichkeit gegen
festgeschriebene Normen und Werte durchzusetzen. Als schwuler
Klassiker gefeiert und als eine der ersten Coming-out-Geschichten
gerühmt, ist „Kleinstadtnovelle“ mehr noch präzise
und vielschichtige Analyse der ausweglosen Situation Jugendlicher.
Ronald
M. Schernikau: Die Tage in L. Darüber, daß die DDR und
die BRD sich niemals verständigen können, geschweige
mittels ihrer Literatur. Konkret 2001. 216 S. (NB527) 15 Euro
Ronald
M. Schernikau (1960-1991) ging – gegen den Strom – 1989
in den Osten und nahm die DDR-Staatsbürgerschaft an. „Die
Tage in L.“ ist eine Sammlung von Notaten. Die Neuausgabe
berücksichtigt Korrekturen des Autors nach der Erstausgabe von
1989 und enhält ein Vorwort von Hermann L. Gremliza.
Ronald
M. Schernikau: Königin im Dreck. Texte zur Zeit. Hg. von
Thomas Keck. Verbrecher Verlag 2009. 304 S., einige Abb. (NB1138) 15
Euro
„Königin im Dreck“ ist ein Band, der
erstmals Schernikaus Beiträge für Zeitungen, Journale und
Anthologien vereint.
Autonome
a.f.r.i.k.a. Gruppe / Luther Blissett / Sonja Brünzels: Handbuch
der Kommunikationsguerilla. Vierte Auflage. Assoziation A 2001.
240 S. (NB753) 16 Euro
Einiges über Büro für
ungewöhnliche Maßnahmen, Burroughs, Dada, Kommune I,
KPD/RZ, Provos, Radio Alice, Situationistische Internationale,
Subversive Aktion /Gruppe Spur, Yippies u.a.
Bernd Langer: Kunst und Kampf.
Unrast Verlag 2016. 256 S. (NB1352) 19,80 Euro
In den 1980er
Jahren wird Kunst und Kampf (KuK) mit der Gestaltung von Plakaten in
der antifaschistischen Bewegung bekannt. Das Projekt verfolgt einen
kollektiven Ansatz, der jedoch immer auch individuelle Züge
trägt.
Ideengeschichtlich bezieht sich KuK auf die
Renaissance, die den Menschen in den Mittelpunkt rückt und
Religion und Hierarchien infrage stellt. Ein wichtiger Bezugspunkt
ist dabei der deutsche Bauernkrieg. Wesentlichen Raum nimmt außerdem
die Auseinandersetzung mit den sich als avantgardistisch verstehenden
Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts ein.
Das Buch streift
dabei die Geschichte der Jugendzentrumsbewegung, erzählt von den
Autonomen und der Antifa, von umgestürzten Denkmälern,
spektakulären Demonstrationen, der Herstellung von illegalen
Plakaten und Zeitungen und warum die Doppelfahnen der
Antifaschistischen Aktion heute von links gegen rechts wehen.
Bernd
Langer, seit 1978 antifaschistisch engagiert, gehörte zu den
Aktivisten der ersten autonomen Antifa-Strukturen. Außerdem
entwickelte er die kulturpolitische Initiative Kunst und Kampf (KuK).
In den 1990er Jahren war Langer maßgebliches Mitglied der
Autonomen Antifa (M) und am Aufbau der AA/BO (Antifaschistische
Aktion/Bundesweite Organisation) beteiligt. Als Autor diverser Bücher
und Vortragsreisender setzt er sich seit Jahren mit den
revolutionären Bewegungen in Deutschland auseinander.
Neue
Gesellschaft für Bildende Kunst: legal / illegal. Wenn Kunst
Gesetze bricht / Art beyond law. Zusammengestellt von Hans Winkler.
Schmetterling Verlag. Ca. 200 S. (NB784) 17 Euro
Johannes
Baader, Arthur Cravan, Guerilla Art Action Group, Jochen Gerz, Jon
Hendricks, Abbie Hoffman, Franz Jung, Janice Kerbel, Dieter
Kunzelmann, Minus Delta t, Spaßguerilla, Jean Toche, Timm
Ulrichs u.v.a.
Die
untergründigen Jahre. Die kollektive Autobiographie
›alternativer‹ Autoren aus den 1970ern und danach.
Herausgegeben von Peter Engel und Günther Emig. Günther
Emigs Literatur-Betrieb 2019. 484 Seiten, (NB1446) 20 Euro
Die
68er-Studentenrevolte hat in die 70er Jahre hineingestrahlt, ist da
erst richtig wirksam geworden, nicht zuletzt in der Literatur und im
Literaturbetrieb. War das damals tatsächlich eine gravierende
Umwälzung oder nur der übliche Aufstand der Jungen gegen
die Alten beziehungsweise lediglich ein spontaner Aufbruch gegen den
eingefahrenen „Betrieb“? Kann man sich, wie Enzensberger
meinte, in Bezug auf die siebziger Jahre „kurz fassen“
und nicht wirklich verlangen, dass man ihrer „mit Nachsicht
gedächte“?
Wir stellten diese Fragen 40
Jahre nach den „Gegenbuchmessen“ und dem Kampf der
„kleinen Bertelsmänner“ gegen das etablierte
Verlagswesen noch einmal, wollen von den damaligen Protagonisten der
„Gegenkultur“ wissen, wie sie jene Zeiten erlebt haben,
welches für sie die bestimmenden Momente waren und was von all
dem für sie bis heute nachwirkt.
Inhaltlich sollte
es in den erbetenen Beiträgen um das Subjektive gehen, die
persönliche Perspektive, also keine Beiträge über
Dritte, sondern eine Darstellung des eigenen Tuns (natürlich mit
Bezug auf diese „Dritten“): Warum, mit wem, zu welchem
„Endzweck“, was daraus geworden ist usw. Also quasi
lauter Einzel-Autobiographien, die die Zeit von Ende der 1960er bis
Ende 1970 schwerpunktmäßig umfassen sollten. Und natürlich
wie es danach weiterging.
Beiträge von: Wolfgang
Bittner, Michael Braun, Daniel Dubbe, Heiner Egge, Peter Engel,
Ronald Glomb, Frank Göhre, Friedemann Hahn, Manfred Hausin,
Martin Jürgens, Benno Käsmayr, Michael Kellner, Barbara
Maria Kloos, Fitzgerald Kusz, Helmut Loeven, Detlef Michelers, Alfred
Miersch, Peter Salomon, Christoph Schubert-Weller, Tiny Stricker,
Ralf Thenior, Jürgen Theobaldy.
Unter
dem Radar. Underground- und Selbstpublikationen 1965 – 1975.
Herausgegeben von Bandel, Jan-Frederik /Gilbert, Annette /Prill,
Tania. Spectormag Verlag 2017. 368 S. Großformat, Ringheftung,
unzählige, meist farbige Abbildungen. (NB1389) 38 Euro
Mitte
der 1960er kommt es zu einem Boom von Underground- und
Selbstpublikationen. Hektografie, Mimeografie und Offsetdruck
erlauben es nicht nur, günstig kleine Auflagen herzustellen,
sondern befördern eine spezifische Ästhetik: In wilden
Klebelayouts kombinieren 'messianische Amateure' Typoskriptästhetik,
Handschriften, Kritzelzeichnungen, zusammengetragenes, collagiertes
Bildmaterial, Pornofotos, Schnappschüsse, Comics. Die Typografie
entregelt sich bewusst, parallel zu einer Deregulierung der
sprachlichen und bildlichen Ausdrucksformen im Namen einer neuen
'Sensibilität'.
Der Band (der parallel zu einer Ausstellung
in der Bremer Weserburg erscheint) zeigt erstmals in dieser Breite
Underground- und Selbstpublikationen der BRD, aber auch den
internationalen Kontext, in dem diese entstanden sind: nicht als
Geschichte der Anekdoten, sondern als Versuch, den ästhetischen
Kosmos einer Do-it-Yourself-Revolte zu erschließen, der auch
einen neuen Blick auf den gegenwärtigen Boom von 'Independent
Publishing', Risographie-Ästhetik usw. herausfordert.
Biene
Baumeister, Zwi Negator: Situationistische Revolutionstheorie.
Eine Aneignung. Vol I: Enchiridion. Schmetterling Verlag, Reihe
Theorie.org. 2005. 240 S. (NB853) 10 Euro
„In unseren
Tagen erscheint das revolutionäre Projekt als Angeklagter der
Geschichte. Ihm wird vorgeworfen, daß es schlechten Erfolg
gehabt und eine neue Entfremdung mit sich gebracht habe. Das heißt
nichts anderes, als daß die herrschende Gesellschaft sich auf
allen Gebieten der Wirklichkeit viel besser wehren konnte als die
Revolutionäre es vorhergesehen hatten, und nicht, daß sie
annehmbarer geworden ist.“
Mitte der 50er Jahre entstand
die Situationistische Internationale (SI), die für die
Bewegungen im französischen Mai 1968 eine maßgebliche
Rolle spielte und auch heute als eine Stichwortgeberin für viele
Strömungen aus Kultur und Politik herhält. Mit ihrem
Konzept der „Konstruktion von Situationen“ arbeitete sie
mit spielerisch experimentellen Mitteln auf die Verwirklichung der
Poesie als Aufhebung von Kunst, Politik und Alltag im Sinne einer
modernen proletarischen Revolution hin. Beeinflußt von
Dadaismus und Surrealismus unterzog die SI das Marxsche Werk einer
intensiven Relektüre und erarbeitete eine Kritik der
„Gesellschaft des Spektakels“ (SI). Vor diesem
Hintergrund versucht das Buch, die Grundzüge der
situationistischen Revolutionstheorie dar- und klarzustellen und sie
zugleich mit ihren „blinden Flecken“ zu konfrontieren,
was für eine kritische, aktualisierte Aneignung unabdingbar ist.
Biene
Baumeister, Zwi Negator: Situationistische Revolutionstheorie.
Eine Aneignung Vol. II: Kleines Organon. Schmetterling Verlag, Reihe
Theorie Org. 240 S. (NB843) 10 Euro
Hintergründe
und Anmerkungen zu Band 1. Literaturverzeichnis, Personenregister,
Zeittafel.
Simon
Ford: Die Situationistische Internationale. Eine
Gebrauchsanleitung. Edition Nautilus 2007 (Kleine Bücherei für
Hand und Kopf 58). 224 S., zahlr. schw.-w. Ill. (NB1202) 14,90
Euro
Das Gespür der Situationisten für den Skandal
wurde von vielen – von den Sex Pistols bis Naomi Klein –
übernommen und hat bis heute nicht an Anziehungskraft verloren.
Das Buch ist eine kompakte Einführung in die berüchtigste
und radikalste Kunstbewegung der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts, die Situationistische Internationale – zu deren
Mitgliedern und wichtigsten Gestaltern Guy Debord, Raoul Vaneigem,
Asger Jorn, Constant und die Gruppe Spur gehörten. Malerei,
Architektur, Film – die Situationisten haben weite Teile der
Kunst beeinflußt. Der Autor beleuchtet den historischen
Hintergrund der europäischen Avantgarde nach dem Zweiten
Weltkrieg. Er beschreibt, wie eine Gruppe von jugendlichen
Herumtreibern in Paris mit faszinierender Unbescheidenheit einen
Angriff auf die im Tiefschlaf liegende Kultur provozierte und wie mit
wachsender sozialer Unruhe im Rücken ein innovativer Think Tank
entstand, der die radikalsten Strömungen des Mai 68 inspirierte.
Im Laufe der 10 Jahre ihres Bestehens hat die SI die Kultur im
weitesten Sinne verändert, von der Musik über die
Straßenkunst, von der politischen Analyse zur Entwicklung einer
„Neuen Stadt für ein neues Leben“. Die Ideen und
Vorschläge der SI sind immer noch wesentliche Grundlagen für
eine Befreiung aus einer sinnentleerten Gesellschaft.
Der
Beginn einer Epoche. Texte der Situationisten. Edition Nautilus
1995. 320 S. mit zahlr. Abb. (NB531) 20 Euro
Die
„Internationale“ hat an der Wiedereinführung des
Abenteuers in den urbanen Zentren gearbeitet, an der Formulierung
neuer Leidenschaften und Lebensformen gegen die Stupidität eines
völlig sinnentleerten Lebens.
Guy
Debord: Die Gesellschaft des Spektakels. Edition Tiamat 1996. 304
S. (NB538) 20 Euro.
Guy Debord (1931-1994) war Mitbegründer,
Theoretiker und Protagonist der Situationistischen Internationale.
Die vorliegende Arbeit (erschienen 1967) kann als sein Hauptwerk wie
auch als einer der theoretischen Auslöser der Pariser Maiunruhen
von 1968 gewertet werden. Diese Ausgabe enthält auch die
umfangreichen „Kommentare zur Gesellschaft des Spektakels“
und das Vorwort zur vierten italienischen Ausgabe.
Guy
Debord: Panegyrikus.
Erster Band. Edition Tiamat 1997 (Critica Diabolis 60). 96 S.
(NB1147) 16 Euro
Fragmentarische autobiografische
Reflexionen. Einen zweiten Band gibt es nicht.
Raoul
Vaneigem: Handbuch der Lebenskunst für die jungen Generationen.
Edition Nautilus. 320 S. (NB1159) 19,90 Euro
Diese neuartige
„Fibel des Klassenkampfes“ erschien 1967 mit einem
Skandal. Mit leidenschaftlicher Subjektivität und radikaler
Kritik der bestehenden Verhältnisse verknüpft diese
umfassende Kritik der modernen Formen der Entfremdung die Bereiche
Politik, Kunst und Alltagsleben zu einer explosiven Mischung, die
1968 zum Ausbruch kam. Ein Schlüsselwerk der aufständischen
Geschichte von 1967-68 ist das Handbuch der Lebenskunst. Neben Guy
Debords Gesellschaft des Spektakels prägte es die Parolen auf
den Mauern und Plakaten des Mai 68. Der poetische, witzige, zornige
und radikale Stil Vaneigems ist aus der modernen Gesellschaftskritik
nicht mehr wegzudenken. Seine provozierenden Thesen gegen die
Verkümmerung der Emotionen, gegen Warengesellschaft und
Patriarchat, gegen die ganze Welt der Ökonomie, setzen auf
Spontaneität, individuelles Erleben und die Kostenlosigkeit der
Bedürfnisse. Die Perspektive der Macht, mit ihrer Hierarchie,
Aufopferung und Arbeit, soll umgekehrt werden in eine Perspektive der
Selbstbestimmung, Kreativität, Spontaneität und Poesie. Die
radikale Subjektivität findet ihre Verwirklichung in der von
allen gemachten Geschichte.
Raoul
Vaneigem: Zwischen der Trauer um die Welt und der Lust am Leben.
Die Situationisten und die Veränderung der Haltungen. Aus dem
Französischen von Barbara Heber-Schärer und Andrea
Stephani. Edition Nautilus 2011. 192 S. Pb. (NB1206) 19,90 Euro
Raoul
Vaneigem hat ein leidenschaftliches Plädoyer gegen die
Zerstörung der Individualität verfasst. Er tritt vehement
für die Kostenlosigkeit und das individuelle Erleben ein,
kritisiert die tyrannische Macht der Lohnarbeit und die Gier der
Raubökonomie. Zwischen der Trauer um die Welt und der Lust am
Leben ist auch eine Art Autobiografie. Vaneigem schildert seine
Kindheit in Belgien, im proletarischen Milieu seiner Eltern, und die
fünfziger und sechziger Jahre, die in die großen
Umwälzungen der gesamten Lebensweisen mündeten.
Die
wahre Geschichte von Captain Misson und der Republik Libertatia.
Nacherzählt von Larry Law. Übersetzt aus dem Englischen von
Axel Monte und mit einem Nachwort versehen von Marvin Chlada über
die Situationisten. Trikont Verlag. 50 Seiten mit vielen
Illustrationen. (NB1318) 6 Euro
Dieses Büchlein über
Captain Misson wurde erstmals 1980 vom inzwischen verstorbenen
britischen Situationisten Larry Law in seiner Reihe „Spectacular
Times“ (kleine „booklets“ im A6-Format)
veröffentlicht. Seitdem sind immer wieder verschiedene
Nachdrucke erschienen und hier nun auch erstmals die vorliegende
deutsche Übersetzung. Die Geschichte von Captain Misson, seiner
Mannschaft und ihrer freien Republik Libertatia soll kein Modell für
ein Utopia bieten, und auch nicht aufzeigen, wie eine libertäre
Gesellschaft heutzutage funktionieren könnte. Sie ist vielmehr
ein Bericht über einen frühen Versuch einer Gruppe von
Menschen, eine wirklich libertäre und egalitäre
Gemeinschaft aufzubauen. Eine Gemeinschaft, die fast einhundert Jahre
vor der Französischen Revolution versucht hat, nach der Maxime
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zu leben.
Unsichtbares
Komitee: Der kommende Aufstand. Edition Nautilus 2010 (Nautilus
Flugschrift). 128 S. Pb. (NB1157) 9.90 Euro
Nach Sabotage an
einer Eisenbahnstrecke, auf der im November 2008 ein Castortransport
mit radioaktivem Material geplant war, wurde es von der französischen
Regierung als einziges Beweisstück eines mittlerweile
international bekannten „Terrorismusfalls“ gehandelt, als
ein „Handbuch des Terrorismus“ und Vorwand für die
skandalöse, z.T. monatelange Inhaftierung von neun Menschen aus
dem Dorf Tarnac. Tatsächlich enthält des Buch eine
pointierte, situationistisch geprägte Analyse der Reaktionen von
Regierungen auf die verschiedenen Unruhen und Volksaufstände in
den letzten Jahren. Die brennenden Vorstädte in Frankreich, die
Straßengewalt in Griechenland usw. werden von den Regierungen
als Gefahr gesehen, die polizeilich und militärisch gebändigt
werden müsse, wobei das „Krisenmanagement“ die
Gesellschaft auch zusammenhalten soll. Für die Autoren dieses
Manifests hingegen sind die Revolten revolutionäre Momente,
Symptome des Zusammenbruchs der westlichen Demokratien, die sich
gegenseitig verstärken und sich ausbreiten. Sie fordern einen
Kommunismus, der als „ergebnisoffener“ Prozess die
Bildung von Kommunen sowie die Restrukturierung der Ökonomie in
kleine, lokale Einheiten vorsieht und plädieren für eine
anonyme Position der Unsichtbarkeit. „Es geht nicht mehr darum
zu warten – auf einen Lichtblick, die Revolution, die
atomare Apokalypse oder eine soziale Bewegung. Noch zu warten ist
Wahnsinn. Die Katastrophe ist nicht das, was kommt. Sondern das, was
da ist. Wir befinden uns schon jetzt in der Untergangsbewegung
einer Zivilisation. Das ist der Punkt, an dem man Partei ergreifen
muß.“
Unsichtbares
Komitee: An unsere Freunde. Edition Nautilus 2015. 192 S.
(NB1300) 16 Euro
Nach „Der kommende Aufstand“
(2010) meldet sich das „Unbekannte Komitee“ nach fünf
Jahren wieder zu Wort.
Marvin
Chlada, Andreas Gwisdalla: Charles Fourier. Eine Einführung
in sein Denken. Alibri-Verlag 2014. 136 S. (NB1295) 10 Euro
Fourier
hat als Frühsozialist nicht nur in der Geschichte des utopischen
Denkens seinen Platz. Er bot auch im 20. Jahrhundert zahlreiche
Anknüpfungspunkte für emanzipatorische Entwicklungen. Die
beiden Autoren führen in die unterschiedlichen Aspekte von
Fouriers Denken ein, erläutern die zentralen Begriffe und die
zugrunde liegenden politischen und philosophischen Fragestellungen.
Sie arbeiten nicht nur Fouriers Aktualität heraus, sondern auch
seine zahlreichen Fehleinschätzungen und fragwürdigen
Ansätze.
Aus dem Inhalt: Charles Fourier und der
Fourierismus; Systemische Grundlagen; Die einfältige
Zivilisation; Die Geschichtsphilosophie; Die leidenschaftliche
Anziehung; Die Harmonie; Sozietäre Theorie und Praxis; Zur
Aktualität des Charles Fourier.
Marvin
Chlada, Marcus S. Kleiner: Radio Derrida. Pop Analysen II. Alibri
Verlag 2003. 140 S. (NB1221) 13 Euro
Radio Derrida ist Band 2
einer Trilogie, die sich umfassend mit der Pop- und Medienkultur, der
Soundculture, dem Diskurs der Postmoderne und ihren zentralen
Theoretikern auseinandersetzt. Im Gegensatz zu den gängigen
Poptheorien, die selbst noch zu sehr „Pop sind“, um sich
Pop kritisch zuzuwenden und damit Pop gerade in seiner
Selbstherrlichkeit bestärken, betreiben die beiden Autoren eine
radikale Archäologie der Popkultur: Sie zeigen, daß die
ganze Geschichte der vermeintlich popkulturellen Subversion neu zu
schreiben ist.
Aus dem Inhalt: Dr. Dr. Rainald Goetz vom
Pop-Team – Stilberatung für trendige Lebensart und poppige
Textproduktionen. Der Ball ist Pop oder Wie Sportfreunde die
Popkultur entdecken. Die neuen Heiligen in der Mediengesellschaft.
Popgespenster und Kapitalmonster. Popgeschichten. Pop ist tot –
Ein Hörspiel. The Body Is the Message? (Interview mit Gabriele
Klein). Der Klang und die Differenz. Soundculture & Subversion –
Lektionen für den mentalen Dancefloor. Derridas Rauschen.
Schweigen.
Marvin
Chlada / Gerd Dembowski / Deniz Ünlü: Alles Pop?
Kapitalismus und Subversion. Alibri Verlag 2003. 356 S. (NB1222) 19
Euro
Wie funktioniert Pop in der Warengesellschaft? Mit ihrer
zentralen These, daß Pop ähnlich wie der kapitalistische
Markt Subversion integriert, stellen die Autoren die Auffassung in
Frage, daß innerhalb des Massenkonsums so etwas wie
Widerstandspotential aufrechterhalten werden kann. Anhand von
Interviews mit bekannten Musik- und Literaturgrößen wie
Jim Avignon, Schorsch Kamerun (Goldene Zitronen), Tomas D oder F.M.
Einheit (ehem. Einstürzende Neubauten), die über ihre
Stellung (oder Nische) im Pop-Markt, über den eigenen Anspruch
und entgegenstehende Zwänge Auskunft geben, können die
theoretischen Aussagen an der Pop-Realität gewissermaßen
abgeglichen werden.
Mit Beiträgen von Marvin Chlada, Gerd
Dembowski, Deniz Ünlü, Simon Güntner und Romuald
Leonhardt, Wiglaf Droste, Thomas D, Ira Cohen, Ralf Bentz, Klaus
Walter und Marcus S. Kleiner.
„Gut, daß wir darüber
geredet haben, noch besser, daß es trotz allem noch Künstler
zu geben scheint, die überhaupt über Politik nachdenken.“
(Susann Sax in Scheinschlag, September 2003)
„Eine
politische Linie verfolgen die Herausgeber nicht wirklich.
Schlaglichtartig lassen sie unterschiedliche Autorinnen zu
unterschiedlichsten Kulturfeldem Gedanken entwickeln. Das hat den
Vorteil, daß die Aufsätze auch für sich allein zur
Kenntnis genommen werden können, daß vielfaltige
Betrachtungsweisen geboten werden. Allerdings bekommt das ganze damit
auch eine ziemliche Beliebigkeit. Aber wenn einem die Sonne ohnehin
das Hirn wegbrennt, ist das vielleicht auch nicht schlimm. Alles
Pop?“ (Analyse und Kritik, August 2003)
Marvin
Chlada: Heterotopie und Erfahrung. Abriß einer
Heterotopologie nach Michel Foucault. Alibri Verlag 2005. 142 S.
(NB895) 14 Euro
Als Heterotopie wird in der Medizin
die Bildung von Gewebe am falschen Ort bezeichnet. Entsprechend ließe
sich eine Heterotopie im Sinne Foucaults als das Andere im
Gesellschaftskörper charakterisieren: ein Ort, der in einem
besonderen Verhältnis zur Gesamtgesellschaft steht. Gegenstand
der Heterotopologie können Orte sein, die von einer Gesellschaft
errichtet wurden, um das Anormale besser kontrollieren und
bestenfalls disziplinieren zu können. Es können darüber
hinaus Orte sein, die sich allein der Lust, der Schönheit oder
dem Widerstand verschrieben haben, Orte, die nur solange „toleriert“
werden, wie sie kein „öffentliches Ärgernis“
oder gar eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen.
Marvin
Chlada, Marc Christian Jäger (Hg.): Das Spiel der Lüste.
Sexualität, Identität und Macht bei Michel Foucault. Alibri
Verlag 2008. 140 S. (NB1062) 16 Euro
Foucault hat Erotik und
Sexualität als Formen strategischer Spiele betrachtet, deren
Regeln ebenso verändert wie verworfen werden können. Nicht
die „Wahrheit des Geschlechts“ aufzudecken oder „sich
selbst zu finden“ ist sein Thema, sondern die Möglichkeit,
neue Lüste zu erfinden und ihren Gebrauch zu erweitern. „Man
muß sich von der Instanz des Sexes freimachen, will man die
Mechanismen der Sexualität taktisch umkehren, um die Körper,
die Lüste, die Wissen in ihrer Vielfältigkeit und
Widerstandsfähigkeit gegen die Zugriffe der Macht auszuspielen.“
(Michel Foucault).
Marvin
Chlada: Der Wille zur Utopie. Alibri Verlag 2004. 256 S., mehrere
Abb. (NB925) 16 Euro
In „Der Wille zur Utopie“
unternimmt Marvin Chlada eine Odyssee durch das Universum der
sozialen und technischen Phantasien von der Antike bis zur
Postmoderne, von Atlantis (Plato) bis Zamonien (Walter Moers). Neben
der Einführung in das utopische Denken ist der Band vor allem
eine Einladung, über den ausgesuchten Utopien selbst die Lust zu
entdecken, soziale Einbahnstraßen zu verlassen und bisher
unerforschten Pfaden und neuen Fluchtlinien zu folgen.
Marvin
Chlada (Hrsg.): Das Universum des Gilles Deleuze. Eine
Einführung. Überarbeitete Neuauflage. Alibri Verlag 2011.
172 S. (NB1187) 14,50 Euro
Gilles Deleuze (1925-1995) gehört
zu den meistdiskutierten Philosophen in der gegenwärtigen
Postmodernismus-Debatte. Der Aufsatzband erörtert die
verschiedenen Aspekte seiner Philosophie; er bietet eine kritische
Einführung in sein Denken und stellt dessen Rezeption in den
Subkulturen dar. Die Bandbreite der Themen reicht von im engeren
Sinne philosophischen Fragen über seine Rezeption von Literatur,
Musik, Film bis hin zur Erörterung seines politischen
Standpunktes und der Frage, inwiefern Deleuze Versatzstücke für
eine neue (linke) Utopie bereithält. Mit Beiträgen von
Marvin Chlada, Gabriel Kuhn, Martin Büsser, Thomas Ernst, Daniel
Loick, Gerd Dembowski.
„Als Einführung konzipiert,
wird auch in Form und Inhalt versucht, der Vielfalt des Deleuzeschen
Werkes Rechnung zu tragen. Eher assoziative Texte und Polemiken
stehen neben wissenschaftlich und analytisch verfaßten
Beiträgen.“ (Jens Petz Kastner in Graswurzelrevolution).
„Eine Einführung ins Denken von Gilles Deleuze? Das ist
ein Widerspruch in sich. Wie soll man eine gegen das hierarchische
System gerichtete Philosophie der Vielheit, der Intensitäten und
der Simultaneität dingfest machen? Die zehn Autoren von Marvin
Chladas Anthologie – fast alle um die dreißig –
versuchen Gott sei Dank gar nicht erst, Deleuze didaktische Zügel
anzulegen.“ (Gregor Dotzauer in Tagesspiegel).
Marvin
Chlada: Die schöne Verwirrung des Lebens – Gedichte &
Cut-Ups. Situationspresse 2013. 80 S. einige Abbildungen.
Paperback. (NB1244) 12,50 ¤.
Die Legende von Jack
Daniel, Sleaze Rock Poetry, Cut-Ups, Collagen, Epitaphe auf Johnny
Thunders, Allen Ginsberg und Charles Bukowski sowie eine kurze
Antwort auf die rätselhafte Frage, was DIE ÄRZTE mit der
süßen Gwendoline tatsächlich getrieben
haben.
Verstreutes und Vergessenes aus 25 Jahren Wortarbeit in
einem Band, erschienen in einem der dienstältesten Verlage der
deutschen Alternativ- und Undergroundpresse. Dazu ein Strauß
frischer Notizen zur Läuterung und Orientierung: Was nutzt der
beste Film in Worten, wenn man im falschen Kino hockt?
Marvin
Chlada, Sozialwissenschaftler, Autor und Musiker, Pendler zwischen
Schwaben, Kalabrien und Ruhrgebiet, wo er u. a. im Umfeld des
„Fliegenden Koffers“ agiert, einem „Kartell
Duisburger Schriftsteller und Künstler, die irgendwie mit dem
Satiremagazin DER METZGER was zu tun haben.“ Zahlreiche
Publikationen zur Popkritik, Medien- und Gesellschaftstheorie.
Aktuell arbeitet er an einer Monographie zu Leben und Werk von
Charles Fourier.
Marvin
Chlada – Glam Rock, Bier und Schmuddelfilme
40
Gedichte und eine Zugabe. Trikont-Duisburg und Dialog-Edition. 60
Seiten – (NB1456) 8 Euro
Marvin Chlada: Logik der Verführung. Gedichte. Dialog-Edition 2016. 54 S. (NB1329) 8 Euro
Marvin
Chlada: Der Poet als Lumpensammler. Interviews und Reportagen.
Edition Dialog, Duisburg 2016. 206 S. (NB1349) 15 ¤
Gesammelte
Reportagen und Interviews, Glossen und Essays. Denkwürdige
Begegnungen. Merkwürdige Begebenheiten. Rockmusik und
Schlagerkultur, Situationisten und Beatniks, Wiedertäufer und
Ganoven. Streifzüge durch die Welten von Charles Fourier,
William S. Burroughs, Russ Meyer, Michel Foucault u. v. m.
Marvin
Chlada und Jochen Zimmer: Kritische Theorie in der Provinz.
Trikont Verlag Duisburg 2001. 148 S. (NB1347) 14 Euro
Beiträge:
Martin Büsser: E versus U Der Siegeszug einer falsch
verstandenen Popkultur. Jean Baudrillard: Die Szene und das Obszöne.
Stefan Fishan/Wolfgang Haible: Radio und Internet. Bert Brechts
„Radiotheorie“ heute. Marvin Chlada: Der fromme Max.
Kritische Theorie und Theologie. Marvin Chlada/Bernd Kalus: Aleister
Crowley Superstar. Neosatanismus und Jugendprotest. Gerd Dembowski:
Kicken ist Männersache. Erfahrungen aus der Fußballprovinz.
Jochen Zimmer: Kritische Sozialwissenschaft als Folklore – 1.
Halbzeit. Anfänge der Duisburger Fanprojekt-Arbeit. Gerd
Dembowski: Kritische Sozialwissenschaft als Folklore – 2.
Halbzeit. Abgründe der Duisburger Fanprojekt-Arbeit. Benno
Nothardt: Martin Walser und die Meinungssoldaten. Heinz Maus: Zur
Situation der deutschen Volkskunde. Wolfgang Haible: Erlebnisse eines
schwer erziehbaren Langzeitarbeitslosen. Thomas Rommelspacher:
Provinz als Ballungsraum. Stadtentwicklung im Zeichen der
Zuwanderung. U.a.
Silke
Vogten: Getanzt wird immer. Gedichte. Dialog-Editon Duisburg
2016. 76 S. (NB1348) 10 Euro
Poetische Hüftschüsse
aus Berlin, Köln und dem Ruhrgebiet. Dazu Berichterstattung aus
Absurdistan. Und dazwischen Rückzug in ganz eigene Gefilde. Eben
Gedichte von unterwegs.
Katharina
Picandet (Hg.): 1968 – Bilder einer Utopie. Ein Album.
Edition Nautilus. 112 S. im Großformat. Mit Schutzumschlag,
durchgehend illustriert. (NB1403) 24 Euro.
"1968"
ist längst zur Chiffre geworden. Mit Parolen wie "Arbeitet
nie!", "Verbieten ist verboten" oder "Nehmt eure
Wünsche für die Wirklichkeit" ist der Mai ‘68
verheißungsvoll utopisch gestartet. Heute, ein halbes
Jahrhundert später, darf man die Frage stellen, was von dieser
Utopie bewahrenswert ist, bewahrt wurde, vielleicht verloren gegangen
ist. Anhand ikonischer oder unbekannter Objekte, Bilder und Momente
der Utopie "1968" erinnern sich die Autorinnen und Autoren
aus dem Umfeld des Verlags an die Ereignisse vor 50 Jahren: Von der
Fliegerjacke der Black Panther über heute noch im
widerständischen Einsatz befindliche Traktoren, Angela Davis’
Frisur und Uwe Nettelbecks Glossen bis hin zu Nachbeben im Punk und
der Politik der Re-Education: 1968 wirkt vielfältig
weiter.
"1968 – Bilder einer Utopie" ist ein
persönliches, mitreißendes utopisches Album, mit Beiträgen
von Michèle Bernstein, Wolfgang Bortlik, Lutz
Dammbeck, Hans-Christian Dany, John Jordan, Isabelle Fremeaux, Annett
Gröschner, Stewart Home, Jan Kuhlbrodt, Hanna Mittelstädt,
Roberto Ohrt, Mithu M. Sanyal, Jochen Schimmang, Peter
Wawerzinek.
Katharina Picandet, geboren 1974 in Hannover,
frühkindliche Bildung im antiautoritären Kinderladen, viel
später Studium der Deutschen Sprache und Literatur, Geschichte
und Philosophie in Hamburg und Bordeaux. Seit 1996 Mitarbeit bei
Edition Nautilus; seit 2003 im Lektorat. Seit 2016 ist Katharina
Picandet Verlegerin der Edition Nautilus.
Uwe
Soukup: Der 2. Juni 1967. Ein Schuss, der die Republik veränderte.
Transit Verlag 2017. 192 Seiten, gebunden mit zahlreichen
Abbildungen. (NB1384) 20 Euro
Der Mord an Benno Ohnesorg, der
sich im Juni 2017 zum fünfzigsten Mal jährt, wurde zum
politischen Fanal. Er war einer der Auslöser für die
Studentenunruhen, die weitreichende Veränderungen in Politik und
Gesellschaft im Nachkriegsdeutschland zur Folge hatten. Ein Buch, das
gerade für politisch interessierte, jüngere Leserinnen und
Leser von großem Interesse ist.
Dieser Schuss auf den
Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 in Berlin hatte
weitreichende Konsequenzen, politisch, kulturell und
mentalitätsgeschichtlich. Uwe Soukup, der beste Kenner der
Umstände dieses Geschehens, dessen Vorgeschichte und Folgen, hat
akribisch recherchiert, beteiligte Personen bzw. Zeugen befragt und
neueste Erkenntnisse über die Hintergründe berücksichtigt.
Sein Buch ist die nüchterne und aufwühlende Erzählung
eines Tages, eines Mordes und dessen politischer Folgen. Der 2. Juni
wirkte wie ein Zeitbeschleuniger: schon vorher politisierte, aber
eher gemäßigte Studenten wurden radikalisiert, die Medien
griffen die Kritik und die Ideen der Studentenbewegung auf und
popularisierten sie, Deutschland wurde liberaler und außerdem
(jedenfalls partiell) zum Experimentierfeld neuer Lebens- und
Umgangsformen. Später, kaum glaublich, wird bekannt, dass der
Todesschütze, der Beamte der Politischen Polizei Heinz Kurras,
der lange von Polizei und Justiz gedeckt wurde, schon seit den
fünfziger Jahren Spitzel der Stasi war. Der Autor hat Kurras
nach dessen Enttarnung noch persönlich getroffen und dazu
befragt.
Susanne
Schüssler (Hrsg.): Wetterbericht. 68 und die Krise der
Demokratie. Verlag Klaus Wagenbach 2017. 208 S. Klappenbroschur. Mit
einer Liste der bei Wagenbach erschienenen Politik-Titel. (NB1441
bes.) 20 Euro
Kein nostalgischer Rückblick auf 68:
Wagenbach-Autoren untersuchen, was die momentane Krise der Demokratie
mit 68 zu tun hat. Eine aktuelle Streitschrift. Für die
intellektuelle Auseinandersetzung von 68 spielte der Wagenbach Verlag
eine zentrale Rolle, mit Autoren wie Peter Brückner, Rudi
Dutschke, Ulrike Meinhof, Che Guevara, Antonio Negri oder Mao
Tse-Tung und mit Büchern wie dem roten Kalender für Schüler
und Lehrlinge oder dem RAF-Manifest. Was bei Wagenbach erschien, war
ideologisch nicht eng begrenzt, aber oft radikaler als anderswo und
führte deshalb zu Prozessen und Verurteilungen. Die Revolution
stand jedenfalls unmittelbar bevor.
Heute, angesichts der
massiven Verwerfungen, drängt sich die Frage auf, welche Rolle
68 für unsere politische und gesellschaftliche Situation spielt:
Warum werden Errungenschaften der damaligen jungen Generation
umgewertet? Warum steht die erkämpfte und unerschütterlich
geglaubte Demokratie auf unsicherem Boden? Wieso bemächtigt sich
die identitäre Rechte der Aktionsformen der APO? Warum ist
Religion heute wieder so entscheidend, obwohl die 68er sie doch
abgeschafft haben wollten? Wo stehen Frauen heute? Wie kam es zu
einem Antifeminismus, der die Frauen wieder zurück an den Herd
schicken will?
Damalige und heutige Wagenbach-Autoren stellen
sich diese Fragen: Petra Dobner, Gisela Erler, Wolfgang Kaleck, Otto
Kallscheuer, Tom Koenigs, Claus Leggewie, Albrecht v. Lucke,
Christoph Möllers, Bahman Nirumand, Ulrich K. Preuß, Mithu
M. Sanyal, Joscha Schmierer, Barbara Sichtermann und Sibylle Thelen.
Heiß
und kalt. Die Jahre 1945-69. Das BilderLeseBuch. Elefantenpress.
Ca. 500 S. Mit zahlreichen Abbildungen. Großformat. (NB403z) 30
Euro
Ein bewegtes Bild von 25 Jahren Geschichte in Politik,
Kultur und Alltag. Sonderausgabe der LeseBilderBücher „Trümmer
Träume Truman – Die Welt 1945-49“, „Bikini –
Kalter Krieg und Capri-Sonne. Di fünfziger Jahre“ und „Che
Schah Shit – Die sechziger Jahre zwischen Cocktail und Molotow“
Wild
und zahm. Die siebziger Jahre. BilderLeseBuch. Elefantenpress
1997. 256 S. Im Großformat, ca. 400 Abbildungen. (NB404z) /
20,90 Euro
Reprint der BilderLeseBücher „Klamm
Heimlich und Freunde – die siebziger Jahre“ und „Der
große Unterschied – Neue Frauenbewegung und die 70er
Jahre“.
vorwärts
bis zum nieder mit. 30 Jahre Plakate unkontrollierter Bewegungen.
Hg. Von HKS 13. Assoziation A 2001. 288 S. Pb. Großformat und
eine CD-rom. (NB677) 25,50 Euro
815 Plakate im Buch
abgedruckt. 8300 auf der beigelegten CD-rom: Apo bis
Anti-Globalisierung, Rock gegen rechts bis Queer, Hannover bis
Nürnberg, Stammheim bis Die Grünen, und vieles andere mehr.
Eine vierfarbige Geschichtsrevue quer durch die „unkontrollierten
Bewegungen“ der letzten 30 Jahre. Außerdem eine
Bastelanleitung: „Das gute Plakat“.
Volkhard
Brandes: Paris, Mai ‘68. Plakate, Karikaturen und Fotos der
Revolte. Brandes & Apsel Verlag 2008. 96 S. mit zahlr.
Abbildungen. (NB1044) 14,90 Euro
Innerhalb weniger Tage
weitete sich in Mai ‘68 der Aufstand der Pariser Studenten zum
Generalstreik von über zehn Millionen Arbeitern und Angestellten
in ganz Frankreich aus. Betriebe wurden besetzt, das öffentliche
Leben kam weitgehend zum Stillstand. Auch die Künstler schlossen
sich dem Kampf an. Dieses Buch dokumentiert insbesondere die
kollektive Plakatproduktion des „Atelier populaire“ sowie
die Arbeiten der berühmtesten französischen Karikaturisten.
Fotos bezeugen die Wirkung der Plakate in den Straßen von
Paris. Die politische Kunst des Mai ‘68 hat auch Jahrzehnte
nach der Revolte ihre aggressive Expressivität nicht verloren.
Anne
Wiazemsky: Paris, Mai ’68. Ein
Erinnerungsroman. Aus dem Französischen von Jan Rhein. Verlag
Klais Wagenbach 2018 (Reihe SALTO). 168 S. Fadengeheftet. Rotes
Leinen. Gebunden mit Schildchen und Prägung. (NB1410) 18
Euro
Für die junge Schauspielerin ist alles neu: ihre
plötzliche Berühmtheit und die Ehe mit Jean-Luc Godard, die
Welt ihres Mannes und die Themen, die Studenten, Arbeiter und
Intellektuelle auf die Barrikaden treiben.
Januar 1968.
Das frisch verheiratete Paar Godard-Wiazemsky bezieht sein
»Liebesnest« im Pariser Quartier Latin. Godard ist
siebenunddreißig, Wiazemsky zwanzig Jahre alt. Als im Mai die
Revolte losbricht, verfolgt Anne das mit Sympathie und Interesse,
ohne selbst politisiert zu werden. Sie steht mit Jacques Brel vor der
Kamera und nimmt gelegentlich auf Rollschuhen an den Demonstrationen
teil. Anne Wiazemsky erzählt von Dreharbeiten in Italien oder
von der Rückreise aus Cannes mit Gilles Deleuze, von ihrem
Jugendfreund Daniel Cohn-Bendit und von der Begegnung mit den Beatles
in London, wo Paul McCartney sie auffordert, mit ihm unterm Tisch Tee
zu trinken. Während sie ihre Jugend und den neuen Ruhm genießt,
erwachsener wird und sich befreit, radikalisiert sich Godard
zusehends. Er träumt von einem revolutionären Kino und wird
zugleich krankhaft eifersüchtig auf seine junge Frau.
Nach
dem erfolgreichen Roman »Mein Berliner Kind« erscheint
nun dieses spannende, subjektive Erinnerungsbuch voller Anekdoten –
ein authentisches Zeugnis der 68er-Aufstände in Frankreich und
eine berührende Liebesgeschichte.
Erich
Fried: und Vietnam und. Gedichte. Mit einer
Chronik und einem Nachwort von Klaus Wagenbach. Verlag Klaus
Wagenbach 2018 (Neuausgabe), Reihe "Politik". 96 S.
Broschiert mit Umschlag. (NB1409) 10 Euro
Frieds erstes Buch
bei Wagenbach, dessen Titel Martin Walser "die
Zeile des Jahrhunderts" nannte, machte politische
wie literarische Geschichte.
und Vietnam und – das
sind Elegien, Sprüche, Maximen, Proteste gegen einen
amerikanischen Krieg im Namen der Freiheit, der zum Trauma nicht nur
einer Nation, sondern einer ganzen Generation wurde. Es sind
"engagierte" Gedichte, die neue
lyrische Formen erfanden. Diese damals ungewohnte Hineinnahme des
lyrischen Ich ins politische Handgemenge blieb nicht ohne Folgen.
Obwohl dem Buch – auch das ungewohnt – eine "Chronik"
der Fakten des Krieges beigegeben worden war, wurde es zu einem
höchst »umstrittenen«.
Johannes
Agnoli: 1968 und die Folgen. Ca ira Verlag 1998. 288 S. (NB528)
15 Euro
Johannes Agnoli zeigt, was aus der Protestbewegung
von „1968“ hätte werden können, hätte sie
nur eine radikale Kritik der Politik entwickelt und die marxsche
Kritik der politischen Ökonomie zur Kritik der Staatlichkeit
radikalisiert. So aber verfing sie sich in der Illusion eines
alternativen Gebrauchs der Verfassung. Am Ende des Langen Marsches
durch die Institutionen, den Rudi Dutschke proklamiert hatte, stand
die Verstaatlichung der Opposition, ihre Transformation in einen
organischen Bestandteil der Herrschaft in Gestalt der Grünen.
Johannes
Agnoli: Die Transformation der Demokratie und verwandte
Schriften. Hg. von Barbara Görres Agnoli. Konkret Literatur
Verlag 2004. 240 S. (NB908) 16,50 Euro
Die „Transformation
der Demokratie“, Johannes Agnolis bekannteste Schrift, die er
1967 zusammen mit Peter Brückner im Voltaire Verlag vorlegte,
war die einflußreichste und nachhaltigste Staats- und
Parlamentarismuskritik für die außerparlamentarische
Opposition. Agnoli beschreibt darin den Prozeß der Involution
demokratischer Staaten, Institutionen und Parteien in
antidemokratische Formen, eine Rückbildung der bürgerlichen
Demokratie zu mehr Herrschaft, Unterwerfung und Kapitalabhängigkeit
des Staates, die Entwicklung zu einem autoritären Staat. Ergänzt
wird die „Transformation der Demokratie“ durch verwandte
Texte sowie ein Namens- und Sachregister. Die Rezension von Sebastian
Haffner in Konkret, die zum Erfolg des Buches maßgeblich
beitrug, ist im Anhang nachgedruckt.
Barbara Görres Agnoli: Johannes Agnoli. Eine biografische Skizze. Konkret Literatur Verlag 2004. 176 S. (NB909) 15 Euro
Gerhard
Hanloser: Lektüre & Revolte. Der Textfundus der
68er-Fundamentalopposition. Unrast Verlag 2018. 168 S. (NB1419) 9,80
Euro
Die wichtigsten Schriften und Proklamationen der "Neuen
Linken" transportierten eine radikale Unversöhnlichkeit mit
dem Bestehenden und entwarfen Utopien einer anderen,
herrschaftsfreien Gesellschaft. Als 'Lesebewegung' verschlangen die
68er die Befreiungstheorien von Herbert Marcuse, Marx und Mao,
Alexandra Kollontai, Wilhelm Reich und Frantz Fanon. Als Teil eines
'oppositionellen Theoriemilieus' rangen Rudi Dutschke, Hans Jürgen
Krahl, Ulrike Meinhof, Reimut Reiche und Karl Heinz Roth um den
richtigen begrifflichen Zugang zu Geschichte und Gegenwart der
Gesellschaft, um sie radikal zu verändern. In Kommunen, mit
Betriebsarbeit und "bewaffnetem Kampf" sollte dies als
Fundamentalopposition bewerkstelligt werden. Anlässlich des
50-jährigen Jubiläums der Revolte von 1968 bietet das Buch
eine pointiert geschriebene, kritische Aufbereitung der wichtigsten
Literatur der außerparlamentarischen Opposition des vergangenen
Jahrhunderts.
Angelika
Ebbinghaus (Hg.): Die 68er. Schlüsseltexte der globalen
Revolte. ProMedia Verlag 2008 ( Edition Linke Klassiker). 224 S.
(NB1047) 12,90 Euro
Die politischen und sozialen
Protestbewegungen der „68er“ entstanden weltweit lange
vor dem Jahr 1968 und ebbten erst Ende der 1970er Jahre ab. Sie waren
ein internationales Phänomen und reichten von den antikolonialen
Befreiungsbewegungen der drei Kontinente über die
Sozialbewegungen der Schwellenländer bis in die Metropolen des
kapitalistischen Weltsystems. Das Jahr 1968 war zudem auch für
die Länder des Staatssozialismus folgenreich. „1968“
stellt eine Chiffre dar. Die Sozialbewegungen wurden vor allem von
Jugendlichen, Studierenden, Intellektuellen und Künstlern, aber
auch von Arbeitern – wie in Frankreich, Brasilien und Italien –
getragen und zeichneten sich durch antiautoritäre Mentalität,
Kultur und Lebensweise aus. Der Protest gegen den Vietnamkrieg sowie
die Auflehnung gegen Rassismus, gesellschaftliche Ungleichheit und
autoritäre bzw. bürokratische Strukturen waren gemeinsame
Anliegen. Der Wunsch nach einer besseren Welt verband diese
Bewegungen über Länder und Kontinente hinweg. Die Parole
„Ich nehme meine Wünsche für die Wirklichkeit, denn
ich glaube an die Wirklichkeit meiner Wünsche“ an den
Wänden der Sorbonne und die Forderung italienischer Arbeiter
zehn Jahre später, „Wir wollen alles!“, markieren
die Utopien und Hoffnungen dieser langen Revolte. Die Texte, die hier
vorgestellt werden, haben das globale „1968“ geistig
vorbereitet und beeinflusst. Die Auswahl beschränkt sich auf die
Zeit bis 1968. (Die 1970er Jahre sind einem weiteren Band
vorbehalten.) Neben politisch-programmatischen Texten finden sich
theoretische Beiträge, die weltweit gelesen wurden, aber auch
Flugblätter und Songs, die das Lebensgefühl dieser Jahre
wiedergeben. 40 Jahre nach der „globalen Revolte“ liegt
damit eine besondere Art von leicht zugänglichem Reader vor, in
dem Originaltexte von der Herausgeberin Angelika Ebbinghaus
kommentiert und in ihren politischen und historischen Kontext
gestellt werden. Ein Glossar und eine Literaturliste geben all jenen
Tipps und Anregungen, die sich mit dem Thema „Das globale 1968“
weiter beschäftigen wollen. Mit Texten u.a. von Lin Biao (1965),
Simone de Beauvoir (1951), Régis Debray (1967), Rudi Dutschke
(1967), Frantz Fanon (1963), Andre Gunder Frank (1966), Hans-Jürgen
Krahl (1966), Ho Chi Minh (1965), Ernesto „Che“ Guevera
(1967), Herbert Marcuse (1967), Karol Modzelewski (1967), Antonio
Negri 1967), Helke Sanders (1967), Jean-Paul Sartre (1960) und Ota
¦ik (1968).
Norbert
Kozicki: Aufbruch in NRW. 1968 und die Folgen. Klartext Verlag
2008 ( Wir in Nordrhein-Westfalen – Unsere gesammelten Werke).
262 S. Gb. (NB1066) 7,95 Euro
1968 ist das Jahr des Umbruchs.
Die starren Regeln der Nachkriegsgeneration sorgen für ständigen
Konflitstoff und lautstarke Auseinandersetzungen. Schulen,
Universitäten, Kichen und Familien werden von einer Welle der
Veränderung erfaßt. Die Generation des Aufbluchs entdeckt
die Sprache als „Waffe“ für ihren Protest gegen die
Autoritäten. Sie will den Dingen einen neuen Namen geben und
fordert Mitgestaltung. Norbert Kozicki faßt die vielfältigen
kulturellen, politischen und sozialen Ereignisse zusammen – von
der Studentenbewegung an der Ruhr über die Arbeitermobilmachung
in Bürgerinitiativen bis hin zur sexuellen Revolution zwischen
Hochöfen und Fördertürmen.
Ingrid
Gilcher-Holtey: Die 68er Bewegung. Deutschland, Westeuropa, USA.
Beck Verlag 2001, 3. Aufl. 2005. 136 S. (NB1025) 7,90 Euro
Berkeley,
Berlin, Rom, Paris – dieses Buch bietet einen prägnanten
Überblick über den Aufstieg, die Ziele und den Zerfall der
„68er Bewegung“, deren Aktionen auf dem Weg in eine
„andere“ Gesellschaft bis heute Debatten über ihre
Wirkungen und ihre historische Rolle provozieren.
Bernward Vesper: Die Reise. Hg. Von Jörg Schröder. rororo 1983. (NB340) 12,99 Euro
Niels
Seibert: Vergessene Proteste. Internationalismus und
Antirassismus 1964-1983. Unrast Verlag 2008. 224 S. (NB1064) 13,80
Euro
Niels Seibert stellt Proteste aus der Bundesrepublik
Deutschland in der Zeit von Mitte der 1960er bis Mitte der 1980er
Jahre vor. Schwerpunkt ist die Zeit des Anwachsens sowie der
Fraktionierung der 68er-Studentenbewegung, in der neue Gruppen und
Bewegungen entstanden, die an den Internationalismus der
Studentenbewegung anknüpften. Diese Zeit, Ende der 1960er bis
Anfang der 1970er, war von einer weltweiten Aufbruchstimmung geprägt.
Auf allen Kontinenten revoltierten Menschen auf den Straßen, in
Betrieben und an den Universitäten gegen die herrschenden
Verhältnisse. Die politischen Aktivitäten, zu denen Niels
Seibert recherchierte, sind vielfach in Vergessenheit geraten.
Ausgewählt wurden Proteste der Studenten- und
Internationalismusbewegung, die sich innerhalb der Themenbereiche
Kolonialismus und Neokolonialismus, internationale Solidarität,
bundesdeutsche Ausländerpolitik sowie Flucht und Asyl bewegen.
Die politischen Aktionen und Kampagnen waren einerseits eine
praktische Kritik an staatlicher Politik und hatten andererseits
Einfluss auf politische Entscheidungen.
In diesem Wechselverhältnis vermitteln sie sowohl etwas über
die politischen Verhältnisse als auch über die Bewegungen
dieser Zeit.
Aus
dem Inhalt: Der Tschombé-Besuch (1964), Der Film Africa Addio
(1966), Die Friedenspreisverleihung an Leopold Senghor (1968), Die
Cabora Bassa-Kampagne und Blohm+Voss (1969-1974), Black Panthers und
Angela Davis (1966-1972), Gegen Militär und Vietnamkrieg:
GI-Widerstand, Desertion und Fluchthilfe (1966-1972), Gegen Beihilfe
zu Folter und Mord: Abschiebungen in den Iran (1969), Das Verbot von
GUPS und GUPA und die Massenabschiebungen (1972), Zerstörte
Hoffnungen und Exil: Chile, Flucht und Asyl (1973-1979), Ein
staatlich betriebener Selbstmord: Cemal Altun und die Proteste gegen
Auslieferungen in die Türkei (1983).
A.G.
Grauwacke: Autonome in Bewegung. Aus den ersten 23 Jahren.
Assotiation A. Aktualisierte Neuauflage, Mai 2008. 408 S. zahlr.
Abbildungen. (NB1065) 20 Euro
Fünf Berliner Autonome
beschreiben 20 Jahre autonomer Geschichte. Analysen, Berichte,
Anekdoten und Schmonzetten zu folgenden Themen: Häuserkampf,
Anti-AKW, IWF-Kampagne, Kübel, Revolutionäre Zellen, Mein
erster Molli, Spaßguerilla, Nolympic, Krieg und Frieden, Punk,
Rostock, Hoyerswerda, Internationalismus, die Zeit der Verwirrung
u.a. Das Buch ist eine Mixtur aus persönlichen Erlebnissen,
Reflexionen, analytischer Aufarbeitung und politischer Einordnung der
autonomen Bewegung, deren viel beschworenes Ende noch nicht erreicht
ist.
Michael
Steffen: Geschichten vom Trüffelschwein. Politik und
Organisation des Kommunistischen Bundes 1971 bis 1991. Assoziation A
2002. 416 S. (NB676) 24 Euro
Der KB war (nicht zuletzt durch
seine Zeitung „AK“) zu seiner besten Zeit die
erfolgreichste kommunistische Organisation in der BRD. Er war die
politische Heimat von Thomas Ebermann, Jürgen Elsässer,
Claudia Gohde, Ulla Jelpke, Matthias Küntzel, Andrea Lederer,
Knut Mellenthin, Jürgen Reents, Rainer Trampert, Detlef zum
Winkel. „Geschichten vom Trüffelschwein“ beschreibt
nicht nur genau und kenntnisreich die Entwicklung des Kommunistischen
Bundes (KB) in ihrem historischen Kontext, sondern ist die erste
Gesamtdarstellung einer Bundesdeutschen „K-Gruppe“
überhaupt. Daß einige dieser Organisationen eine größere
politische Bedeutung und Ausstrahlung hatten, als die schamhaften
„Lebensbeichten“ ehemaliger Mitglieder in heute
staatstragenden Funktionen vermuten lassen, zeigt das vorliegende
Buch ebenso wie manche Hintergründe der Entstehungsgeschichte
der Partei „Die Grünen“ oder die Herkunft
„antideutscher“ Strömungen. Wer die Geschichte der
radikalen Linken in der BRD verstehen will, kommt um diese
einzigartige Darstellung der besonderen Rolle des KB in den 70er und
80er Jahren nicht herum. „Eine Standard-Untersuchung, die
Maßstäbe an Genauigkeit setzt.“ (Georg Fülberth).
Rudi
Dutschke: Geschichte ist machbar. Texte über
das herrschende Falsche und die Radikalität des Friedens. Mit
einem Nachwort von Jürgen Miermeister. Verlag Klaus Wagenbach,
Reihe Politik 2018. 128 S. mit vielen Abbildungen. (NB 1407) 10
Euro
Rudi Dutschkes Aufsätze, Reden und Tagebuchnotizen
stellen Authentisches gegen die späteren Einengungen der Revolte
von 1968 und zeigen den Jüngeren, was diese Revolte wirklich
war. Das verbreitete Vorurteil kennt Rudi Dutschke
allein als Aktivisten der Jahre 1966 bis 1968, in den Jahren danach
abgetan, nach seinem Tod scheinheilig anerkannt.
Dieser Band,
von Dutschke selbst geplant, zeigt den intellektuellen und den
politischen Weg dieses eigenständigen Denkers zwischen zwei
deutschen Staaten und vielen Dogmatismen: von der Unangepasstheit des
jungen Christen in der DDR bis zu den Versuchen, theoretisch und
politisch auf eine resignierende oder sektiererisch zerfallende Linke
einzuwirken.Die hier gesammelten Texte sind seltene Dokumente, die
weit über den Kontext der 68er Bewegung hinausreichen. Heute, in
Zeiten politischer Entsolidarisierung, verdienen sie es,
wiedergelesen zu werden. Der Band wird ergänzt um bisher
unveröffentlichte Texte, Faksimiles und Fotos aus dem
Nachlass.
Rudi Dutschke, geboren 1940 in Schönfeld in der
Mark Brandenburg, ging kurz vor dem Mauerbau in den Westen und begann
1961 ein Soziologie-Studium an der Freien Universität Berlin. Ab
1963 war er in der "Subversiven Aktion",
ab 1965 im Sozialistischen Deutschen Studentenbund engagiert. Als
Sprecher und Symbol der APO organisierte er beispielsweise den
Internationalen Vietnam-Kongress in Berlin mit. Zahlreiche Schriften
wurden veröffentlicht, seine Doktorarbeit zu Lukács
erschien bei Wagenbach. Er starb 1979 in Aarhus an den Spätfolgen
eines Attentats, das im April 1968 auf ihn verübt worden war.
Rudi
Dutschke: Jeder hat sein Leben ganz zu leben. Die Tagebücher
1963 – 1979. Hg. Von Gretchen Dutschke. Verlag Kiepenheuer &
Witsch 2003. 432 S. Hc. Mit SchU. Zahlr. Abb. (NB649 BES) 24,99
Euro
„Lebenszeugnis des Idols einer Generation. Zum
ersten Mal werden Rudi Dutschkes Tagebücher veröffentlicht.
Sie dokumentieren das geistige Innenleben einer der aufregendsten
Persönlichkeiten der Nachkriegszeit. Der Wortführer der
Außerparlamentarischen Opposition erweist sich in seinen
Tagebüchern als ein kritischer und selbstkritischer Denker von
außerordentlicher Originalität.“ (Klappentext).
Hans-Jürgen
Krahl: Konstitution und Klassenkampf. Zur historischen Dialetik
von bürgerlicher Emanzipation und proletarischer Revolution.
Schriften, Reden und Entwürfe aus den Jahren 1966-1970. Verlag
Neue Kritik 1971, 5. veränderte Auflage 2008. 440 S. (NB1076) 25
Euro
Hans-Jürgen Krahl (1943-1970) war der Theoretiker
der antiautoritären Studentenbewegung. Die in diesem Band
versammelten Aufsätze, Redevorlagen und Notizen sind erstmals
1971, kurz nach seinem frühen Tod, erschienen. Es handelt sich
um politische Reflexionen, von tagesaktuellen Stellungnahmen bis zu
abstrakten Spekulationen und philosophiehistorischen Exkursen.
Marco
Carini: Fritz Teufel. Wenn‘s der Wahrheitsfindung dient.
Konkret Literaturverlag 2003. 248 S. Pb. (NB690z) 16,50 Euro
„Wenn‘s
der Wahrheitsfindung dient“ – als der Angeklagte Fritz
Teufel im November 1967 mit diesem Satz der Aufforderung eines
Richters nachkommt, sich zu erheben, löst der damals 23jährige
in der antiautoritären Bewegung ein befreiendes Lachen aus –
befreiend vom autoritären Muff der Justiz. Die Studentenbewegung
treibt auf ihren Höhepunkt zu und Teufel ist neben Rudi Dutschke
ihre wohl bekannteste Persönlichkeit. Während Dutschke das
Bedürfnis nach politisch-emanzipatorischer Theorie anspricht,
befördert Teufel die Lust auf subkulturelle Grenzübertretung
und nonkonformistische Lebensweisen. Und Fritz Teufel ist einer der
meistgesuchten „Terroristen“ der 70er Jahre, angeklagt,
den Berliner CDU-Vorsitzenden Peter Lorenz entführt zu haben.
Der Lebensweg Fritz Teufels ist auch die Geschichte des Aufbegehrens
einer ganzen Generation und der Radikalisierung linker
Widerstandsformen. Die Geschichte vom friedlichen, phantasievollen
Protest hin zum bewaffneten Kampf sowie der Verarbeitung des
Scheiterns militanter Stadtguerillakonzepte. Marco Carini folgt den
Spuren Fritz Teufels und zeichnet damit das lebendige Bild eines
Menschen und einer Zeit, die diese Republik verändert haben.
Ulrike
Marie Meinhof: Bambule. Fürsorge – Sorge für wen.
Mit einem Bericht von Eberhard Itzenplitz. und einem Nachwort von
Klaus Wagenbach. Mit Photos von den Dreharbeiten. Verlag Klaus
Wagenbach 2002 (WaT). 136 S. (NB1155) 9,90 Euro
Als
Fernsehfilm von der ARD vierundzwanzig Jahre lang unterdrückt,
als Buch längst zum Klassiker geworden. Wer wissen will, welche
Erziehungsvorstellungen noch Ende der 60er Jahre herrschten, sollte
Bambule lesen. Das Thema ist aktuell wie je: Wie geht die
Gesellschaft mit Randgruppen um, wie erzieht der Staat diejenigen,
deren Fürsorge ihm übertragen wurde? Ulrike Meinhof hatte
sich als Journalistin in langen Recherchen ein Bild über die
Lage der Mädchen in Erziehungsheimen gemacht. In der Geschichte
von Irene beschreibt sie den Alltag zwischen Hof, Schlafraum,
Wäscheraum und „Bunker“, die Repressalien der
Erzieher und die Befreiungsversuche der Mädchen, die „Bambule“
machen, weil sie leben wollen und nicht bloß sich fügen.
„Hat
man bedacht, dass Mitglieder der Gruppe um Ulrike Meinhof praktische
Sozialarbeit getan haben und Einblick in die Verhältnisse
genommen, die möglicherweise zu ihrer Kriegserklärung
geführt haben? Schließlich gibt es ein Buch: Bambule.
Lesenswert, aufschlussreich.“ Heinrich Böll.
Ulrike
Marie Meinhof: Die Würde des Menschen ist antastbar.
Aufsätze und Polemiken. Mit einem Nachwort von Klaus Wagenbach.
Verlag Klaus Wagenbach 2004 (Politik bei Wagenbach). 192 S. (NB1156)
10,90 Euro
Diese „Aufsätze und Polemiken“
sind ein Beispiel von entschiedenem Journalismus, der nicht vor den
Höhen der Macht skandiert, sondern den politischen Widerspruch
aufzufinden versteht, und zugleich ein Abriß deutscher
Nachkriegsgeschichte: Sie analysieren die Unfähigkeit der
Verarbeitung des Nazismus und die eilige Rekonstruktion der Macht,
sie beschreiben das Verkümmern der Demokratie am Fall des
Einzelnen – seine Würde wird antastbar.
Jutta
Ditfurth: Ulrike Meinhof. Die Biografie. Ullstein Taschenbuch
2009. 480 S. (NB1136) 9,95 Euro
Jutta Ditfurth stieß in
ihrer sechsjährigen Recherche auf bisher unbekannte Quallen zu
Ulrike Meinhof. Sie kann völlig neue Zusammenhänge in der
Lebnsgeschichte der RAF-Gründerin aufzeigen. In dieser ersten
umfassenden Biografie spiegeln sich auch die Nachkriegsgeschichte der
Bundesrepublik und das politische Klima der 60er und 70er Jahre
wieder. Jetzt als Taschenbuch.
Jutta
Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof.
Geschichte einer politischen Freundschaft. konkret texte 2018
(überarbeitete Neuausgabe). 166 S. (NB1405) 18,00 ¤
Dieses
Buch ist eine kleine Geschichte der ‘68er, der
außerparlamentarischen Opposition (Apo) am Beispiel der
Freundschaft von Ulrike Meinhof und Rudi Dutschke. Wer waren diese
Oppositionellen, deren 50 Jahre alte Revolte heute noch einen so
unbändigen Hass bei der politischen Rechten auslöst? Nazis
hetzen gegen die "linksversiffte ‘68er-Republik"
ohne die es keine "gebrochene Selbstwahrnehmung
des deutschen Volkes" gäbe.
Als sich die
Journalistin Ulrike Meinhof 1967 mit Rudi Dutschke anfreundet, hat
sie eine Kindheit im NS-Faschismus und die politisch harten 1950er
Jahre hinter sich. Die außerparlamentarische Opposition (Apo)
macht ihr große Hoffnung. Für Rudi Dutschke ist "unsere
kleine Kulturrevolte" der erste Aufbruch: "Wir
können eine Welt gestalten, wie sie die Welt noch nie gesehen
hat, eine Welt, die sich auszeichnet, keinen Krieg mehr zu kennen,
keinen Hunger mehr zu haben, und zwar in der ganzen Welt. Das ist
unsere geschichtliche Möglichkeit".
Jutta
Ditfurth: Rudi und Ulrike. Geschichte einer Freundschaft. Droemer
2008. 256 S. Geb. (NB1069) 16,95 Euro
Nur zwei Jahre lang,
von 1967 bis 1969, verliefen die Wege von Ulrike Meinhof und Rudi
Dutschke parallel. Sie wurden Freunde, davon handelt diese
Geschichte. Es ist eine Geschichte über eine Zeit, in der viele
Linke sich wie „Freiwild“ vorkamen und deshalb
beschlossen, sich zu wehren – notfalls auch mit Waffengewalt.
Peter Brückner: Ulrike Marie Meinhof und die deutschen Verhältnisse. Mit Texten von Ulrike Marie Meinhof und einem Nachwort zur Neuausgabe von Klaus Wagenbach. Wagenbach 1995. 208 S. (NB118) 11,90 Euro
Mario Krebs: Ulrike Meinhof. Ein Leben im Widerspruch. Rororo 1988. 288 S. (NB339z) 7,60 Euro
Anja
Röhl: Die Frau meines Vaters. Erinnerungen an Ulrike.
Edition Nautilus 2013. 160 S. Gb. (NB1246) 18 Euro
„Kind
sein heißt allein sein, schuld sein, essen müssen,
schlafen müssen, brav sein müssen. Kind sein heißt,
sich nicht wehren zu können.“ So erlebt Anja Röhl
ihre Jugend in den1950er und 60er Jahren. Im Arbeiterviertel
Hamburg-Barmbek herrscht die Dumpfheit der Nachkriegszeit. Die
Mutter, als geschiedene Alleinerziehende geächtet, ist erst
spätabends zu Hause; der Vater, übergriffig und
manipulierend, aber von der linken Schickeria hofiert, kommt nur
unzuverlässig. Doch als sie fünf Jahre alt ist, stellt ihr
ihr Vater, der Konkret-Verleger Klaus Rainer Röhl, seine neue
Freundin vor: Ulrike Meinhof. Für das Kind ist sie die einzige
Erwachsene, die es wirklich versteht, die für es gegen den Vater
Partei ergreift, bei der es keine Angst haben muß vor Strafe
und bei der es sich zugehörig fühlt.
Die Dankbarkeit
für diese Erfahrung prägt auch die Beziehung zu Ulrike
Meinhof nach deren Trennung von Mann und Kindern. Anja Röhl
bleibt ihr verbunden, besucht sie im Gefängnis,schreibt ihr
Briefe, allen Anfeindungen zum Trotz und obwohl sie Ulrikes
politische Positionen nicht teilt. Ein Dokument der Zeit- und
Mentalitätsgeschichte der frühen Bundesrepublik, aus der
Perspektive eines Mädchens erzählt.
Anja Röhl,
geboren 1955 in Hamburg, Tochter aus erster Ehe von Klaus Rainer
Röhl. Erster Beruf: examinierte Krankenschwester, später
Studium: Germanistik, Psychologie,Sonderpädagogik und Kunst.
Arbeit als freie Dozentin und Theaterrezensentin für die junge
Welt und Ossietzky, zahlreiche Veröffentlichungen. Drei
Kinder.
Der Text enthält Schwärzungen, die von der
Stiefschwester der Autorin, Bettina Röhl, aus Bosheit erwirkt
wurden.
Gudrun
Ensslin: „Zieht den Trennungsstrich, jede Minute“.
Briefe an ihre Schwester Christiane und ihren Bruder Gottfried aus
dem Gefängnis 1972-1973. Hg. von Christiane Ensslin und
Gottfried Ensslin. Konkret Literatur Verlag 2005. 200 S. (NB910) 15
Euro
Gudrun Ensslin hat während ihrer Haft in Essen etwa
50 Briefe an ihre Schwester Christiane und ihren Bruder Gottfried
geschrieben. Diese Briefe zeichnen ein differenziertes Bild Gudrun
Ensslins: als Strafgefangene und politische Kämpferin, aber auch
als interessierte, ratgebende und liebevolle Schwester. Es geht um
Privates, Politisches und Familiäres, um Bücherwünsche
und Bedürfnisse des Alltags, um marxistische Theorie und Praxis
und um die Schikanen von Anstaltsleitung und Justiz.
Karl-Heinz
Dellwo: Das Projektil sind wir. Der Aufbruch einer Generation,
die RAF und die Kritik der Waffen. Gespräche mit Tina Petersen
und Christoph Twickel. Edition Nautilus 2007. 192 S. (NB1026) 9,90
Euro
Karl-Heinz Dellwo, als Mitglied der RAF an der Besetzung
der Deutschen Botschaft in Stockholm 1975 beteiligt, war insgesamt 21
Jahre im Gefängnis. Im Gespräch mit Tina Petersen und
Christoph Twickel berichtet er über seinen Weg in den
bewaffneten Kampf und seine Zeit im Gefängnis. Eine kritische
Analyse des „Konzept Stadtguerilla“ und ein politisch
reflektierter Lebensbericht.
Gabriele
Rollnik / Daniel Dubbe: Keine Angst vor niemand. Über die
Siebziger, die Bewegung 2. Juni und die RAF. Edition Nautilus 2004.
132 S. (NB725) 9,90 Euro
Mutige Gefängnisausbrüche
und das Verteilen von „revolutionären Negerküssen“
bei einem Banküberfall wurden zum Markenzeichen der „Bewegung
2. Juni“, ebenso die erfolgreiche Entführung des
CDU-Spitzenkandidaten Lorenz in Berlin, aufgrund derer fünf
Gefangene freigelassen wurden. Gabriele Rollnik beschreibt ihren Weg
von der Soziologiestudentin zu Beginn der 70er Jahre in Berlin bis
zum Leben im Untergrund und dem Überleben von 15 Jahren
Gefängnis.
Thorwald
Proll, Daniel Dubbe: Wir kamen vom anderen Stern. Über 1968,
Andreas Baader und ein Kaufhaus. Edition Nautilus 2003. 128 S.
(NB684) 9,90 Euro
Am 2. April 1968 gibt es nächtliche
Brandstiftungen in zwei Frankfurter Kaufhäusern. Auf die
Anklagebank kommen Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Thorwald Proll und
Horst Söhnlein. Thorwald Proll berichtet von der Stimmung der
Zeit, den Aktionen der Kommune I, den Happenings, dem Widerstand
gegen den Vietnamkrieg, dem praktizierten „Naturrecht auf
Widerstand“. Er zeichnet ein sehr persönliches Bild von
Andreas Baader, es ist das Porträt eines Freundes, mit dem er
eine kurze, aber intensive Zeit zusammen verbracht hat. Die Rebellen
fühlten sich „Wie die Marx-Brothers in der Deutschen
Oper“.
Lutz
Taufer: Über Grenzen. Vom Untergrund in die Favela.
Assoziation A 2017. 288 S. Paperback (NB1390) 19,80 ¤
Von
der RAF in die Favela: Das Leben Lutz Taufers gleicht einer
Suchbewegung, in der das Terrain der westdeutschen radikalen Linken
vermessen wird. Rebellion gegen die verkrusteten Verhältnisse
der Adenauerära in der badischen Provinz, 1968 in Freiburg,
Basisgruppe Politische Psychologie in Mannheim, Sozialistisches
Patientenkollektiv in Heidelberg, Mitglied des Kommandos Holger Meins
der RAF, Besetzung der deutschen Botschaft in Stockholm,
mitverantwortlich für die Erschießung von zwei Geiseln, 20
Jahre Haft, ein Dutzend Hungerstreiks bis an den Rand des Todes, nach
der Freilassung ein Jahrzehnt Basisarbeit in den Favelas von Rio de
Janeiro, heute im Vorstand des Weltfriedensdienstes.
Die Bilanz
seines bewegten Lebens lautet: Ohne entschiedenes politisches Handeln
lassen sich die versteinerten Verhältnisse, die für die
große Masse der Menschen dieses Planeten keine Perspektive
bieten, nicht verändern. Genauso gilt aber: Die Mitteln des
Widerstands müssen am Ziel einer befreiten Gesellschaft
orientiert sein. Und: Befreiung fängt an der Basis an.
„Lutz
Taufer hat in den Extremkonstellationen der linksradikalen Geschichte
agiert, und da er darüber ohne jede Beschönigung und in
uneingeschränkter Konfrontation mit den begangenen Fehlern
schreibt und nachdenkt, wird sein Buch tatsächlich zu einem
Schlüsselwerk der 1960er bis 1980er Jahre“ (Karl Heinz
Roth).
Ein herausragendes Dokument der Zeitgeschichte!
Inge
Viett: Nie war ich furchtloser. Autobiographie. rororo. 352 S.
(NB102) 8,50 Euro
Inge Viett gehörte zur „Bewegung
2. Juni“, 1982 ging sie mit Hilfe der „Stasi“ in
die DDR, wurde 1990 verhaftet und 1997 aus der Haft entlassen.
Inge
Viett: Einsprüche! Briefe aus dem Gefängnis. Edition
Nautilus 2. Aufl. 1997. 160 S. (NB897) 13,80 Euro
Von ihrer
Verhaftung in Magdeburg 1990 bis nach ihrer Verurteilung 1992
reflektiert Inge Viett in ihren Briefen die Geschehnisse innerhalb
und außerhalb der Gefängnismauern: die
„Vereinigungsorgie“, mögliche Perspektiven einer
gesellschaftlichen Veränderung, die eigene Vergangenheit im „2.
Juni“ und der „RAF“ und ihr Leben in der DDR, die
Vorbereitung auf den Prozeß und das alltägliche Einzwängen
in die „Box“, über der doch manchmal ein
„zauberhafter Himmel“ zu sehen ist.
Irmgard
Möller: „RAF – das war für uns Befreiung“.
Ein Gespräch mit Irmgard Möller über bewaffneten
Kampf, Knast und die Linke. Hg. Von Oiiver Tolmein. Aktualisierte und
erweiterte Neuauflage. Konkret 2002. 272 S. (NB616) 16,50 Euro
Der
Deutsche Herbst und die Todesnacht von Stammheim liegen 25 Jahre
zurück, sind aber noch längst nicht Vergangenheit. Irmgard
Möller, die über 22 Jahre inhaftiert ar, hat 1977 als
einzige der vier RAF-Gefangenen im 7. Stock des
Hochsicherheitstraktes schwer verletzt überlebt. Sie
widerspricht der offiziellen Version, daß es sich um Selbstmord
gehandelt hat. In diesem Buch erzählt sie, warum sie in die RAF
gegangen ist. Sie setzt sich mit der Entwicklung und dem Ende des
bewaffneten Kampfes in Deutschland auseinander und berichtet über
ihre Haftzeit, die Hungerstreiks und über die Erfahrungen seit
ihrer Entlassung 1994.
Pieter Bakker Schut: Stammheim. Der Prozeß gegen die Rote Armee Fraktion. Die Notwendige Korrektur der herrschenden Meinung. Hg. Von der Roten Hilfe. Pahl-Rugenstein-Verlag 1997. 692 S. (NB106) 19 Euro
Ingrid
Strobl: Vermessene Zeit. Der Wecker, der Knast und ich.
Edition Nautilus, ca. 192 Seiten, (NB1449) ca. ¤ 18,00
Im
Dezember 1987 wird Ingrid Strobl, Journalistin und Autorin, in ihrer
Kölner Wohnung festgenommen, nach §129a StGB –
Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Sie hatte einen
Wecker der Marke Emes Sonochron gekauft, für einen Bekannten,
wie sie sagte, der sie darum gebeten hatte. Dieser Wecker wurde als
Zeitzünder bei einem Sprengstoffanschlag der »Revolutionären
Zellen« auf ein Lufthansagebäude verwendet, bei dem ein
Sachschaden entstand. Mit dem Anschlag wurde gegen die
Abschiebepraxis von Asylsuchenden protestiert, was Ingrid Strobl
befürwortete.
Sie weigert sich, den Namen des
Bekannten zu nennen, und bleibt in Untersuchungshaft. Im Gefängnis
lernt sie eine ihr völlig fremde Welt kennen, eine Welt von
Schmerz und Sucht, von Wut und Unterwerfung. Kraft zieht sie vor
allem aus der Arbeit an einem Buch über Widerstand von Frauen im
deutsch besetzten Europa, an dem sie schon vor ihrer Verhaftung
gearbeitet hatte.
Im Juni 1989 wird sie zu fünf
Jahren Haft verurteilt. Nachdem der Bundesgerichtshof das Urteil
zunächst aufgehoben hat, wird Ingrid Strobl in der
Revisionsverhandlung 1990 schließlich wegen Beihilfe zu einem
Sprengstoffanschlag zu drei Jahren Haft verurteilt.
Dreißig
Jahre später reflektiert sie in diesem sehr persönlichen
Buch über Hafterfahrungen,
Feminismus und individuelle Verantwortung; dabei fragt sie auch nach
den Motiven und der Legitimation von Widerstand und Gewalt.
Nanni
Balestrini: Sandokan. Eine Camorra-Geschichte. Assoziation A
2006. 144 S. (NB969) 13 Euro
„Kleine Einschußlöcher
gibt es jede Menge auf sämtlichen Ortstafeln entlang der
Landstraße, als ob darauf hingewiesen würde, daß man
in dieser Gegend auf der Hut sein muß.“
Nanni
Balestrini: Wir wollen alles. Roman der Fiatkämpfe. Deutsch
und mit einem Nachwort von Peter O. Chotjewitz. Mit einem Vorwort zur
Neuausgabe. Assoziation A 2003. 168 S. (NB682) 12 Euro
Die
Geschichte eines jungen italienischen Arbeiters aus dem Süden,
der in den 60er Jahren in den Norden auswandert. Die Arbeit in den
Turiner Fabriken ist ihm genauso zuwider wie die Maloche in den
Klitschen seines Heimatdorfes. Er fängt überall Krach an,
schmeißt einen Job nach dem anderen. Schließlich landet
er bei Fiat. Hier tritt er in Kontakt zu linken Arbeiter- und
Studentengruppen, die unabhängig von der Gewerkschaft Streiks
organisieren. Fiat wird 1969 zum Zentrum der „anderen
Arbeiterbewegung“. Der Roman erschien in Deutschland 1972 bei
Trikont und liegt nun in einer Neuausgabe vor.
Nanni
Balestrini: Die große Revolte. Romantrilogie. Assoziation A
2008. 440 S. (NB1058) 24 Euro
Mit einem Nachwort von Raul
Zelik. Nanni Balestrinis große Romantrilogie ist das
literarische Vermächtnis der Revolte in Italien und unser
Beitrag zu vierzig Jahren 1968. Der Roman „Wir wollen alles“
ist eine Hommage an die Kämpfe des italienischen
Massenarbeiters. Das Buch wurde mitten in einem Zyklus von
Arbeiterkämpfen geschrieben, in denen der FIAT-Konzern in Turin
im Jahr 1969 zum Zentrum des Aufstands gegen das Fabriksystem wurde.
Mit seiner Geschichte eines rebellischen Arbeiters aus dem Süden
wurde Balestrini mit einem Schlag zum „Romancier des
Operaismus“. Der Titel des Buches wurde zur Parole einer
„anderen Arbeiterbewegung“ – weit über Italien
hinaus. Protagonist des Romans „Die Unsichtbaren“ ist ein
Basismilitanter der Generation von 1977, der „Autonomia“,
die das Land in ein riesiges Laboratorium neuer Lebensentwürfe
verwandelte. Es war eine Zeit nicht enden wollender
Massendemonstrationen, der Hausbesetzungen, linken Kulturzentren und
freien Radios. Mit beispielloser Kreativität und Radikalität
forderte eine Bewegung von Jugendlichen die herrschende Kultur und
das Bürgertum heraus und artikulierte ihre Ablehnung in
Fabriken, Schulen und Stadtvierteln lustvoll und zugleich militant.
Der Roman „Der Verleger“ schließlich beschreibt im
Rückblick die Zuspitzung der Kämpfe zwischen
Partisanentradition und entstehender Fabrikguerilla in einer
atemberaubend verdichteten Prosa. Im März 1972 kommt der
legendäre Verleger Giangiacomo Feltrinelli bei einem
Bombenanschlag auf einen Strommast ums Leben. Sein Tod markiert einen
tiefen Einschnitt in der Geschichte der italienischen
Nachkriegslinken. Der bewaffnete Kampf tritt in eine neue Etappe ein,
an deren Ende die Moro-Entführung stehen wird. In dem Roman
setzt sich mosaikartig ein Bild zusammen, in dem die
Schlüsselbedeutung dieses historischen Moments Konturen gewinnt.
Ron
Jacobs: Woher der Wind weht. Eine Geschichte des Weather
Underground. ID-Verlag 1999. 192 S. Abb. (NB101) 14,90 Euro
Die
Weathermen spalteten sich Ende der 60er Jahre aus dem
US-amerikanischen SDS ab. Sie gingen in den Untergrund. Ihren Namen
leiteten sie aus einem Bob-Dylan-Song ab: „We don‘t need
no weathermen to know how the wind blows.“
Die große MÄRZ-Kassette. Herausgegeben von Jörg Schröder und Bruno Hof. Area Verlag 2004. 13 Bände im Schuber, zus. ca. 6000 Seiten. (NB745z) 49,95 Euro „Wer die 60er und 70er verstehen will, muß MÄRZ kennen.“ Michael Rumaker, Irving Rosenthal, Uve Schmidt, Fee Zschocke, Doktor Gormander, Joe Brainard, Upton Sinclair, Jules Valès, Ernst Herhaus, Jörg Schröder, Leonard Cohen, Craig Kee Strete, Günter Amendt, Gunter Schmidt, Peter Kuper, Jan Cremer, Cathérine de Prémonville, Esteban López: März-Reader, Cohen Blumen für Hitler. Jim Morrison, Sexfront/Derdiedas, Kuper Hamlet, Erotik-Reader, Schwulen-Reader, Beziehungen, Als die Kinder die Macht ergriffen, Joe Brainard 1984 Comics, Upton Sinclair, Vallès Jacques Vingtras, Schröder Siegfried.
Jörg
Schröder: Siegfried. Jörg Schröder erzählt
Ernst Herhaus Siegfried. Mit einem Anhang von Barbara Kalender.
Verlag Schöffling & Co. Erweiterte Neuausgabe 2018. 544 S.
gebunden mit Schutzumschlag. (NB1426) 28 Euro
Erweiterte
Neuausgabe anläßlich des 80. Geburtstags von Jörg
Schröder. Eines der aufregendsten Bücher der deutschen
Literatur erscheint endlich wieder, dazu noch in stark erweiterter
Ausgabe: 'Siegfried', das Skandalbuch, das Jörg Schröder
Ernst Herhaus erzählte: 'Ein Selbstbekenntnis, ein Stück
Entblößungsliteratur, wie man es so rücksichtslos von
deutschen Literaten bislang nicht gewohnt war', stand im Spiegel bei
Erscheinen, 'DIE BOMBE IM GELBEN UMSCHLAG' sah Dieter E. Zimmer in
der ZEIT, die FAZ wusste: 'ein Buch, das zum Erschütterndsten
gehört, das in deutscher Sprache zu lesen ist.' Die
Lebensgeschichte des Jörg Schröder, die Geschichte des März
Verlags, welcher der kulturrevolutionäre Verlag Deutschlands
gewesen ist, liest sich auch heute noch so elektrisierend wie bei
Erscheinen 1972, 'Siegfried' ist heute 'so aufregend wie damals, ein
Vulkan, einzigartig, skandalträchtig noch immer.' (Peter W.
Jansen in der FAZ). Zum 80. Geburtstag von Jörg Schröder am
24. Oktober 2018 erscheint die finale Ausgabe des 'Siegfried', von
Barbara Kalender mit einem umfassenden Anhang ausgestattet, der Leben
und Werk des Jörg Schröder bis in unsere Tage erzählt.
Jörg
Schröder, 1938 in Berlin geboren, gilt als ein 'enfant terrible'
der deutschen Verlagsszene der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts, gleichzeitig als großer Entdecker von Literatur.
Er kam 1965 zum Melzer Verlag, den er mit der 'Geschichte der O'
rettete. 1969 verließ Schröder den Verlag im Streit, alle
Mitarbeiter sowie die meisten Autoren folgten ihm in seinen neu
gegründeten März Verlag. Nachdem Schröder 1987 den
Verlag gesundheitsbedingt aufgeben musste, entwickelte er 1990
zusammen mit seiner Frau Barbara Kalender die Desktop-Reihe 'Schröder
erzählt'.
Jan
F. Bandel, Barbara Kalender, Jörg Schröder: Immer radikal,
niemals konsequent. Der MÄRZ-Verlag - erweitertes
Verlegertum, postmoderne Literatur und Business Art. Philo Fine Arts
2011. 332 S. Pb. (NB1184) 25 Euro
1969 wurde in einem
Handstreich ein Verlag gegründet, dessen signalgelbe Bände
schlagartig zum Inbegriff einer nachgerade alchemischen Mischung von
linker Politik, Avantgarde-Literatur und Popkultur wurden: der März
Verlag. „Pop, Porno, Politik“ lauten die Schlagworte der
literarischen Postmoderne, die Leslie Fiedler 1968 ausrief.
Pornografie in Wort und Bild veröffentlichte JörgSchröder
in der angeschlossenen Olympia Press, einem deutschen Ableger von
Maurice Girodias' legendärem Pariser Sex- und Avantgardeverlag.
Doch das war nicht seine einzige Übung in „erweitertem
Verlegertum“ (Diedrich Diederichsen): Schröder betrieb
auch die Business-Art-Agentur Bismarc Media und veröffentlichte
1972 das Skandalbuch Siegfried. Später führte er den Verlag
im Rahmen des Alternativ-Buchvertriebs Zweitausendeins weiter, erfand
nebenbei die Friedensbewegung, widmete den Öko-Geistern die er
rief, sein zweites Buch Cosmic und verfolgt seit dem endgültigen
März-Crash Ende der Achtziger gemeinsam mit Barbara Kalender ein
einzigartiges autobiografisches work in progress. Jan-Frederik
Bandels material- und bilderreiches Essaybuch erzählt die
Vorgeschichte des März-Verlags, erkundet seine verschiedenen
Stationen und Erweiterungen und ist damit nicht zuletzt ein Versuch
über die Neuerfindung von Literatur und Betrieb um 1968. Im
Anhang die vollständige Bibliographie der März-Erstausgaben
mit Abbildungen.
Klaus
Wagenbach: Die Freiheit des Verlegers. Erinnerungen, Festreden,
Seitenhiebe. Herausgegeben von Susanne Schüssler. Verlag Klaus
Wagenbach 2010. 352 S. Gebunden mit Schildchen. (NB1204) 19,90
Euro.
Die wichtigsten Texte aus fünf Jahrzehnten,
größtenteils erstmals publiziert: Über Bücher
und Autoren, über Politik und die deutschen Verhältnisse,
über Italien, die Kunst und die Mutter. Klaus Wagenbach ist
einer der letzten aus einer Generation von unabhängigen,
eigenwilligen und leidenschaftlichen Verlegern; ein linker, aber
undogmatischer Kopf, der nicht vor den Konsequenzen politischen
Handelns zurückschreckt; und ein früher und bis heute
unerschütterlicher Liebhaber Italiens. Außerdem: ein
heiterer Geschichtenerzähler, ein eifriger Vorwortschreiber, ein
freudig erwarteter Festredner, aber auch einer, der gern
widerspricht, wenn die öffentliche Meinung jemanden moralisch
und politisch gar zu korrekt schlachten will. Der Band sammelt Texte
Klaus Wagenbachs über Italien (einschließlich
Kunstgeschichte), Politik, das Leben und die Zukunft der Bücher
und über einzelne Autoren. Ein Großteil der Texte ist
bisher nicht veröffentlicht, wichtige Zeitdokumente wie die
Grabrede für Ulrike Meinhof wurden jedoch ebenfalls aufgenommen.
Und schließlich erst jüngst entstandene biographische
Geschichten: Vom gegen die Nazis rebellierenden Großvater, der
reformbewegten Mutter, dem Vater, der nur Latein, Griechisch und
Hebräisch konnte; darüber, wer und wie nach dem Krieg die
Demokratie aufbaute, warum Kollektive träumen und Frauen besser
kommunizieren können.
Buchstäblich.
Wagenbach. 50 Jahre: Der unabhängige Verlag für wilde
Leser. Mit einer Chronik, Textauszügen aus den Büchern,
Fotos, Gedanken über die Zukunft und einer Liste aller
erschienenen Titel. Verlag Klaus Wagenbach 2014. 224 S. Englische
Broschur mit sehr vielen Abbildungen. (NB1288) 10 Euro
Ein
Almanach mit der (Verlags- )Geschichte aus 50 Jahren, vielen
Anekdoten, Fotos und Lesestücken aus dem Programm, besonders
schön ausgestattet.
Wie überlebt man gute Bücher?
Besser als schlechte. Das Beispiel liegt vor Ihnen: Die Geschichte
eines unabhängigen Verlags, dem seit 50 Jahren die stets gleiche
wirtschaftsbesserwisserische Frage gestellt wird: Warum gibt es Sie
eigentlich noch? Gegenfrage: Wie viele nach allen Regeln der Kunst
geleitete Verlage sind in der gleichen Zeit in falsche Hände
geraten, übernommen oder verkauft worden? Die Frage nach dem
Überleben ist also eine besonders raffinierte Verweigerung von
Selbsterkenntnis. Dieser Almanach ist eine Art kommentiertes Lesebuch
über fünf Jahrzehnte und zugleich ein Vademecum fürs
Überleben: Als Ermutigung, weder dem eventgejagten Mainstream
noch der Verlockung „technischer Vorgaben“ zu folgen,
sondern dem Radikalen, Neuen, Unerhörten zur Seite zu springen
und sich dem Genuss schön gemachter Bücher hinzugeben.
Daniel
Leisegang: amazon. Das Buch als Beute. Schmetterling-Verlag 2014.
128 S. (NB1296) 12,80 Euro
Auch wenn der Online-Händler
Amazon nicht einmal 20 Jahre existiert, hat er die
Einkaufsgewohnheiten der Menschen bereits revolutioniert. Die Kunden
schätzen seine preiswerte und nahezu lückenlose
Warenpalette, die unabhängigen Produktbewertungen der anderen
Käufer sowie die unkomplizierten Umtauschoptionen. Und da das
Unternehmen zumeist sogar eine Lieferung bis zum nächsten
Werktag verspricht, ziehen viele den bequemen Mausklick dem
stressigen Einkauf vor. Doch der Schein der schönen neuen
Warenwelt trügt. Hinter der Fassade von Amazons Online-Shop
verbirgt sich eine Welt prekärer Arbeitsbedingungen. Den
niedrigen Preis für das bequeme Einkaufen im Netz zahlen dabei
vor allem jene, die für die Logistik und den Versand der Waren
zuständig sind.
Zudem bindet Amazon nicht nur die
Buchhändler, sondern auch die Verlage durch seine aggressive
Wachstumspolitik derart an sich, dass sie mit dem Unternehmen nicht
mehr konkurrieren, sondern nur noch in seiner Abhängigkeit
weiterleben können.
Alexander
Kluge: Personen und Reden. Lessing – Böll – Huch
– Schiller – Adorno – Habermas – Müller
– Augstein – Gaus – Schlingensief – Ad me
ipsum. Verlag Klaus Wagenbach 2012 (SALTO).144 S. Fadengeheftet.
Rotes Leinen. (NB1208). 15,90 Euro
Eine stete Unterbrechung
unglücksbringender Selbstverständlichkeit in elf Portraits.
Zum 80. Geburtstag hat sich Alexander Kluge diesen Band gewünscht,
um seine Reden über andere große deutsche
Öffentlichkeitsarbeiter zu sammeln: Er spricht über G. E.
Lessing, Heinrich Böll, Ricarda Huch, Friedrich Schiller, T. W.
Adorno, Jürgen Habermas, Heiner Müller, Rudolf Augstein,
Günter Gaus und Christoph Schlingensief. Dabei gelingen ihm
nicht nur verblüffend zugespitzte Portraits dieser Personen.
Kluges Gedanken „durchstreifen sein Hirn“ und schöpfen
– blitzgescheit und haarsträubend assoziativ – aus
einem tiefen Fundus von Kenntnissen: Er führt literarische
Beispiele (Ovid, Shakespeare oder David Hume) ebenbürtig mit
historischen Ereignissen als Zeugen an, wobei sein Interesse immer
den großen Wendepunkten gilt (1945, Tschernobyl oder dem 11.
September). Am Ende steht ein für dieses Buch neu geschriebener
Text: Ad me ipsum, in dem er uns von den ihm wichtigen
Produktionsmitteln des Gefühls erzählt: den Büchern,
den Bildern und der Oper.
Pier
Paolo Pasolini: Freibeuterschriften. Die Zerstörung der
Kultur des Einzelnen durch die Konsumgesellschaft. Herausgegeben von
Peter Kammerer. Aus dem Italienischen von Thomas Eisenhardt. Verlag
Klaus Wagenbach 2011 (WAT 317). 176 S: Pb. (NB1207) 10,90
Euro
Pasolinis berühmte Polemiken gegen die
Konsumgesellschaft – radikal und inkonsequent, rhetorisch
brillant und bedrückend aktuell. Pasolinis Streitschriften
lösten bei ihrem Erscheinen erregte Debatten aus und markieren
einen Wendepunkt in der Diskussion über den „Fortschritt“:
Warum verschwinden die Glühwürmchen? Ist der Untergang der
bäuerlichen Welt Mord? Wie herzlos ist die Aufklärung? Der
gefeierte Ungehorsam – ist er so destruktiv wie unsere Welt?
Als radikaler Freibeuter, dessen Leben und Werk untrennbar
zusammengehörten, stellte sich Pasolini dem common sense einer
Massenkultur entgegen, die das Besondere einebnet, das Alte zerstört
und die Unterschiede nivelliert.
Walter
Kaufmann: Unterwegs zu Angela Davis. Vorwort von Victor Grossman.
Mit Beiträgen von Angela Davis. Atlantik Verlag 2005. 236 S. Mit
zahlreichen Abbildungen. (NB799) 15 Euro
Seit Angela Davis
1972 durch eine machtvolle internationale Solidaritätsbewegung
vor der Todesstrafe bewahrt werden konnte, verbinden sich in ihrer
Person die politischen Linien zwischen den progressiven
Basisbewegungen der 60er und 70er Jahre und jenen der Ära des
George W. Bush. Walter Kaufmann nimmt uns mit seiner 1973 verfaßten
Reportage mit auf die Reise, die uns nicht nur Angela Davis als
Person nahebringt, sondern durch die zeitgeschichtlichen Impressionen
auch hilft, die Ereignisse um Angela Davis‘ politischen Prozeß
in ihrem historischen Konzext zu begreifen. Angela Davis hat durch
ihr Wirken vor über 30 Jahren sowohl der außerparlamentarischen
Opposition inder BRD als auch den sozialistischen Kräften in der
DDR wichtige Impulse gegeben. Diese Bedeutung setzt sich bis heute
fort. Victor Grossman schlägt in seinem aktuellen Vorwort eine
kritische Brücke zwischen damals und heute. Der umfassende
Anhang dokumentiert das Gegenwartsschaffen von Angela Davis und wird
ergänzt durch Beiträge der Antifaschistinnen Sonja Denz und
Gertrud Müller sowie einem Aufruf der Kampagne für Mumia
Abu-Jamal.
Angela
Davis: Freiheit ist ein ständiger Kampf.
Aus dem Englischen von Sven Wunderlich. Unrast Verlag 2016. 160 S.
(NB1357) 14 Euro
Anhand einer Auswahl von Schriften,
Gesprächen und Vorträgen untersucht die international
bekannte Aktivistin und Wissenschaftlerin Angela Y. Davis die
Schnittmengen und Verbindungen von Befreiungskämpfen gegen
Unterdrückung, Ausbeutung und Gewalt rund um unseren Planeten.
Es geht um die Rolle der Schwarzen Frauenbewegung (Black Feminism),
die Zusammenhänge von Ungleichheit in ›Rasse‹,
Geschlecht und Klasse (Intersektionalität), den kapitalistischen
Individualismus, die Bewegung gegen Gefängnisse (Prison
Abolition Movement) und Polizeigewalt. Sie schreibt gegen den
weltgrößten, Rekordprofite erzielenden
›Sicherheits‹konzern G4S sowie über länder-
und grenzüberschreitende Solidarität für die
Widerstandskämpfe unserer Zeit. Von der Schwarzen
US-amerikanischen Freiheitsbewegung bis zur südafrikanischen
Anti-Apartheid-Bewegung: Davis lässt bedeutende zeithistorische
Befreiungsbewegungen Revue passieren, nimmt deren Gemeinsamkeiten
unter die Lupe und arbeitet ihre Bedeutung für die aktuellen
Bewegungen gegen Staatsgewalt heraus – von Ferguson bis
Palästina. Davis plädiert dafür, eine weltumspannende
Bewegung zur Befreiung der Menschheit aufzubauen und erinnert daran,
dass die Erlangung von Freiheit einen langen, permanenten,
kollektiven Kampf bedeutet.
"Das ist die gute alte Angela:
einsichtsvoll, wissbegierig, aufmerksam, brillant. In diesem Buch
stellt und beantwortet sie Fragen über das Geschehen in unserem
Jahrhundert, die dem des vorigen Jahrhunderts erstaunlich ähneln."
Mumia Abu-Jamal
Michael
Schiffmann: Wettlauf gegen den Tod. Mumia Abu-Jamal: ein
schwarzer Revolutionär im weißen Amerika. Promedia Verlag
2006. 320 S. mit Abb. (NB1111) 21,90 Euro
Der
afroamerikanische Journalist Mumia Abu-Jamal ist nach eigenen Worten
seit einem Vierteljahrhundert gezwungenermaßen Bewohner des „am
raschesten wachsenden öffentlichen Wohnbauprojekts in den
Vereinigten Staaten“ – er ist Häftling in einem der
zahlreichen US-amerikanischen Hochsicherheitsgefängnisse in
Pennsylvania. Abu-Jamal wurde am 9. Dezember 1981 verhaftet, des
Mordes an einem Polizisten angeklagt, im Juli 1982 für schuldig
befunden und zum Tode verurteilt. Seit Anfang der 1990er Jahre haben
seine Bemühungen um eine Wiederaufnahme des Verfahrens großes
Echo gefunden und ihn zum wahrscheinlich bekanntesten Todeshäftling
der Welt gemacht. Das vorliegende Buch liefert nicht nur eine
gründliche Untersuchung des Kriminalfalles, sondern beschäftigt
sich darüber hinaus mit den Hintergründen, die bei der
Verurteilung Abu-Jamals trotz brüchigen Beweismaterials und
schreiender Widersprüche in der Anklage eine entscheidende Rolle
spielten: dem anhaltenden Rassismus der US-Gesellschaft, dem
schwarzen Befreiungskampf, an dem Abu-Jamal sich als Black
Panther-Führer beteiligte, dem Verfall und der auch physisch
sichtbaren Klassenspaltung in der amerikanischen Großstadt, den
periodischen Hexenjagden der politischen Polizei gegen Andersdenkende
und schließlich dem immer mehr aus den Fugen geratenden System
der Strafjustiz. Abu-Jamal wird so zu einem Musterbeispiel für
alles, was erschreckend und fragwürdig an der US-amerikanischen
Strafjustiz und im besonderen an der Todesstrafe ist.
Mumia
Abu-Jamal: ...aus der Todeszelle. Live from death row. Atlantik
Verlag. (NB505) 12,80 Euro
Als die vorliegenden Texte 1995 in
den USA und in Deutschland erstveröffentlicht wurden, schien die
Situation der Gefangenen in den Todestrakten der USA aussichtslos.
Die Verfechter der Todesstrafe hatten die absolute Hegemonie in der
gesellschaftlichen Debatte über das staatliche legale Töten.
Durch Mumia Abu-Jamals Essays erfuhr die Öffentlichkeit zum
ersten Mal aus dem Inneren der Todestrakte.
Mumia Abu-Jamal: Ich schreibe um zu leben. Zeugnisse eines zum Tode Verurteilten. Atlantik Verlag. Pb. (NB566) 12,80 Euro Mumia Abu-Jamal ist ein „Gläubiger“, dessen Religion das Leben ist. Diese „Gläubigkeit“, die Kraft seiner Utopien und Träume, ist zugleich eine niederschmetternde Kritik des „christlichen“ Abendlandes und seiner „führenden Nation Amerika“.
Leonard
Weinglass: Freiheit für Mumia! Hintergründe eines
Fehlurteils und juristische Fakten gegen einen drohenden Justizmord.
Vorwort von E.L. Doctorow. Einleitung zur deutschen Ausgabe von
Volker Ratzmann. Atlantik Verlag 1997. 320 S. (NB507) 10 Euro
Leonard
Weinglass ist der Verteidiger von Mumia Abu-Jamal.
Archiv
92 / Kampagne Mumia Abu Jamal: Free Mumia. Dokumente, Analysen,
Hintergrundberichte. Atlantik Verlag 2002. 208 S. (NB576) 10 Euro
Der
Journalist, Autor und Bürgerrechtsaktivist Mumia Abu Jamal sitzt
seit 20 Jahren unschuldig im Todestrakt. Im Dezember 2001 lief die
Nachricht um die Welt, das Todesurteil sei aufgehoben. Doch diese
Gerichtsentscheidung ist weder rechtskräftig, noch macht die
mögliche Umwandlung in lebenslange Haft das Unrecht ungeschehen,
das Mumia Abu Jamal widerfährt. Die in diesem Band versammelten
Beweise und Analysen belegen, daß der Todeskandidat AM 8335
sofort freigelassen werden müßte. Doch in den USA gilt es,
einen Justiz- und Polizeiskandal zu vertuschen, und deshalb schrecken
die Verantwortlichen vor keiner Rechtsbeugung zurück.
Oliver
Demny: Die Wut des Panthers. Die Geschichte der Black Panther
Party. Schwarzer Widerstand in den USA. Unrast Verlag, 4. ergänzte
Aufl. 2004. 244 S. und einige Bildtafeln. (NB1088) 14 Euro
Die
Wut des Panthers beschreibt die Geschichte der Black Panther Party.
Es ist die Geschichte von Rassismus, Repression und Widerstand im
Herzen des Kapitalismus – den USA.
Martin
Ludwig Hofmann: Indian War. Der Fall des indianischen
Bürgerrechtlers Leonard Peltier. Atlantik Verlag, 2.
aktualisierte Auflage 2005. 184 S. Pb. (NB844) 12,80 Euro
Die
Gewalt der 70er Jahre zieht ihre Spur bis heute... Seit fast 25
Jahren kämpft Leonard Peltier um seine Freiheit. Bis zum
heutigen Tag fristet Peltier sein Leben in der Zelle eines
Hochsicherheitsgefängnisses - aufgrund fragwürdiger
Indizien verurteilt. Das Buch stellt Vorgeschichte, Prozeß und
Verurteilung Peltiers mit detektivischem Spürsinn dar. Und es
verknüpft den juristischen „Fall“ mit seinen
politisch-historischen Zusammenhängen: den Kriegen gegen die
Indianer und die Geschichte der indianischen Bürgerrechtsbewegung.
Helmut
Ortner: Der Justizmord. Zwei Italiener in Amerika. Sacco &
Vanzetti. Zambon Verlag
1993. 286 S. Hc. (NB1059) 16,80 Euro
Es ist die
Geschichte zweier italienischer Auswanderer, die auf der Suche nach
Arbeit und Glück in Amerika ankommen, dort aber Intoleranz und
Fremdenhaß vorfinden. Am 15. April 1920 überfallen
Banditen in Bridgewater im Staat Massachusetts einen Zahlmeister und
dessen Leibwächter, schießen beide nieder und rauben
Lohngelder in Höhe von 16.000 Dollar. Schon bald konzentrieren
sich die Ermittlungen auf die beiden italienischen Einwanderer Nicola
Sacco und Bartolomeo Vanzetti. Obschon die Beweise dürftig sind,
werden die beiden wegen Raubmordes angeklagt, ins Gefängnis
gebracht, während der Vernehmungen gefoltert und in einem
fragwürdigen Prozeß schließlich zum Tode verurteilt.
Nach fast sieben Jahren, nach zahlreichen Berufungen und
Gnadengesuchen – und trotz weltweiter Proteste – werden
Sacco und Vanzetti am 23. August 1927 auf dem elektrischen Stuhl
hingerichtet.
Sina
Arnold, Olaf Kistenmacher: Der Fall Ethel und Julius Rosenberg.
Antikommunismus, Antisemitismus und Sexismus in den USA zu Beginn des
Kalten Krieges. Edition Assemblage 2016. 96 S. (NB1370) 12,80 Euro
Am
19. Juni 1953 wurden Ethel und Julius Rosenberg in New York auf dem
elektrischen Stuhl hingerichtet. Das Gericht hatte sie wegen
Atomspionage für die Sowjetunion verurteilt. Der Fall erregte zu
dieser Zeit weltweit Aufsehen. Viele Linke sahen in dem Ehepaar
unschuldige Opfer des entfesselten Antikommunismus, der die
McCarthy-Ära in den USA zu Beginn des Kalten Krieges prägte.
Doch die Stimmung gegen die Rosenbergs und die beiden Mitangeklagten
wurde auch durch antisemitische Vorstellungen über „jüdische
Verräter“ angeheizt. Zugleich zeigt die Darstellung der
beiden in den Medien, dass das Ehepaar Rosenberg als Gegenbild zu den
herrschenden Geschlechterbildern entworfen wurde. Der Prozess wirft
bis heute grundlegende Fragen auf. Das Buch erinnert an das
Gerichtsverfahren, betrachtet seine Rezeption in Literatur und Film
und zeichnet die Verschränkung von antikommunistischen,
antisemitischen und sexistischen Vorstellungen nach.
Wolfgang
Kruse (Hg.): Die Französische Revolution.
Programmatische Texte von Robespierre bis de Sade. Promedia Verlag
2012 (Edition Linke Klassiker). 176 S. (NB1303) 12,90 Euro
Mit
Texten von Babeuf, Boissy d'Anglas, Brissot, Condorcet, Olympe de
Gouges, Marquis de Sade, Dubois-Crancé, Hérault de
Séchelles, Lanthenas, Marat, Maréchal, Paine,
Robespierre, Sieyès u. a..
Die Französische
Revolution war ein Experimentierfeld für die Neugestaltung der
modernen Gesellschaft. Auf allen gesellschaftspolitisch relevanten
Ebenen wurden neue Praktiken ausprobiert und emanzipatorische
Neuordnungsmodelle entworfen. Dieses „Musterbuch der Moderne“
experimentierte mit der politischen Ordnung, neuen ökonomischen
und sozialen Beziehungen und Geschlechterverhältnissen sowie mit
der politischen Kultur insgesamt.
Der hier vorgelegte Band
versucht, die ganze Spannbreite dieses programmatischen Aufbruchs in
eine neue Epoche einzufangen. Dafür werden prägnante
Originaltexte erläutert und dokumentiert, die für
gesellschaftliche Entwicklungen bis heute relevant sind. Die Vielzahl
der Themenbereiche umfasst: Aufstand und Revolution, Verfassung und
Demokratie, Emanzipation und Demokratisierung der Gesellschaft,
Sozialreform und Sozialismus, Antimilitarismus und Völkerrecht,
schließlich auch programmatische Abgründe der
Revolution.
Das politische Spektrum der Autoren reicht vom
gemäßigten Liberalismus eines Sieyès über
demokratische Republikaner wie Brissot, Condorcet, Peine oder
Robespierre bis hin zu Vertretern von sozialrevolutionären
Projekten wie Babeuf und Maréchal. Es spiegelt damit zugleich
die Entwicklung der politischen Linken wider, die sich im dynamischen
Prozess der Revolution auf rasante Weise bewegt und in der Regel die
radikalsten, am weitesten in die Zukunft reichenden
Emanzipationsprojekte entworfen hat. Auch die Problematik der
Dialektik von Neugestaltung und gesellschaftspolitischer Herrschaft
findet angemessene Berücksichtigung.
Die meisten der Texte
wurden eigens für diesen Band ins Deutsche übersetzt.
Der
Herausgeber: Wolfgang Kruse, Jahrgang 1957, ist Professor am
Historischen Institut der Fern-Universität in Hagen, Lehrgebiet
Neuere und Europäische Geschichte. Er arbeitet zur Geschichte
der Französischen Revolution, des Ersten Weltkriegs, der
deutschen und internationalen Arbeiterbewegung sowie des modernen
politischen Totenkults in Deutschland.
Jörg
Roesler: Geschichte der DDR. PapyRossa Verlag 2012 (Reihe
Basiswissen). 132 S. (NB1227) 9,90 Euro
Jenseits der üblichen
Horrorszenarien klärt Jörg Roesler auf über die
Geschichte des kleineren deutschen Staates. Sie wird erstens erzählt
als Geschichte der Herrschaft der SED. Im Mittelpunkt stehen dabei
zwei Gruppierungen, vom Autor als Konservative bzw. Reformer
charakterisiert. Dies ist gleichzeitig die Geschichte der Sicherung
der Stabilität eines in seiner Existenz ökonomisch und
politisch wiederholt gefährdeten Staates. Zweitens wird die
Geschichte der DDR als Geschichte der sowjetisch-ostdeutschen
Beziehungen erzählt. Es ist die Geschichte von Moskaus
„ungeliebtem Kind“, einer durch das Scheitern der
sowjetischen Deutschlandpolitik zustande gekommenen Minimallösung,
eines schließlich lästig werdenden Vorpostens. Drittens
wird die Geschichte der DDR erzählt als Geschichte der
Beziehungen zur Bundesrepublik. Sie endet mit der Vereinnahmung des
kleineren durch den größeren, sich als stabiler und
potenter erweisenden deutschen Staates.
Karl
Heinz Roth: Geschichtsrevisionismus. Die Wiedergeburt der
Totalitarismustheorie. Konkret 1999. 152 S. (NB7z) 11,66
Euro
Spätestens mit der Wende von 1989 hat die neue
Rechte in der Geschichtswissenschaft Fuß gefaßt. Ihr
Spektrum reicht von dr Gruppe um Rainer Zitelmann bis zu ehemaligen
Linken im Umfeld der rotgrünen Bundesregierung. Die
Geschichtsrevisionisten reaktivieren mit der Totalitarismustheorie
die alten Themen des Kalten Krieges. Karl Heinz Roth beschreibt den
Siegeszug der Totalitarismustheorie in der deutschen Geschichts- und
Sozialwissenschaft seit der Wiedervereinigung und analysiert die
Konsequenzen der revisionistischen Offensive: die vollständige
Delegitimierung der DDR und die Relativierung der
nationalsozialistischen Verbrechen.
Gerhard
Scheit: Mülltrennung. Beiträge zu Politik, Literatur
und Musik. Konkret 1998. 192 S. (NB14z) 10,15 Euro
Über
Brecht, Eisler, Jünger, Günther Anders, Peter Weiss, Heiner
Müller. Jean Améry, Haider & Sichrovsky, Adorno und
die Differenzen von deutscher Marschmusik und amerikanischem Jazz.
Conrad
Taler: Der braune Faden. Zur verdrängten Geschichte der
Bundesrepublik. PapyRossa Verlag 2005. 240 S. (NB829) 16,80
Euro
Conrad Taler zeigt, daß die Verharmlosung des
Rechtsextremismus wie ein brauner Faden die bundesdeutsche Geschichte
durchzieht. Er erinnert daran, daß der Neunazismus als „Waffe
Moskaus“ hingestellt und antijüdische Taten den
Kommunisten zugeschrieben wurden, daß sich Arbeitgeber, CDU/CSU
und NPD gegenseitig die Bälle zuwarfen, wenn es gegen
Mitbestimmung und „zu hohe Lohnkosten“ ging, daß
bei einer Demonstration gegen die Remilitarisierung ein 21jähriger
von der Polizei erschossen wurde, ohne daß eine westdeutsche
Zeitung darüber ein kommentierendes Wort verloren hätte,
daß der antisemitischen Rede des CDU-Bundestagsabgeordneten
Hohmann jahrelang jene Aufrechnerei vorausging, die sich mit den
Verbrechen „anderer“ herausredete.
Heinrich
Fink / Cornelia Kerth (Hg.): Einspruch! Antifaschistische
Positionen zur Geschichtspolitik. PapyRossa Verlag 2011. 126 S.
(NB1168) 12 Euro
Aus dem Kalten Krieg stammende Thesen wie
„rot gleich braun“, „Sozialismus gleich Faschismus
gleich Diktatur“ oder die Rede von den „zwei deutschen
Diktaturen“ werden mehr und mehr salonfähig. Mit
politischem Kalkül propagiert, zielt diese Deutung der
Geschichte auf die Gegenwart. Einspruch gegen solchen
Geschichtsrevisionismus erhob eine geschichtspolitische Konferenz der
VVN-BdA, auf der sich namhafte Wissenschaftler und Antifaschisten
gegen diesen Diskurs wandten, der sich selbst als „antitotalitär“
bezeichnet. Dabei ging es um das Verhältnis von Ursachen und
Wirkungen des Zweiten Weltkriegs, Wehrmachtsverbrechen und ihre
Opfer, die Rolle der Gebirgstruppen und die Entwicklung der
Gedenkpolitik. Beiträge u.a. von: Hannes Heer, Kurt Pätzold,
Wolfgang Wippermann, Moshe Zuckermann.
Rainer
Trampert, Thomas Ebermann: Sachzwang & Gemüt.
Sarkastische und analytische Texte über die Republik, die Welt
und unsere Nachbarn. Konkret 2002. 320 S. (NB603) 19,90 Euro
Rainer
Trampert und Thomas Ebermann nehmen „mit verschiedenen
Stilmitteln“ dem Zeitgeist die Arglosigkeit und epochalen
Begriffen den Schleier des großen Gedankens.
Jens Mecklenburg, Wolfgang Wippermann (Hg.): „Roter Holocaust“? Kritik des Schwarzbuchs des Kommunismus. Konkret 1998. 296 S. (NB62zz) 19,95 Euro
Ludwig
Elm: Das verordnete Feindbild. Neue deutsche Geschichtsideologie
und „antitotalitärer Konsens“. PapyRossa Verlag
2001. 172 S. (NB532z) 15,20 Euro
Die Bundestagskommissionen
„zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ waren
geschichtspolitische Staatsakte. Aus der Fülle ihrer Materialien
behandelt der Autor: Vergangenheitsbewältigung nach 1945 und
1989, „Diktaturenvergleich“, Streit um Antifaschismus,
Geschichte der Bundesrepublik. Als deren Dreh- und Angelpunkt erweist
sich eine modernisierte Totalitarismuskonzeption, die mit einer
Gleichsetzung von DDR und NS-Diktatur militanten Antikommunismus
erneuert, die Nazibarbarei relativiert und nationalistische
Traditionen aufwertet.
Lorenz
Knorr: Aufklärung, Frieden, Antifaschismus. Ausgewählte
Reden und Schriften. Hg. von Lorenz Gösta Beutin. PapyRossa
Verlag 2006. 380 S. (NB966) 19,90 Euro
1921 in Eger/CSR
geboren, war Lorenz Knorr schon früh in der sozialistischen
Jugend aktiv. Es folgten antifaschistischer Widerstand und
Verurteilung von einem Kriegsgericht der Wehrmacht. Später
Mitglied der SPD, dann der DFU. In den 90er Jahren Bundesprecher der
VVN/BdA. Der Band vereinigt Reden, Artikel und Aufsätze von 1945
bis heute. Er bietet einen Querschnitt durch Leben und breit
gefächertes politisches und publizistisches Wirken eines
profilierten Friedenskämpfers und Antifaschisten und ist
zugleich ein plastisches Spiegelbild der Zeitgeschichte.
Schwerpunkte: Autobiographisches zum antifaschistischen Widerstand
und zu den Erfahrungen in der SPD; Geschichtspolitik und
Geschichtsrevisionismus; Kriegsursachen und friedenspolitische
Alternativen; theoretische Analysen z.B. zur Französischen
Revolution oder zu Karl Marx.
Jupp
Angenfort: Sprung in die Freiheit. Die Geschichten des Josef A.
Herausgegeben von Hannes Stütz. PapyRossa Verlag 2010. 232 S.,
35 s/w-Abb. (NB1169) 17 Euro
Jupp Angenfort, 1924 in
Düsseldorf geboren und dort 2010 gestorben. Sohn einer
katholisch geprägten Eisenbahnerfamilie. Nach sowjetischer
Kriegsgefangenschaft Vorsitzender der FDJ, 1951 in NRW
Landtagsabgeordneter der KPD, nach deren Verbot Mitglied der
illegalen Leitung. Nach 1968 langjähriges Präsidiumsmitglied
der DKP. Bis zu seinem Tod einer der Landessprecher der VVN-BdA.
Josef oder „Jupp“ Angenfort geriet als 19jähriger
Wehrmachtssoldat in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Die Erfahrung
von Faschismus und Krieg prägte ihn tief und so schloß er
sich nach seiner Rückkehr der KPD und der Freien Deutschen
Jugend an, um gegen die von Adenauer betriebene Remilitarisierung zu
kämpfen. Unter Bruch seiner Immunität als
NRW-Landtagsabgeordneter wurde er 1953 verhaftet, wegen Hochverrats
angeklagt und zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Kurz nach
seiner Entlassung wegen Verstoßes gegen das KPD-Verbot erneut
verhaftet, gelang ihm bei einem Gefangenentransport die Flucht. Er
ging in die DDR, kam nach Gründung der DKP 1968 zurück nach
Düsseldorf, wurde wenig später wieder festgenommen, 1969
aber aus dem Zuchthaus freigelassen. Damit enden „Die
Geschichten des Josef A.“. Lebendig und locker erzählt,
sind sie gut geeignet, an den Gründungsmythen der Bundesrepublik
und nicht zuletzt auch an dem tabuisierten Thema der politischen
Gefangenen unter Adenauer zu kratzen.
Lorenz
Knorr: Generäle vor Gericht. Oder: Darf man Nazi-Militärs
als Massenmörder bezeichnen? Mit einem Nachwort von Arno Klönne.
PapyRossa Verlag 2011. 286 S. (NB1179) 16 Euro
1921 in
Eger/CSR geboren, war Lorenz Knorr schon früh in der
sozialistischen Jugend aktiv. Es folgten antifaschistischer
Widerstand und Verurteilung von einem Kriegsgericht der Wehrmacht.
Später Mitglied der SPD, dann der DFU. In den 1990er Jahren
Bundessprecher der VVN/BdA. Mitte der 60er Jahre fand auf Anzeige von
Franz Josef Strauß ein Beleidigungsprozeß statt: Lorenz
Knorr, einer der Direktoren der Deutschen Friedensunion, hatte
Hitler-Generäle an der Spitze der Bundeswehr als
Kriegsverbrecher und Massenmörder bezeichnet. Obwohl er seine
Beschuldigungen beweisen konnte, wurde er zweimal verurteilt. Erst
eine Revisionsinstanz hob die Urteile wegen Rechtsfehlern auf, doch
blieb Knorr auf seinen hohen Kosten sitzen. Dieser „Generals-Prozess“
war Teil einer Strategie, die wenige Jahre zuvor gegen massiven
Widerstand in der Bevölkerung gebildete Bundeswehr gegen Kritik
abzuschirmen, die pazifistische und antimilitaristische Opposition zu
diskriminieren und die obrigkeitsstaatlichen Verhältnisse der
Ära Adenauer zu stabilisieren.
Friedrich-Martin
Balzer (Hg.): Justizunrecht im Kalten Krieg. Die Kriminalisierung
der westdeutschen Friedensbewegung im Düsseldorfer Prozeß
1959/60. Mit einer Einleitung von Heinrich Hannover. Beiträge
von Walther Ammann, Walter Diehl, Rudolf Hirsch, Friedrich Karl Kaul,
Diether Posser und Denis Noel Pritt. PapyRossa Verlag 2006. 380 S.
(NB922) 24 Euro
„Staatsgefährdung“ lautete
die Anklage gegen Vertreter des „Friedenskomitees der
Bundesrepublik“, über die 1959/60 fünf Monate lang
vor dem Landgericht Düsseldorf verhandelt wurde. Exemplarisch
für das „Justizunrecht im Kalten Krieg“ dokumentiert
das vorliegende historische Lesebuch diesen, wie Diether Posser
formulierte, bis dahin „bedeutendsten politischen Strafprozeß
seit Bestehen der Bundesrepublik“. Es beleuchtet das
politische, juristische und gesellschaftliche Umfeld, in dem ein
derartiger Prozeß überhaupt erst möglich war: Die
Inkorporation der NS-Eliten in staatliche und gesellschaftliche
Führungspositionen sowie die Übernahme des Antikommunismus
des „Dritten Reichs“ als Staatsdoktrin in
Westdeutschland. Diese richtete sich keineswegs nur gegen
Kommunisten, sondern fungierte als ideologische Waffe zur
Einschüchterung der gesamten Linken sowie aller
gewerkschaftlichen, friedensbewegten und demokratischen Bestrebungen
und beschädigte somit tiefgreifend die im Grundgesetz
festgelegte Verfassungsordnung. Allein schon daraus ergeben sich die
ungeschmälerte Aktualität der Plädoyers und
rückblickenden Betrachtungen der Verteidiger Walther Ammann,
Heinrich Hannover, Diether Posser, Friedrich Karl Kaul und N.D.
Pritt. Zugleich wird damit die Notwendigkeit unterstrichen, die
„vergessenen Justizopfer des Kalten Krieges“, so Heinrich
Hannover, endlich zu rehabilitieren. Mit der umfangreichen
Dokumentation der DDR-Sicht auf diesen Prozeß gibt das Buch
darüber hinaus einen Anstoß für eine vergleichende
Geschichtsschreibung beider deutscher Staaten.
Marx-Engels
und die politische Justiz in der BRD. Dokumentation einer Tagung.
Herausgegeben von der Initiativgruppe für die Rehabilitierung
der Opfer des Kalten Krieges und der Marx-Engels-Stiftung. 128 S.
(NB518z) 10,25 Euro
Referate der Tagung am 17. März 2001
in Berlin. Beiträge von Ewald Stiefvater, Dr. Robert
Steigerwald, Karl Stiffel, Gerd Deumlich, Prof. Dr. Siegfried
Mechler, Prof. Dr. Erich Buchholz, Prof. Dr. Wolfgang Richter,
Wolfgang Gehrke MdB, Sepp Mayer, Dr. Rolf Gössner, Dr. Heinrich
Hannover.
Jochen Hippler: Die neue Weltordnung. Konkret 1991. 184 S. (NB91) 11 Euro
Jörg
Kronauer: Der Rivale. Chinas Aufstieg zur Weltmacht und die Gegenwehr
des Westens. konkret
texte 2019, 296 Seiten, (NB1444)
26 ¤
China ist seit dem Zerfall der Sowjetunion
das erste Land, das das Potential hat, mit den westlichen
Hegemonialmächten ökonomisch und politisch gleichzuziehen,
ihre Dominanz also auf allen Ebenen zu brechen. Damit macht man sich
bei den Herren der Welt, die ihre Entthronung befürchten müssen,
keine Freunde. Mit allen Mitteln versuchen sie daher, ihre wankende
Macht zu wahren.
Dieses Buch zeichnet die Konflikte
nach, die aus Chinas Aufstieg zur Weltmacht und den Reaktionen der
westlichen Mächte darauf entstanden sind und weiter entstehen –
vom Aufbau neuer Bündnissysteme in Ost- und Südostasien,
über die Konflikte im Südchinesischen Meer, die Kämpfe
um Einfluss in Afrika und den Staaten entlang der Neuen Seidenstraße,
bis zum antichinesischen Wirtschaftskrieg der USA und den Versuchen
des Westens, die technologische Entwicklung der Volksrepublik zu
torpedieren.
Der Autor
Jörg Kronauer
ist Sozialwissenschaftler und freier Journalist mit den
Themenschwerpunkten Neofaschismus und deutsche Außenpolitik. Er
hat zuletzt die Bücher „Ukraine über alles!“
Ein Expansionsprojekt des Westens (2014, konkret texte 66), Allzeit
bereit. Die neue deutsche Weltpolitik und ihre Stützen (2015),
„Wir sind die Herren des Landes“. Der deutsche Griff nach
Griechenland – Geschichte einer Unterwerfung (2016, konkret
texte 69) und Meinst Du, die Russen wollen Krieg? Russland, der
Westen und der zweite Kalte Krieg (PapyRossa-Verlag 2018)
veröffentlicht. Jörg Kronauer arbeitet als Redakteur des
Nachrichtenportals german-foreign-policy.com und lebt in London.
Conrad
Schuhler: Wie weit noch bis zum Krieg?
Die USA, China, die EU und der Weltfrieden. PapyRossa Verlag 144
Seiten, (NB1453bes)
¤ 12,90
Chinas
Spurt an die Spitze der Weltwirtschaft hat wissenschaftliche und
publizistische Meinungsmacher im Westen irritiert. Der Autor
untersucht ihre Argumente gegen Chinas ökonomisches und
gesellschaftliches Wachstum und erläutert das chinesische
Konzept vom guten Leben als Dreh- und Angelpunkt der
Wirtschaftspolitik. Vorgestellt wird die »Neue Seidenstraße«
als ›Globalisierung auf Chinesisch‹. Ausführlich
erörtert wird die Gefahr eines »Dritten Weltkriegs«
als Neuauflage der »Falle des Thukydides«, wonach ein
Herausforderer den alten Hegemon der Weltordnung nur durch einen
Krieg ablösen könne. China weist diese Zumutung von sich.
Die Hauptgefahr sieht Schuhler darin, dass die USA ihre globalen
Führungsansprüche auf die Dauer nicht mehr mit »zivilen«
Mitteln durchsetzen und somit in Versuchung geraten können, ihre
weit überlegenen militärischen Mittel einzusetzen. Eine
Chance auf Zukunft gibt es für ihn, wenn die Bewegungen für
soziale Gerechtigkeit, Frieden und Umwelt das globale Kapital mit
seinen rücksichtslosen Verwertungsinteressen als gemeinsamen
Gegner erkennen und bekämpfen.
Conrad Schuhler, Jg. 1940,
Diplom-Volkswirt. Hat an den Universitäten München und
Manchester sowie an der Yale University und in Berkeley / USA
studiert. Langjähriger Vorsitzender des Instituts für
sozial-ökologische Wirtschaftsforschung (isw) in München.
Werner
Biermann: Die Herren der Welt. Die Weltmachtpolitik der USA nach
1945. PapyRossa Verlag 2000. 392 S. (NB315) 20,35 Euro
Der
Aufstieg der USA zum „Imperium ohne Grenzen“, das
Verhältnis von politischer, ökonomischer und militärischer
Macht bei der Durchsetzung eines globalen Wirtschafts- und
Finanzsystems, das von den USA beherrscht und instrumentalisiert
wird. Zugleich weist Biermann nach, daß sich diese auf einem
Weg befinden, der ihre überragende Stellung untergraben und zur
Implosion der Weltwirtschaft führen muß.
Sebastian
Friedrich: Lexikon der Leistungsgesellschaft. Wie der
Neoliberalismus unseren Alltag prägt. Vorwort von Oliver
Nachtwey / Fotos von Johann Bröse. edition assemblage 2016. 96
S. (NB1368) 7,80 Euro
Der Streifzug durch alltägliche
Begriffe der „Leistungsgesellschaft“ erkundet die
vorherrschende Ideologie des flexiblen Kapitalismus. Er ist weit mehr
als ein wirtschafts- und sozialpolitischer Ansatz. Die neoliberale
Ideologie prägt unsere Persönlichkeit, unser Denken, unser
Handeln: während wir Sport treiben, wir über unsere Bosse
sprechen, als wären wir befreundet, wir in Dating-Portalen nach
der Liebe fürs Leben oder dem schnellen Sex suchen, wir unser
70er Jahre-Rennrad das Altbau-Treppenhaus hochtragen, wir herzhaft
über die Prolls in der Eckkneipe lachen, wir uns über
unsere aktuellen Prokrastinationserfahrungen austauschen, wir mit
einem Coffee-to-go bewaffnet im Stechschritt durch die Stadt
marschieren, wir lustige ironisch-geistreiche Anmerkungen machen, wir
uns wieder nicht entscheiden können und wir am Ende des Tages
einmal mehr versuchen, das zu verdrängen, was längst
Gewissheit geworden ist: daß es so nicht weitergehen
kann.
Sebastian Friedrich ist Redakteur von kritisch-lesen.de
und Verfasser der Kolumne „Lexikon der Leistungsgesellschaft“,
die seit April 2013 bei der linken Monatszeitung ak– analyse
und kritik erscheint.
Werner
Goldschmidt, Dieter Klein, Klaus Steinitz (Hg.): Neoliberalismus.
Hegemonie ohne Perspektive. Distel Verlag 2000. 264 S. (NB663) 19,50
Euro
Der Einfluß des Neoliberalismus ist selbst bei den
Grünen, in der Sozialdemokratie und in Teilen der Gewerkschaft
gewachsen. Die Gesellschaftstheorie des Neoliberalismus „ist
die Theorie der Rechtfertigung für unbeschränkte Autonomie
der Besitzer von Geld- und Produktivvermögen. Die Devise heißt,
den Kapitalismus von den Fesseln der Demokratie zu befreien“
(Herbert Schui). Beiträge von Jörg Huffschmid, Norman
Paech, Karl Georg Zinn u.a.
Manfred
Sohn: Hat das System einen Fehler oder ist es der Fehler?
Antworten auf die Finanz- und Wirtschaftskrise von links.
Pahl-Rugenstein-Verlag 2009. 104 S. Pb. (NB1086) 9,95 Euro
Die
zentrale These dieses Buches ist, daß wir uns im Jahre 2009
nicht nur einer Finanz-, sondern einer Wirtschaftskrise
gegenübersehen, die das kapitalistische System bis in seine
Grundlagen hinein in Frage stellt – und zwar zu Recht. Denn, so
versucht Manfred Sohn darzulegen, in der gegenwärtigen Krise
bündeln sich mehrere Krisensymptome, die gemeinsam ihre tiefste
Ursache in der Profitorientierung unserer gegenwärtigen
Wirtschaftsordnung haben. Prägnant und für jeden
wirtschaftspolitischen Laien verständlich schildert er
Entstehung, Erscheinung, Verlauf und Auswirkungen dieser Krise sowohl
für die globale Wirtschaft und Politik als auch für die der
Bundesrepublik. Ausgehend von der Beschreibung und Analyse dieses
Krisenbündels entwickelt Manfred Sohn Vorschläge für
Auswege aus der Krise – sowohl kurzfristige, schnell zu
realisierende, als auch langfristige. Diese sind aber erst durch die
Entfaltung einer kulturvollen außerparlamentarischen Bewegung
erreichbar. Dazu beizutragen ist der Zweck dieses Werkes. Dr. Manfred
Sohn (Jg. 1955) ist seit seiner Schülerzeit politisch aktiv.
Seit 1987 bis zur Wahl in den Niedersächsischen Landtag 2008
Angestellter der Versicherungsgruppe Hannover (VGH), dort Mitglied
des örtlichen und des Gesamtpersonalrates. Er ist zur Zeit
Mitglied des Landesvorstandes der Partei DIE LINKE und Vorsitzender
ihrer Landtagsfraktion.
Werner
Rügemer (Hg.): Arbeits-un-recht. Anklagen und Alternativen.
Verlag Westfälisches Dampfboot 2009. 252 S. (NB1130) 24,90
Euro
Nicht nur Niedriglöhnerei und Hartz IV sind
Unrechtssysteme. Auch die weitergehende Verletzung von Arbeits- und
Sozialrechten wird in der neoliberal orientierten Gesellschaft zur
systemischen Praxis, in der Unrecht stetig verrechtlicht wird. Die
vom Arbeitssystem abhängigen Menschen: Arbeitnehmer, Arbeitslose
oder Rentner und deren Familien – also die Mehrheit der
Bevölkerung – gelten nicht als gleichberechtigte Bürger,
sie werden von Staat, Unternehmen, Parteien und Medien als
zweitklassig, ja überflüssig behandelt. Die Formen von
Arbeitsunrecht sind dabei vielfältig: „Gelbe“
Gewerkschaften, die Verhinderung von Betriebsratsgründungen,
Verdachtskündigungen, Zeitdiebstahl, fortgesetzte Leiharbeit,
unbezahlte „Praktika“, heimliche Überwachung,
Mißbrauch von Ein-Euro-Jobbern zu kommerziellen Zwecken,
Mobbing – diese Liste ließe sich fortsetzen. Mit der
Krise des Neoliberalismus und der exzessiven Vergabe staatlicher
Mittel zur Rettung dubioser Banken droht zudem die Verschärfung
von Arbeitsunrecht. Es besteht jedoch die Hoffnung, daß Keime
des Widerstands und Alternativen sich zu einer nationalen und
internationalen Gegenbewegung entwickeln. Autorinnen und Autoren aus
Gewerkschaften, Wissenschaft und Initiativen legen zum ersten Mal
eine umfassende Bestandsaufnahme vor.
Lucas
Zeise: Finanzkapital. PapyRossa Verlag 2019. Reihe Basiswissen.
136 S. (NB1430) 9,90 ¤
Dass in Gelddingen demokratische
Regeln nichts gelten, wurde uns am Beispiel Griechenland drastisch
vor Augen geführt: Auf das überwältigende Nein der
Bevölkerung zum Diktat der Troika folgte das Ja der von ihr
gewählten Regierung. Auch wenn es im Alltag parlamentarischer
Republiken nicht immer offensichtlich ist, wird in Krisen deutlich,
wie die Herrschaft des Finanzkapitals funktioniert. Wer ist dieses
Finanzkapital, das Rudolf Hilferding 1909 und Lenin 1917 untersucht
haben. Und wie herrscht es heute? Besonders interessiert Lucas Zeise
dabei die Rolle des Geldkapitals, der Banken, Versicherungen,
Hedgefonds und Schattenbanken. Wie kommt es, dass die
Gläubiger-Schuldner-Beziehung die politischen Verhältnisse
dominiert? Wie kommt es, dass sich die politisch Mächtigen unter
dem Druck der Finanzmärkte befinden? Wer reguliert diese oder
unterlässt es, sie zu regulieren? Wie funktioniert international
die Hackordnung unter den Finanzkapitalisten? Warum dominiert immer
noch der Dollar und wird er als dominante Währung
abgelöst?
"Lucas Zeise war
jahrzehntelang dicht dran am großen Geld. Sein Buch belohnt uns
daher mit prallen Geschichten und einer herausragenden
Tiefenschärfe." (Hermannus Pfeiffer, neues
deutschland).
"Wer in knapper Form wissen
will, was im Maschinenraum und auf der Kommandobrücke des
heutigen Kapitalismus vor sich geht (auf ökonomischer Ebene,
nicht im politischen Mechanismus), greife zu diesem Bändchen."
(Arnold Schölzel, junge Welt).
Lucas
Zeise: Euroland ist abgebrannt. Profiteure, Opfer, Alternativen.
PapyRossa Verlag 2012. 144 S. (NB1229) 11,90 Euro
Die Krise
EU-Europas und der Euro-Währungsunion hat sich schlimmer und
radikaler entwickelt, als selbst Pessimisten angenommen hatten. Lucas
Zeise gibt dem Überleben des Euro keine Chance mehr. Er erklärt,
warum dessen auf die Interessen der deutschen Unternehmen
zugeschnittene Konstruktion diese katastrophale Entwicklung geradezu
herausgefordert hat. Das Diktat der Finanzmärkte über die
Politik war gewollt, ebenso wie der Wettbewerb der Staaten um die
Gunst des großen Geldes. Kein Wunder, dass die globale
Finanzkrise sich im Europa des Euro besonders verheerend auswirkt.
Zeise liefert einen knappen Wegweiser durch die Etappen der Finanz-,
Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise Eurolands und begründet,
weshalb die Rettung aus der Misere weder aus einem neuen Spardiktat
der deutschen Regierung noch der Regierungsübernahme durch die
Europäische Zentralbank bestehen kann. Auswege aus der Krise
sieht er in einem einheitlichen Schuldenschnitt sowie im Beginn einer
Umverteilung des Reichtums.
Lucas
Zeise: Geld – der vertrackte Kern des Kapitalismus. Versuch
über die politische Ökonomie des Finanzsektors. PapyRossa
Verlag 2010. 192 S. (NB1167) 12,90 Euro
Lucas Zeise, *1944.
Finanzjournalist seit mehr als zwanzig Jahren. Hat Volkswirtschaft
studiert und im Laufe seines Berufslebens u. a. für das
japanische Wirtschaftsministerium, die deutsche Aluminiumindustrie
und die Frankfurter „Börsen-Zeitung“ gearbeitet. War
an der Gründung der „Financial Times Deutschland“
beteiligt und schreibt in ihr noch eine regelmäßige
Kolumne. Lucas Zeise nimmt die Weltwirtschaftskrise ab 2007 zum
Anlaß, um Stellung und Funktion des Finanzsektors im
Kapitalismus zu analysieren. Er schildert, wie und warum dessen
Bedeutung im Neoliberalismus größer denn je geworden ist.
Er diskutiert dabei die verschiedenen Theorien über das Geld,
das – nicht nur im Volksmund – die zentrale Institution
und Kategorie im Treiben des Kapitalismus ist. Er geht der Frage
nach, welche Rolle staatliche Institutionen für die Existenz von
Banken und Finanzmärkten spielen; warum die Finanzinstitutionen
einen so nachhaltigen Einfluß auf die Politik haben; wie es den
Akteuren am Kapitalmarkt gelingt, immer größere Anteile
des Gesamtprofits für sich abzuzweigen. Zeise versucht sich also
an einer politischen Ökonomie des Finanzsektors und des Geldes.
Die kleinen und großen Krisen des Kapitalismus, Inflation,
Währungskrisen und Staatspleiten werden sorgfältig
abgehandelt. Abschließend wird diskutiert, welche politischen
Schritte notwendig wären, um eine Bändigung des
Finanzsektor zu bewerkstelligen.
Attac
Österreich (Hg.): Die geheimen Spielregeln des Welthandels.
WTO GATS TRIPS MAI. 2. erweiterte Auflage. Promedia 2004. 184 S.
(NB756) 15,90 Euro
Seit Jahrzehnten wächst die Kluft
zwischen Arm und Reich, zwischen Industrie- und Entwicklungsländern,
aber auch innerhalb der Industrieländer nimmt die soziale
Polarisierung zu. Einer der Hauptgründe für die wachsende
Ungleichheit sind die Spielregeln, nach denen die derzeitige
Globalisierung abläuft. Entgegen der verbreiteten Annahme, der
Neoliberalismus kenne keine Regeln, sind zahlreiche weitreichende
wirtschaftspolitische Abkommen in Kraft, die den Einfluß der
globalen Konzerne kontinuierlich vergrößern. Diese
Abkommen verstecken sich hinter Kürzeln wie GATS, WTO, MAI oder
DSU, deren Vertragswerke unseren Lebensalltag betreffen. Eine
öffentliche Debatte darüber findet nicht statt. Dieses Buch
soll helfen, die Geheimschrift der globalen Wirtschaftspolitik zu
entziffern.
Jörg
Bergstedt: Mythos attac. Hintergründe, Hoffnungen,
Handlungsmöglichkeiten. Verlag Brandes & Apsel 2004. 208 S.
(NB757) 14,90 Euro
Mit der Gründung von Attac wurde der
Traum vom politischen Sprachrohr der Globalisierungskritiker
Wirklichkeit. Attac Deutschland stieg, von Medien und bundesdeutscher
Prominenz kräftig unterstützt, binnen kürzester Zeit
zum großen Hoffnungsträger am Horizont politischer
Bewegungen auf. Mit diesem Buch liegt erstmals eine kritische Analyse
der Gründe für den Erfolg der Organisation, ihrer Ziele und
Inhalte sowie ihrer Struktur vor. Zahlreiche Quellen werden
ausgewertet und zeigen ein vielfältiges und widersprüchliches
Projekt: Die ideologische Verkürzung und instrumentelle
Herrschaft in den Führungskadern verbinden sich mit
kreativ-spritzigen Aktionsmethoden aus den lokalen Attac-Gruppen. Das
Buch übt scharfe Kritik und zeigt zugleich perspektivische
Entwürfe hin zu einer handlungsfähigen, vielfältigen
und horizontal vernetzten, offenen Basisbewegung. Es entstand unter
Mitwirkung von Personen aus Basisgruppen, die zu den Themen von Attac
arbeiten oder bei Attac selbst aktiv sind.
Rainer Roth: Nebensache Mensch. Arbeitslosigkeit in Deutschland. DVS 2003. 608 S. (NB729) 15 Euro
Gisela
Notz: Theorien alternativen Wirtschaftens. Fenster in eine andere
Welt. Schmetterling Verlag Reihe theorie.org 2011. 192 S. Pb.
(NB1182) 10 Euro
Die Einführung liefert eine
überschaubare und zugleich fundierte Darstellung exemplarischer
Theorien alternativen Wirtschaftens und ihrer Umsetzung in die
Praxis. Vorgestellt werden zunächst theoretische Modelle und
ihre Protagonisten, von den Frühsozialisten, über die Zeit
der beginnenden und fortschreitende Industrialisierung bis heute. Um
eine Verständigungsbasis herzustellen, nimmt die Autorin
Begriffsserklärungen vor und erklärt Betriebe und
Betriebsformen, die Ansätze eines solchen Wirtschaftens
verfolgen. Es folgen aktuelle Beispiele aus der
Genossenschaftsbewegung, aus der Alternativbewegung der 1970er Jahre,
der Kommunebewegung, der Ökonomie des Gemeinwesens, der
Tauschökonomie und Umsonstökonomie und der Kommunalen
Gemeinschaftsgärten. Am Ende steht die Frage, wie es angesichts
des Siegeszugs der Globalisierung der warentauschenden Gesellschaft
und der weltweiten Krise gelingen kann, Theorien für eine andere
herrschaftsfreie Welt in weitere Kreise zu tragen. Auch wenn
utopisches Denken heute nicht gerade hoch im Kurs steht.
Christof
Mackinger: Radikale Ökologie. Unrast Verlag 2015, Reihe
Transparent. 88 S. (NB1337) 7,80 Euro
Biopiraterie, Fracking,
Gentechnologie – nie zuvor war der Umfang des verwertenden
Zugriffs auf die Natur und ihre Ressourcen so umfassend wie heute.
Radikaler Widerstand dagegen ist in Westeuropa, gelinde gesagt,
überschaubar. Mackinger umreißt die Geschichte der
radikalen Ökobewegung, stellt dar, welche Konzepte wirkliche
Alternativen zu einer Gesellschaft sein könnten, die auf der
unbegrenzten Ausbeutung von Naturressourcen basiert, und gibt einen
Überblick über die Möglichkeiten progressiver
Bewegungen, der voranschreitenden Ökonomisierung der Natur
gegenzusteuern.
Peter
Nowak (Hg.): Zahltag. Zwang und Widerstand: Erwerbslose in Hartz
IV. Unrast Verlag 2009 (unrast transparent – soziale krise). 80
S. (NB1125) 7,80 Euro
Die Proteste gegen Hartz IV haben die
Verhinderung der Gesetze nicht erreicht, waren aber keineswegs
erfolglos. Seitdem steht das Thema Repression und Erniedrigung von
Erwerblosen vermehrt auf der Tagesordnung. Der Schwerpunkt des Buches
liegt auf dem fortdauernden Widerstand der Betroffenen. Die Palette
reicht von den vermehrten Klagen vor den Sozialgerichten bis zu
Widerstandsformen - wie den Aktion Zahltag – und die
solidarische Begleitung von Erwerbslosen. Der Band wendet sich an
Leser, die angesichts der Bedrohung durch Hartz IV nach einer
Orientierung suchen. Vermittelt wird ein erster guter Überblick
über das Thema.
Herbert
Schui, Eckart Spoo (Hg.): Geld ist genug da. Reichtum in
Deutschland. Distel Verlag 2000 (3., aktualisierte Auflage). 160 S.
(NB661) 13 Euro
Es sei kein Geld da, es müsse gespart
werden, wir lebten über unsere Verhältnisse, der
Sozialstaat sei nicht mehr finanzierbar – jeder kennt die
Sprüche. Dieses Buch zeigt: Geld ist genug da, mehr als je zuvor
– nur nicht da, wo es dringend benötigt wird. Beiträge
von Rainer Roth, Jörg Huffschmid, Herbert Schui, Otto Köhler,
Horst Bethge, Christoph Butterwegge u.a.
Christoph
Butterwegge: Armut. PapyRossa Verlag Reihe
Basiswissen 2016. 132 S. (NB1372) 9,90 Euro
"Armut"
ist ein brisanter, weil politisch-normativer, emotional besetzter und
moralisch aufgeladener Begriff. Christoph Butterwegge diskutiert den
Armutsbegriff, wirft einen Blick auf die Geschichte der Armut und
vermittelt die theoretischen Grundlagen. Er stellt die
Hauptrichtungen der Armutsforschung vor, erläutert die gängigen
Methoden der Armutsmessung und hinterfragt die statistische
Datenlage, wie sie die Armuts- und Reichtumsberichte der
Bundesregierung dokumentieren. Neben den unterschiedlichen
Erscheinungsformen und den Folgen der Armut für die Betroffenen
wie die Gesellschaft beschäftigen ihn die Entstehungsursachen
und die wenig überzeugenden Erklärungsansätze der
(Medien-)Öffentlichkeit. Abschließend geht
es um den Kampf gegen die Armut sowie die Frage, welche Maßnahmen
hierbei Erfolg versprechen und ob das bedingungslose Grundeinkommen
ein Patentrezept darstellt.
Christoph Butterwegge, Prof. Dr.
rer. pol., Jg. 1951, lehrte bis 2016
Politikwissenschaft an der Universität zu Köln.
Arbeitsschwerpunkte: Sozialstaatsentwicklung und Armut;
Rechtsextremismus, Rassismus und (Jugend-)Gewalt; Migration,
Integration und Minderheitenpolitik. Von der Partei Die Linke
als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten
vorgeschlagen.
"Christoph Butterwegge öffnet
die Augen für die wirklichen Zustände in unserem Land."
(Rudolf Walther, neues deutschland).
Fredrik Roggan: Auf legalem Weg in einen Polizeistaat. Entwicklung des Rechts der inneren Sicherheit. Pahl-Rugenstein-Verlag 2000. 248 S. Hardcover. (NB213z) 19,43 Euro
Heinrich
Hannover: Reden vor Gericht. Plädoyers in Text und Ton.
PapyRossa Verlag 2010. 276 S. mit Abb. Hardcover mit einer Audio-CD.
(NB1160) 22 Euro
Heinrich Hannover, geboren 1925,
Rechtsanwalt, tätig vorwiegend als Strafverteidiger und als
Vertreter von Kriegsdienstverweigerern. Zahlreiche Sachbücher zu
zeitgeschichtlichen, juristischen und politischen Themen sowie
Kinderbücher. Radio Bremen stellte ihn so vor: „Im Bremen
der 50er Jahre als Kommunistenanwalt verschrien, wurde er in den
60ern bundesweit bekannt durch die Verteidigung von Ulrike Meinhof,
Günter Wallraff und Peter Paul Zahl, Rosalinde von Ossietzky und
in jüngster Zeit Hans Modrow – die Liste von Hannovers
Klienten ist lang.“ Heinrich Hannover hat als Strafverteidiger
Geschichte geschrieben. Hier sind Plädoyers aus dem Bereich des
politischen Strafrechts wie dem der „nichtpolitischen“
Kriminalität zusammengestellt und zeitgeschichtlich eingeordnet.
Etliche Verfahren haben aufgrund der Prominenz der Beteiligten große
Beachtung gefunden. So die gegen Lorenz Knorr wegen „Beleidigung“
von Hitler-Generälen als Massenmörder (1964), gegen Daniel
Cohn-Bendit wegen Landfriedensbruch (1968), gegen Karl Heinz Roth
(1977) und Astrid Proll (1979/80), die trotz falscher Zeugenaussagen
von Polizeibeamten von der Anklage des Mordes und Mordversuches
freigesprochen wurden, und gegen Hans Modrow wegen Wahlfälschung
(1993). Internationales Aufsehen erregte insbesondere der Prozess
gegen einen SS-Funktionär wegen Beteiligung an der Ermordung von
Ernst Thälmann im KZ Buchenwald. Hier vertrat Hannover die
Nebenklage (1982-1987). Die CD mit Tonaufnahmen aus dem Gerichtssaal
ist eine einmalige Dokumentation bundesdeutscher Justizpraxis und
macht den jeweiligen Zeitgeist unmittelbar spürbar. Auf einer
Audio-CD Originaltöne u. a. aus Prozessen gegen Daniel
Cohn-Bendit und Karl Heinz Roth sowie aus dem Verfahren wegen der
Ermordung von Ernst Thälmann im KZ Buchenwald.
Bernt
Engelmann: Einig gegen Recht und Freiheit. Ein deutsches
Geschichtsbuch Teil 2. Steidl. 336 S. (NB309) 9,50 Euro
Die
Jahre zwischen 1918 und 1938, in denen mehr Legenden aufgebaut wurden
als je zuvor: „Im Felde unbesiegt“, „Schandvertrag
von Versailles“, „Judenrepublik“, „Volk ohne
Raum“...
Bernt Engelmann: Du deutsch? Geschichte der Ausländer in Deutschland. Steidl Verlag. 240 S. (NB503) 8,50 Euro
Bernt Engelmann: Die Laufmasche. Tatsachenroman. Steidl Verlag. 256 S. (NB499) 8,50 Euro
Bernt Engelmann: Die Aufsteiger. Wie Herrschaftshäuser und Finanzimperien entstanden. Steidl Verlag. 304 S. (NB500) 9,50 Euro
Bernt Engelmann: Hotel Bilderberg. Tatsachenroman. Steidl Verlag. 208 S. (NB501) 8,50 Euro
Bernt Engelmann: Wie wir die Nazizeit erlebten. Steidl Verlag. 496 S. (NB502) 11,50 Euro
Sahra Wagenknecht, Jürgen Elsässer: Vorwärts und vergessen? Ein Streit um Marx, Lenin, Ulbricht und die verzweifelte Aktualität des Kommunismus. Konkret. (NB 20) 10,15 Euro
Sahra Wagenknecht: Antisozialistische Strategien im Zeitalter der Systemauseinandrersetzung. Zwei Taktiken im Kampf gegen die sozialistische Welt. Pahl-Rugenstein 1995. 184 S. (NB990) 10 Euro
Wolfgang Abendroth: Einführung in die Geschichte der Arbeiterbewegung. Von den Anfängen bis 1933. Distel-Verlag 1985/1997. 288 S. (NB85) 18,40 Euro
Werner Hofmann: Was ist Stalinismus? Vorwort von Frank Deppe und Gert Meyer. Distel Verlag 1984. 120 S. (NB654) 6,50 Euro
Domenico
Losurdo: Stalin. Geschichte und Kritik einer schwarzen Legende.
Mit einem Essay von Luciano Canfora. PapyRossa Verlag 2012. 454 S.
(NB1235) 22,90 Euro
Domenico Losurdo, Professor Dr. phil.,
Jg. 1941. Lehrt Philosophie an der Universität Urbino.
Zahlreiche Bücher, die sein internationales Renommee
begründen.
Es gab Zeiten, da blickten berühmte
Staatsmänner wie Churchill oder Intellektuelle wie Hannah
Arendt, Lion Feuchtwanger oder Heinrich Mann voller Achtung und
Bewunderung auf Stalin und auf das von ihm geführte Land. Doch
mit dem Kalten Krieg und nicht zuletzt mit der Geheimrede
Chruschtschows wurde Stalin zu einem „Monster“, das
vielleicht nur mit Hitler zu vergleichen sei. Domenico Losurdo setzt
sich mit den Konflikten und Interessen auseinander, die diesem
Umsturz der Sichtweise zugrunde liegen. Er nimmt diesen radikalen
Gegensatz der Stalinbilder zum Anlaß, sie allesamt zu
problematisieren, statt eines davon zu verabsolutieren. Hierfür
betrachtet er die sowjetische Geschichte auf der Grundlage einer
umfassenden Komparatistik der Tragödien des 20. Jahrhunderts,
entdämonisiert Stalin und kontextualisiert eine Reihe der gegen
ihn erhobenen Anklagen, ohne sie einfach zu negieren. Ein weiteres
Buch des Autors, das gewiß für Aufsehen und kontroverse
Diskussionen sorgen wird.
Clara
Zetkin: Erinnerungen an Lenin. Mit einem Anhang: Aus dem
Briefwechsel Clara Zetkins mit W.I. Lenin und N.K. Krupskaja. Edition
100 bei ISP – Bibliothek des Anderen Buchladen Karlsruhe. 128
S. (NB671) 10 Euro
Reprint der Ausgabe im Dietz-Verlag von
1957.
Markus
Mohr, Klaus Viehmann (Hg.): Spitzel. Eine kleine Sozialgeschichte.
Assoziation A 2004. 256 S. (NB731) 18 Euro
Judas, Wilhelm
Stieber, Ewno Asew, Roman Malinowski, Adolf Hitler, Peter Urbach,
Ulrich Schmücker, Michael Grünhagen, Schmuddel-Helmut,
Wolfgang Frenz, Zapfer Kurt u.a.
Eric
Chauvistré: Das atomare Dilemma. Die Raketenabwehrpläne
der USA. Espresso-Verlag 2001. 160 S. (NB413z) 12,90 Euro
Seit
dem Amtsantritt von Bush jr. Gibt es keinen Zweifel mehr: Die USA
werden ihre Pläne für den Bau einer umfassenden
Raketenabwehr umsetzen. Durch das Rüstungsprojekt soll es dem
US-Militär ermöglicht werden, jederzeit und an jedem Ort
einzugreifen. Der naive Traum von der Unverwundbarkeit dominiert die
Politik – nicht nur in Washington. Auch in den europäischen
NATO-Staaten gibt es Pläne für Raketenabwehrsysteme. Das
Buch ist ein Plädoyer für die nüchterne Einsicht, daß
das atomare Dilemma nur durch Abrüstung überwunden werden
kann.
Jens Mecklenburg (Hg.): Gladio. Das geheime Terrornetz der NATO. Elefantenpress 1997. 144 S. (NB37z) 12,90 Euro
Klaus Steiniger: Tops und Flops. Die Geschäfte der US-Geheimdienste. Mit einem Vorwort des ehemaligen Top-Agenten „Topas“. Elefantenpress 1998. 256 S. (NB32z) 20,90 Euro
Ulrich
Sander: Die Macht im Hintergrund. Militär und Politik in
Deutschland von Seeckt bis Struck. PapyRossa Verlag 2004, 208 S.
(NB728) 14 Euro
Ohne daß es einer breiten
Öffentlichkeit bisher bewußt wäre, geben heute in der
Bundesrepublik – wie einst in der Weimarer Republik die
Reichswehrführung unter General von Seeckt – Militärs
in der Rüstungs- und Sicherheitspolitik den Ton an. So wurden
die „Verteidigungspolitischen Richtlinien“ des ehemaligen
Verteidigungsministers Rühe ebenso von politisierenden Generälen
ersonnen wie die „Verteidigung am Hindukusch“ des
späteren Amtsinhabers Struck. Anhand offizieller und
inoffizieller Quellen weist Ulrich Sander nach, daß eine
militärische Elite, die von äußerst rechten Militärs
angeführt wird, wieder maßgeblichen Einfluß auf die
deutsche Politik gewonnen hat.
Ulrich Sander: Szenen einer Nähe. Vom großen RechtsUm bei der Bundeswehr. Pahl-Rugenstein-Verlag 1998. 160 S. Hc. (NB88) 12,90 Euro
Heinz J. Bontrup, Norbert Zdrowomyslaw: Die deutsche Rüstungsindustrie vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik. Ein Handbuch. Distel Verlag 1988. 232 S. (NB655) 12,50 Euro
Rolf
Uesseler: Krieg als Dienstleistung. Private Militärfirmen
zerstören die Demokratie. Ch. Links Verlag 2006. 200 S. (NB934)
14,90 Euro
Im letzten Jahrzehnt ist das private
Kriegsgeschäft zu einer Wachstumsbranche geworden, die nicht nur
Riesengewinne verbucht, sondern auch die Weltpolitik verändert.
Private Militärfirmen operieren inzwischen auf allen Kontinenten
und in allen Kriegsgebieten der Welt. Mehr als 1,5 Millionen
Angestellte sind für sie tätig, der Irak-Krieg wäre
ohne sie nicht denkbar. Sie haben mittlerweile Aufgaben übernommen,
die einst in staatliche Hoheit fielen: das Ausspähen von
Angriffszielen, die Entwicklung von Überwachungssoftware,
Risikoanalysen, Spezialausbildung für modernste
Hightech-Waffensysteme, sogar die Ausführung von direkten
Kampfeinsätzen. Ihre Dienste kann jeder in Anspruch nehmen, der
sie bezahlen kann – Regierungen und Geheimdienste, aber auch
Kriegsfürsten und Rebellengruppen. Rolf Uesseler analysiert
erstmals umfassend dieses Phänomen. Er zeigt die Gründe für
den rasanten Aufstieg solcher Firmen, beschreibt ihre vielfältigen
Aktivitäten und warnt vor den Gefahren, die mit der
schleichenden Privatisierung militärischer Konflikte
einhergehen: die Unterhöhlung des staatlichen Gewaltmonopols,
das Entstehen rechtsfreier Räume, die Aushebelung des
Völkerrechts.
Dario
Azzellini und Boris Kanzleiter (Hg.): Das Unternehmen Krieg.
Paramilitärs, Warlords und Privatarmeen als Akteure der Neuen
Kriegsordnung. Assoziation A 2003. 216 S. (NB754) 14 Euro
Im
Neoliberalismus werden nicht nur Staatsbetriebe privatisiert, sondern
auch die Kriegsführung. So übernehmen private
Militärunternehmen im Auftrag des Pentagon verstärkt
Kampfaufträge. In Afrika verwandeln sich reguläre Armeen in
bewaffnete Bergbauunternehmen. Zur Aufstandsbekämpfung rüsten
in Kolumbien Politiker private Paramilitärs aus, die
gleichzeitig vom Drogenhandel profitieren. In Afghanistan werden
Warlords unter Protektoratsherrschaft mit Regierungsgewalt
ausgestattet. „Das Unternehmen Krieg“ geht neuen Formen
der Kriegsführung nach. Statt „Staatszerfall“ und
„Chaos“, wie in den Medien oft beschworen, zeichnen sich
dabei die Konturen einer „Neuen Kriegsordnung“ ab. In ihr
werden private militärische Akteure von Eliten eingesetzt, um
Herrschaft zu sichern. Dabei ist oft nicht mehr ein militärischer
Sieg, sondern die Kriegsführung selbst das Ziel, um Profite
erzielen zu können. Hinterlassen werden hunderttausende von
Opfern und Gesellschaften, in denen Wege zur Emanzipation neu
eröffnet werden müssen.
Michael
Schulze von Glaßer: Soldaten im Klassenzimmer. Die
Bundeswehr an Schulen. PapyRossa Verlag 2012. 136 S. (NB1224) 12
¤
Die Bundeswehr drängt an die Schulen. Nach dem
Ende der Wehrpflicht sorgt sie sich um neue Rekruten und um Zuspruch
für zunehmende Militärinterventionen. Durch
Kooperationsverträge mit Kultusministerien sichert sie ihren
Jugendoffizieren Zugang in die Klassenzimmer.
Schülerzeitungsredakteure erhalten Einladungen in Kasernen –
zwecks freundlicher Berichterstattung. Jugendmedien werden mit
Werbeanzeigen und Lehrer mit kostenlosem Unterrichtsmaterial
versorgt. Unterdessen artikuliert sich vielerorts Unmut über
ungebetenen Besuch, der schon mal zum Hausverbot für die
Bundeswehr führt, beschlossen von der Schulkonferenz. Unter
Losungen wie „Schulfrei für die Bundeswehr“ oder „Es
lernt sich besser ohne Helm“ formieren sich Netzwerke und
Kampagnen. Der Autor läßt Akteure aus Schülervertretungen,
Elternverbänden und Gewerkschaften zu Wort kommen und greift
deren Argumente auf. Damit faßt das Buch nicht nur die
Öffentlichkeitsarbeit und Rekrutierungsbemühungen der
Bundeswehr an Schulen zusammen: Es zeigt auch Handlungsmöglichkeiten
auf, wie der militärischen Nachwuchswerbung Einhalt geboten
werden kann.
Michael
Schulze von Glaßer: Das virtuelle Schlachtfeld.
Videospiele, Militär, Rüstung. Papyrossa Verlag 2014. 208
S. (NB1275) 14,90 Euro
US-Truppen marschieren 2014 in den
Iran ein, die russische Armee besetzt 2016 Berlin und Hamburg und die
USA sind im Jahr 2027 von Nordkorea erobert – heutige
Videospiele erzählen brisante Geschichten. Oft werden dabei
einem Millionenpublikum vor allem westliche Feindbilder präsentiert
und Ängste geschürt. Zugleich propagieren zahlreiche Spiele
soldatisches Heldentum und eine zunehmende Militarisierung. Dazu
kooperieren viele Videospiel-Hersteller auch mit Rüstungsunternehmen
– einige von ihnen sind selbst in der Rüstungsindustrie
tätig – und dem Militär. In Zeiten verstärkter
Nachwuchswerbung ist die Bundeswehr ihrerseits auf Messen wie der
gamescom vertreten. Das Buch geht über die Gewalt-Debatte hinaus
und zeigt die politischen Inhalte heutiger Kriegsspiele auf. Dabei
werden Hintergründe wie die Verbindungen zwischen Militär,
Rüstungsindustrie und Videospielbranche genauer beleuchtet. Der
Autor hinterfragt auch den Jugendmedienschutz und stellt alternative
Videospiele vor.
Michael Schulze von Glaßer, (Jg.1986),
Politikwissenschaftler und freier Journalist, ist Beirat der
„Informationsstelle Militarisierung e. V.“ und betreibt
den YouTube-Kanal „Games’n’Politics“.
Veröffentlichte bei PapyRossa zuletzt zwei Bücher über
die Öffentlichkeitsarbeit und Nachwuchswerbung der Bundeswehr.
Markus
Euskirchen: Militärrituale.
Analyse und Kritik eines Herrschaftsinstruments. PapyRossa
Hochschulschriften 2005. 252 S. (NB822) 17,50 Euro
Warum
und wozu gibt es Militärrituale und wie funktionieren sie?
Zunächst wird der systematische Rahmen bestimmt, in dem
Militärrituale ihren Zweck erfüllen: Staat, Kapitalismus
und Nation brauchen Militärrituale. Das Beispiel Bundeswehr
zeigt dann die verschiedenen Formen militärischer Rituale: Das
Gelöbnis als Initiationsritual, mit einem Exkurs zur Rolle der
Kirche; Staatsempfänge als Imponierrituale; Wache und
Staatsbegräbnis als Ehren- und Trauerrituale,
Kranzniederlegungen als Erinnerungs- und Gedenkrituale; Großer
Zapfenstreich als ritualisierter Militärauftritt, mit einem
Exkurs zum Wachbataillon als Spezialtruppe. Derlei Rituale verweisen
auf die ultima ratio staatlich-politischer Logik und schaffen
Akzeptanz für die Anwendung militärisch organisierter
Gewalt.
Kurt
Pätzold: Zweiter Weltkrieg. Papyrossa Verlag (Reihe
Basiswissen). 144 S. (NB1289) 9,90 Euro
Die Darstellung Kurt
Pätzolds setzt mit der Frage ein, ob die Geschichte Europas zu
jenem 1. September 1939 führen mußte, an dem ein
beispielloser Krieg begann, der sich erdballweit ausdehnte. Gedrängt
bietet sie ein Bild der wesentlichen politischen und militärischen
Ereignisse, die bis zur Potsdamer Konferenz, den Gerichtsprozessen in
Nürnberg und Tokio und den Friedensschlüssen von Paris und
San Francisco verfolgt werden. Behandelt werden zudem der Völkermord
an den Juden sowie an den Sinti und Roma vor dem Hintergrund der
nazistischen Kriegsziele wie auch die Kriegsverbrechen in Europa und
Asien. Der Band schließt mit dem Blick auf die veränderte
Welt des Jahres 1945, den Übergang zum Kalten Krieg und die
Versuche, dem Frieden Dauer zu verschaffen.
Kurt Pätzold,
Prof. Dr. phil., *1930. Lehrte bis 1992 als Professor für
Deutsche Geschichte an der Humboldt- Universität zu Berlin.
International renommierter Historiker und Faschismusforscher.
Dieter
Noll: Die Abenteuer des Werner Holt. Roman einer Jugend. Aufbau
Taschenbuch 1998. 544 S. (NB177) 10 Euro
Als „Remarque
des zweiten Weltkriegs“ wurde Dieter Noll von der Kritik
gefeiert. Er schildert den Weg junger Männer seiner Generation,
die, hungrig nach Abenteuern und männlicher Bewährung,
begeistert in den Krieg zogen. Nach endlosen Nächten der
Erschöpfung, Angst am Flakgeschütz und erniedrigendem Drill
im Inferno der Rückzugsschlachten erleben sie ihre völlige
Desillusionierung und den moralischen Zusammenbruch. Klassiker der
Anti-Kriegs-Literatur.
Lothar
Röse: Prisoner of War Post. Helmuts Briefe aus der
Kriegsgefangenschaft 1947/48. Situationspresse 2016. 100 S. (NB1330)
10 Euro.
Der Briefeschreiber war nach der Lehre als einfacher
Wehrmachtssoldat in den Zweiten Weltkrieg und von 1944 bis 1948 in
englische Kriegsgefangenschaft. Dort hatte er dann Zeit zum
Nachdenken und machte sich auch durchaus seine Gedanken – über
seine Zukunft, denn er war immerhin schon 26 Jahre alt. Und so
bemühte er sich brieflich um Kontakt zu einer jungen Frau, die
er vor dem Krieg zu Hause einmal kurz gesehen hatte.
Die
vorliegende Arbeit sichtet seine Brautwerbebriefe und leistet damit
einen Beitrag zur Mentalitätsgeschichte der Deutschen sowohl der
Zwischenkriegszeit als auch des
Wirtschaftswunder-Nachkriegsdeutschlands, wie sie sich so nur selten
als schriftliche Überlieferung erhält. Der Aussagewert
dieser Briefe mag gerade darin liegen, daß sie weitab von einer
distanzierten Reflexion des Geschehenen einem bestimmten und privaten
Zweck dienten. Umso bemerkenswerter gerät, was manchmal zwischen
den Zeilen en passant über die Vorstellungen von der Ordnung der
Dinge und vom Leben darin zum Ausdruck kommt.
Der Herausgeber
kommentiert die Briefe sie informativ, aber zurückhaltend.
Das
kleine Werk, das nebenbei auch einen Einblick in die Popkultur bzw.
„Kulturindustrie“ der Zeit bietet, kann auch als
deutscher Beitrag zur Comédie Humaine zwischen Great
Expectations und Illusions perdues gelesen werden.
Die Deutschen
empfanden den Zweiten Weltkrieg als ein Schicksal, das über sie
kam – und danach „gelang“ ihnen – fast so,
als wäre gar nichts geschehen (jedenfalls nichts
Erwähnenswertes) die Rückkehr in eine (dann doch etwas
seltsame) „Normalität“.
Diethard
Behrens, Kornelia Hafner: Westlicher Marxismus. Schmetterling
Verlag 2017. 902 Seiten, kartoniert. (NB1385) 39,80 Euro.
Von
dem Philosophen Merleau-Ponty bereits in den 1950ern aufgebracht,
wurde der Begriff vor allem durch Perry Andersons vielbeachtete
Studie "Über den Westlichen Marxismus" (1978) populär
und avancierte so in dessen Perspektive zum Synonym für einen
'philosophischen' Marxismus, der die Marx-Rezeption im 20.
Jahrhundert entscheidend beeinflußte. In der hier vorliegenden
problemorientierten Einführung zeichnen die Autoren diese
Rezeption sowie ihre politischen und theoretischen Ursprünge
nach. Dabei wird auf die Vorgeschichte der Neuen Linken sowie auf
einzelne Autoren wie Althusser und Gramsci eingegangen. Da für
ein Verständnis der Auseinandersetzungen, die in der Neuen
Linken über Ökonomie und Philosophie, Staat und Politik,
Kultur und Ästhetik herrschen, eine genaue Kenntnis der
'Westlichen Marxisten' unerlässlich ist, wird mit diesem Buch
ein wertvolles Standardwerk zur Verfügung gestellt."
Ernest Mandel: Einführung in den Marxismus. Neuer ISP-Verlag. 240 S. (NB132) 12 Euro
Leo
Kofler: Perspektiven des revolutionären Humanismus.
Neuausgabe. ISP 2007. 176 S. (NB995) 17,80 Euro
Der
deutsch-österreichische Soziologe und Philosoph Leo Kofler
(1907-1995) ist eine der markantesten Gestalten des deutschen
Nachkriegsmarxismus und verstand sich als Mittler zwischen alter
Arbeiterbewegung und Neuer Linker. Im mythisch besetzten Jahr 1968
plädiert Kofler in diesem Klassiker linker Gesellschaftstheorie
für einen revolutionären Humanismus, der an den Idealen von
Freiheit, Gleichheit und Solidarität anknüpft und diese
sowohl gegen die bürgerliche Realität seiner Zeit wie gegen
den Sozialismus stalinistischer Provenienz wendet. Ausführlich
kritisiert er das spätbürgerliche Verständnis von
Freiheit und untersucht die Widersprüche und Fallstricke des
sozialstaatlichen Konsumkapitalismus. Der Zustand scheinbarer
Entideologisierung erweist sich ihm dabei als Faktor totaler
Ideologisierung, der individuelle Rationalismus als
Begleiterscheinung kollektiver Irrationalität, die Demokratie
des Marktes als Verschleierung der Despotie von Fabrik und Büro.
Forderungen nach Freiheit und Fortschritt, nach Humanismus und
Demokratie, nach wirklicher Individualität und klassenloser
Gesellschaft sind, so Kofler, nicht ausreichend zu begründen
ohne eine kopernikanische Wendung zum Menschen, ohne eine
anthropologische Erkennznistheorie in marxistischer Tradition. „Mit
Leo Kofler ist eine Form des unverstümmelten, lebendigen
Marxismus verknüpft.“ (Oskar Negt, 1988).
Leo
Kofler: Geschichte und Dialektik. Mit einem Nachwort von Werner
Seppmann. Neue Impulse Verlag 2004. 240 S. (NB863) 16,80 Euro
Zuerst
1955 erschienen. Leo Koflers „Geschichte und Dialektik“
ist ein methodenkritischer Beitrag zum aktiven Begreifen sozialer
Entwicklungen und Zusammenhänge. Das Buch ist ein produktives
Beispiel einer konkreten Dialektik, in deren Mittelpunkt das
wechselseitige Bedingungsverhältnis von Mensch und Gesellschaft,
Denken und Sein steht.
Martin
Birkner und Robert Foltin: (Post-)Operaismus. Von der
Arbeiterautonomie zur Multitude. Geschichte und Gegenwart, Theorie
und Praxis. Eine Einführung. Reihe theorie.org im Schmetterling
Verlag 2006. 204 S. (NB958) 10 Euro
Die Einführung
zeichnet die theoriegeschichtliche Entwicklung des Operaismus in
seiner Wechselwirkung mit den sozialen Bewegungen nach. Ausgehend von
einem historischen Blick auf Genese und Entwicklung dieses vom
Klassenkampf ausgehenden, herätischen Marxismus im Italien der
60er und 70er Jahre wird der Übergang vom Operaismus zum
gegenwärtigen postoperaistischen Denken nachgezeichnet. Die
postoperaistischen Debatten der Gegenwart werden anhand von
Hardt/Negris „Empire“ und „Multitude“, John
Holloways „Die Welt verändern ohne die Macht zu
übernehmen“ und Paolo Virnos „Grammatik der
Multitude“ ausführlich dargestellt.
Gernot
Ernst: Komplexität. „Chaostheorie“ und die Linke.
Schmetterling Verlag 2009 (Reihe theorie.org). 204 S. (NB1089) 10
Euro
Das Ziel jeder linken Bewegung ist die Veränderung
der existierenden Verhältnisse zum Besseren. Um aber die
Möglichkeiten, aber auch Grenzen von Veränderungen, ob in
evolutionärer oder revolutionärer Form, besser zu
verstehen, ist es unverzichtbar, die Ergebnisse und Schlußfolgerungen
der Komplexitätsforschung zu verstehen. Dabei gibt nur wenige
Begriffe, die heutzutage so mißverständlich benutzt werden
wie „Komplexität“ und „Chaos-Theorie“.
Welcher Anarchist weiß eigentlich, daß die Chaostheorie
keineswegs das Chaos (im Sinne der Zufälligkeit oder Stochastik)
untersucht, sondern die höchst verschiedenen Ergebnisse eines
rein deterministischen Systems, dessen Ausgangsbedingungen verändert
werden? Welcher Sozialist macht sich darüber Gedanken, daß
in Denkfabriken der USA (und anderen Staaten) Ergebnisse der
Netzwerktheorie schon längst eingesetzt werden, um
revolutionsartige Bewegungen auszulösen oder auch solche zu
unterdrücken? Einerseits bergen viele Ergebnisse dieser
Denkrichtungen Chancen (und Gefahren) oder beinhalten ähnlich
weitreichende Schlußfolgerungen für Ideologien.
Andererseits können auch durch Unkenntnis Schlußfolgerungen
gezogen werden, die in keiner Weise durch reelle Ergebnisse gedeckt
werden. Daß Systeme nicht statisch, sondern dynamisch, also in
Bewegung sind, ist jedem Marxisten aus dessen Beschreibung der
menschlichen Geschichte bekannt. Anarchisten haben schon lange über
angenommene und beobachtete Selbstorganisationsphänomene
nachgedacht. Linke sind im Grunde genommen Systemtheoretiker und
Dynamiker der ersten Stunde. In diesem Buch der Reihe „theorie.org“
werden deshalb zunächst einige zentrale Ideen wie die der
„Chaos-Theorie“, der dynamischen Systeme oder Netzwerke
entwickelt. Dabei werden, soweit wie möglich, Beispiele aus der
Gesellschaftstheorie herangezogen. Danach wird der derzeitige Stand
der Diskussion in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen
dargestellt. Ein eigenes Kapitel soll einen Teil der bisherigen
linken Diskussion darstellen, deren bisherigen Ergebnisse kritisch
diskutiert werden.
Michael
Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung.
Schmetterling Verlag, Reihe Theorie.org. 3. Aufl. 2005. 240 S.
(NB854) 10 Euro
„Umfassende Analysen des Kapitalismus
haben bei der Linken wieder Konjunktur. Doch bleibt die
Auseinandersetzung mit Marx dabei oft oberflächlich, findet
Michael Heinrich und plädiert für eine Neuaneignung der
Marxschen Theorie jenseits des traditionellen, weltanschaulichen
Marxismus.“ (Klappentext).
August Bebel: Aus meinem Leben. Mit einer Einleitung von Ursula Herrmann. Dietz Verlag 1988. 846 S. Ln. mit SchU. (NB874) 14,90 Euro
Wegbereiter
des Kommunismus. 12 Persönlichkeiten aus der Geschichte des
Kommunismus. Übersetzt aus dem Russischen von Hans
Ruoff-München, mit einem Vorwort von Hermann Duncker. Edition
100 bei ISP, Bibliothek des Anderen Buchladen Karlsruhe 1998. 116 S.
(NB714) 9 Euro
Reprint der Ausgabe des Verlags der
Jugendinternationale Berlin-Schöneberg 1923. Kurzporträts
von Thomas Morus, Gracchus Babeuf, Robert Owen, Henri Saint-Simon,
Charles Fourier, Auguste Blanqui, Louia Blanc, Etienne Cabet, P.J.
Proudon, Wilhelm Weitling, M.A. Bakunin und P. Kropotkin.
Karl A. Wittfogel: Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft. Von ihren Anfängen bis zur Schelle der großen Revolution. Edition 100 bei ISP, Bibliothek des Anderen Buchladen Karlsruhe 2000. 348 S. (NB759) 19,50 Euro
Max
Beer: Karl Marx. Eine Monographie. Edition 100 bei ISP,
Bibliothek des Anderen Buchladen Karlsruhe 1999. 120 S. (NB758) 10
Euro
Reprint der Ausgabe im Verlag für
Sozialwissenschaft Berlin von 1918
Karl
Radek in der „Internationale“ 1920-1922. (Karl Radek
Ausgewählte Schriften Band 6). Edition 100 bei ISP, Bibliothek
des Anderen Buchladen Karlsruhe 2001. (NB711) 10 Euro
Faksimile
einiger Artikel aus „Die Internationale“, Theoretisches
Organ der KPD. Enthält u.a.: Karl Liebknecht zum Gedächtnis;
Proletarische Diktatur und Terrorismus; Die Lehre der ungarischen
Revolution; Die Krise der VKPD; Kronstadt; Die Krisis der deutschen
Kommunistischen Partei; Lehren der Märzkämpfe; Glossen zum
3. Kongreß der Kommunistischen Internationale; Ist die
russische Revolution eine bürgerliche Revolution?; Die nächsten
Aufgaben der Kommunistischen Internationale.
Karl Radek in der „Russischen Korrespondenz“ 1920-1921. (Karl Radek Ausgewählte Schriften Band 4). Edition 100 bei ISP, Bibliothek des Anderen Buchladen Karlsruhe 1999. (NB712) 7,50 Euro
Karl Radek in der „Russischen Korrespondenz“ 1921-1922. (Karl Radek Ausgewählte Schriften Band 5). Edition 100 bei ISP, Bibliothek des Anderen Buchladen Karlsruhe 2000. (NB713) 7,50 Euro
Stefan
Bollinger: Lenin. Theoretiker, Stratege, marxistischer
Realpolitiker. PapyRossa Verlag, Reihe Basiswissen. 147 S. (NB1393)
9,90 Euro.
Angefeindet, bekämpft, verteufelt und
schließlich angeschossen wurde der Revolutionär,
Theoretiker und Realpolitiker Lenin, der es 1917 unternahm, einen
völkermörderischen Krieg zu beenden und eine sozialistische
Gesellschaft zu errichten. Er hasste den Krieg, Kriegstreiber und
"linke" Helfershelfer des Krieges. Er wollte den Bruch mit
Zarismus, Kapitalismus und der Herrschaft von Adel wie Bourgeoisie.
Das erreichte er in Russland, von der Linken im Westen im Stich
gelassen. Unter seiner Führung waren ein unverschuldeter
Bürgerkrieg und die Intervention ausländischer Mächte,
der Wiederaufbau eines zutiefst rückständigen, armen,
zerstörten Landes zu meistern. Unter schier aussichtslosen
Umständen suchte und fand er Lösungen und öffnete den
Weg in eine neue Zivilisation. Unter seinen Nachfolgern ging diese
Chance verloren. Umso mehr sind seine Denkweise und sein politisches
Handeln zu rekonstruieren, um zu überprüfen, was davon auch
heute noch für eine grundlegende gesellschaftliche Umgestaltung,
für den Kampf gegen Krieg und die Sicherung des Friedens
nützlich sein könnte.
Stefan
Bollinger (Hg.): Lenin. Träumer und Realist. Promedia 2006
(Edition Linke Klassiker). 176 S. (NB987) 12,90 Euro
„Genius“
oder „Dämon“ der Revolution – die Meinungen
über Lenin gehen nicht erst seit dem Untergang der Sowjetunion
auseinander. Solange ein Sechstel der Erde unter dem Roten Stern
stand und Lenin die Geschicke des „kurzen“ 20.
Jahrhunderts mitbestimmte, kamen Freund und Feind nicht an ihm
vorbei. Mit dem Untergang des Ostblocks begann die Suche nach den
Schuldigen. Kann sich Marx noch gelegentlich als Theoretiker des 19.
Jahrhunderts und Prophet der Globalisierung behaupten, so findet
Lenin keine Gnade vor den Wächern des Antikommunismus. Es geht
bereits ein Aufraunen durch die Feuilletons, wenn zu Beginn des neuen
Jahrtausends der Sozialismus als Alternative zum Empire wieder
angedacht wird, wenn neue, junge Kommunisten sich outen, gar ein
Philosoph wie Slavoj Zizek die Widerkehr Lenins und der Revolution
beschwört.
Frank
Deppe: 1917 / 2017. Revolution
und Gegenrevolution. VSA 2017. 256 S. (NB1392) 19.80
Euro
Zum 100. Jahrestag der Revolution in Russland legt Frank
Deppe eine Analyse ihrer Entstehungsbedingungen, ihrer globalen
Folgen und ihres Scheiterns vor. Der Autor stellt die
Oktoberrevolution in den Zusammenhang des langen Revolutionszyklus,
der mit der Französischen Revolution im Jahr 1789 eröffnet
wurde und mit dem Sieg der Bolschewiki 1917 (schließlich auch
mit der chinesischen Revolution) immer wieder die Frage nach der
Bedeutung der "Großen Revolutionen"
bzw. der "Leitrevolutionen" für
die Entwicklung der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft
aufgeworfen hat. Der Zyklus des Aufstiegs und
Niedergangs der Sowjetunion wird im Kontext der großen
weltpolitischen und weltgeschichtlichen Widerspruchskonstellationen
des 20. Jahrhunderts untersucht. Was Revolution in den Ländern
des entwickelten Kapitalismus heute heißen kann, ist Gegenstand
des abschließenden Kapitels.
Frank Deppe ist emeritierter
Professor für Politikwissenschaften an der Philipps-Universität
Marburg.
Alfred
Schröder, Heiner Karuscheit: Das Revolutionsjahr 1917.
Bolschewiki, Bauern und die proletarische Revolution. VSA 2017. 176
S.
(NB1394)
17.80 Euro
Die
Autoren arbeiten die Eigenarten der russischen Gesellschaft und des
Revolutionsverlaufs 1917 heraus und gelangen zu einer Neubewertung
der Oktoberrevolution, die das »kurze« 20.Jahrhundert
prägte.
Beate
Landefeld: Revolution. PapyRossa Verlag 2017 Reihe Basiswissen.
Pocketformat. 148 S. (NB1397) 9,90 Euro
"Basiswissen"
bringt in handlicher Form leicht verständliche kritische
Einführungen in Grundbegriffe aus Politik, Geschichte,
Gesellschaft und Ökonomie.
Der 500. Jahrestag der
Reformation und der 100. der Oktoberrevolution bieten Anlässe
für die Frage, was Revolutionen ausmacht. Ob "friedliche
Revolution von 1989" oder diverse "Farbenrevolutionen"
– in der Mediensprache hat sich "Revolution" als
Euphemismus für Intervention und Regime Change etabliert. Sind
Revolutionen richtungslose Umwälzungen? Oder sind sie, wie Marx
sagt, "Lokomotiven der Geschichte"? Beate Landefeld
versteht darunter die Errichtung einer neuen Gesellschaftsordnung mit
dem Ziel, die Arbeit und Mühsal zu verringern, die nötig
sind für ein gutes Leben aller Menschen, und es diesen möglich
zu machen, ihre Geschichte bewusst zu gestalten. Revolutionen
brachten den fragilen und keineswegs geradlinigen Fortschritt zum
Abbau von Ungleichheit in Schüben voran. Anhand der
Vorgeschichte und des Verlaufs der großen Revolutionen der
Neuzeit beschreibt Beate Landefeld, wer die sozialen Triebkräfte
und was die Resultate waren. Gegen einen sozial entkernten
Revolutionsbegriff stellt sie den sozialen Inhalt von
Revolutionsverläufen in den Vordergrund.
100
Jahre Oktoberrevolution. Irrweg oder Ausweg?
Herausgegeben von Daniel Bratanovic. edition berolina 2017. 160 S.
(NB1402) 9,99 Euro.
Wie steht es um das programmatische Erbe
der Oktoberrevolution? Kann der Blick auf das Werk der Bolschewiki
etwas anderes sein als nostalgische Verklärung einerseits oder
Verdammung andererseits? Ein Chor von renommierten Historikern, die
Daniel Bratanovic hier versammelt, beantwortet jenseits aller
emotionalen Aufgeregtheiten auf vielschichtige Weise die Frage, ob
und, falls ja, wie die Oktoberrevolution und ihre Errungenschaften
auch 100 Jahre danach immer noch als Maßstab zum Verständnis
gegenwärtiger Krisen dienen können. Die Umstände, mit
denen die Bolschewiki konfrontiert waren und für
die sie eine Lösung suchten (und nicht immer fanden), herrschen
heute – in deutlich anderer Form, im Kern unverändert –
erneut. Nicht in erster Linie historische Ereignisgeschichte wird
hier aufbereitet, sondern die Autoren präsentieren einen
vielstimmigen Debattenbeitrag zur Frage: Wie aktuell ist die
Oktoberrevolution heute noch?
Marcel
von der Linden (Hg.): Was war die Sowjetunion? Kritische Texte
zum real existierenden Sozialismus. Promedia 2007 (Edition linke
Klassiker). 176 S. (NB992) 12,90 Euro
Das gesamte 20.
Jahrhundert hindurch hat die Einschätzung der Sowjetunion direkt
oder indirekt einen großen Teil der linken Diskussionen
beherrscht. Seit der Oktoberrevolution von 1917 bildete die
sogenannte „Russische frage“ mehr als 70 Jahre lang einen
der wichtigsten Streitpunkte jeder radikalen Debatte. Der Historiker
Marcel van der Linden hat sechs klassische linke Texte versammelt,
die sich kritisch mit dem Bestand der Sowjetunion auseinandersetzen.
Einleitende Beiträge des Herausgebers zu den Autoren und ihrem
politischen und wissenschaftlichen Umfeld machen den Band zu einer
Fundgrube für alle, die sich auch nach dem Zusammenbruch der
Sowjetunion mit dem Experiment des real existierenden Sozialismus
befassen wollen. Das Buch gibt einen knappen Überblick der
marxistisch inspirierten Theoretiker, die die Sowjetunion als
nicht-sozialistisch betrachteten. Trotz ihrer sehr verschiedenen
Auffassungen können ihre Beiträge von großer
Bedeutung für die Entwicklung herrschaftsfreier Alternativen zum
globalisierenden Kapitalismus sein. Texte von Leo Trotzki, Ernest
Mandel, Tony Cliff, Antonio Carlo, Hillel Ticktin, Chris Arthur.
Klaus
Steinitz: Das Scheitern des Realsozialismus. Schlußfolgerungen
für die Linke im 21. Jahrhundert. VSA 2007. 120 S. (NB994) 11,80
Euro
Klaus Steinitz analysiert die Gründe für das
Scheitern des Realsozialismus in Europa im 20 Jahrhundert,
insbesondere die Erfahrungen in der DDR, und stellt die
Schlußfolgerungen für eine moderne Sozialismuskonzeption
vor. Er untersucht die Veränderung der Eigentumsverhältnisse
und ökonomischen Machtstrukturen sowie die Herausbildung einer
anderen Produktions-, Arbeits- und Lebensweise und einer neuen
Qualität gesellschaftlicher Regulierung/Planung. Damit wird auch
ein anregender Beitrag für die Programmdiskussion der Linken,
insbesondere zur Vision eines demokratischen Sozialismus im 21.
Jahrhundert als Alternative zum heutigen Finanzmarkt-Kapitalismus,
geleistet. In diesem Buch werden darüber hinaus offene, z.T.
strittige Zukunftsthemen der Linken diskutiert, u.a. Fragen der
Vergesellschaftung des Eigentums an den Produktionsmitteln im
Zusammenhang mit einer Wirtschaftsdemokratie, das Für und Wider
einer sozialistischen Marktwirtschaft und einer Äquivalenzökonomie.
Leo
Trotzki: Sozialismus oder Barbarei! Eine Auswahl aus seinen
Schriften. Herausgegeben von Helmut Dahmer. Pro Media 2005 (Edition
linke Klassiker). 176 S. (NB880) 12,90 Euro
„Der
vorliegende Auswahlband soll einen ersten Eindruck von einem
Revolutionär vermitteln, der mit der Feder genauso umzugehen
wußte wie mit dem Schwert, und von dem sich sagen läßt,
er sei seiner Epoche, der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts,
jederzeit gewachsen gewesen. In Trotzkis Schriften verbindet sich die
Klarheit der politisch-soziologischen Analyse mit der Imagination des
Literaten. Die von Helmut Dahmer edierten und fachkundig
kommentierten Texte beschäftigen sich mit der grndsätzlichen
politischen Analyse ebenso wie mit der revolutionären Methodik
und stellen Trotzki als scharfen Beobachter der Zeitgeschichte vor.“
(Klappentext).
Manuel Kellner: Trotzkismus. Einführung in seine Grundlagen, Fragen nach seiner Zukunft. Schmetterling Verlag, Reihe theorie.org 2004. 180 S. (NB748) 10 Euro
Felix
Wemheuer (Hg.): Maoismus. Ideengeschichte und revolutionärer
Geist. Promedia Verlag Wien 2008. Edition Linke Klassiker. 176 S.
(NB1074) 12,90 Euro
Mit Texten von Mao Tse-tung, Michel
Foucault, Charles Bettelheim, der „Vierer Bande“, Edoarda
Masi sowie Rossana Rossanda. Die „Mao-Tse-tung-Ideen“
begeisterten in den 1970er Jahren Linke auf der ganzen Welt. Viele
glaubten damals, in China würde die Trennung zwischen Stadt und
Land, zwischen geistiger und körperlicher Arbeit aufgehoben, wie
Marx es gefordert hatte. Die „Große Proletarische
Kulturrevolution“ und Maos Idee, die Rebellion der Massen gegen
die Partei, galten als Antworten auf die Bürokratisierung des
Sozialismus in Osteuropa. Besonders im internationalen Kontext
stellten sich Maos Schriften als „geistige Atombombe“ im
Befreiungskampf der „3.Welt“ dar. Sowohl afrikanische
Modernisierungsregime, westeuropäische Studentenbewegungen als
auch die bundesdeutsche RAF ließen sich von den Theorien und
der Sprache Maos inspirieren. Dieses Buch sammelt wichtige Texte der
„Mao- Tse-tung-Ideen. Neben Texten von Mao enthält es
zentrale Dokumente des chinesischen Weges zum Sozialismus sowie der
Kulturrevolution. Es dokumentiert die maoistische Kritik an der
Sowjetunion sowie die Rezeption der Ideen von Mao durch die neue
Linke in Westeuropa. Einleitend analysiert Felix Wemheuer Maos
Ideenwelt und zieht Bilanz aus heutiger Sicht. Im Gegensatz zur
euphorischen Lesart dieser Texte in den 1970er Jahren zeigt er die
Widersprüche und Probleme in den Theorien Maos auf. Auf der
einen Seite feierte Mao die spontanen Massenbewegungen der Bauern,
wollte aber den Führungsanspruch der Partei nie aufgeben. Die
Forderung, Widersprüche im Volk nur durch Überzeugung und
Debatte zu lösen, beinhaltete gleichzeitig auch die
Definitionshoheit der Partei, wer zum Volk gehörte und wer
nicht. Das Konzept der Kulturrevolution bot zwar eine Grundlage zur
Revolte der Massen gegen die Partei, ohne allerdings die Frage zu
beantworten, welche Institutionen an ihre Stelle treten sollten.
Nicht zuletzt soll das Buch aber auch die zentralen Probleme deutlich
machen, die zum Scheitern des Sozialismus in China führten.
Henning
Böke: Maoismus. China und die Linke – Bilanz und
Perspektive. Schmettlerling Verlag, Reihe Theorie.org 2007. 216 S.
(NB1004) 10 Euro
Mit seinem eigenständigen Sozialismus,
der sich von dem der Sowjetunion scharf abgrenzte, bildete das China
Mao Tse-tungs um 1970 einen bedeutenden Bezugspunkt für
Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt wie für die progressive
Intelligenz im Westen: Der Maoismus war damals eine maßgebliche
linke Strömung, mit der große Hoffnungen auf ein
alternatives Gesellschaftsmodell jenseits von Kapitalismus und
bürokratischem Staatssozialismus verbunden waren. Nur 30 Jahre
nach Maos Tod berufen sich nur noch wenige Guerillaorganisationen in
Lateinamerika und Asien auf seine Ideen. Auch unter westlichen Linken
gilt Mao mehr oder weniger als chinesischer Stalin und sein Weg zum
Sozialismus als gescheitert. Hat sich Maos Idee einer
Gesellschaftsalternative in einem Entwicklungsland als
unrealisierbarer utopischer Traum herausgestellt oder enthält
sein Denken Konzepte, die aktuell bleiben? Welche Rolle spielte der
Maoismus für die westliche Linke? Wie ist die Situation im
heutigen China? Gibt es noch eine Linke? Wenn ja, wie steht sie zu
Mao? Zu diesen und anderen Fragen zur Rolle der chinesischen
Revolution in Geschichte und Gegenwart und ihre Bedeutung für
eine antikapitalistische Perspektive vermittelt dieses Buch
Hintergrundwissen.
Stefan
Bollinger (Hg.): Linke und Nation. Klassische Texte zu einem
brisanten Thema. Pro Media Verlag (Edition linke Klassiker) 2009. 192
S. (NB1118) 12, 90 Euro
Die Furcht vor der Vereinnahmung von
Nation, Vaterland und Heimat durch die Rechte ist ebenso begründet
wie entwaffnend. Als Teil eines Kategoriensystems zur
wissenschaftlichen Durchdringung des modernen Kapitalismus bleibt die
Nation unerlässlich. Als wesentliches Kampffeld im
antikapitalistischen und antiimperialistischen Kampf wird sie trotz
anderer Angebote, die von der „Region“ über die
„Europaidee“ bis zum „Weltbürgertum“
reichen, wichtig bleiben. Jede linke nationale Politik wird sich
zwangsläufig gegen Ausgrenzung und Privilegierung wenden, so wie
jeder rechter Nationalismus auf genau diese Ausgrenzung und die
Privilegierung der eigenen Nation, ihre Vor- und im Extremfall
Weltmachtstellung orientiert. Der vorliegende Band der „Edition
linke Klassiker“ bietet eine auch aktuell wichtige Durchsicht
linker theoretischer Texte, die sich mit der nationalen Frage
beschäftigt haben. Erläuterungen des Herausgebers,
Quellenangaben und weiterführende Literaturhinweise machen das
Buch zu einer Fundgrube für alle, die in Zeiten von Ethnisierung
und nationalen Wahnvorstellungen einen analytisch kühlen Kopf
bewahren wollen. Mit Texten von Karl Marx, August Bebel, Rosa
Luxemburg, Josef W. Stalin, Wladimir I. Lenin, Antonio Gramsci, Mao
Tse-tung, Otto Bauer, Karl Radek und anderen.
Theodor
Bergmann: Die Thalheimers. Geschichte einer Familie
undogmatischer Marxisten. VSA 2004. 256 S., einige Abb. (NB738) 20,40
Euro
Mit dem Namen August Thalheimer wird der marxistische
Intellektuelle aus der KPD der Weimarer Republik, der Freund des
früheren KPD-Vorsitzenden Heinrich Brandler, der Mitbegründer
des Spartakusbundes, der KPD, der KPD(Opposition) und einer der
ersten und gründlichsten Analytiker des Faschismus in der
Zwischenkriegszeit verbunden. In der offiziellen Historiografie der
kommunistischen Bewegung wurden die kritischen Kommunisten August
Thalheimer, seiner Schwester Bertha, seine Frau Cläre weitgehend
ignoriert. Die Familie Thalheimer hat in der deutschen
revolutionär-sozialistischen Bewegung eine wichtige Rolle
gespielt. Zu dem frühen Freundeskreis gehörten u.a.
Friedrich Westmeyer, Clara Zetkin und Rosa Luxemburg. Die Stationen
der Familie spiegeln Brüche und Katastrophen der deutschen
Geschichte, Erfolge und Niederlagen der deutschen Arbeiterbewegung
wider: antimilitaristische Arbeit, Zimmerwalder Linke, Chefredakteur
der Roten Fahne 1919-1923, „Ehrenexil“ in der
Sowjetunion, Mitherausgeber von „Gegen den Strom“,
Verfolgung in Nazi-Deutschland, Exil in Kuba, August Thalheimers
Kommentierung der weltpolitischen Konstellation nach 1945 und die
gescheiterten Bemühungen um seine Rückkehr nach
Deutschland. Mit 64 Jahren starb „dieser jüdische Schwabe
oder schwäbische Jude, Dr. Phil., Historiker und Philosoph und
Literaturhistoriker und leninistische Berufsrevolutionär“
(Hans Mayer) am 19. September 1948 auf Kuba.
Jochen
Schimmang: Adorno wohnt hier nicht mehr. Erzählungen.
Edition Nautilus 208 S. Gebunden mit Schutzumschlag. (NB1438 bes.) 20
¤
Vor 50 Jahren, im August 1969, starb Adorno –
und Jochen Schimmang übt sich in Abwesenheitspflege. In
melancholischen bis heiteren, zum Teil autobiografisch
gefärbten Geschichten erzählt er von Formen und Figuren des
Verschwindens. Von Menschen, Gebäuden, ganzen Vierteln; von
Techniken, Gesten, Sprechweisen.
Ein Jubilar versteckt sich mit
seiner Frau auf dem Dachboden vor seinen Freunden, die zum 70.
Geburtstag aus allen Himmelsrichtungen auf ihn einstürmen,
obwohl er viel lieber nur mit zweien von ihnen essen gegangen wäre.
Rothermund macht sich auf die Suche nach dem verschwundenen Maler
Gutermuth. Ein Spaziergang durch Frankfurt zeigt, wer, außer
Adorno, noch alles nicht mehr dort wohnt. Aber Spaziergänge sind
ohnehin sterbende Institutionen, ein Sich-Verirren in der Welt kann
zum Verwirren der Welt werden. Milieus, die sich nicht mehr
erreichen, Nomaden in Monaden. Nur Gott ist nicht verschwunden, er
taucht pünktlich um halb sieben in der Kirche auf – im
Fischgrätmantel.
Jochen Schimmangs feinsinnige Erzählungen
gehen auf Spurensuche nach Lücken und Verlusten und zeigen
zugleich, dass "Identität" eine höchst fragile
Konstruktion ist.
"Davon abgesehen, dass die Geschichten
hochkomisch sind, sind sie auch tieftraurig – aber leider lässt
sich das schon lange nicht mehr trennen." Jochen Schimmang.
Max Horkheimer, Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Fischer-Taschenbuch. 278 S. (NB133) 12 Euro
Theodor
W. Adorno: Erziehung zur Mündigkeit. Vorträge und
Gespräche mit Hellmut Becker 1959 – 1969. Hg. von Gerd
Kadelbach. Suhrkamp Taschenbuch 1971. 160 S. (NB907) 8 Euro
Menschen,
die blind in Kollektive sich einordnen, machen sich selber schon zu
etwas wie Material, löschen sich als selbstbestimmte Wesen aus.
Dazu paßt die Bereitschaft, andre als amorphe Masse zu
behandeln... Eine Demokratie, die nicht nur funktionieren, sondern
ihrem Begriff gemäß arbeiten soll, verlangt mündige
Menschen. Man kann sich verwirklichte Demokratie nur als Gesellschaft
von Mündigen vorstellen... Die Konkretisierung der Mündigkeit
besteht darin, daß die paar Menschen, die dazu gesonnen sind,
mit aller Energie darauf hinwirken, daß die Erziehung eine
Erziehung zum Widerspruch und zum Widerstand ist.
Theodor W. Adorno: Negetive Dialektik / Jargon der Eigentlichkeit. Gesammelte Schriften Band 6. Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. 544 S. (NB1313) 22 Euro
Theodor
W. Adorno: Aspekte des neuen Rechtsradikalismus. Ein Vortrag.
Nachwort von Volker Weiß. Suhrkamp Verlag. 86 S. (NB1435) 10
Euro
Am 6. April 1967 hielt Theodor W. Adorno auf Einladung
des Verbands Sozialistischer Studenten Österreichs an der Wiener
Universität einen Vortrag, der aus heutiger Sicht nicht nur von
historischem Interesse ist. Vor dem Hintergrund des Aufstiegs der
NPD, die bereits in den ersten beiden Jahren nach ihrer Gründung
im November 1964 erstaunliche Wahlerfolge einfahren konnte,
analysiert Adorno Ziele, Mittel und Taktiken des neuen
Rechtsradikalismus dieser Zeit, kontrastiert ihn mit dem "alten"
Nazi-Faschismus und fragt insbesondere nach den Gründen für
den Zuspruch, den rechtsextreme Bewegungen damals – 20 Jahre
nach Kriegsende – bei Teilen der bundesdeutschen Bevölkerung
fanden. Vieles hat sich seitdem geändert, manches
aber ist gleich geblieben oder heute, 50 Jahre später, wieder
da. Und so liest sich Aspekte des neuen Rechtsradikalismus wie eine
Flaschenpost an die Zukunft, deren Wert für unsere Gegenwart
Volker Weiß in seinem Nachwort herausarbeitet.
"Tatsächlich
liest sich der Vortrag in vielen Passagen wie ein direkter Kommentar
zu Methode und Ideologie der Rechten seit 2015 ... [Er] ist dabei so
offen und eben gerade nicht autoritär-bestimmend gehalten, dass
man ihn heute als Einladung zum Weiterdenken lesen kann."
Benjamin Moldenhauer, Der Spiegel.
"Es
klingt wie eine akademische Koketterie, wenn Adorno seine Thesen
›simpel‹ nennt und vor voreiligen Schlüssen warnt.
Doch was heißt schon simpel? Tatsächlich sind Adornos
Beschreibungen äußerst dicht, und der Historiker Volker
Weiß hat Recht, wenn er in seinem klug abwägenden Nachwort
darauf hinweist, dass einige der Thesen noch heute von schlagender
Evidenz sind." Thomas Assheuer, DIE
ZEIT.
"Verblüffend oft hat man den
Eindruck, dass das, was dort steht, nicht vor einem halben
Jahrhundert gedacht worden ist, sondern gerade eben erst. ... [Der]
Dialektik Adornos kann man an Stellen wie [hier] ganz einfach bei der
Arbeit zusehen." Jens-Christian Rabe, Süddeutsche
Zeitung.
"Was Adorno an Aspekte des neuen
Rechtsradikalismus aufzeigt, ist nicht nur von einer verblüffenden
Aktualität, sondern auch von einer Subtilität in den
Beobachtungen, die man in vielen aktuellen Publikationen zur Rechten
dann doch vermisst." Michael Angele, der
Freitag.
"Man nimmt den mehr als 50 Jahre
alten Text in die Hand und ist nach wenigen Sätzen erschrocken
über die Aktualität der von Adorno herausgegriffenen
Aspekte." Arno Widmann, Frankfurter Rundschau.
Michael
Schwandt: Kritische Theorie. Eine Einführung. Schmetterling
Verlag 2009 (Reihe theorie.org). 240 S. (NB1120) 10 Euro
Dieser
Band gibt eine verständliche, weitgehend voraussetzungslose und
eingängig geschriebene Einführung in die Kritische Theorie.
Es wird erstmals der Versuch einer Bilanz der Kritischen Theorie zu
Beginn des 21. Jahrhunderts unternommen – das Dilemma
politischen Engagements in der Gegenwart immer im Blick. Der
Vergleich von Adorno und Marcuse, an dem sich die Darstellung
orientiert, ist neu und verspricht auch erfahrenen Lesern einen
Erkenntnisgewinn. Michael Schwandt zeichnet zunächst die Geburt
der Kritischen Theorie aus der Krise des Marxismus nach und skizziert
die Geschichte des Frankfurter Instituts für Sozialforschung.
Vor diesem Hintergrund wird die Spannweite möglicher Antworten
der Kritischen Theorie auf das Praxisproblem herausgearbeitet: Wie
soll, wie kann sich politisch verhalten, wer diese Welt aus tiefstem
Herzen ändern will, aber mit klarem Verstand erkennen muß,
daß die Chancen dazu verschwindend gering sind? Dieser Frage
wird anhand einer Gegenüberstellung der Positionen von Adorno
und Marcuse nachgegangen, die wegen ihres ganz unterschiedlichen
Bezuges auf die politischen Bewegungen ihrer Zeit immer als Antipoden
wahrgenommen wurden. Die unabgeschlossene Debatte zwischen diesen
beiden Spielarten Kritischer Theorie ist auch für
gesellschaftliches Engagement in der Gegenwart von großer
Bedeutung – egal, welcher der hier vorgestellten Positionen man
letztlich eher den Vorzug geben mag. Denn bei der Auseinandersetzung
mit der „Frankfurter Schule“ läßt sich immer
wieder neu erfahren: Es gibt nichts Praktischeres als eine gute
Theorie.
Kurt
Lenk: Von Marx zur Kritischen Theorie. Dreißig
Interventionen. Edition DISS im Unrast Verlag 2009. 332 S. (NB1114)
29,80 Euro
Der Band bietet den zugang zu einer
Theorietradition, die in vielen Zweigen der Sozial- und
Geisteswissenschaften ihren Ausdruck gefunden hat. Es bsteht
begründete Hoffnung, daß im Zeichen von Finanz- und
Wirtschaftskrisen Impulse dieser kritischen Analyse erneur wirksam
werden.
Herbert
Marcuse: Der eindimensionale Mensch. Studien zur Ideologie der
fortgeschrittenen Industriegesellschaft. Herausgegeben von Peter E.
Jansen. Verlag Dietrich zu Klampen 2014. 296 S. (NB1309) 24 Euro
Das
1964 erschienene Hauptwerk war einer der einflußreichen
Quellentexte der Studentenbewegung von 1966ff.
„Die
gegenwärtige industrielle Zivilisation beweist, daß sie
die Stufe erreicht hat, auf der 'die freie Gesellschaft' in den
traditionellen Begriffen ökonomischer, politischer, und
geistiger Freiheit nicht mehr angemessen bestimmt werden kann; nicht
weil diese Freiheiten bedeutungslos geworden sind, sondern weil sie
zu bedeutsam sind, um auf die traditionellen Formen begrenzt zu
bleiben. Entsprechend den neuen Fähigkeiten der Gesellschaft
bedarf es neue Weisen der Verwirklichung.“ (Herbert Marcuse).
Michel
Foucault: Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im
Zeitalter der Vernunft. suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1973. 576
S. (NB1297) 20 ¤
Michel Foucault erzählt die
Geschichte des Wahnsinns vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Er erzählt
zugleich die Geschichte seines Gegenspielers, der Vernunft, denn er
sieht die beiden als Paar, das sich nicht trennen läßt.
Der Wahn ist für ihn weniger eine Krankheit als eine andere Art
von Erkenntnis, eine Gegenvernunft, die ihre eigene Sprache hat oder
besser: ihr eigenes Schweigen.
Michel
Foucault: Das Leben der infamen Menschen. Merve Verlag 2001. 80
S. (NB1312) 9 Euro
1977 ist der Text französisch
erschienen, geschrieben als Vorwort für eine Sammlung von
Dokumenten zur Geschichte der Internierung im Frankreich des 17. und
18. Jahrhunderts. Das Buch kam nicht zustande, geblieben ist dieser
Text.
Günther
Anders: Besuch im Hades. Auschwitz und Breslau 1966. Nach
„Holocaust“ 1979. Beck‘sche Reihe. 224 S. (NB510)
9,90 Euro
Die Bedrohung des Menschen durch sich selbst hat
wohl niemand so eindringlich zur Sprache gebracht wie Günther
Anders.
Pierre
Bourdieu: Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des
literarischen Feldes. Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 2001, 560 S.
(NB887) 17 Euro
„Durch die wissenschaftliche Analyse
der sozialen Bedingungen der Produktion und Rezeption des Kunstwerks
wird die literarische Erfahrung keineswegs 'reduktionistisch'
zerstört, im Gegenteil: sie wird noch gesteigert, denn das
'Schöpferische' wird nicht bloß evoziert – es wird
verstanden.“ (Klappentext).
Walter Benjamin: Illuminationen. Ausgewählte Schriften I. Suhrkamp Taschenbuch 432 S. (NB221) 12,50 Euro
Ernst Bloch: Spuren. Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft – Ernst Bloch Werkausgabe Band 1. 220 S. (NB1328) 12 Euro
Ernst Bloch: Geist der Utopie. Zweite Fassung. Suhrkamp Taschenbuch. 352 S. (NB222) 16 Euro
Ernst Bloch: Geist der Utopie. Erste Fassung. Faksimile der Ausgabe von 1918. Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. 456 S. (NB791) 12 Euro
Ernst Bloch: Experimentum Mundi. Frage, Kategorien des Herausbringens, Praxis. Suhrkamp-Verlag 1985 (suhrkamp taschenbuch wissenschaft). 272 S. (NB1326) 8,20 Euro
Ernst Bloch: Erbschaft dieser Zeit. Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. 416 S. (NB1395) 20 Euro
Monika Grosche: Anarchismus und Revolution. Zum Verständnis gesellschaftlicher Umgestaltung bei den anarchistischen Klassikern Proudhon, Bakunin, Kropotkin. Syndikat A 2003, 132 S. (NB739z) 10 Euro
Gerhard
Senft (Hg.): Essenz der Anarchie. Die Parlamentarismuskritik des
libertären Sozialismus. Promedia 2006 (Edition Linke Klassiker).
176 S. (NB1012) 12,90 Euro
Der Anarchismus ist als ein
facettenreiches Phänomen zu begreifen, das aufklärerisch
und romantisch zugleich auftritt. Er vereint Elemente des
Individualismus und des Sozialismus. Die unterschiedlichen Richtungen
des Anarchismus kennen einen gemeinsamen Angriffspunkt: den
Parlamenrarismus. Gerhard Senft bringt die Klassiker der
anarchistischen Literatur einem interessierten Publikum näher,
indem er ihre Schriften kommentiert und in den entsprechenden
historischen Kontext stellt.
Hans
Jürgen Degen, Jochen Knoblauch: Anarchismus. Eine
Einführung. Schmetterling Verlag – Reihe theorie.org. 216
S. (NB924)
Das Buch stellt verschiedene Richtungen innerhalb
der anarchistischen Bewegung vor sowie die Rolle von Anarchisten
während der Revolutionen von der Pariser Commune von 1871 bis
zur Studentenbewegung der 60er Jahre.
Hans
Jürgen Degen, Jochen Knoblauch (Hg.): Anarchismus 2.0.
Bestandsaufnahmen, Perspektiven. Schmetterling Verlag 2009. 312 S.
(NB1095) 14,80 Euro
Der Band „Anarchismus. Eine
Einführung“ von Hans Jürgen Degen und Jochen
Knoblauch in der Reihe „theorie.org“ arbeitete die
Grundlagen libertärer Weltsicht (Stirner, Bakunin, Landauer
etc.) auf. Von Rudolf Rocker einmal abgesehen, hat allerdings keiner
dieser Klassiker in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg gewirkt. Dies und
die Tatsache, daß spätestens nach 1945 die anarchistische
Bewegung gezwungen war, sich von Grunde auf organisatorisch und
inhaltlich neu zu positionieren, unterstreicht die Notwendigkeit
dieser Anthologie zu aktuellen Tendenzen des Anarchismus. Da nun
neben ausgewiesenen Experten auch Aktivisten selbst zu Wort kommen
sollen, wurde die Form einer Anthologie gewählt, um den
berücksichtigten Themen ein Höchstmaß an Authenzität
zu verleihen. Aus dem Inhalt: Anarchismus in Deutschland (1945-1968);
Neo-Anarchismus: 1968 und die Folgen; Anarchosyndikalismus;
Gewaltfreier Anarchismus; Anarchismus und Ökonomie;
Anarchafeminismus; Zapatismus und Anarchismus; Postanarchismus; Neue
Soziale Bewegungen: Von der Alternativszene bis Attac; Anarchismus
und Pädagogik; Arbeit und Leben: Wohnprojekte, Kommunen,
Genossenschaften.
Michael Lausberg: Bakunins Philosophie des kollektiven Anarchismus. Unrast Verlag 2008. 64 S. (NB1060) 6,80 Euro
Augustin Souchy: Nacht über Spanien. Bürgerkrieg und Revolutin 1936-39. Trotzdem-Verlagsgenossenschaft 2007. 236 S. Pb. (NB1039) 18 Euro (3671)
Michael Bakunin: Die revolutionäre Frage. Föderalismus – Sozialismus – Antitheologismus. Unrast Verlag 2000 (Klassiker der Sozialrevolte 6). 184 S. Pb. (NB686) 13 Euro
Peter Kropotkin: Die Eroberung des Brotes. Neu herausgegeben und mit einer Einleitung versehen von Wolfgang Haug. Alibri Verlag 2014. 240 S. Pb. (NB1040) 15 Euro
Peter Kropotkin: Der Anarchismus. Ursprung, Ideal und Philosophie. Hg. von Heinz Hug. Trotzdem Verlag Grafenau 1997, 5. Aufl. 2006. 184 S. Pb. (NB1041) 14 Euro
Peter A. Kropotkin: Memoiren eines Revolutionärs. Unrast Verlag 2002 (Klassiker der Sozialrevolte 4, 5). 2 Bände zus. 552 S. (NB687) 28 Euro
Peter
Kropotkin: Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt.
Übersetzung von Gustav Landauer. Mit einem Vorwort von Franz M.
Wuketits. Trotzdem Verlag bei Alibri 2011. 254 S. Pb. (NB1181) 16
Euro
Die Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt ist
nicht nur ein Klassiker der anarchistischen Literatur, sondern kann
auch als früher Vorläufer soziobiologischen Denkens gelten.
Geschrieben als Antwort auf zahlreiche Publikationen, die Darwins
Evolutionstheorie zu einem menschenverachtenden Sozialdarwinismus
verkürzen wollten, argumentiert Kropotkin, daß in Natur
und Gesellschaft keineswegs nur ein Kampf aller gegen alle
stattfindet, sondern daß ebenso ein Prinzip obwaltet, das er
„gegenseitige Hilfe“ nennt. Er kommt zu dem Schluß,
daß jene Lebewesen erfolgreicher überleben, die dieses
Prinzip umsetzen. Peter Kropotkin (1842-1921), gilt als einer der
einflußreichsten Vertreter des kommunistischen Anarchismus. Dem
russischen Hochadel entstammend, engagierte er sich doch bald für
die Befreiung der Menschheit von Unterdrückung, Ausbeutung und
Ungleichheit.
Leo
N. Tolstoi: Die Sklaverei unserer Zeit. Ausgewählte Texte.
Hg. von Ulrich Klemm. Trotzdem Verlag 2007. 128 S. (NB1109) 12
Euro
Mit den ausgewählten Texten „Die Sklaverei
unserer Zeit“, „Patroitismus und Regierung“ und
„Aufruf an die Menschlichkeit“ wird Tolstoi den Lesern
alsd Vordenker eines religiös inspirierten Anarchismus
vorgestellt. Der Sammelband enthält zudem einen Essay von Erich
Mühsam zu Tolstois 100. Geburtstag.
Johann
Most: Die freie Gesellschaft. Die Internationale Bibliothek und
Texte aus der Freiheit zum Kommunistischen Anarchismus. Herausgegeben
von Heiner Becker. Mit Einleitung, Anmerkungen und ausgewähltem
Personenregister versehen. Unrast Verlag 2006 (Klassiker der
Sozialrevolte). 264 S. (NB1037) 14 Euro
Heiner Becker
versammelt hier in diesem Band alle von Most stammenden politischen
Texte aus der zwischen April 1887 und Ende 1891 als Broschürenserie
erschienenen Internationalen Bibliothek, Mosts umfangreichster
„Agitationsbibliothek“, durch deren Verkauf er seine
regelmäßigen Agitationsreisen quer durch die USA
finanzierte und politisch untermauerte. Abgerundet wird dies hier
durch vier politische Schlüsseltexte zum Kommunistischen
Anarchismus aus der „Freiheit“, die der gleichen Phase
von Mosts Karriere entstammen.
Johann
Most: Anarchismus in einer Nußschale. Herausgegeben von
Heiner Becker. Mit Einleitung, Anmerkungen und ausgewähltem
Personenregister versehen. Unrast Verlag 2006 (Klassiker der
Sozialrevolte). 248 S. (NB1038) 15 Euro
In drei Serien –
1899, 1902/03 und 1905 – schrieb Most seinerzeit in der von ihm
herausgegebenen „Freiheit“ prägnante Kurztexte zu
einzelnen Themen und Fragestellungen der Sozialen Revolution, zum
Marxismus vs. Kommunistischem Anarchismus, Religionskritik usw., die
er mit dem Titel „Anarchismus in einer Nussschale“
überschrieb. Diese Propaganda- und Agitationstexte verfolgten
den Anspruch komplexere Themen so zu komprimieren und
herunterzubrechen, dass sie von der US-amerikanischen Arbeiterschaft
leicht verstanden und weitergegeben werden konnten.
Paul
Lafargue: Das Recht auf Faulheit. Widerlegung des „Rechts
auf Arbeit“ von 1848. Herausgegeben von Gerald Grüneklee
und Michael Wilk. Trotzdem Verlag Neuausgabe 2010. 99 Seiten,
Abbildungen (NB1327) 10 Euro
In seiner erstmals 1883
erschienenen Polemik kritisiert Paul Lafargue die Vorstellung von
Arbeit als Selbstzweck. Angesichts der zunehmenden
Zwangsverpflichtung von Arbeitslosen zu vorgeblich „gemeinnütziger
Arbeit“, sinkender Reallöhne und immer schlechter
werdenden Arbeitsbedingungen kommt seiner Vision von „Muße
und Freiheit“ große Aktualität zu. Wer nicht länger
einsieht, für die Profite der Konzerne den Buckel krumm zu
machen, findet im „Recht auf Faulheit“ Ansätze, den
tradierten Denkmuster zu entkommen. Obschon bereits im 19.
Jahrhundert geschrieben, hat der Text auch in der aktuellen
Diskussion um die Arbeit und ihre Bedingungen noch immer eine
grundlegende Bedeutung.
Gustav Landauer: Die Revolution. Herausgegeben, eingeleitet und mit enem Register versehen von Siegbert Wolf. Unrast Verlag 2003 (Klassiker der Sozialrevolte 9). 120 S. Pb. (NB685) 13 Euro
Alexander Berkmann: Die Tat. Gefängniserinnerungen eines Anarchisten. Eingeleitet mit Begleitworten von Gustav Landauer (1912) und Rudolf Rocker (1926). Unrast Verlag – Klassiker der Sozialrevolte Bd. 7. 2001. 400 S. (NB762) 16 Euro
Friedrich
Engels: Der deutsche Bauernkrieg. Unrast Verlag 2004 (Klassiker
der Sozialrevolte, Bd. 10). 160 S. (NB802) 13 Euro
„Der
deutsche Bauernkrieg“ von Friedrich Engels 1850 veröffentlicht,
ist in seiner prägnanten Kürze und präzisen
Darstellung der gesellschaftlichen Verhältnisse zum ausgehenden
Mittelalter ebenso eine packende Schilderung der revolutionären
Ereignisse wie eine politisch-sozioökonomische Studie vor dem
Hintergrund der gerade stattgefundenen Revolution 1848/49, an der
Engels aktiv beim „Pfälzer Aufstand“ teilgenommen
hatte.
Pjotr
L Lawrow: Die Pariser Kommune. Geschehnisse, Einfluß,
Lehren. Unrast Verlag 2003 (Klassiker der Sozialrevolte Bd. 8). 232
S. (NB804) 14 Euro
Am 18. März 1871 verhinderte in Paris
eine Menge aus revolutionären Arbeitern und republikanischen
Nationalgardisten, daß der monarchistische General Vinoy sich
gewaltsam der Kanonen von Paris bemächtigen konnte. Dieser
Widerstand – unter der Losung „Es lebe die Republik“
– war der Beginn der 72tägigen revolutionären Kommune
von Paris. P.L. Lawrow, russischer Sozialrevolutionär im Exil
und Mitglied der Pariser Sektion der Internationalen
Arbeiter-Assoziation, hat an den Ereignissen der Kommune-Tage aktiv
teilgenommen, sie aufgeschrieben und einer kritischen Würdigung
unterzogen, um daraus Lehren insbesondere für die
sozialrevolutionäre Bewegung Rußlands zu ziehen.
Florian
Grams: Die Pariser Kommune. PapyRossa Verlag 2014 (Reihe
Basiswissen). 128 S. (NB1322) 9,90 ¤
„Basiswissen“
bringt in handlicher Form leicht verständliche kritische
Einführungen in Grundbegriffe aus Politik, Geschichte,
Gesellschaft und Ökonomie.
1871 herrschte Krieg zwischen
Frankreich und dem Deutschen Reich. Der französische Kaiser
Napoleon III. befand sich in deutscher Gefangenschaft, deutsche
Truppen standen vor Paris, und die neue französische Regierung
musste Arbeiter und Arbeitslose in die Nationalgarde einreihen. Dies
veränderte das Antlitz des Militärs in der Stadt, denn die
Bataillone wählten ihre Offiziere. Die Regierung floh nun nach
Versailles und verhandelte um Frieden. Die Bürger von Paris
nahmen die Verwaltung ihrer Stadt selbst in die Hand. So begann, was
als Pariser Kommune in die Geschichte einging. Unter den Augen der
deutschen Belagerer und des Versailler Regimes entwickelten sich
Grundzüge eines sozialistischen Gemeinwesens. Es verzichtete
fast vollständig auf Repression, um sich auch in der Wahl der
Mittel vom Gegner zu unterscheiden. Wohl auch aus diesem Grund
konnten französische und deutsche Truppen die Kommune nach nur
72 Tagen im Blut ersticken. Vor dem historischen Hintergrund
diskutiert Florian Grams auch ihre Bedeutung für heute.
Elizabeth
Gurley Flynn: SABOTAGE. Die bewusste Verringerung der
industriellen Effizienz. Übersetzt und mit einer Biografie
versehen von Ruth Schäfer. Verlag Trikont – Dialog-Edition
2016. 58 S. (NB1354) 8 Euro
Wenn der Streik im Kampf um
soziale Gerechtigkeit nicht mehr reicht: „Dann wendet die
Sabotage an“. In ihrem Pamphlet Sabotage erläutert
Elizabeth Gurley Flynn, Gründerin einer Bürgerrechts-Union
aus den USA, wie der Arbeiter seinem Boss - neben dem Streik - noch
so an den Kragen gehen kann. Wie er mit einfachen Mitteln die
Lächerlichkeiten engstirniger Vorschriften offensichtlich machen
kann. Wie man dem Richter an den Magen geht und nicht nur für
sich selbst, sondern auch für alle anderen, bessere Verhältnisse
schafft.
Mit ihrem Aufruf zur Unterstützung des Angeklagten
F. Sumner Boyd, und ihrer moralischen Rechtfertigung der Sabotage
ermöglicht Elizabeth Gurley Flynn dem Leser Einblick in die
nicht vorstellbaren Bedingungen der Minen- und Eisenbahnarbeiter,
Weber und Kellner des frühen 20. Jahrhunderts und deren Kampf um
mehr soziale Gerechtigkeit.
Jack
Black: Im Knast und auf der Flucht. Aus dem amerikanischen
Englisch übersetzt von Axel Monte und Jerk Götterwind,
Illustrationen von Horst Kirstein. Verlag Trikont / Dialog-Edition.
156 S. (NB1355) 15 Euro
Jack Black (1871-1933) war ein
amerikanischer Eisenbahntramp und berüchtigter Einbrecher, der
durch seine autobiographischen Schriften zu Berühmtheit
gelangte. Der belesene und eloquente Black war ein literarischer
Glücksfall, weil er dem Leben im kriminellen Milieu authentisch
Ausdruck zu geben vermochte. So wurde er zu einem Pionier und
Vorläufer des True-Crime- und Hard-Boiled-Genres.
Nachdem
die anfängliche Hobo- und Ganovenromantik des Jugendlichen
verflogen ist, versucht Black dem immer brutaler werdenden
Teufelskreis aus Knast, Ausbrüchen und Flucht zu entkommen. Mit
Hilfe des Philanthropen Fremont Older kommt er schließlich
frei. Diese Zeit zwischen Verzweiflung und Hoffnung schildert er
eindringlich in „Im Knast und auf der Flucht“.
Da er
selbst die unmenschlichen Haftbedingungen in Folsom und anderen
Gefängnissen erlebt hat, engagiert er sich in Vorträgen und
Essays für Reformen im Strafvollzug. Im Jahr 1933 verschwindet
Jack Black, der unter gesundheitlichen und finanziellen Problemen
litt, spurlos aus seiner Wohnung in New York. Es wird vermutet, daß
er Selbstmord begangen hat.
Sebastian
Haffner: Zwischen den Kriegen.
Essays zur Zeitgeschichte. Verlag 1900 Berlin. (NB68z) 18 Euro
Essays
und Kommentare aus 50 Jahren Zeitgeschichte.
Sebastian
Haffner: Germany: Jekyll & Hyde. 1939 – Deutschland von
innen betrachtet. Verlag 1900 Berlin (NB69z) 15,30 Euro
1939
schrieb ein deutscher Emigrant in England ein Buch für die
Engländer über Deutschland. Um seine in Deutschland
verbliebenen Verwandten nicht zu gefährden, erfand er das
Pseudonym „Sebastian Haffner“, das er zeitlebens weiter
benutzte. Deutsche Erstausgabe.
Sebastian
Haffner: Die deutsche Revolution 1918/19. rororo. 256 S. und 32
Bildtafeln. (NB839) 8,90 Euro.
„Nüchtern und doch
mitreißend setzt Sebastian Haffner sich mit markanten Personen
und Ereignissen auseinander, greift politische Probleme, Phänomene
und Theorien auf. Seine Ausführungen, die teils Zustimmung,
teils Widerspruch provozieren, geraten dank seines
Formulierungsvermögens zu Literatur.“ (Klappentext).
Standardwerk über eines der wichtigsten Ereignisse der
Zeitgeschichte, zudem von hohem literarischem Rang. Haffner
unterzieht die Sozialdemokratie einer geradezu vernichtenden Kritik.
Haffners Buch erschien zuerst 1969, in einer Zeit, in der die
Konfliktlinien der Revolution und Konterrevolution von 1918/19 sich
in der aktuellen politischen Auseinandersetzung unmittelbar
widerspiegelten. Das Buch erschien ursprünglich unter dem Titel
„Die verratene Revolution“, zehn Jahre später noch
einmal unter dem Titel „Der Verrat“.
Gerd
Fesser: Deutschland und der Erste Weltkrieg.
PapyRossa Verlag 2014 (Reihe Basiswissen). 124 S. Pb. (NB1281) 9,90
Euro
Gerd Fesser analysiert die internationale
Konstellation und die Faktoren, deren Zusammenwirken im August 1914
in den Großen Krieg einmündete: die Rivalität der
imperialistischen Großmächte, den Wettlauf um Kolonien und
Einflußgebiete, die Konkurrenz um Weltmarktpositionen und
Anlagesphären. Den Schwerpunkt legt er auf das Deutsche Reich
und seine Weltpolitik. Er kennzeichnet die kriegstreiberische Politik
der Reichsregierung in der Julikrise 1914, behandelt die
militärischen und innenpolitischen Entwicklungen der Jahre 1914
bis 1918, untersucht die Kriegszieldebatte, die Entfaltung der
Antikriegsopposition, die Kriegswirtschaft sowie Alltag und Kultur im
Krieg. Nach einem Überblick über die Revolutionen vom
Februar und Oktober 1917 in Russland und ihren Auswirkungen schließt
er seine Darstellung ab mit dem Zusammenbruch des Kaiserreichs und
der Novemberrevolution 1918. Eine kurze Auseinandersetzung mit der
neueren Geschichtsschreibung rundet den Band ab.
Gerd Fesser,
Dr. phil, Jg. 1941. Nach dem Studium der Geschichte in Leipzig
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Geschichte
der Akademie der Wissenschaften der DDR und bis 1996 am Historischen
Institut der Universität Jena. Veröffentlichungen über
das Wilhelminische Kaiserreich und über die anti-napoleonischen
Kriege, schreibt für „Die Zeit“.
Fritz
Fischer: Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des
kaiserlichen Deutschland 1914/18. Droste Verlag Neuausgabe 2013. 576
S. (NB1287) 24,95 Euro
Mit dieser berühmten Analyse der
umstrittenen Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland griff der
Hamburger Historiker zum ersten Mal einen Fragenkreis auf, der, wie
Fischer nachweist, eine zentrale Stellung in der deutschen Politik
während des Ersten Weltkrieges einnahm. Fischers Ergebnisse, von
maßgebendem Einfluß auf Forschung, Lehre und
Öffentlichkeit, fußen auf bis dahin nicht erschlossenen
Akten.
Richard
Müller: Eine Geschichte der Novemberrevolution.
Vom Kaiserreich zur Republik – Die Novembverrevolution –
Der Bürgerkrieg in Deutschland. Mit einer Einleitung von Ralf
Hoffrogge. Die Buchmacherei 2011. 756 S. (NB1260) 22,95
Euro
Neuausgabe
der Bände „Vom Kaiserreich zur Republik“, „Die
Novemberrevolution“, „Der Bürgerkrieg in
Deutschland“.
In einer historischen Trilogie unter dem
Obertitel „Vom Kaiserreich zur Republik“ verfaßte
Richard Müller, Metallarbeiter und Vorsitzender des Vollzugsrats
der Arbeiter- und Soldatenräte zur deutschen Novemberrevolution,
einen ungewöhnlichen Zeitzeugenbericht. Seine packend erzählten
Bände inspirierten Historiker wie Sebastian Haffner und sind
Standardwerk und Geheimtipp zugleich. Seit Oktober 2011sind die drei
Bände in einem Band gebündelt wieder verfügbar, mit
Chronologie und Personenregister.
Stefan
Bollinger: November ’18. Als
die Revolution nach Deutschland kam. edition ost 2018. 256 S.
(NB1422) 14,99 Euro
Im November vor 100 Jahren zerbrach
die Monarchie, weil die Deutschen es leid waren, weiter Krieg zu
führen und zu hungern. Nach russischem Beispiel entstanden
Arbeiter- und Soldatenräte. Und während die einen die
sozialistische Republik Deutschland gründen wollten,
kanalisierten die anderen den revolutionären Furor und gründeten
zu Weimar einen bürgerlich-demokratischen Staat. So blieb die
Weltrevolution aus, auf die die Russen gesetzt hatten. Stefan
Bollinger untersucht Umstände und Konsequenzen dieser halben
oder doch ganzen Revolution und analysiert die Auswirkungen in der
Gegenwart.
Klaus
Gietinger: November 1918 – Der verpasste Frühling des 20.
Jahrhunderts. Mit einem Vorwort von Karl Heinz Roth.
Edition Nautilus, März 2018. Broschur, 272 Seiten. (NB1404)
18,00 ¤.
Ein flammendes Plädoyer dafür, die
verpasste soziale Revolution zwischen Kieler Matrosenaufständen
und Weimarer Republik dem Vergessen zu entreißen!
100
Jahre nach dem November 1918 spricht man nur noch vom "Kriegsende",
vom "Zusammenbruch des Kaiserreichs".
Dabei war die
Novemberrevolution tatsächlich ein Aufbruch, ein Aufbäumen
gegen die herrschenden Klassen. Matrosen, Soldaten und Arbeiter waren
noch bewaffnet – und sie hatten genug von den alten Eliten, sie
wollten das allgemeine Wahlrecht, die Sozialisierung, die
Zerschlagung des Militarismus und die Revolution – ein für
alle Mal, jetzt oder nie!
Klaus Gietinger ruft in Erinnerung,
wie die Führung der SPD und der Gewerkschaften den Krieg
hingegen bis zum Schluss unterstützten und die Ordnung durch ein
Bündnis mit den Militärs aufrechterhalten wollten. Diese
unversöhnliche Spaltung der Arbeiterbewegung aber hat der
Novemberrevolution den Todesstoß versetzt. Das Ergebnis waren
auf Rache sinnende Herrschende in Wirtschaft, Verwaltung und Militär,
die den verlorenen Krieg ihren zeitweiligen Verbündeten in den
Arbeiterbürokratien geschickt anlasteten und auf eine Diktatur
mit neuerlichem Weltmachtsstreben und Krieg hinsteuerten.
Dabei
war der Kapitalismus auch international nie so gefährdet wie im
November 1918. In zahlreichen europäischen Staaten begehrten die
Massen auf. Wäre es in Deutschland gelungen, Basisdemokratie und
echte Rätemacht zu verwirklichen, hätte die russische
Oktoberrevolution eine Chance auf Humanisierung gehabt, und das 20.
Jahrhundert hätte ganz anders verlaufen können.
"Klaus
Gietinger gibt einen konzentrierten Überblick über die
wesentlichen Etappen der revolutionären Nachkriegskrise, die zu
Unrecht auf ihren Auftakt von Anfang November 1918 verkürzt
wird." Karl Heinz Roth
Klaus
Gietinger: Eine Leiche im Landwehrkanal. Die Ermordung Rosa
Luxemburgs. Neu durchgesehene, überarbeitete Ausgabe. Edition
Nautilus 2009. 192 S. mit 70 Abbildungen. (NB1108) 13,90 Euro.
Die
Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ist eine der großen
Tragödien des letzten Jahrhunderts. Kaum ein politischer Mord
hat so sehr die Gemüter bewegt und das politische Klima in
Deutschland verändert wie jener in der Nacht vom 15. auf den 16.
Januar 1919 vor dem Hotel mit dem paradiesischen Namen „Eden“.
Der Mord war Auftakt für weitere politische Morde und nicht nur
das. Der Fall Luxemburg/Liebknecht war sozusagen der Sündenfall,
nach dem die Grundlagen für den deutschen Faschismus gelegt
wurden. Über Jahre hinweg folgten Verdrehungen, Verdunklungen,
Vorschubleistungen, falsche Verdächtigungen und
Selbstbezichtigungen. Eine „Justizposse“, die als einer
der großen Justizskandale des vergangenen Jahrhunderts
bezeichnet werden muß, machte aus der Tragödie eine
Groteske. Gietinger hat seine akribischen Recherchen zu einem
spannenden Text zusammengefügt und entlarvt in aller Klarheit
Mörder und Drahtzieher.
Ralf Höller: Der Anfang, der ein Ende war. Die Revolution in Bayern 1918-1919. Aufbau Taschenbuch 1999. 304 S. Und einige Bildtafeln. (NB493z) 8,65 Euro
Paul
Frölich: Die Bayrische Räte-Republik. Edition 100 bei
ISP – Bibliothek des Anderen Buchladen Karlsruhe. 128 S.
(NB674) 10 Euro
Reprint der Ausgabe aus dem Frankes Verlag
Leipzig 1920.
Felix
Bluhm: „Die Massen sind aber nicht zu halten gewesen.“
Zur Streik- und Sozialisierungsbewegung im Ruhrgebiet 1918/19.
Edition Assemblage 2014 (Lo.g.o. Lokale Geschichte sichtbar machen).
160 S. (NB1284) 16.80 Euro
Von November 1918 bis Ende April
1919 entwickelte sich auf den Zechen des Ruhrgebiets eine
revolutionäre Streikbewegung, die von mehreren hunderttausend
Arbeitern getragen wurde. Die hohe Beteiligung und die Dauer der
Auseinandersetzung sind auch deshalb besonders bemerkenswert, weil
die Streiks sich gegen den Widerstand der etablierten
Bergarbeitergewerkschaften und ohne zentrale Leitung
entfalteten.
„Die Massen sind aber nicht zu halten
gewesen.“ geht der Frage nach, warum die Streikenden trotzdem
in der Lage waren, gemeinsam in Aktion zu treten und wie sie ihren
Kampf organisierten. Darüber hinaus wird ergründet, warum
sie letztlich dennoch scheiterten. Die Studie liefert am Beispiel der
Stadt (Duisburg-)Hamborn eine detaillierte Untersuchung
der Lebensumstände der Bergleute und ihrer Familien sowie darauf
aufbauend eine minutiöse Analyse der Bewegung. Indem es die
Frage nach der praktischen Organisierung in den Mittelpunkt rückt,
bietet das Buch auch für Überlegungen zu heutigen
Organisierungsprozessen vielfältige Anregungen.
Kapp-Putsch
und Märzrevolution 1920
(II). Ereignisse und steinerne Zeugen. Gräber und Denkmäler
zwischen Rhein und Weser erzählen Geschichte. Hg.: Günter
Gleising. Mitarbeit Anke Pfromm. Ruhr Echo Verlag 2014. 536 S.,
zahlreiche Dokumente und Fotos (NB1283) 24 Euro
Das
Buch beleuchtet die spontanen Reaktionen zur Abwehr des
Kapp-Lüttwitz-Putsches und der Fortführung des Kampfes, der
zur Märzrevolution 1920 wurde, aus der lokalen und regionalen
Erforschung für das Rheinisch-Westfälische Industriegebiet,
dem heutigen Land Nordrhein-Westfalen. Behandelt werden die
Mechanismen, die Organisations- und Sozialstrukturen des Kampfes im
Jahr 1920. Der Frage, wie das unermüdliche Interesse an
Versammlungen, Demonstrationen und politische Interesse entstand,
wird ebenso nachgegangen wie die Frage, warum diese Generation im
Jahr 1920 das System der Ausbeutung und Unterdrückung nicht mehr
ertragen wollte, welches ihre Eltern und Großeltern ihr Leben
lang erduldeten.
Die Ereignisse des Jahres 1920 blieben in
Erinnerung vieler Menschen. Die Toten ehrte man mit Denkmälern,
mit den Hinterbliebenen wurde Solidarität geübt. Romane und
Theaterstücke verarbeiteten die Geschehnisse und jährlich
fanden „Märzfeiern“ der Arbeiterbewegung statt.
Unterbrochen von der Zeit der Herrschaft des Naziregimes von 1933 bis
1945 gibt es bis heute Zeichen der Erinnerung an die damaligen
Ereignisse. Dem Teil der Totenehrung, der Schaffung und des Umgangs
mit den Denkmälern der Märzgefallenen, widmet sich ein
großer Teil des Buches. Hier wird in zusammengefaßter
Form umfangreich eine Vielfalt von lokalen Quellen erschlossen, die
der Autor in jahrelanger Recherche seit etwa 1990 zusammengetragen
hat.
Verlag und Autor wollen mit dem Buch dazu beitragen, diesen
Teil der Geschichte vor Ort neu zu entdecken und zu bewerten.
Gewürdigt werden soll der Einsatz der vielen Menschen, vor allem
aus der Arbeiterbewegung, für ihren Einsatz zur Verteidigung der
Republik und für sozialen Fortschritt. Ihr Beispiel ist für
unsere heutige Generation Auftrag und Verpflichtung zugleich für
Frieden, demokratischen und sozialen Fortschritt einzutreten.
Das
Buch ist auch ein aktuell politisches Buch. Auch über 90 Jahre
nach diesen Kämpfen und Ereignissen fehlt eine Ehrung und
Würdigung dieser Kämpfer für Demokratie, Republik,
sozialen Fortschritt und Sozialismus auf Landesebene. Dies zu
erreichen, sollte Aufgabe derjenigen sein, die die Erinnerung an die
Märzkämpfer wach halten wollen. Die Erkenntnis, wie damals
ein Generalstreik die Diktatur verhindert hat, ist aktuell bis in die
heutige Zeit.
Erhard
Lucas: Märzrevolution 1920. Verlag Die Buchmacherei. 2
Bände, zusammen 1288 Seiten. (NB1461) 40 Euro.
Der Verlag
stellt sein Buch vor:
Gegen eine demokratisch gewählte
Regierung putscht ein Teil der Armee, und der andere Teil verweigert
der Regierung die Unterstützung. Diese flieht. In vielen
Landesteilen wird der Generalstreik ausgerufen. Im Industriezentrum
des Landes werden die Betriebe besetzt, und mehrere tausend Arbeiter
bewaffnen sich, greifen die Putschisten an und besiegen reguläre
Truppen im offenen Kampf. Neugebildete Vollzugsräte übernehmen
alle öffentliche Gewalt und es bildet sich eine „Rote
Armee“ mit etwa 50.000 Kämpfern, bestehend aus
Sozialdemokraten, Unabhängigen, Kommunisten und Syndikalisten.
Die Rede ist nicht von Spanien 1936, sondern vom Ruhrgebiet im März
1920. Nach der Niederschlagung des Rechts-Putsches ging die
Reichsregierung zusammen mit den Einheiten, die sie im Stich gelassen
hatten, gegen ihre Retter vor. Die Reaktion nahm blutige Rache. Wie
ist es zu diesem Aufstand gekommen und was waren die Gründe
seines Scheiterns? Wieso war 1920 möglich, was 1933 gegen die
Nazis nicht gelang? Erhard Lucas (1937–1993) hat dazu in 3
Bänden „Märzrevolution 1920“ eine Geschichte
der Ereignisse vorgelegt – seit vielen Jahren vergriffen. Wir
wollen an „100 Jahre Märzrevolution“ im Ruhrgebiet
erinnern und geben dieses Werk wieder heraus, zu einem
Non-Profit-Preis, als Beitrag gegen das planmäßige
Vergessenmachen.
Rosa Luxemburg: Ich umarme Sie in großer Sehnsucht. Briefe aus dem Gefängnis an Mathilde Jacob. Verlag JHW Dietz Nachf. 336 S. (NB70) 6,50 Euro
Rosa Luxemburg: Briefe aus dem Gefängnis. Dietz-Verlag Berlin. 104 S. Ln. (NB71) 8 Euro
Fritz
Keller, Stefan Kraft: Rosa Luxemburg. Denken und Leben einer
internationalen Revolutionärin. Pro Media Verlag – Edition
Linke Klassiker 2005. 176 S. (NB808) 12,90 Euro
„Wir
müssen den ganzen 'Patriotismus' unserer höheren
politischen Schichten für einen gemeinen Volksbetrug halten!
Nicht hinter ihnen, nicht mit diesen Grundbesitzern und Bürgerlichen
dürfen wir gehen, sondern gegen sie!“ Wortgewaltig und
energiegeladen setzt sich Rosa Luxemburg gegen den Militarismus
genauso ein wie für die internationale Solidarität der
arbeitenden Klasse. Ihr Werk, hier ausführlich und fachkundig
kommentiert, beschäftigt sich mit dem sozialen Elend zu Beginn
des 20. Jahrhunderts, mit der Frauenemanzipation und den Rechten des
Individuums, der politischen und gewerkschaftlichen Organisation, der
russischen Revolution, dem Imperialismus und den Perspektiven der
sozialistischen Bewegung. Rosa Luxemburg gab bereits mit 22 Jahren
eine revolutionäre Zeitschrift heraus. 1898 nahm sie die
deutsche Staatsbürgerschaft an und engagierte sich im linken
Flügel der SPD. Die Zustimmung der deutschen Sozialdemokratie
zum Ersten Weltkrieg fand in ihr eine vehemente Gegnerin. Sie
vierließ die Partei und gründete gemeinsam mit Karl
Liebknecht den Spartakusbund als Vorläufer der KPD. Ihre
Ermordung im Januar 1919 versetzte der gerade entstandenen
kommunistischen Bewegung Deutschlands einen schweren Schlag.
Christine
von Soden (Hg.): Rosa Luxemburg. BilderLeseBuch. Elefantenpress
1995. 160 S. Im Großformat mit zahlreichen Abbildungen. (NB60z)
16 Euro
Beiträge von Walter Jens, Marina Achenbach,
Micha Brumlik, Frederik Hetmann, Elvira Högemann-Ledwohn, Georg
Fülberth, Ulrike Hörster-Philipps, Elisabeth
Hannover-Drück, Jürgen Elsässer u.a.
Zwecklegenden.
Die SPD und das Scheitern der Arbeiterbewegung. Verlag 1900 Berlin
1996. 224 S. (NB67z) 18 Euro
Texte von Kurt Tucholsky,
Sebastian Haffner, Stephan Hermlin, Karl Kraus u.a. „Es ist
nicht wahr, wenn gesagt wird: der 9. November 1918 konnte keine
Entscheidung bringen. Er hat eine gebracht. Den vollständigen
Sieg der deutschen Reaktion. Und das ist Eberts Schuld, von der ihn
niemand reinwaschen kann.“ (Kurt Tucholsky).
Otto
Rühle: 1848. Revolution in Deutschland. Unrast Verlag,
Klassiker der Sozialrevolte. 120 S. Mit einigen Abb. (NB707) 9
Euro
Nachdruck aus dem dreibändigen Werk „Die
Revolutionen Europas“.
Wilhelm
von Sternburg: „Um Deutschland geht es uns“ Arnold Zweig.
Eine Biographie. Aufbau Taschenbuch 2004. 336 S. Und einige
Bildtafeln. (NB706) 9,50 Euro
„Arnold Zweig, Jude und
Sozialist, tief verwurzelt in deutscher Kultur, blieb ein Wanderer
zwischen den Welten. Er war „ein ‚Neuerer‘ wie
Joyce oder Döblin, ein ‚Experimentator‘ im
‚Formalen‘ gleich Brecht, Dos Passos oder Anna Seghers.“
(Hans-Albert Walter). Wilhelm von Sternburg ergründet die Größe
und Tragik dieses Dicherlebens. In klugen Werkanalysen deutet er
Zweigs Bild seiner Zeit und ihrer gesellschaftlichen Katastrophen,
seine Erklärungen der menschlichen Triebe und
Leidenschaften.(Klappentext).
Wilhelm von Sternburg: Carl von Ossietzky – Es ist eine unheimliche Stimmung in Deutschland. Ein biographischer Bericht. Aufbau Taschenbuch 2000. 340 S. (NB215) 10 Euro
Carl von Ossietzky. Ein Lesebuch für unsere Zeit. Hg. Von Ursula Madrasch-Groschopp unter Mitarbeit von Gerda Bergner. Aufbau Taschenbuch Berlin 1993. 480 S. (NB458) 10 Euro
Erich Mühsam: Unpolitische Erinnerungen. Edition Nautilus 2000. Hc. (NB217) 18,80 Euro
Erich
Mühsam: Die Einigung des revolutionären Proletariats im
Bolschewismus. Unrast Verlag 2015 (Klassiker der Sozialrevolte
Band: 24). 240 S. (NB1325) 14 Euro
Erich Mühsam plädiert
hier – unter dem Eindruck des nationalistischen Rechtsrucks in
Deutschland – für eine Verständigung der
verschiedenen revolutionären Strömungen. Er versucht damit,
„eine äußerst scharfe, unübersteigbare Linie
gegen rechts“ zu ziehen. Spannend zu lesen und schon seinerzeit
nicht unumstritten.
In einem zusätzlich angefügten
Dokumententeil werden darüber hinaus historische Stellungnahmen
beigefügt, die sich mit dem von Mühsam angesprochen Thema
beschäftigen, wie auch mit Mühsams KPD-freundlicher
Einstellung zu jener Zeit.
Franz
Jung: Die Technik des Glücks. Mehr Tempo! Mehr Glück!
Mehr Macht! Edition Nautilus 1987. Band 6 der Werkausgabe.
Klappenbroschur 184 S. (NB1432) 15 ¤
Dieser Band umfasst
Jungs theoretisches Hauptwerk, das erstmals 1921 und 1923 in zwei
Teilen veröffentlicht wurde. Geschrieben in einer analysierenden
und erzählenden Prosa, verdichtet Jung Gesellschaftskritik,
Psychoanalyse, Utopie und Politik zu einer Handlungsperspektive
kritischer Praxis. Für Jung bewirkt die innere Vereinsamung des
Einzelnen die Herausbildung einer parasitären
Lebensfeindlichkeit. Diese gilt es aufzusprengen, um der
Katastrophenempfänglichkeit des Vereinzelten
entgegenzuwirken.
Ausgehend von Otto Groß greift Jung in
vielen seiner Ansichten Wilhelm Reich voraus.
Dies Buch ist
durch seine intellektuelle Wucht ein originäres Dokument der
europäischen Bewusstseinskrise, die fortdauert, zugleich Antwort
wie auch Teil derselben. Im Nachwort zu diesem Band schlüsselt
Rembert Baumann erstmals Begrifflichkeit und Bedeutung dieses Werkes
auf.
Franz
Jung: Der Weg nach unten. Aufzeichnungen aus einer großen
Zeit. Edition Nautilus 2019. 442 S. (NB417) 19,90 Euro
Franz
Jung (1888-1963) gilt als eine der verwegensten Persönlichkeiten
der deutschen Literatur. Wo immer neue Horizonte gesucht wurden, war
Jung dabei, um am Ende unversöhnlich gegen die Illusionen
anzugehen. Rigoroser hat selten jemand sein Leben beschrieben
(Klappentext).
Georg Fülberth: KPD und DKP 1945-1990. Zweite, überarbeitete Auflage. Distel-Verlag. (NB105) 12,60 Euro
Willi Nowaks Knastnotizen. KPD-Verbot und Kalter Krieg im Ruhrgebiet. Hg. Von Günter Gleising. Ruhrecho-Verlag 1996. 216 S. (NB104z) 11,25 Euro
Kurt
Fritsch, Walter Timpe (Hg.): Gefängnis-Tagebuch. Politische
Gefangene in Hannover 1950-51. Neue Impulse Verlag 2003. 144 S.
(NB947) 7,90 Euro
Dieses 74-seitige handschriftliche Tagebuch
wurde in den Jahren 1950 und 1951 von KPD-Funktionären im
Hefängnis Hannover geschrieben. Lange vor dem Verbot der KPD
1956 wurden Antifaschisten in diesen Jahren inhaftiert.
Kurt
Bachmann: Wir müssen Vorkämpfer der Menschenrechte sein.
Reden und Schriften. Zusammengestellt von Ulrich Sander.
Herausgegeben von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes.
Pahl-Rugenstein-Verlag 1999. 268 S. (NB107z) 15,30 Euro
Kurt
Bachmann war nach 1968 Vorsitzender der neukonstituierten DKP.
Volker
Hermsdorf: Die Kubanische Revolution. PapyRossa Verlag 2015
(Reihe Basiswissen). 132 S. (NB1323) 9,90 ¤
Wie kein
anderes Land der Region beeinflusst Kuba die Entwicklung ganz
Lateinamerikas. Sein alternatives Gesellschaftsmodell ist auch
darüber hinaus Vorbild für viele Länder des Südens
und allgemein Beleg dafür, daß eine andere Welt möglich
ist. Voraussetzung dafür war der Sieg der Revolution über
die Diktatur Fulgencio Batistas am 1. Januar 1959. Dessen nach Miami
geflüchtete Anhänger versuchen seitdem mit Unterstützung
Washingtons vergeblich, einen Systemwechsel auf der sozialistischen
Karibikinsel zu erzwingen. Da auch terroristische und andere
subversive Methoden nicht zum Ziel geführt haben, sah sich
US-Präsident Obama zu einer Kurskorrektur genötigt.
Beginnend mit der Revolution und ihren Wurzeln, vermittelt Volker
Hermsdorf einen Überblick über die Geschichte des Landes,
bis hin zu seinen aktuellen Problemen und seiner Bedeutung für
das Modell einer multipolaren Welt ein. Abschließend behandelt
er das „Tauwetter“ in den Beziehungen zu den USA und zur
EU.
Volker Hermsdorf, Jg. 1951, war Redakteur bei der „Hamburger
Morgenpost“ und Korrespondent der Zeitschrift „Metall“,
schreibt heute u.a. für „junge Welt“, „Ossietzky“
und das alternative Medienportal „Cubainformacion“ in
Bilbao. Pendelt zwischen Kuba und Hamburg.
Fidel
Castro: Reflexionen. Verlag Wiljo Heinen 2008. 318 S. (NB1081) 14
Euro
Fidel Castro meldet sich regelmäßig in der
kubanischen Tagespresse zu Wort. Heinz Langer, früherer
DDR-Botschafter in Havanna, stellte eine Auswahl von Fidels
„Reflexionen“ zusammen. Fidel Castro ist ein Denker, der
bis heute nichts von seiner Scharfsinnigkeit und Scharfzüngigkeit
eingebüßt hat. Er schreibt über die Situation und
Entwicklung Kubas, Lateinamerikas und der „Dritten Welt“,
den mörderischen Kampf des US-Imperiums, über Jugoslawien
und China. Er mahnt, dass zum Überleben der Menscheit eine
Abkehr vom kapitalistischen Irrsinn der Ressourcenvergeudung dringend
notwendig ist.
Wolfgang
Schneider (Hg.): Kuba libre. Eine Insel spielt nicht mit. Konkret
2002. 168 S. (NB618) 12,80 Euro
Das Buch beschreibt die
Geschichte der kubanischen Revolution, ihre Leistungen und ihre
momentanen Schwierigkeiten sowie ihre mögliche Zukunft. Es
präsentiert aktuelle politische Analysen und Kommentare von
Fidel Castro. Beiträge von Ernst Fidel Fürntratt-Kloep,
Herman L. Gremliza, Miriam Lang, Conrad Schuhler u.a.
Ernst Fidel Fürntratt-Kloep: Unsere Herren seid Ihr nicht! Das politische Denken des Fidel Castro. PapyRossa Verlag 2000. 352 S. (NB196) 17,90 Euro
Hernando
Calvo Ospina, Katlijn Declerq: Originalton Miami. Die USA, Kuba
und die Menschenrechte. PapyRossa Verlag 2001. 276 S. (NB424) 15,25
Euro
Miami ist Zentrum der Exil-Kubaner, die Castro stürzen
und Kuba „vom Kommunismus befreien“ wollen? Was sind das
für Gruppen, die unter humanitärer Flagge und US-Protektion
Gewehr bei Fuß stehen? Was verstehen sie überhaupt unter
Menschenrechten? Die Autoren haben Personen befragt, die darauf eine
Antwort geben könnten. Sie haben geredet und enthüllten,
was Kuba erwarte, wenn diese Kräfte dort wieder das Kommando
übernehmen.
Ernst
F. Fürntratt-Kloepp: Venezuela. Der Weg einer Revolution.
PapyRossa Verlag 2006. 200 S. (NB923) 14,90 Euro
Was zur Zeit
in Venezuela vor sich geht, wird in Europa noch immer zu wenig
beachtet: Eine Revolution gegen den Neoliberalismus mit weltweiten
Auswirkungen. Eingehend beschreibt das Buch die Veränderungen,
die seit der Präsidentschaft von Hugo Chávez vollzogen
wurden, und es beleuchtet dessen besondere Rolle im politischen
Prozeß. Besonders eingegangen wird auf die eindrucksvollen
Sozialprogramme, auf die Wirtschafts- und die überaus dynamische
Außenpolitik. Dargestellt werden aber auch die zahlreichen
ungelösten Probleme, die kritische Mediensituation und die
zugespitzten Beziehungen zu den USA, dem „Koloß im
Norden“ mit seiner offenen und verdeckten Einmischung.
André
Scheer: Kampf um Venezuela. Hugo Chávez und die
bolivarianische Revolution. Neue Impulse Verlag Essen 2004. 176 S.
(NB902) 12,90 Euro
„Maria del Carmen Rivero Ángel
hat einen schönen Namen, aber sie konnte ihn nie schreiben. Mit
73 Jahren entdeckt sie die Vokale ihrer Freiheit.“ (Granma).
„Bereitet euch darauf vor, zu regieren! Denn genau das ist die
Idee der Demokratie. Es ist das Volk, das regiert.“ (Hugo
Chávez am Tag seiner Amtseinführung). „Dieses
Verständnis von Demokratie macht uns Sorgen.“ (Colin
Powell, US-Außenminister).
Raul
Zelik, Sabine Bitter, Helmut Weber: Made in Venezuela. Notizen
zur „Bolivarischen Revolution“. Assoziation A 2004. 144
S. Und Bildtafeln. (NB724) 13 Euro.
Venezuela befindet sich
in einem tiefgreifenden Umbruch, der von Basisorganisationen und der
Chavez-Regierung als „Bolivianische Revolution“
bezeichnet wird. Die Bewohner von Armenvierteln gründen
Stadtteilräte und verwalten sich selbst. Landlose kämpfen
für die Umsetzung der Agrarreform. Die Bevölkerung
diskutiert in Nachbarschaftsversammlungen die Politik des staatlichen
Erdölunternehmens PDVSA. An Alphabetisierungs- und
Gesundheitskampagnen beteiligen sich Millionen. In den Medien wird
über diese Veränderungen nur verzerrt berichtet. Die USA,
aber auch europäische Regierungen üben massiven Druck auf
den venezolanischen Staat aus. Seit 2002 gab es eine Reihe von z.T.
Bewaffneten Umsturzversuchen, die an die Ereignisse in Chile 1970 –
1973 erinnern. Die Autoren waren sieben Monate in dem
lateinamerikanischen Land und haben die Ereignisse aus der Sicht der
Basisbewegungen protokolliert.
Dario
Azzellini: Venezuela Bolivariana. Revolution des 21.
Jahrhunderts? ISP Verlag, 2., erweiterte und aktualisiertte Auflage
2007. 328 S. (NB1045) 19,80 Euro
Dario Azzellini beschreibt
und analysiert in Venezuela Bolivariana die ersten 8 Jahre des mit
der Wahl von Chávez zum Präsidenten eingeleiteten
Transformationsprozesses. Er legt die gesellschaftlichen Reformen dar
und widmet sich den Basisbewegungen. Er geht auf die Entwicklung
Venezuelas seit 1958 ein, die in der Wahl von Chávez mündete.
Die Etappen der vergangenen Jahre, der verfassungsgebende Prozess,
der Putsch, der Unternehmerstreik, das Referendum und die Wahlen
werden ebenso behandelt wie die Gewerkschaften und Kämpfe um
Selbstverwaltung in Betrieben, die Bauernbewegungen und die
Landfrage, Rassismus, Medien, Frauenund Umweltpolitik und die
indigenen Rechte. Die Untersuchung der ökonomischen Entwicklung
und der Versuche, die Wirtschaftsstruktur zu verändern, sowie
der internationalen Politik Venezuelas und der
Destabilisierungspolitik der USA runden das Bild ab. Die Neu-Ausgabe
enthält zusätzlich ein Kapitel über die neuen
Gegenmachtorgane, die „Kommunalen Räte“.
Markus
Kampkötter: Emiliano Zapata. Vom Bauernführer zur
Legende. Eine Biographie. Unrast Verlag, 2. Auflage 2003. 176 S. mit
zahlr. Abbildungen. (NB1033) 16 Euro
Am 1. Januar 1994, dem
Tag, an dem die flächenmäßig größte
Freihandelszone der Welt von Mexiko bis nach Kanada deklariert wurde,
begann im Süden Mexikos, in Chiapas, die Rebellion einer bis
dahin gänzlich unbekannten Bauernarmee. Sie nennt sich EZLN -
Ejercito Zapatista de Liberacion Nacional. Doch wer ist dieser
Zapata, auf den sich die EZLN beruft? Emiliano Zapata, ein kleiner
Pferdehändler bäuerlicher Herkunft, war einer der
wesentlichen Aktivisten der Mexikanischen Revolution von1910-1921,
während der er sich hauptsächlich für die Interessen
der indianischen Ejido-Bauern einsetzte. Nach einem erfolgreichen
Aufstand in Morelos wurde er zum Kommandanten der „südlichen
Befreiungsarmee“ gewählt und führte 20.000 bewaffnete
Bauern zum Sieg. Am 19. April 1920 wurde er, da er nach dem „Sieg“
der Revolution nicht bereit war, seine radikalen Forderungen
aufzugeben, in einen Hinterhalt gelockt und ermordet. Diese Biografie
versucht eine Annäherung an die Person Zapatas – ein
schwieriges Unterfangen – irgendwo zwischen der Legende, die
besagt, daß Zapata noch heute auf einem weißen Schimmel
durch Mexikos Berge reise, und der Interpretation des jungen Marlon
Brando in dem Hollywood-Streifen „Viva Zapata“. Zudem
kommt das Buch nicht umhin, sich mit der 500-jährigen Conquista
Mexikkos zu befassen, und zieht Parallelen zu der aktuellen Situation
in Chiapas.
Marta
Durán de Huerta: Yo Marcos. Gespräche über die
zapatistische Bewegung. Edition Nautilus. (NB530) 10
Euro
Subcomandante Insurgente Marcos, der Mann mit der
Wollmaske, der gewählte Sprecher der Zapatisten, hat in
Interviews, Ansprachen, Zeitungsartikeln und Erklärungen
Anliegen der indianischen Einwohner Mexikos und ganz Amerikas
formuliert. Er hat dafür einen so nie gelesenen und gehörten
Stil der Politik entwickelt. Er spricht und schreibt mit Humor,
Sarkasmus und Selbstironie. In Lateinamerika hat der „Sub“
bereits den Mythos eines Che Guevara.
Ulli Simon: Septembertage. Días de Septiembre. Erinnerungen an Chile 1973. Buch und CD deutsch-spanisch. Musik: Ulli Simon, Choche Ballesteros, Chcho Cavour, Ramón Gorigoitía. Vorwort: Helmut Frenz, Nachwort: Fernando Mires. Atlantik Verlag 1998. 192 S. Zahlr. Abb. Hc. (NB696) 20 Euro
Subcomandante
Marcos, Paco Ignacio Taibo II: Unbequeme Tote. (Es fehlt, was
fehlt). Roman, vierhändig. Aus dem Spanischen von Miriam Lang.
Assoziation A 2005. 240 S. (NB866) 16,80 Euro
„Unbequeme
Tote“ ist das Ergebnis eines einzigartigen literarischen
Experiments: Der wortgewandte Sprecher der Zapatistischen Guerilla
und der bekannteste Krimi-Autor Mexikos schreiben vierhändig
einen Roman, der in wöchentlichen Vorabdrucken in der größten
linken Tageszeitung des Landes erscheint. Héctor Belascoarán
Shayne, unabhängiger Detektiv in Mexiko-Stadt, erhält
geheimnisvolle Anrufe von einem Toten. Zur gleichen Zeit wird Elías
Contreras, „Ermittlungskommission“ der EZLN, ein Dossier
über einen „gewissen Morales“ zugespielt, der in
dunkle Geschäfte im lakondonischen Urwald verwickelt ist.
Gemeinsam nehmen sie eine Spur auf, die in die Zeit des schmutzigen
Krieges in Mexiko zurückführt.
Paco
Ignacio Taibo II: Die Rückkehr der Schatten. Assoziation A.
400 S. Hc. (NB790) 24 Euro
Mexiko 1941: Ein Nazi-Netzwerk ist
im Land aktiv. In Chiapas üben deutsche Kaffeebarone ihre
Willkürherrschaft aus.
Paco
Ignatio Taibo II: 1968. Gerufene Helden. Ein Handbuch zur
Eroberung der Macht. Verlag Libertäre Assoziation 1997. 160 S.
(NB914) 14,50 Euro
Die 68er-Bewegung in Mexiko. Ein Tagebuch
und ein Roman.
Paco
Ignatio Taibo II: Erzengel. Geschichten von 12 Häretikern
der Revolution im 20. Jahrhundert. Verlag Libertäre Assoziation
1999. 312 S. Hc. (NB915) 19,50 Euro
Die Erzengel sind
Taibos ganz persönliche Geschichte des 20. Jahrhunderts:
gespiegelt in den Niederlagen von 12 querköpfigen
Revolutionären, die quer über den ganzen Globus die
herrschenden Mächte und Parteiströmungen herausforderten.
„Sie alle suchten die revolution und begaben sich mehrere Male
in die Hölle, um sie zu finden. Was sie verbindet, ist ihre
wunderbare Sturheit bei dem Versuch, diesen Planeten radikal zu
verändern.“
Gerd
Schumann: Kolonialismus, Neokolonialismus, Rekolonisierung.
PapyRossa Verlag 2016 Reihe Basiswissen. 126 S. (NB1371) 9,90
Euro
"Basiswissen" bringt in handlicher Form leicht
verständliche kritische Einführungen in Grundbegriffe aus
Politik, Geschichte, Gesellschaft und Ökonomie.
Die lange
Geschichte des Kolonialismus durchlief verschiedenartige, jeweils
entsprechend der Produktivkraftentwicklung ineinander übergehende
Phasen: Von den Sklavenhaltergesellschaften der Antike über die
Hochzeiten der europäischen Entdecker und Plünderer und
deren Erben im Kapitalismus. Sie reicht bis zu den imperialen und
neokolonialen Konquistadoren der Moderne, die sich im Zeichen der
›Globalisierung‹ überkommener kolonialistischer
Methoden bedienen. Und der neuzeitliche Kolonialismus ist, so der
bolivianische Präsident Evo Morales, der ›politische und
ideologische Zwilling‹ des Imperialismus. Beide erleben mit
der aktuellen Rekolonisierung eine neue Blüte und zeigen
zugleich offen ihr gewalttätiges Wesen. Andererseits war die
koloniale Repression allzeit begleitet von Widerstand, der im 20.
Jahrhundert streckenweise eine Entkolonisierung erreicht hat.
Allerdings haben die Befreiungsbewegungen, die diese Phase prägten,
ihre aktuellen Pendants noch nicht gefunden. Gesucht werden: Neue
Formen des Internationalismus und der Solidarität.
Josef
(Moe) Hierlmeier: Internationalismus. Eine Eiführung in
seine Ideengeschichte – von den Anfängen bis zur
Gegenwart. Schmetterling Verlag, Reihe theorie.org. 2., erweiterete
Auflage 2006. 216 S. (NB940) 10 Euro
Ein kompakter Überblick
zur Geschichte einer zentralen Bewegung der Linken und zugleich eine
reflektierende Einführung in ihre wesentlichen Debatten sowie
philosophischen und soziologischen Grundlagen. Ausgangspunkt der
Betrachtungen ist dabei nicht die Situation in den Ländern des
Trikonts, sondern die Wahrnehmung der sogenannten Dritten Welt und
ihre Projektion auf die gesellschaftlichen Verhältnisse
hierzulande. Vom ausgeprägten ideengeschichtlichen Optimismus
der 60er und 70er, über die lebensphilosophischen Theoreme der
80er bis hin zu den dialog- und konsensorientierten Ansätzen des
vergangenen Jahrzehnts zeichnet der Autor die theoretischen Raster
einer ebenso wichtigen wie widersprüchlichen politischen
Bewegung nach und fragt nach Perspektiven und neuen Denkansätzen.
Die 2., überarbeitete und aktualisierte Auflage wurde durch ein
Kapitel zu den theoretischen Grundlagen der Bewegung (Negri, Hardt,
Deleuze/Guattari etc.) gegen die neoliberale Globalisierung
erweitert.
Eduardo
Galeano: Die Füße nach oben. Zustand und Zukunft einer
verkehrten Welt. Peter Hammer Verlag 2000. 360 S. (NB513) 19,90
Euro
„Soll diese Freiheit, die Freiheit, unter
drohenden Mißgeschicken zu wählen, unsere einzig mögliche
Freiheit sein? Die verkehrte Welt bedeutet uns, die Wirklichkeit zu
ertragen, anstatt sie zu verändern.“ Mit der sprachlichen
Eleganz und der gedanklichen Schärfe, die ihn als einen der
ersten Autoren Lateinamerikas ausweisen, legt Eduardo Galeano zum
Jahrtausendwechsel eine schonungslose Bilanz vor.
Arundhati
Roy: Die Politik der Macht. Btb 2002. 480 S. (NB750) 10 Euro
Eine
Sammlung der aktuellen politischen Essays der indischen Autorin, mit
ihren vieldiskutierten Beiträgen zu den Ereignissen in New York,
in Afghanistan und Irak.
Denis
Goldberg: Der Auftrag. Ein Leben für die Freiheit in
Südafrika. Übersetzt von Birgit Morgenrath. Assoziation A
2010. 304 S. Pb. zahlreiche Fotos. (NB1152) 19,80 Euro
Der
1933 als Sohn einer jüdischen Einwandererfamilie in Kapstadt
geborene Denis Goldberg ist ein Weggefährte Nelson Mandelas und
Kämpfer gegen das Apartheidregime in Südafrika. Goldberg
schloss sich 1961 dem bewaffneten Arm der Befreiungsbewegung ANC an.
Zwei Jahre später wurde er festgenommen und zusammen mit Mandela
und anderen wegen Hochverrats zu lebenslanger Haft verurteilt. Denis
Goldberg verbrachte 22 Jahre im Gefängnis. Nach seiner
Freilassung kämpfte er aus dem Londoner Exil weiter für die
Abschaffung der Apartheid. In seinem Buch erzählt der heute
wieder in Kapstadt lebende unverbesserliche Optimist die Odyssee
seines Lebens, die zugleich eine Geschichte des langen,schwierigen
und oftmals schmerzhaften Weges Südafrikas in die Freiheit ist.
Janntje
Böhlke-Itzen: Kolonialschuld und Entschädigung. Der
deutsche Völkermord an den Herero 1904-1907. Einführung von
Norman Paech. Verlag Brandes & Apsel 2004. 144 S. (NB720) 12,90
Euro
Hat sich das deutsche Kaiserreich im kolonialen
„Schutzgebiet“ Südwestafrika eines Völkermords
schuldig gemacht? Die Bundesregierung und einige deutsche Unternehmen
sind von den Herero auf Wiedergutmachung verklagt worden. Die
Auseinandersetzung über die Bewertung des damaligen
Kolonialkrieges macht deutlich, daß in Deutschland und in
Namibia die Zeit des Kolonialismus längst noch nicht
aufgearbeitet ist. Das Buch ist ein Beitrag in der öffentlichen
Debatte um deutsche Kolonialschuld und Entschädigung.
„Juristische Prozesse dienen in diesen Fällen nicht nur
der Einklagung finanzieller Leistungen. Vor allem erhoffen die Kläger
ein Dokument offizieller Anerkennung des Unrechts, das ihnen angetan
worden ist, der Anerkennung der Leiden, Verluste und Zerstörungen
sowie eine offizielle Geste der Entschuldigung, da sie derartige
Würdigungen nie oder nur unzureichend erhalten haben.“
(Norman Paech).
Gerhard
Seyfried: Herero. Roman. Aufbau Taschenbuch 2004. 640 S. (NB744)
9,95 Euro
Im Jahre 1903 verschlägt es den jungen
Kartographen Carl Ettmann in eine Küstenstadt in der deutschen
Kolonie Südwestafrika. Dort trifft er die abenteuerelustige
Photographin Cecile. Als sie gemeinsam weiterreisen wollen, bricht
überraschend der Aufstand der Herero los. Während Ettmann
den eilig zusammengestellten deztschen Truppen zur Hilfe eilt, wagt
Cecile sich auf das umkämpfte Gebiet, um einen Herero-Häuptling
von der Teilnahme am Aufstand abzuhalten. Bald muß sie
erkennen, wie leichtsinnig ihr Entschluß gewesen ist. Ein
literarisches Ereignis – Gerhard Seyfrieds imposantes Epos über
aufständische Ureinwohner und deutsche Siedler in den Weiten
Afrikas. „Gerhard Seyfried, Jahrgang 1948, genießt als
Cartoonist und Comic-Zeichner einen legendären Ruf. Daß er
auch als Erzähler zur Meisterklasse gehört, beweist ert mit
diesem Roman, für den er mehrere Jahre lang recherchierte.“
(Aufbau Verlag).
Martin
Dolzer: Der türkisch-kurdische Konflikt. Menschenrechte –
Frieden – Demokratie in einem europäischen Land?
Pahl-Rugenstein Verlag 2010. 204 S. Pb. (NB1151) 19,90 Euro
Die
historischen Wurzeln heutiger Ereignisse und die Politiken der
beteiligten politischen Akteure zu analysieren hilft, die
Kurdistanpolitik in der Türkei verstehen zu können und
Lösungsvorschläge zu bewerten. Dieses Buch soll dazu
beitragen, eine differenziertere Sichtweise des türkisch-kurdischen
Konflikts zu eröffnen und das Schweigen über gravierende
Menschenrechtsverletzungen und den andauernden Krieg des türkischen
Militärs brechen. Neben der praktizierten Kriegs- und
Assimilationspolitik des türkischen Staates sind dabei
türkischer Nationalismus, rassistische Herangehensweisen und die
Rolle des Militärs genauso Thema wie das Agieren der kurdischen
Bevölkerung und die Politik der kurdischen Bewegung. In diesem
Rahmen wird auch die hauptsächlich auf wirtschaftlichen
Interessen beruhende Politik deutscher und internationaler
Regierungen kritisch beleuchtet.
Jürgen Kuczynski: Was wird aus unserer Welt? Betrachtungen eines Wirtschaftswissenschaflers. Schwarzkopf & Schwarzkopf 1997. 64 S. (NB108z) 9,80 Euro
Jürgen Kuczynski: Freunde und alte Bekannte. Gespräche mit Thomas Grimm. Schwarzkopf & Schwarzkopf 1997. 256 S. (NB109z) 12,60 Euro
Jürgen
Kuczynski: Asche für Phönix. Aufstieg, Untergang und
Wiederkehr neuer Gesellschaftsordnungen. Eine vergleichende Studie zu
Feudalismus, Kapitalismus und „Realem Sozialismus“. Mit
einem Nachwort von Georg Fülberth. PapyRossa Verlag 1992. 128 S.
(NB223) 8,60 Euro
„Der Untergang der ersten, rohen,
deformierten Anfänge des Sozialismus in Osteuropa hat unseren
Einblick in das Werden neuer Gesellschaftsordnungen außerordentlich
geschärft“, meint Jürgen Kuczynski. Seine These:
Feudalismus wie Kapitalismus hatten, ehe sie sich endgültig
durchsetzten, ein gescheitertes Vorspiel. Und der „Reale
Sozialismus? Deckt seine Asche einen Phönix?
Peter
Brückner: Ungehorsam als Tugend.
Zivilcourage, Vorurteil, Mitläufer. Mit einem Nachwort von
Barbara Sichtermann. Verlag Klaus Wagenbach 2018 (Reihe Politik,
Neuausgabe). 128 S. (NB1408) 10 Euro
Eine Auswahl der
wichtigsten Texte Peter Brückners.
Peter Brückner,
Antifaschist und nach Kriegsende Mitglied der KPD, wurde 1972 und
1977 wegen des Vorwurfs von Kontakten zur RAF sowie der Herausgabe
des anonymen "Mescalero"-Textes
"Buback. Ein Nachruf" von
seinem Lehrstuhl für Psychologie an der Universität
Hannover suspendiert.
Seine politisch-psychologischen Analysen
sind ein Zeugnis für die Streitbarkeit der 68er. Diese Auswahl
zeigt aber auch, dass Brückners Positionen durch ihre
begriffliche und intellektuelle Schärfe noch heute große
Schlagkraft besitzen und neuralgische Punkte auch demokratischer
Gesellschaften treffen: Vorurteil, Mitläufertum, Zivilcourage,
Gehorsam.
Peter Brückner wurde 1922 in Dresden geboren.
Seit 1939 hatte er Kontakte zu Antifaschisten und Kommunisten, die er
auch beibehielt, nachdem er 1941 nach Wien eingezogen worden war.
Nach Kriegsende wurde er Mitglied der KPD, übersiedelte 1948
zunächst nach Westberlin, dann nach Münster, wo er sein
Psychologiestudium mit der Promotion abschloss. Nach einiger Zeit im
sozialpädagogischen Bereich wandte er sich der Sozialpsychologie
zu, machte eine Ausbildung zum Psychoanalytiker und übernahm
1967 den Lehrstuhl für Psychologie an der Universität
Hannover. 1972 und 1977 wurde er von seinem Dienst suspendiert, zum
einen wegen des Vorwurfs von Kontakten zur RAF, zum anderen wegen der
Dokumentation und Herausgabe des indizierten Textes "Buback
– ein Nachruf", der anonym unter dem Namen
"Mescalero" erschien. Kurz nach
Aufhebung der disziplinarischen Maßnahmen starb Brückner
1982 in Nizza.
Peter
Brückner: Ungehorsam als Tugend. Zivilcourage, Vorurteil,
Mitläufer. Mit einem Vorwort von Barbara Sichtermann. Verlag
Klaus Wagenbach 2008 (Reihe Politik). 144 S. (NB1172). 9,90 Euro
Eine
Auswahl der wichtigsten Texte Peter Brückners. Die
politisch-psychologischen Analysen Brückners sind nicht nur ein
Dokument für die Streitbarkeit der 68er. Diese Sammlung zeigt
vielmehr, dass Brückners Positionen durch ihre begriffliche und
intellektuelle Schärfe auch heute noch aktuell sind,
insbesondere durch ihre Themen: Vorurteil, Mitläufertum,
Zivilcourage, Gehorsam. „Brückner dachte stets über
die Grenzen der eigenen Disziplin hinaus. Wo er analysiert, ist er so
bestechend wie bestürzend, seine Fragen sind so bohrend wie
seine historischen Assoziationen erhellend.“ Fritz J. Raddatz
in Die Zeit.
Thomas
Schroedter: Antiautoritäre Pädagogik. Zur Geschichte
und Wiederaneignung eines verfemten Begriffs. Schmetterling Verlag,
Reihe Theorie.org 2007. 204 S. (NB1005) 10 Euro
Der Begriff
„Antiautoritäre Erziehung“ leidet heute in der
Wissenschaft an einer kenntnisarmen „Verteufelung“. Daher
besteht nachhaltiges Interesse an einer überschaubaren und
zugleich fundierten Darstellung antiautoritärer Theorie und
Praxis. Vorgestellt werden die wesentlichen Merkmale antiautoritärer
Pädagogik, ihre Theoretiker und die Institutionen, in denen
Ansätze einer solchen Pädagogik verfolgt wurden und werden.
Vor dem Hintergrund der Geschichte autoritärer Erziehung und der
Kritik an dieser, wird die Aktualität antiautoritärer
Pädagogik hergeleitet. Insbesondere die Antworten konservativer
Pädagogik als Reaktion auf Gewalt von Schülern werden
Problematisiert und mit einer herrschaftskritischen Analyse
konfrontiert. Neben Theorie und Praxis der Kinderladenbewehung der
späten 60er Jahre werden Vorläufer und pädagogische
Ansätze beachtet wie die politischen Strömungen.
Georg
Seeßlen: Glatzen und Glamour. Mythen und Monster der
populären Kultur. Konkret 1999. 168 S. (NB15z) 11,66 Euro
In
diesem Buch geht es um die Bilder, die die Gesellschaft von sich und
der Welt produziert, in Bildmaschinen, die sie ganz harmlos Medien
nennt. Es geht unter anderem um die Selbstinszenierung der deutschen
Skinheads, m die schöne und vergebliche Suche nach Sinn im Kino,
um die Unfähigkeit der deutschen Popkultur zur Moderne, um
Eduard 'XY' Zimmermann, Freddy Kruegers teutonischen Vorfahr, um
Liane, ein Mädchen aus dem deutschen Urwald, um das Outfit der
rot-grünen Bundesregierung, um den Weg der großen
TV-Abendunterhaltung vom Bildungserlebnis zur Lottomaschine, um das
Gesamtkunstwerk Arnold Schwarzenegger, um die Selbstdarstellung der
'Frankfurter Allgemeinen Zeitung', um das neudeutsche Komödienkino,
um einen Selbstversuch in der Ferienparadiesmaschine am Lido di
Jesolo und – natürlich – um das Wetter.
Georg
Seeßlen: Orgasmus und Alltag. Kreuz- und Querzüge
durch den medialen Mainstream. Konkret 2000. 168 S. (NB255z) 11,66
Euro
In seinen neuen kulturkritischen Essays unternimmt Georg
Seeßlen Kreuz- und Querzüge durch die medialen
Inszenierungen unserer Alltagswelt. Er trifft dabei u.a. auf das
Phantom der Neuen Mitte, den „Big-Brother“-geborenen
Media-Proll, Bertolt Brecht in Hollywood, allerlei Katastrophen zu
Wasser, zu Lande und in der Luft, das pornographisierte Universum des
Kleinbürgertums, Haifische, die Presse des populistischen
Massenkapitalismus.
Jürgen
Roth, Kay Sokolowsky: Der Dolch im Gewande. Komplotte und
Wahnvorstellungen aus zweitausend Jahren. Konkret 1999. 184 S. (NB19)
11,66 Euro
Über Paranoia in der Politik
Gisela
Elsner: Heilig Blut. Roman. Verbrecher Verlag 2007. 250 S.
(NB998) 14 Euro
Erste deutsche Veröffentlichung. Zu
Lebzeiten der Autorin nur in russischer Übersetzung erschienen.
Mit einer editorischen Notiz und einem Nachwort von Christine Künzel.
Gisela
Elsner: Das Berührungsverbot. Verbrecher Verlag 2006. 220 S.
(NB975) 13 Euro
Neuauflage des 1970 erschienenen Romans.
Mehrere Paare üben sich im sogenannten Gruppensex, um der
Spießigkeit ihres bisherigen Lebens zu entfliehen. Doch der
Ausbruch, der nie einer war, endet nur in einem Akt unglaublicher
Rohheit.
Gisela Elsner: Die Zähmung. Chronik einer Ehe. Roman. Mit einem Nachwort von Tjark Kunstreich. Verbrecher Verlag 2002. 282 S. (NB589) 15 Euro
Christine
Künzel (Hg.): Die letzte Kommunistin. Texte zu Gisela Elsner.
Konkret 2009 (Konkret Texte 49). 144 S. Und Bildtafeln. (NB1131) 14
Euro
Mit ihrem Erstling „Die Riesenzwerge“ (1964)
wurde Gisela Elsner über Nacht berühmt. Doch in den 1980er
Jahren wurde es still um die „schreibende Kleopatra“, die
sich 1992 das Leben nahm. Der Film „Die Unberührbare“
brachte die Autorin im Jahr 2000 kurzzeitig wieder ins Gedächtnis.
Der Band ist ein erster Versuch, Elsners Werke vor dem Hintergrund
aktueller literatur- und kulturwissenschaftlicher Debatten neu zu
verorten und politischen Motiven in Elsners Leben und Schaffen
nachzuspüren. Als „schreibende Kleopatra“ hätte
die „letzte Kommunistin“ der BRD das Zeug zu einer Ikone
gehabt – mit ihrer spektakulären Selbstinszenierung, ihren
monströsen Perücken und tiefschwarz umränderten Augen.
Doch Gisela Elsners Karriere, die 1964 mit dem Roman „Die
Riesenzwerge“ als „vielversprechende Jungautorin“
begann, war kurz und abschüssig. Schon in den 1980er Jahren
schwand das Interesse an ihren bösen Gesellschaftskritiken, und
als sie sich 1992 das Leben nahm, war sie fast völlig vergessen.
Erst seit dem Jahr 2000 kehrte Elsner langsam ins literarische
Bewusstsein zurück, zuerst durch den Spielfilm „Die
Unberührbare“ in der Regie ihres Sohnes Oskar Roehler,
dann durch eine Werkausgabe im Berliner Verbrecher Verlag, und
schließlich begannen Rezensenten sie als „ältere
Schwester Elfriede Jelineks“ zu rühmen. In „Die
letzte Kommunistin“, herausgegeben von Christine Künzel,
würdigen Chris Hirte, Bernhard Jahn, Tjark Kunstreich, Carsten
Mindt, Evelyne Polt-Heinzl, Werner Preuß und Elfriede Jelinek
die „erste Satirikerin Deutschlands“.
Irmgard
Keun: Gilgi – eine von uns. Roman. Ullstein Taschenbuch
2018. 272 S. (NB809) 11 Euro.
Die Geschichte des Mädchens
Gilgi im Köln der 20er Jahre, mit der die 26jährige Irmgard
Keun 1931 über Nacht berühmt wurde.
Irmgard
Keun: Das kunstseidene Mädchen. Roman. Ullstein Taschenbuch
2017. 256 S. (NB1391) 10 Euro
Doris ist Sekretärin bei
einem zudringlichen Rechtsanwalt. Sie will nicht mehr tagaus tagein
lange Briefe tippen, sondern ein Star werden. Sie will in die große
Welt, ins Berlin der Roaring Twenties. Irmgard Keun hat Doris'
kunstseidene Abenteuer " naiv und brillant, witzig und
verzweifelt, volkstümlich und feurig" beschrieben (Hermann
Kesten). Bunte Unterhaltung in Verbindung mit satirischer Zeitkritik
- eine seltene Einheit.
Irmgard
Keun: Nach Mitternacht. Roman. List Taschenbuch 2002. 208 S.
(NB752) 9,99 Euro
Als 16jährige erlebt Susanne Moder die
„Machtergreifung“ und in den folgenden vier Jahren, wie
der Terror in das kleinbürgerliche Leben eindringt. Sie muß
sich entscheiden.
Brigitte
Reimann: Hunger auf Leben. Eine Auswahl aus den Tagebüchern
1955-1970 mit einem Brief an eine Freundin. Aufbau Taschenbuch 2004.
336 S. Und Bildtafeln. (NB743) 8,50 Euro
Das Schicksal der
Schriftstellerin Brigitte Reimann hat viele Leser fasziniert, ihre
Tagebücher und Briefe sind einzigartige Zeugnisse eines
ruhelosen, leidenschaftlichen, kreativen Lebens und zugleich
Zeitdokumente, die Geist und Stimmung einer ganzen Periode deutscher
Nachkriegsgeschichte einfangen. Für alle, die Brigitte Reimann
anläßlich der Verfilmung ihrer Tagebücher genauer
kennenlerne möchten, versammelt dieses Buch die bewegendsten
Tagebucheintragungen von 1955 bis 1970.
Brigitte Reimann: Alles schmeckt nach Abschied. Tagebücher 1964-1970. Hg. Von Angela Drescher. Aufbau Taschenbuch 2001. 480 S. (NB343) 10 Euro
Francois Villon: Sämtliche Werke. Französisch/Deutsch. Dtv. 336 S. (NB373) 12 Euro
Jean-Paul Sartre: Die Wörter. Autobiographische Schriften. Rororo 1968. 174 S. (NB124) 6,50 Euro
Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen. Mit einem Nachwort von Thomas Rosenlöcher. Insel Taschenbuch (insel klassik) 144 S. (NB1416) 6,50 Euro
Heinrich Heine: Romanzero. Mit zeitgenössischen Illustrationen und einem Nachwort von Joseph A. Kruse. Insel Taschenbuch 288 S. (NB234z) 7,50 Euro
Jochanan
Trilse-Finkelstein: Heinrich Heine – Gelebter Widerspruch.
Eine Biografie. Aufbau Taschenbuch 2001. 420 S. (NB398) 10 Euro
Der
Biograf veranschaulicht Heines ungewöhnliches Leben und sein
vielfältiges Werk. Aufgrund seines eigenen Lebenslaufs
beschäftigt er sich intensiv mit Heines Judentum.
Charles Chaplin: Die Geschichte meines Lebens. Fischer Taschenbuch. 510 S. (NB328) 16 Euro
Paco
Ignacio Taibo II: Vier Hände. Verlag der Buchläden
Schwarze Risse/Rote Straße, Verlag Libertäre Assoziation
1999. 416 S. (NB718) 14,50 Euro
Stan Laurel und Pancho Villa,
Trotzky und die Sandinistas, zwei Journalisten, immer auf der Suche
nach Exklusivinterviews und den nötigen Dollars; ein
Desinformationsbüro in New York, die Schaffung der Legende für
einen Drogenboss... Collagnhaft verknüpfte Revolutionsgeschichte
von Querdenkern aus dem spanischen Bürgerkrieg, aus Mexiko,
Bulgarien, den USA und Nicaragua fügen sich zusammen zu einem
fesselnden Roman, einem Politthriller von literarischem Rang. Vier
Hände wurde mit dem internationalen Dashiell-Hammett-Preis
für de besten Kriminalroman ausgezeichnet.
Dietrich
Weichold: ... und nebenbei ein toter Lehrer. Kriminalroman.
Schmetterling Verlag 2009. 248 S. (NB1096) 14,80 Euro
Ein
Gymnasium in der idyllischen schwäbischen Provinz: Der beliebte
Mathematiklehrer Bruno Schwarz wird erschlagen im Schulgebäude
aufgefunden, und das ausgerechnet am Morgen des Deutschabiturs. Für
Hauptkommissar Kupfer steht bald außer Frage, daß der
Mörder in den Reihen des Kollegiums zu finden ist. Doch offen
bleibt: Wie tief reichte die Abneigung zwischen Schwarz und dem
Querulanten Detlev Fellbauch, im Lehrerzimmer nur verächtlich
„Faulbaum“ genannt? Was hat jene verblüffende
Entdeckung zu bedeuten, die die Rentnerin Elsbeth Ruckhaberle in
ihrer Mülltonne macht? Und was hat Spanisch- und Englischlehrer
Eberhard Blech zu verbergen, dem eine ungewöhnliche Nähe
zur Abiturientin Sina Pitsch nachgesagt wird? Sinas kleine Schwester
hat ihrem Tagebuch jedenfalls eine Menge zu berichten, und das nicht
nur, weil sie zum ersten Mal verliebt ist. Thematisch hoch aktuell
greift der Roman das Phänomen „Cyberbullying“ auf,
das besonders im schulischen Umfeld an Brisanz gewinnt.
Jean-François
Vilar: Die Verschwundenen. Aus dem Französischen von Barbara
Heber-Schärer und Andrea Stephani. Nachwort von Christian von
Ditfurth. Verlag Assoziation A 2008 (Reihe „noir“). 464
S. (NB1090) 24 Euro
Der Pressefotograf Victor Blainvilles
wird entführt und drei Jahre lang festgehalten, ohne die Motive
seiner Freiheitsberaubung zu erfahren. Im November 1989 wird er
gemeinsam mit seinem Schicksalsgenossen Alex Katz in Paris
unvermittelt auf freien Fuß gesetzt. Kurze Zeit später
wird Alex von einem Lastwagen überfahren. Victor glaubt nicht an
einen Unfall und versucht das Geheimnis der Entführung zu
ergründen. Dabei stößt er auf das Tagebuch von Alex'
Vater Alfred Katz, das ihn in das Jahr 1938 zurückführt:
Alfred Katz war Trotzkist, verkehrte in den Kreisen der
künstlerischen Avantgarde und verliebte sich in Mila, das
wunderschöne Modell des Surrealisten Man Ray. Er wurde Zeuge der
Ermordung von Dissidenten der kommunistischen Bewegung durch
stalinistische Geheimagenten unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten
Weltkrieges. Victor lernt im Laufe seiner Recherchen im Jahr des
Mauerfalls die tschechische Journalistin Solveig kennen und verliebt
sich in sie. Aber auch die Menschenjagd scheint von Neuem zu
beginnen. Wie den verkleideten Bullen entkommen, den Frauen, die
Doppelagentinnen sind, der Geschichte, die uns wieder verrät?
Und vor allem, wer war Alfred Katz? Aus der Überlagerung der
Zeiten und Liebesgeschichten entsteht die narrative Spannung dieses
Romans, der seinen Höhepunkt in einer „surrealen“
Liebesszene in dem kleinen Park St. Jacques erfährt. Vilars
Roman „Die Verschwunden“ wurde im Jahr 2002 von Gilles
Bourdos verfilmt.
Dominique
Manotti: Hartes Pflaster. Roman. Mit einem Interview mit
Dominique Manotti. Assoziation A 2004 (Serie Noir) 336 S. (NB770) 16
Euro
„Noir ist das Signet einer neuen Reihe im Verlag
Assoziation A, die sich ausschließlich dem roman noir widmet.
Eine in Frankreich sehr erfolgreiche zeitgenössische Form,
Geschichte zu erzählen. In dieser Reihe erscheinen nur solche
Krimis, die noch nicht auf deutsch veröffentlicht wurden, aber
in Frankreich so links wie erfolgreich sind.“
(Verlagsmitteilung).
Frédéric
H. Fajardie: Rote Frauen werden immer schöner. Roman.
Assoziation A (noir) 2003. 192 S. (NB836) 12 Euro
„Einige
der Aktivisten von 68 begannen Krimis zu schreiben. Politische
Krimis. Sie verstehen sie als Fortsetzung des Engagements mit anderen
Mitteln.“ (aus dem Nachwort).
Didier Daenincks: Die
Statisten. Der Mann mit der Sammelbüchse. Kurzgeschichte.
Assoziation A 2005 (Serie Noir). 120 S. (NB873) 9,90 Euro
Valère
Notermans ist Filmliebhaber. Er entdeckt auf einem Festival ein
Filmfragment und macht sich auf die Suche nach dem Schöpfer
dieser faszinierenden Bilder. Er findet ein Universum des Grauens,
das auf den Nationalsozialismus und den Widerstand verweist.
Statisten ist ein knallharter roman noir und eine
faszinierende Geschichtslektion. Daenincks' ironischer Blick auf
Geschichte zeigt sich auch in der Kurzgeschichte Der Mann mit der
Sammelbüchse, in der ein kleiner Drogendealer aus der
bewegtenZeit des Pariser Mai '68 seinen Nutzen zu ziehen weiß,
bis er eines Tages auf die falsche Demo gerät...
Rolo
Diez: Wüstenstaub. Distel Literatur Verlag 2007 (Série
Noire). 264 S. (NB1018) 12,80 Euro
Carlos Hernandez,
Elite-Flic In Mexiko-City, wird wieder mit einer delikaten Affäre
betraut. Er muß die Leiche einer jungen Frau, die in der
Hauptstadt bei einer Sex-Orgie mit honorigen Männern an einer
Überdosis gestorben ist, in ihre Heimatstadt Tijuana an der
mexikanischen Grenze zurückbringen. Was harmlos beginnt,
entwickelt sich für ihn zu einer harten Überlebensprobe:
Das örtliche Drogenkartell und ein Serienmörder jagen ihn
um die Wette. Auch in diesem dreiteiligen Roman entwirft Rolo Diez
mit sarkastischem Humor das Bild einer korrupten, gewalttätigen
mexikanischen Macho-Gesellschaft.
Serge
Quadruppani: Das Weihnachtsessen. Kriminalroman. Série
noire im Distel Literaturverlag 2005. 184 S., stabiler Einband.
(NB889) 14,80 Euro
24. Dezember abends: der Weihnachtsmann
läutet an der Tür der Bankiersfamilie Boutonnier, die
Kinder sind begeistert. In Wirklichkeit nimmt der Weihnachtsmann die
Familie des Bankdirektors und seine Gäste als Geiseln. Aber was
will er wirklich? Hat er tatsächlich vor, die Bank am nächsten
Morgen auszurauben? Oder geht es ihm darum, die honorige Gesellschaft
zu demaskieren und ein perverses, tödliches Spiel mit ihnen zu
treiben? In seinem Gabenkorb hat er für jeden ein passendes
brisantes Geschenk.
Jean-Patrick
Manchette: Nada. Kriminalroman. Distel Literaturverlag 2002
(Série Noire) 216 S. (NB715) 9,90 Euro
Die
anarchistische Gruppe „Nada“, eine Frau und vier Männer,
entführt den amerikanischen Botschafter in Frankreich aus einem
Pariser Luxusbordell. Kommissar Guémond wird von höchster
Stelle beauftragt, die Entführer aufzuspüren. „Nada“
wurde von Claude Chabrol verfilmt.
Jean-Patrick
Manchette: Position: Anschlag liegend. Kriminalroman. Distel
Literatur Verlag 2003 (Série Noire). 192 S. (NB680) 10,80
Euro
Der junge Martin Terrier hatte einen Plan: In genau zehn
Jahren wollte er als wohlhabender Mann in seine Heimatstadt und zu
seiner Jugendliebe zurückkehren. Um dieses Ziel zu erreichen,
trat er als Berufskiller in die Dienste einer „Firma“.
Jetzt will er aussteigen. Doch die Firma ist von seiner Lebensplanung
wenig begeistert. Verfilmt mit Catherine Deneuve und Alain Delon.
Jean-Patrick
Manchette: Fatal. Kriminalroman. Distel Literaturverlag 2001
(Série Noire) 152 S. (NB656) 9,50 Euro
„Es gibt
immer irgendeinen oder irgendeine, die ein anderes Arschloch
umbringen möchten. Zuletzt bietet man seine Dienste an,
möglichst in einer Krisensituation. Ich sage ihnen nicht, daß
ich ein Killer bin. Ich bin eine Frau...“
Jean-Patrick
Manchette: Knüppeldick. Kriminalroman. Distel
Literaturverlag 2001 (Série Noire) 184 S. (NB657) 9,50
Euro
Eugène Tarpon, Ex-Gendarm und nun Privatdetektiv
in Paris, ist nicht sehr gefragt. Da beauftragt ihn eine nette alte
Dame, ihre spurlos verschwundene blinde Tochter zu suchen. Plötzlich
sind sie alle hinter ihm her: korrupte Polizeibeamte, bretonische
Nazis, durchgeknallte Glaubenseiferer, stahlharte Drogenhändler...
und es kommt knüppeldick.
Chantal
Pelletier: Eros und Thalasso. Kriminalroman. Distel
Literaturverlag 2000 (Série Noire) 208 S. (NB716) 9,50
Euro
Kommissar Maurice Laice ist im Streß: Zwei Leichen
an einem Tag stören das geruhsame Provinzleben im normannischen
Granville – und eine davon hinterläßt auch noch ihre
ungemein lebendige Schwester, die sich ungebeten in seine
Ermittlungen einmischt.
Chantal
Pelletier: More is less. Kriminalroman. Distel Literaturverlag
2004 (Série Noire) 216 S. (NB730) 10 Euro
Kommissar
Maurice Laice wurde erneut versetzt, diesmal von Montmartre ins 19.
Arrondissement, ins „Chinatown“ von Paris. Ein
pittoreskes Quartier, wo rebellierende Jugendliche, asiatische
Immigranten und bohemienhafte Bourgeois aufeinandertreffen. Auf der
Suche nach dem Mörder eines alten Chinesen, der beim
morgendlichen Tai-Chi im Park Buttes Chaumont erschossen wurde, stößt
der Kommissar auf eine reiche Bildhauerin, die ein Doppelleben führt,
und gerät dabei in die Schußlinie.
Emrah
Serbes: BEHZAT Ç – jede berührung hinterläßt
eine spur. Aus dem Türkischen von Oliver Kontny. Edition
Galata 2009. 320 Seiten, engl. Broschur. (NB1107) 14 Euro
Die
Nacht nach Neujahr ist trist in der Betonwüste Ankara –
insbesondere für Hauptkommissar Behzat Ç. Ständig
überlastet zu sein hilft ihm auch heute dabei, die
Trostlosigkeit seines Privatlebens zu vergessen. Als kurz nach
Mitternacht eine junge Frau von der Veranda einer Bar stürzt,
kommt die Funkmeldung für ihn fast wie eine Erlösung. Doch
seine Ermittlungen führen ihn in einen Machtkonflikt mit den
Kollegen vom Staatsschutz. Behzat Ç. ist ein mürrischer
Kettenraucher, der gern flucht, zuschlägt und auch schon mal
foltert, was ihn mit den neuen menschenrechtlichen Bestimmungen
hadern läßt. Serbes gelingt es, detailreiche
Innenansichten des Polizeiapparates und seiner keineswegs sauberen
Beamten zu vermitteln.
G.G.
Walter: Über die volle Distanz. Elefantenpress-Krimi. 256 S.
(NB362z) 10,20 Euro
Arif Schneider, Jahrgang 1945, Betreiber
eines kleinen Boxstudios in München, ist die Luft ausgegangen.
Er pendelt nur noch zwischen Training und Kneipe. Das ändert
sich schlagartig, als ihm Djula buchstäblich in den Schoß
fällt. Djula „gehört“ einem serbo-kratischen
Zuhälter, beide kommen aus Arifs bosnischem Heimatdorf.
Plötzlich ist alles wieder da, „der ganze idiotische
Jugo-Scheiß“. Arif nimmt den ungleichen Kampf um seine
Liebe auf. Seine Gegner: Zuhälter, Waffenschieber, Polizei,
Politiker und der BND. Eigentlich hat Arif keine Chance. Aber er ist
ein Fighter...
Johann
Christian Lotter: Meister des Feuers. Elefantenpress-Krimi. 224
S. (NB363z) 9,50 Euro
Privatdetektiv Michael Morbius ahnt
nicht, auf was er sich einläßt, als er auf der Suche nach
Arbeit bei der spirituellen Gruppe „Es werde Licht“
anruft. Zunächst wird sein Angebot, sie bei der Suche nach dem
Messias zu unterstützen, ja auch abgelehnt. Als dann aber die
erste verkohlte Leiche im Sektenquartier der Jesus-Jünger
gefunden wird, braucht man Morbius‘ Hilfe umso mehr. Wer ist
der „Meister des Feuers“, der Menschen auf scheinbar
übernatürliche Weise von innen verbrennen läßt
und willkürlich Feuersbrünste großen Ausmaßes
hervorrufen kann? Atemlos jagt Morbius durch Frankfurt, die Polizei
auf seinen Fersen, hält sie ihn doch für den Täter.
Morbius muß aufpassen, daß er sich nicht die Finger
verbrennt.
Reinhard
Wissdorf: Shabou. Elefantenpress-Krimi. 192 S. (NB367z) 9,50
Euro
Eine unbekannte Eurasierin verwechselt Koscinskis Auto
mit einem Taxi und manövriert ihn in eine Verfolgungsjagd. Ein
Komplott, in dem es um Amphetamin-Schmuggel, langbeinige Rothaarige,
Seilschaften bei der Ex-DDR-Kripo und Ninjas auf Abwegen geht...
Thomas
Pfanner: Glaube Liebe Mord. Espresso Krimi 2001. 256 S. (NB412z)
10,20 Euro
Das Polizisten-Duo Katja Preuß und Dabiel
Joya hat es mit einem schwierigen und blutigen Fall zu tun, in dem
erst spät die Fronten klar sind. Zuerst wird die katholosche
Kirche per Internet um etliche Millionen erleichtert. Dann detonieren
Bomben, deren Ziel immer Versammlungen katholischer Würdenträger
sind. Anfangs deutet alles auf eine neue terroristische Vereinigung
hin...
André
Héléna: Die Bullen haben immer recht.
Kriminalroman. Aus dem Französischen übersetzt von Cornelia
Wend. Edition Nautilus 1997. 192 S. Hc. (NB856) 14,90 Euro
*
André Héléna, 1919 geboren, Regieassistent,
Film-Szenarist, Bohemien, Journalist und Autor, lebte bis zu seinem
Tod 1972 überwiegend in Paris. Wie sein Freund Léo Malet
fühlte er sich besonders dem „Roman noir“
verpflichtet. Er schrieb zahlreiche Serien, Romane und Krimis im
schwarzen Stil.
Robert Brack: Nachtkommando. Thriller. Edition Nautilus Hamburg 1998. 224 S. Hc. (NB857) 7,90 Euro
Dashiell Hammett: Der gläserne Schlüssel. Roman. Diogenes Taschenbuch. 272 S. (NB1112) 10 Euro
Marie Agnès Combesque. Sklaven. Zwischen Krieg und Elend. Elefantenpress Jugendbuch, Edition „Ich klage an“. 112 S. (NB74z) 10 Euro
Victor Hugo: Les Misérables. Die Elenden. Roman. Aufbau Taschenbuch. 608 S. (NB559) 10 Euro
Ernest
Hemingway: Wem die Stunde schlägt. Roman. Fischer
Taschenbuch. 560 S. (NB351) 9,90 Euro
Als Reporter im
spanischen Bürgerkrieg engagierte sich Hemingway für die
republikanische Seite gegen die Faschisten.
Nazim Hikmet: Die Luft ist schwer wie Blei. Hava Kursun Gibi Agir. Gedichte türkisch/deutsch. Dagyeli Verlag 2000. 272 S. (NB668) 18,50 Euro
Nazim Hikmet: Das schönste Meer ist das noch nicht befahrene. En Güzel Deniz Henüz Gidilmemis Olanidir. Liebesgedichte türkisch/deutsch. Dagyeli Verlag 2001. 248 S. (NB669) 18,50 Euro
Nazim Hikmet: Eine Reise ohne Rückkehr. Dönüsü Olmayan Yolculuc. Gedichte und Poema türkisch/deutsch. Dagyeli Verlag 2001. 284 S. (NB670) 18,50 Euro
Tschingis
Aitmatow: Dshamilja. Unionsverlag. 96 S. (NB545) 4,95 Euro
1956
verfaßte Tschingis Aitmatov am Maxim-Gorki-Litraturinstitut in
Moskau als Diplomarbeit eine Geschichte und gab ihr den Titel
„Dshamilja“. Seither geht sie um die ganze Welt. Sie ist
„zur Gefährtin all jener geworden, die an die Liebe
glauben“. „Ich schwöre es, es ist die schönste
Liebesgeschichte der Welt.“ (Louis Aragon).
Gabriel García Márquez: Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt. Roman. Fischer Taschenbuch. 128 S. (NB1030) 7,90 Euro
Gabriel García Márquez: Das Leichenbegängnis der Großen Mama. Erzählungen. Fischer Taschenbuch 2004. 112 S. (NB769) 8,90 Euro
Pablo
Neruda: Ich bekenne, ich habe gelebt. Memoiren. Sammlung
Luchterhand. 478 S. (NB989) 12 Euro
„Habt Erbarmen mit
diesen Jahrhunderten und mit denen, die glücklich oder
geschunden sie überlebten...“ Pablo Neruda, einer der
größten Dichter der spanischsprachigen Literatur und
einzigartig als Mensch, als Politiker und Kommunist, hat mit seinen
Memioren ein grandioses Dokument seines Lebens und seiner Welt
hinterlassen.
José
Saramago: Hoffnung im Alentejo.
Roman. Rororo 1987. 320 S. (NB378) 7,90 Euro
Die
Provinz Alentejo, das Land der Sonne, des Weizens, der Olivenhaine
und der Korkeichen, das Land der Großgrundbesitzer und der
Tagelöhner. Der portugiesische Romancier José Saramago
(Literatur-Nobelpreis 1998) verfolgt hier das Schicksal einer
Tagelöhnerfamilie über vier Generationen, von der
Jahrhundertwende bis kurz nach der Revolution 1974.
Howard
Fast: Spartacus. Mit einer Einführung von Howard Fast und
einem Nachwort von Raphael Zehnder. Unionsverlag 2005. 384 S.
(NB1011) 11,90 Euro
Rom im Jahr 73 vor unserer Zeitrechnung.
Besonderer Beliebtheit beim Publikum erfreuen sich die
Gladiatorenkämpfe auf Leben und Tod. Auch der Sklave Spartacus
ist von der Bergwerken der Nubischen Wüste in die
Gladiatorenschule von Capua verschleppt worden. Als er und seine
Mitgefangenen rebellieren, wird aus der lokalen Revolte ein
Flächenbrand: Spartacus führt den größten
Sklavenaufstand der Geschichte an, der das Römische Reich in
seinen Grundfesten erschüttert. Howard Fasts historischer Roman
entwirft ein Panorama der römischen Gesellschaft. Der 1951
erschienene Roman wurde 1960 von Stanley Kubrick verfilmt.
Hauptdarsteller und Produzent Kirk Douglas setzte sich dafür
ein, daß neben dem Autor Howard Fast auch andere
Filmschaffende, die auf der „Schwarzen Liste“ des
„Kommunistenjägers“ Joseph McCarthy standen, an der
Produktion beteiligt wurden.
Umberto Eco: Der Name der Rose. Roman. Dtv. 688 S. (NB380) 10,95 Euro
Martin Andersen Nexö: Die Küste der Kindheit. Die schönsten Erzählungen. Aufbau Taschenbuch 2001. 320 S. (NB344) 7,95 Euro
Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür und ausgewählte Erzählungen. Mit einem Nachwort von Heinrich Böll. Rororo 1956. 128 S. (NB121) 5,95 Euro
Wolfgang Borchert: Die traurigen Geranien und andere Geschichten aus dem Nachlaß. Hg. Und mit einem Nachwort von Peter Rühmkorf. Rororo 1967. (NB122) 128 S. 6,95 Euro
Wolfgang Borchert: Das Gesamtwerk. Rowohlt gebundene Ausgabe. (NB123) 14,90 Euro
Wolfgang
Borchert: Das Gesamtwerk. Herausgegeben von Michael Töteberg
unter Mitarbeit von Irmgard Schindler. rororo 2007. 576 S. (NB1133)
12,99 Euro
Mit nur zwei Dutzend Kurzgeschichten, einer
Handvoll Gedichte und dem Theaterstück „Draußen vor
der Tür“ wurde Wolfgang Borchert zur wichtigsten Stimme
der deutschen Nachkriegsliteratur. Sie hat bis heute nichts von ihrer
Wirkung eingebüßt. Für die Neuausgabe des 1949
erschienenen Gesamtwerks sind sämtliche Texte anhand von
Manuskripten und Erstdrucken revidiert und seinerzeit getilgte
Passagen wieder eingefügt worden.
Wolfgang Borchert mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt von Peter Rühmkof. rororo bildmonographie. 192 S. (NB1134) 7,50 Euro
Anna
Seghers: Überfahrt. Eine Liebesgeschichte. Aufbau
Taschenbuch 1997. 144 S. (NB185z) 7,15 Euro
„Mit einer
Abfahrt ist nichts zu vergleichen. Keine Ankunft, kein Wiedersehen.
Man läßt den Erdteil endgültig hinter sich zurück.
Und was man dort auch alles erlebt hat an Leiden und Freuden, wenn
die Schiffsbrücke hochgezogen wird, dann liegen vor einem drei
reine Wochen Meer.“
Anna
Seghers: Karibische Geschichten. Aufbau Taschenbuch 2000. 256 S.
(NB245) 6 Euro
Die Hochzeit von Haiti; Wiedereinführung
der Sklaverei in Guadeloupe; Das Licht auf dem Galgen.
Anna Seghers: Das siebte Kreuz. Ein Roman aus Hitlerdeutschland. Aufbau Taschenbuch 2000. 448 S. (NB247) 9,99 Euro
Anna Seghers: Die Rettung. Roman. Aufbau Taschenbuch 1995. 528 S. (NB266z) 9,15 Euro
Anna
Seghers: Transit. Roman. Aufbau Taschenbuch 2018. 318 S. (NB267)
12 Euro
Über die Flucht der Emigranten aus dem besetzten
Frankreich.
Anna Seghers: Der Ausflug der toten Mädchen und andere Erzählungen. Aufbau Taschenbuch 1997. 144 S. (NB271) 4,95 Euro
Anna Seghers: Sonderbare Begegnungen. Drei Erzählungen. Aufbau Taschenbuch 1994. 144 S. (NB439z) 6,55 Euro
Anna
Seghers: Sämtliche Erzählungen 1924-1980. Aufbau
Taschenbuch 6 Bände im Schuber. (NB184) 35 Euro
Erzählungen
schrieb Anna Seghers ein Leben lang. Geschichten waren die ersten
Arbeiten, die sie veröffentlichte, und die letzten. Mit dieser
Sammlung sind, chronologisch geordnet, erstmals alle zugänglichen
Erzählungen von Anna Seghers zusammengefaßt. In sechs
Bänden ist ein unglaublich facettenhaftes Werk gebündelt,
das Erzählungen bietet, die zu den schönsten der deutschen
Literatur gehören.
Lion Feuchtwanger: Goya oder Der arge Weg der Erkenntnis. Roman. Aufbau Taschenbuch 2000. 608 S. (NB182) 14,99 Euro
Lion Feuchtwanger: Erfolg. Drei Jahre Geschichte einer Provinz. Roman. Aufbau Taschenbuch 1995. 880 S. (NB274) 12,99 Euro
Lion Feuchtwanger: Exil. Roman. Aufbau Taschenbuch 1998. 864 S. (NB276) 14,99 Euro
Lion Feuchtwanger: Die häßliche Herzogin. Roman. Aufbau Taschenbuch. 240 S. (NB438) 8,50 Euro
Lion Feuchtwanger: Die Jüdin von Toledo. Roman. Aufbau Taschenbuch. 512 S. (NB1424) 14 Euro
Heinrich Mann: Ein ernstes Leben. Roman. Mit einem Nachwort von Elke Segelcke und einem Materialienanhang. Fischer Taschenbuch Studienausgabe in Einzelbänden 1991. 336 S. (NB228) 9,90 Euro
Heinrich Mann: Der Untertan. Roman. Fischer Taschenbuch. 496 S. (NB288) 11 Euro
Heinrich Mann: Professor Unrat. Roman. Rororo 190 S. (NB289) 9,99 Euro
Heinrich Mann: Die Göttinnen. Die drei Romane der Herzogin von Assy. Fischer Taschenbuch Studienausgabe in Einzelbänden. Band I: Diana. 384 S. (NB290) 8,40 Euro Band II: Minerva. 368 S. (NB291) 8,40 Euro Band III: Venus. 352 S. (NB292) 8,95 Euro
Heinrich Mann: Die Armen. Roman. Fischer Taschenbuch Studienausgabe in Einzelbänden. 320 S. (NB293) 9,95 Euro
Heinrich Mann: Im Schlaraffenland. Ein Roman unter feinen Leuten. Fischer Taschenbuch Studienausgabe in Einzelbänden. 482 S. (NB293) 10,95 Euro
Heinrich Mann: Empfang bei der Welt. Roman. Fischer Taschenbuch Studienausgabe in Einzelbänden. 464 S. (NB294) 9,90 Euro
Heinrich Mann: Ein Zeitalter wird besichtigt. Erinnerungen. Fischer Taschenbuch Studienausgabe in Einzelbänden. 768 S. (NB295) 14,95 Euro
Heinrich Mann: Flöten und Dolche. Novellen. Fischer Taschenbuch Studienausgabe in Einzelbänden. 160 S. (NB296) 6,40 Euro
Heinrich Mann: Der Haß. Deutsche Zeitgeschichte. Essays. Fischer Taschenbuch Studienausgabe in Einzelbänden. 240 S. (NB297) 7,40 Euro
Heinrich Mann: Die Jugend des Königs Henri Quatre. Roman. Fischer Taschenbuch. 720 S. (NB628) 14,95 Euro
Heinrich Mann: Die Vollendung des Königs Henri Quatre. Roman. Mit einem Anhang. Fischer Taschenbuch. 1120 S. (NB629) 16,95 Euro
Stefan
Ringel: Heinrich Mann – Ein Leben wird besichtigt. Eine
Biographie. Aufbau Taschenbuch. 592 S. (NB562) 12,50 Euro
„Ich
bin ebenso gewöhnlich wie auserlesen“, sagte Heinrich Mann
über sich selbst. Doch die Literaturgeschichte verbannte ihn
zumeist in den Schatten seines jüngeren Bruders Thomas Mann.
Stafan Ringel rückt den Autor des „Untertan“ aus
diesem Schatten heraus und interpretiert so fundiert wie unterhaltsam
Leben, Werk sowie das politische Engagement eines der bedeutendsten
Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.
Klaus Mann: Mephisto. Roman einer Karriere. Rororo. 402 S. (NB332) 8,90 Euro
Klaus Mann: Der Wendepunkt. Ein Lebensbericht. Mit einem Nachwort von Frido Mann. Rororo. 542 S. (NB333) 9,90 Euro
Klaus Mann: Der Vulkan. Roman unter Emigranten. Mit einem Nachwort von Michael Töteberg und 30 Szenenfotos aus der Verfilmung von Ottokar Runze. Überarbeitete und erweiterte Neuausgabe. Rororo. 576 S. (NB529) 9,90 Euro
Thomas Mann: Buddenbrooks. Verfall einer Familie. Roman. Fischer Taschenbuch. 768 S. (NB1161) 9,95 Euro
Bertolt Brecht: Mutter Courage und ihre Kinder. Eine Chronik aus dem Dreißigjährigen Krieg. Edition suhrkamp. 128 S. (NB470) 5,50 Euro
Bertolt Brecht: Der kaukasische Kreidekreis. Edition suhrkamp. 132 S. (NB463) 5 Euro
Bertolt Brecht: Der gute Mensch von Sezuan. Parabelstück. Edition Suhrkamp. 158 S. (NB465) 5,50 Euro
Bertolt Brecht: Die heilige Johanna der Schlachthöfe. Edition suhrkamp. 160 S. (NB467) 6 Euro
Bertolt Brecht: Herr Puntila und sein Knecht Matti. Volksstück. Edition suhrkamp. 144 S. (NB469) 5,50 Euro
Bertolt Brecht: Die Dreigroschenoper. Edition suhrkamp. 128 S. (NB461) 5,50 Euro
Bertolt Brecht: Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny. Oper. Edition suhrkamp. 112 S. (NB466) 6 Euro
Bertolt Brecht: Baal. Drei Fassungen. Kritisch ediert und kommentiert von Dieter Schmidt. Edition suhrkamp. 232 S. (NB464) 9,00 Euro
Bertolt Brecht: Die Maßnahme. Zwei Fassungen. Anmerkungen. edition suhrkamp. 112 S. (NB1199) 7,50 Euro
Bertolt Brecht: Leben des Galilei. Schauspiel. Edition suhrkamp. 144 S. (NB460) 5,50 Euro
Bertolt Brecht: Schwejk im zweiten Weltkrieg. Edition suhrkamp. 128 S. (NB462) 7,50 Euro
Bertolt Brecht: Furcht und Elend des Dritten Reiches. Edition suhrkamp. 144 S. (NB468) 7 Euro
Bertolt Brecht: Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui. Edition Suhrkamp. 144 S. (NB900) 5,50 Euro
Bertolt Brechts Hauspostille. Suhrkamp Taschenbuch. 168 S. (NB1305) 8 Euro
Bertolt Brecht: Ausgewählte Gedichte. Ausgewählt von Siegfried Unseld. Nachwort von Walter Jens. edition suhrkamp. 112 S. (NB1200) 7,00 Euro
Bertolt
Brecht: Hundert Gedichte 1918-1950. Aufbau Verlag 1998. 268 S.
(NB476z) 12.50 Euro
Die von Wiland Herzfelde besorgte Auswahl
wurde von Brecht autorisiert und erschien erstmals 1951.
Bertolt
Brecht: Kriegsfibel. Nachwort von Günter Kunert.
Eulenspiegel Verlag. 170 S. (NB494z) 25 Euro
In diesem
großformatigen Bildband sind die Kriegsfotos gesammelt, die
Brecht aus Zeitungen und Zeitschriften ausschnitt und mit Vierzeilern
kommentierte.
Bertolt Brecht: Buckower Elegien / Gedichte aus dem Exil. Insel-Bücherei. 56 S. Hc. (NB478) 9,80 Euro
Bertolt Brecht: Liebesgedichte. Ausgewählt von Elisabeth Hauptmann. Insel-Bücherei. 70 S. Hc. (NB477) 9,80 Euro
Bertolt Brecht: Gedichte über die Liebe. Ausgewählt von Werner Hecht. Suhrkamp taschenbuch. 256 S. (NB481) 8 Euro
Bertolt Brecht: Dreigroschenroman. Suhrkamp Taschenbuch. 400 S. (NB879) 13 Euro
Bertolt Brecht: Geschichten vom Herrn Keuner. Suhrkamp taschenbuch. 128 S. (NB471) 6 Euro
Bertolt Brecht: Kalendergeschichten. Rororo. 128 S. (NB474) 8,99 Euro
Bertolt Brecht: Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar. Romanfragment. Rororo. 158 S. (NB473) 4,50 Euro
Bertolt Brecht: Flüchtlingsgespräche. Suhrkamp taschenbuch. 176 S. (NB472) 7 Euro
Bertolt Brecht: Me-ti. Buch der Wendungen. Bibliothek Suhrkamp. 196 S. Hc. Mit SchU. (NB475) 12,80 Euro
Bertolt
Brecht: Werke. Große kommentierte Berliner und Frankfurter
Ausgabe. Hg. von Werner Hecht, Jan Knopf, Werner Mittenzwei,
Klaus D. Müller. Suhrkamp Verlag. 30 Bände (33 Teilbände).
Band 1-10: Stücke, Bd. 11-15: Gedichte, Bd. 16-20: Prosa, Bd.
21-25: Schriften, Bd. 26-27: Jornale, Bd. 28-30: Briefe,
Registerband. Jeder Band enthält einen ausführlichen
Apparat über Entstehung, Wirkung, Textfassungen und einen
Zeilenkommentar. ca. 22.000 Seiten, jeder Band Leinen mit
Schutzumschlag und zwei Lesebändchen. (NB 980) 1280 Euro
Die
meisten Bände sind noch einzeln lieferbar.
Bertolt Brecht: Lektüre für Minuten. Gedanken aus seinen Büchern und Briefen. Suhrkamp Verlag 192 S. Hc. (NB480) 8,80 Euro
Bertolt
Brecht: Werke. Große kommentierte Berliner und Frankfurter
Ausgabe. Suhrkamp Verlag. 30 Bände in 33 Einzelbänden,
Ln. Mit SchU. (NB492) 1280 Euro
Bände auch einzeln
lieferbar.
Bertolt Brechts Die Ernte. Die Augsburger Schülerzeitschrift und ihr wichtigster Autor. Gesamtausgabe. Maro Verlag. 156 S. Großformat. Hc., 90 Abb. Und eine Faksimile-Beilage. (NB479z) 22 Euro
Brecht
Liederbuch. Herausgegeben und kommentiert von Fritz Hennenberg.
Suhrkamp Verlag 7. Aufl. 2017. 550 S. Paperback (NB1399) 18 ¤
Mit
Noten und Anmerkungen.
Werner Hecht: Brecht-Chronik 1898 – 1956. Suhrkamp Verlag. 1200 S., zahlr. Abb. Ln. Im Schuber. (NB491) 76 Euro
Bertolt
Brecht. Dargestellt von Reinhold Jaretzky. rowohlts monographien
2006. 160 S. mit zahlreichen Abbildungen. (NB1139) 8,50 Euro
Dieser
Band ersetzt die 1959 erschienene Monographie von Marianne Kesting.
Bertolt Brecht. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt von Marianne Kesting. Rowohlts monographien. 190 S. (NB490) 7,50 Euro
Friedrich
Dieckmann: Wer war Brecht? Erkundungen und Erörterungen.
Aufbau Taschenbuch 2003. 224 S. (NB678z) 7,95 Euro
Brecht ist
ein verborgener Dichter, was wenig auffiel, solange er in aller Munde
war. Daß er nicht mehr Mode ist, begünstigt den Versuch,
den Quellen und Antrieben seiner dichterischen Existenz nachzuspüren.
Friedrich Dieckmann unternimmt es, jenen Firnis abzulösen, mit
dem der Ruhm Werk und Person dieses Jahrhundertdichters lange Zeit
überzog, und ihn dort aufzusuchen, wo er sich preisgibt: in
seinem Werk.
Marcel Reich-Ranicki: Ungeheuer oben. Über Bertolt Brecht. Erweiterte Neuausgabe. Aufbau Taschenbuch 2001. 160 S. (NB442) 7,95 Euro
Werner
Frisch, K.W. Obermeier: Brecht in Augsburg. Erinnerungen,
Dokumente, Fotos. Mit einem Vorwort von Werner Mittenzwei. Aufbau
Taschenbuch 1997. 290 S. 127 Abb. (NB485z) 10,20 Euro
Diese
Untersuchung erschien erstmals 1975. Alle erreichbaren Quellen wurden
ausgewertet, Zeitzeugen befragt. So entstand ein komplettes Bild der
Augsburger Jahre.
„Denken
heißt verändern...“. Erinnerungen an Bertolt
Brecht. Hg. Von Joachim Lang und Jürgen Hillersheim. Maro
Verlag. 192 S. Mit einigen Abb. (NB486z) 16,40 Euro
Das Buch
zur Fernsehserie von ARD und arte. Gespräche mit Mitarbeitern
und Zeitzegen: Benno Besson, Erwin Geschonneck, Käthe Reichel,
Ekkehard Schall, Manfred Wekwerth u.a.
Armin Stolper: Meine kleine Brecht-Postille. Zum 100. Geburtstag von bb. Spotless Verlag 1998. 112 S. (NB487z) 5,11 Euro
Wolfgang
Bömelburg: Hobellied für Bertolt Brecht. Ein
Theatertischler erzählt. Eulenspiegel Verlag 1997. 112 S. Hc.
20 Abb. (NB488z) 12 Euro
Theatergeschichte aus einer
anderen Perspektive. Wolfgang Bömelburg war von 1951 bis 1995
zuerst als Theatertischler, dann als Bühnenmeister beim Berliner
Ensemble.
Sabine
Kebir: Helene Weigel – Abstieg in den Ruhm. Eine
Biographie. Aufbau Taschenbuch 2002. 432 S. (NB564) 10 Euro
Als
„lärmendste Schauspielerin Berlins“ machte sich
Helene Weigel in den 20er Jahren einen Namen. Mit eher leisen Tönen
erlangte sie schließlich Weltruhm – als Bertolt Brechts
„Primadonna im proletarischen Gewand“. Viele Spuren ihres
Lebens, aber auch viele Quellen ihrer Kunst hat sie meisterhaft
verwischt. Schlichtheit und Schweigen gehörten zum raffinierten
Arsenal dieser einmaligen Schauspielerin. Sabine Kebir, bekannt durch
provokante Studien über Brecht und seine Mitarbeiterinnen,
ermittelte aus vielen Zeugnissen die nachhaltigen Eindrücke, die
die Weigel bei Kollegen, Kritikern, bei Freunden und ihrer Familie
hinterließ. Sie rekonstruiert das Bild einer ungewöhnlichen
Frau, die sich in der Kunst und in ihrem Leben als couragierte
Avantgardistin weiblicher Emanzipation behauptete.
Sabine
Kebir: Ich fragte nicht nach meinem Anteil. Elisabeth Hauptmanns
Arbeit mit Bertolt Brecht. Aufbau Taschenbuch 2000. 300 S. Einige
Abb. (NB286z) 8,95 Euro
Hat Brecht tatsächlich seinen
Weltruhm im Austausch von „sex for text“ erworben? Auf
Kosten seiner Mitarbeiterinnen also, wie es der amerikanische
Literaturprofessor John Fuegi behauptet? Sabine Kebir tritt mit einer
temperamentvollen Streitschrift gegen diese Auffassung an. Ihre
Zeugin ist Elisabeth Hauptmann, langjährige Mitarbeiterin
Brechts, deren bislang kaum beachteten Selbstaussagen hier
umfangreich präsentiert und ausgewertet werden. Sie belegen
gegenseitige Inspiration und gemeinsames Engagement des Duos
Brecht-Hauptmann und die Befindlichkeiten einer Frau, die zu den
Pionierinnen der freien Liebe gehörte. Darüber hinaus
tragen sie zu einem neuen Verständnis von Brecht als
Kollektivautor bei.
Sabine Kebir: Ich fragte nicht nach meinem Anteil. Elisabeth Hauptmanns Arbeit mit Bertolt Brecht. Gebundene Ausgabe: Aufbau Verlag 1997. 292 S. 10 Abb. (NB483z) 22 Euro
Sabine
Kebir: Mein Herz liegt neben der Schreibmaschine. Ruth Berlaus
Leben vor, mit und nach Bertolt Brecht. Edition Lalla Moulati 2006.
416 S. (NB981) 25 Euro
Um Ruth Berlau (1906-1974), die
dänische Freundin und Mitarbeiterin Bertolt Brechts, ranken sich
zahllose Gerüchte und Legenden. Sabine Kebir, die schon mehrere
Biografien von Frauen im Umkreis Brechts verfaßte, legt nun
eine Biografie Ruth Berlaus vor. Sie entstand auf der Grundlage der
Berliner und Kopenhagener Nachlässe sowie zahlreicher
Zeugenschaften. Die gleichermaßen großartige wie
tragische Figur der Dänin wird aus neuen Blickwinkeln
betrachtet. Brecht war nicht nur ihr Lehrer, sondern auch ihr
Therapeut. Beide ahnten nicht, daß daraus ein verhängnisvoller
Kampf entstehen würde und schließlich eine gegenseitige
Gefangenschaft. Auch Brecht lernte etwas Wesentliches von Ruth
Berlau: extremes Vernunftdenken stößt an Grenzen. Sabine
Kebirs Forschung bietet auch eine Sicht auf unbekannte Novellen,
Fragmente von Stücken, Filmszenen und Hörspiele, die von
der Kreativität zeugen, die Berlau und Brecht zusammen
entfalteten.
Ruth
Berlau: Jedes Tier kann es. Erzählungen. Mit einem Nachwort
von Klaus Völker. Suhrkamp Taschenbuch 2001. 128 S. (NB971) 7
Euro
1940 veröffentlichte Ruth Berlau, Schauspielerin,
Fotografin, Mitarbeiterin und Geliebte Bertolt Brechts, diese
Erzählingen, die ein Tabu zum Thema machen: Die fehlende
sexuelle Erfüllung läßt Berlaus Frauen mit
geistreichem Enthusiasmus streiten und spotten – über die
Männer, die „die natürlichste Verrichtung der Welt
nicht ausführen können. Jedes Tier kann es, aber sie können
es nicht mehr.“
Ruth
Berlau: Jedes Tier kann es. Erzählungen. Persona Verlag. 168
S. (NB489) 12,50 Euro
Brechts engste Mitarbeiterin fand als
Autorin zu wenig Beachtung. Die Erzählungen in diesem Band
handeln von der Liebe und ihren Schwierigkeiten.
Gerd
Koch / Florian Vaßen / Doris Zeilinger: „Können uns
und euch und niemand helfen“. Die Mahagonnysierung der
Welt. Bertolt Brechts und Kurt Weills „Aufstieg und Fall der
Stadt Mahagonny“. Verlag Brandes & Apsel 2006. 248 S. mit
einigen Abbildungen und Bildtafeln. (NB949) 19,90 Euro
Der
Stückeschreiber Bertolt Brecht und der Komponist Kurt Weill
produzieren Ende der 20er Jahre eine antikulinarische Oper, die
analytisch-dialektisch, theatral-metaphorisch,
karikierend-unterhaltsam, verlockend-spielerisch der Zeit die eigene
Melodie verfremdet vorsingt. „Aufstieg und Fall der Stadt
Mahagonny“ signalisiert jedoch auch: „Aber etwas fehlt!“
Mahagonny“ ist so unterschwellig ein Sehnsuchtsstück. Mehr
als ein Dreivierteljahrhundert nach der Uraufführung bleibt das
Stück damit Symbol für das Leben auch in heutigen
Globalisierungs-, Ausbeutungs- und Vergnügungszuständen.
Autorinnen und Autoren aus den unterschiedlichsten Disziplinen
beschäftigen sich mit der weiterhin aktuellen Einmischung der
Anti-Oper von Brecht und Weill in die Mahagonny-Welt, in der wir noch
immer leben. Damit beleben sie die Tradition des Umgangs mit
„Mahagonny“, wie ihn einst Bloch, Benjamin, Kracauer und
Adorno kritisch und produktiv praktizierten.
Karl
Kraus: Die letzten Tage der Menschheit. Tragödie in fünf
Akten mit Vorspiel und Epilog. Mit einem Vorwort von Franz Schuh,
herausgegeben von Bernhard Fetz. Verlag Jung und Jung 2014 (Reihe
Österreichs Eigensinn). 800 S. Ln. (NB1285) 28 Euro
Einem
„Marstheater“ hat Karl Kraus seine Weltkriegstragödie
zugedacht – weil sie mit ihren über 200 Szenen nicht nur
im Umfang über jede menschliche Vorstellung hinausgeht. Die
Tragödie findet hier nicht nur auf dem Theater statt, sie ist
eine Katastrophe von apokalyptischen Dimensionen, der Untergang der
Welt in einer „Extraausgabee“. Und so endet der Krieg,
gegen den Karl Kraus mit satirischem Furor und moralischer Beschämung
Krieg geführt hat, hier nicht mit einem Frieden: „Dieser
nicht.“ Denn: „Er hat sich nicht an der Oberfläche
des Lebens abgespielt, sondern im Leben selbst gewütet. Die
Front ist ins Hinterland hineingewachsen. Sie wird dort bleiben.“
Und Karl Kraus spürt ihrem Verlauf nach: in der Presse wie im
Militärkommando, im Café wie am Schlachtfeld, im
Wurstelprater wie vorm Kriegsgericht und vor allem in dem von
Chauvinismus und Gewissenlosigkeit verseuchten Denken und Sprechen
seiner Zeitgenossen. Aus Erfundenem wie Gefundenem gestaltet Karl
Kraus ein großes Panorama des Schreckens, den tragischen
Karneval einer Menschheit im Vernichtungsrausch: ein literarisches
Fanal, Mahnmal und Monument.
Karl Kraus: Sittlichkeit und Kriminalität. Karl Kraus Schriften Bd. 1. Suhrkamp Taschenbuch. 384 S. (NB864) 10 Euro
Karl
Kraus: Aphorismen. Suhrkamp Taschenbuch. 544 S. (NB1301) 13
Euro
Die Aphorismensammlungen „Sprüche und
Widersprüche“, „Pro domo et mundo“ und
„Nachts“ in einem Band.
Kurt Tucholsky: Zwischen gestern und morgen. Eine Auswahl aus seinen Schriften und Gedichten, hg. Von Mary Gerold-Tucholsky. Rororo. 254 S. (NB450) 7,90 Euro
Kurt
Tucholsky: Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte. Rororo.
158 S. (NB447) 6,50 Euro
Dieses berühmte „Bilderbuch
für Verliebte“, die sommerliche Wochenendfahrt zweier
junger Großstadtmenschen ins märkische Schloßstädchen,
ist voll liebenswürdiger Ironie und erotischem Charme. Neben den
biedermeierlich-poetischen Zeichnungen Kurt Szafranskis enthält
diese Neuausgabe auch noch eine Auswahl verwandter Prosa.
Kurt
Tucholsky: Schloß Gripsholm. Eine Sommergeschichte. Mit
Textillustrationen von Wilhelm M. Busch. Rororo. 128 S. (NB448) 6,90
Euro
Eine Sommerliebe in Schweden. Unnachahmlich graziös
und amüsant erzählt, schwebend wie ein Schmetterling und
sonnendurchflutet wie der Sommer selbst.
Kurt
Tucholsky: Deutschland Deutschland über alles. Ein
Bilderbuch. Montiert von John Heartfield. Rororo. 258 S. (NB449) 7,90
Euro
Dieses Buch von deutscher Ungerechtigkeit, Verblendung
und deutschem Hochmut ist ein Schreckbild der „goldenen
zwanziger Jahre“. Zugleich aber sind Tucholskys Kommentare zu
Heartfields Fotomontagen eine Warnung für die Gegenwart.
Kurt Tucholsky: Gedichte. Rororo. 834 S. (NB455) 10,90 Euro
Kurt Tucholsky: Schnipsel. Rororo. 384 S. (NB451) 6,50 Euro Aphorismen.
Kurt
Tucholsky: Deutsches Tempo. Texte 1911 bis 1932. rororo. 958 S.
(NB456) 9,90 Euro
Ergänzungsband zur zehnbändigen
Werkausgabe.
Kurt Tucholsky: Die Q-Tagebücher 1934-1935. rororo. 446 S. (NB452) 7,50 Euro
Kurt Tucholsky: Unser ungelebtes Leben. Briefe an Mary. Rororo. 636 S. (NB454) 9,90 Euro
Kurt Tucholsky: Briefe aus dem Schweigen 1932-1935. Briefe an Nuuna. Rororo. 318 S. (NB453) 6,50 Euro
Kurt Tucholsky dargestellt von Michael Hepp. Rororo 1998 (rowohlts monographie). 192 S. Mit zahlr. Abb. (NB457) 8,95 Euro
Das Erich Kästner Lesebuch. Diogenes (detebe). (NB298) 12,00 Euro
Erich Kästner: Herz auf Taille. Mit Zeichnungen von Erich Ohser. Dtv. 128 S. (NB301) 9,90 Euro
Erich Kästner: Fabian. Die Geschichte eines Moralisten. Dtv. 256 S. (NB306) 7,90 Euro
Erich Kästner: Bei Durchsicht meiner Bücher. Dtv. (NB307) 6,60 Euro
Heinrich Böll: Billard um halb zehn. Roman. dtv. 334 S. (NB1431) 9,90 ¤
Heinrich Böll: Ansichten eines Clowns. Roman. dtv. 286 S. (NB1414) 9,90 Euro
Hans
Fallada: Wolf unter Wölfen. Roman. rororo. 1332 S. (NB1415)
12,99 Euro
In epischer Breite angelegte Schilderung des
Inflationsjahres 1923. Mit einem Nachwort zur Entstehungsgeschichte
des Romans.
Hans
Fallada: Jeder stirbt für sich allein. Roman. Aufbau
Taschenbuch 2011. 704 S. (NB1421) 12,99 Euro
Auf Bitten von
Johannes R. Becher schrieb Fallada diesen Roman über das Leben
der "kleinen Leute" während der Nazi-Diktatur.
Erstmals in der ungekürzten Fassung, mit einem umfangreichen
Anhang.
Hans
Fallada: Bauern, Bonzen und Bomben. Roman. rororo 2018. 720 S.
(NB1411) 9,99 Euro
Was Fallada als Berichterstatter im
„Landvolkprozeß“ von 1928 erlebte, verarbeitete er
zu einem handlungsreichen Provinzroman. Tucholsky nannte Falladas
Satire ein „politisches Lehrbuch der Fauna Germanica, wie man
es sich nicht besser wünschen kann“.
Der Kampf
des Landvolks gegen die verhaßte Bürokratie, gegen
die verhaßte Republik, der sich zum Kampf aller gegen
alle ausweitet. Die Revolte von rechts besiegelt das Scheitern
der ersten Demokratie in Deutschland.
Hans
Fallada: Kleiner Mann – was nun?
Roman. Aufbau Taschenbuch. 556
S. (NB440) 12,99
Euro
Erstmals in der
Originalfassung. In
diesem bewegenden Roman, der zum Welterfolg wurde, schildert Fallada
das hoffungslose Leben der kleinen Angestellten in den letzten Jahren
der Weimarer Republik.
Hans Fallada: Wer einmal aus dem Blechnapf frißt. Roman. Aufbau-Taschenbuch. 592 S. (NB548) 12,99 Euro
Arnold Zweig: Die Novellen um Claudia. Roman. Aufbau Verlag (Berliner Ausgabe) 1997. 250 S. Hardcover. (NB1427) 23 Euro
Arnold
Zweig: Der Streit um den Sergeanten Grischa. Roman. Aufbau
Taschenbuch 1994. 524 S. (NB236) 10,95 Euro
Roman über
den Ersten Weltkrieg.
Arnold
Zweig: Junge Frau von 1914. Roman. Aufbau Verlag 2014. 432 S. Gb.
(NB1272) 15 Euro
In diesem Roman einer Liebe im Ersten
Weltkrieg steht das Schicksal der jungen Lenore Wahl im Mittelpunkt,
womit Zweig auf das Unverständnis seiner Zeitgenossen stieß:
Man empfand dies als befremdlich privat, wo doch die Männer an
der Front gekämpft und ihr Leben riskiert hatten. Der Autor aber
wusste, dass der Krieg bis in die Heimat vordringt und nicht zuletzt
dort seine Opfer fordert. Zudem legte er mit diesem Werk ein
aufsehenerregendes Bekenntnis zur weiblichen Selbstbestimmung vor,
das seiner Zeit weit voraus war. „Ein furioser Pazifist.“
DIE ZEIT
„Der Krieg zwingt die Helden Zweigs,
leidenschaftlicher zu lieben, tiefer zu hassen, schneller zu lernen,
mehr zu leiden, intensiver zu leben. Er beschleunigt ihre Entwicklung
und ihren Untergang, er steigert ihren Ehrgeiz und ihr
Machtbedürfnis, ihren Wissensdurst und ihre Resignation, ihr
Mitleid, ihren Neid und ihre Sehnsucht nach Glück. Der Krieg
macht sie klüger, härter und grausamer, er ist eine große
Anstandsprobe, eine moralische Prüfung. Zweig … berückt
das Leben, er beobachtet, liebt und genießt es. Seine epische
Welt ist diesseitig und rational, taghell und übersichtlich.“
Marcel Reich-Ranicki.
Oskar
Maria Graf: Das Leben meiner Mutter. List Taschenbuch 2009. 666
S. (NB1396) 12 Euro
"Wenn all meine Bücher vergehn
- des Buch bleibt", sagte Oskar Maria Graf über seinen 1940
erschienenen Roman. Er sollte Recht behalten: Das liebevolle,
eindringliche Porträt seiner Mutter, die mit ruhiger Kraft ihre
Familie zusammenhielt, gilt heute als sein Meisterwerk. Geboren 1857,
gestorben 1934. Ludwig II., Bismarck, Hitler, der Krieg 1870/71 und
der 1. Weltkrieg, die industrielle Revolution und die Weimarer
Republik - Resl Heimrath verbrachte ihr Leben in einer Zeit voller
Umbrüche. Von Kindheit an war ihr Alltag harte Arbeit und Mühe.
Das änderte sich nicht, als sie den Bauernhof ihrer Familie
verließ und den Bäckermeister Max Graf heiratete. Sie
bekam elf Kinder, von denen acht erwachsen wurden, und blieb trotz
aller Ängste, die sie in Kriegs- und Gefahrenzeiten ausstand,
der ruhende Pol des Bäckerhauses am Starnberger See. Oskar Maria
Graf hat mit diesem Porträt seiner Mutter nicht nur eine Chronik
dörflichen Lebens in Oberbayern geschaffen, sondern auch einen
sozial- und zeitkritischen Roman von großer poetischer Kraft.
B. Traven: Das Totenschiff. Die Geschichte eines amerikanischen Seemanns. rororo, 224 S. (NB835) 5,90 Euro
B. Traven: Die Baumwollpflücker. Roman. Eine Edition der Büchergilde Gutenberg im Diogenes Verlag. B. Traven Werkausgabe Bd. 2. Taschenbuch 224 S. (NB1428) 12 ¤
B. Traven: Die Brücke im Dschungel. Roman. Eine Edition der Büchergilde Gutenberg im Diogenes Verlag. B. Traven Werkausgabe Bd. 3. Taschenbuch 208 S. (NB1429) 12 ¤
B. Traven: Die Weiße Rose. Roman. Eine Edition der Büchergilde Gutenberg im Diogenes Verlag. B. Traven Werkausgabe Bd. 5. Taschenbuch 240 S. (NB1433) 12 ¤
Erich
Maria Remarque: Im Westen nichts Neues. Roman. KiWi. 224 S.
(NB325) 6,90 Euro
Eines der meistbeachteten Bücher gegen
den Krieg.
Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues. Roman. Mit Materialien und einem Nachwort von Tilman Westphalen. KiWi. 288 S. (NB402) 8,90 Euro
Erich
Maria Remarque: Die Nacht von Lissabon. Roman. KiWi. 332 S.
(NB326) 8,90 Euro
Das dunkle Jahr 1942. Am Kai in Lissabon
starrt ein Mann auf ein Schiff. Es könnte seine Rettung sein,
aber er hat weder Visum noch Geld.
Erich
Maria Remarque: Arc de Triomphe. Roman. KiWi. 460 S. (NB327)
12,99 Euro
Die Geschichte des Arztes Ravic, der nach Paris
emigriert und hier den Vorabend des Zweiten Weltkriegs erlebt.
Joseph
Roth: Das Spinnennetz. Roman. dtv. 128 S. (NB810) 7,90
Euro
Joseph Roths erster Roman erschien kurz vor Hitlers
Putschversuch in München – und nahm die Wirklichkeit
vorweg. In der Gestalt des jungen Leutnants Lohse, der sich nach dem
Ersten Weltkrieg in Berlin als Hauslehrer verdingen muß, führt
er visionär und exemplarisch die entstehende Generation der
Mitläufer vor. Enttäuscht und führungslos werden die
zu willigen Helfern des Rechtsradikalismus.
Joseph Roth: Radetzkymarsch. Roman. dtv. 416 S. (NB818) 9,90 Euro
Hermann
Kant: Der Aufenthalt. Roman. Aufbau Taschenbuch 1994. 578 S.
(NB176) 10 Euro
„‘Der Aufenthalt‘ ist eine
Passionsgeschichte mit Humor und ein Schelmenroman mit tragischen
Zügen. ... Wir haben Hermann Kant ein aufschlußreiches,
ein witziges Buch zu verdanken. Dieser Schriftsteller war und ist ein
harter und intelligenter Gegner unserer westlichen Welt. Zur
Herzlichkeit haben wir wahrlich wenig Grund. Aber doch zu einer
knappen respektvollen Verneigung.“ (Marcel Reich-Ranicki).
Hermann
Kant: Die Aula. Roman. Aufbau Taschenbuchverlag. 448 S. (NB1306)
12,99 Euro
Diesen Roman über einen jungen Mann, der eine
Abschiedsrede halten soll und darüber ins Erinnern gerät,
haben Leser und Kritiker sofort nach Erscheinen als großen Spaß
gefeiert. Ein "Geschichts- und Geschichtenbuch" über
die Anfänge der DDR, ohne die man deren Ende nicht verstehen
kann.
Hermann Kant: Kormoran. Roman. Aufbau Taschenbuch. 272 S. (NB550) 7,95 Euro Ein Nach-Wende-Roman: Streitbar, bissig, amüsant.
Hermann Kant: Ein bißchen Südsee. Erzählungen. Aufbau-Taschenbuch. 192 S. (NB552) 6,50 Euro
Hermann Kant: Abspann. Erinnerungen an meine Gegenwart. Aufbau Taschenbuchverlag. 544 S. (NB697) 8,95 Euro
Franz
Josef Degenhardt: Zündschnüre. Roman. Aufbau
Taschenbuch 1996. 224 S. (NB178z) 7,95 Euro
Sie sitzen auf
Meurichs Mauer, und ihnen entgeht nichts, was in der Siedlung, im
Werk oder im Russenlager passiert. Während die Väter im
Krieg sind oder im KZ, beginnen Fänä und seine Kumpane
unbekümmert um jede Gefahr und lustvoll fortzusetzen, was ihnen
ihre Leute vorgelebt haben: die Dreizehn-, Vierzehnjährigen
greifen in den scheinbar so unaufhaltsamen Gang der Dinge ein; sie
sabotieren, plündern, versuchen eine Partisanenarmee zu gründen
und verstecken Leute.
Franz Josef Degenhardt: Brandstellen. Roman. Aufbau Taschenbuch 1997. 320 S. (NB179z) 8,65 Euro Die Fotzsetzung von „Zündschnüre“ in den 70er Jahren.
Franz
Josef Degenhardt: Die Mißhandlung oder Der freihändige
Gang über das Geländer der S-Bahn-Brücke. Roman.
Aufbau Taschenbuch 1997. 288 S. (NB321z) 8,65 Euro
Kein
alltäglicher Fall, mit dem es Vormundschaftsrichter Hans Dörner
zu tun bekommt: Der 12jährige Stefan Radtke wurde von seinen
Eltern über Jahre hinweg mißhandelt, war in einem
Verschlag eingesperrt, kann deshalb kaum sprechen und ahmt Vogellaute
nach. Presse und Öffentlichkeit stürzen sich auf diese
„Kaspar Hauser“-Geschichte, und für Dörner wird
die Angelegenheit zur wichtigsten seiner Laufbahn. Er beginnt, sein
eigenes Leben zu hinterfragen. Dörners Weg wird zum
„freihändigen Gang über das Geländer der
S-Bahn-Brücke“.
Franz
Josef Degenhardt: Der Mann aus Fallersleben. Die Lieben des
August Heinrich Hoffmann. Roman. Aufbau Taschenbuch 1996. 446 S.
(NB323z) 9,15 Euro
August Heinrich Hoffmann, der sich von
Fallersleben nannte, Verfasser der Deutschland-Hymne und
volkstümlicher Kinderlieder, war einer der meistverehrten und
meistverfolgten Männer seiner Zeit: Ein Professor und Poet,
streitbar, schwärmerisch und vielfach gedemütigt, wie
andere Vor- und Nachmärz-Liberale wegen aufrührerischer
Gesinnung aus vielen Orten ausgewiesen, ständig in unsicheren
Verhältnissen und ständig – meist unglücklich –
verliebt.
Franz
Josef Degenhardt: Die Abholzung. Roman. Aufbau Taschenbuch 1999.
320 S. (NB324z) 9,15 Euro
Rettungsaktion für ein
bedrohtes Waldstück. Ein Bürgerkomitee kämpft gegen
Bauunternehmer und Bürgermeister. Doch wie soll sich der Erfolg
einstellen, wenn selbst die Umweltschützer nicht frei sind von
Korruption und Egoismus?
Max von der Grün: Stellenweise Glatteis. Roman. Dtv 1993. 272 S. (NB278) 9 Euro
Max von der Grün: Flächenbrand. Roman. Rororo 1982. 270 S. (NB279z) 5,50 Euro
Karlheinz Deschner: Nur Lebendiges schwimmt mit dem Strom. Aphorismen. Lenos 1998. 120 S. (NB360) 7,50 Euro
Hermann
Gieselbusch & Michael Schmidt-Salomon (Hg.): „Aufklärung
ist Ärgernis...“ Karlheinz Deschner. Leben –
Werk – Wirkung. Alibri Verlag 2006. 352 S. mit Abb. (NB964) 18
Euro.
Der Sammelband führt die verschiedenen Aspekte von
Karlheinz Deschners publizistischem Wirken vor Augen: seine
Kirchenkritik, seine literarischen Werke und Aphorismen, seine
literaturkritischen Arbeiten, sein Engagement für Tierschutz und
seine philosophisch-politischen Auffassungen.
Peter
Maslowski: Papstkirche ohne Heiligenschein. Geschichte der
Konzile von Konstanz bis zum Vatikanum II. Hg. von Felix Weiland.
Alibri Verlag 2006. 348 S. (NB939) 20 Euro
Peter Maslowski
stellt bei seiner Analyse des kirchlichen Machtapparats die sechs
neueren Konzile in den Mittelpunkt. Die ehrwürdigen Konzilsväter
stritten in ihren Versammlungen nicht nur um ideologische
Richtungsentscheidungen und Verdammungsurteile. Es ging immer auch um
Herrschaft, Steuern, Besitz und Geschäfte der Papstkirche. In
diese Auseinandersetzung zwischen Kirchenfürsten, König und
Papst, zwischen Kirche und Staat, zwischen Reaktion, Revolution und
Sekularisierung bietet das vorliegende Spätwerk Maslowskis einen
kenntnisreichen Einblick. Der versierte Journalist spannt den Bogen
vom 15. Jahrhundert bis zum Aufbruch des Zweiten Vatikanum unter
Johannes XXIII und dem konservativen Rückschlag, der unter dem
Oberhirten Paul VI folgte und seither anhält. Peter Maslowski
(1893-1983) lernte das journalistische Handwerk bei Rosa Luxemburg in
der Roten Fahne, später war er enger Mitarbeiter Willi
Münzenbergs. 1933 floh er aus Deutschland und lebte bis zum
Kriegsende im Untergrund. Mit der KPD, die er als
Reichstagsabgeordneter vertrat, brach er wegen des
Hitler-Stalin-Paktes.
Casten
Frerk: Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland.
Alibri Verlag 2004. 436 S. (NB765) 24,50 Euro
Finanzen und
Vermögen der Kirchen sind in Deutschland, wo die Kirchen
umfassende Privilegien genießen und bedeutende Zuschüsse
von der Öffentlichen Hand erhalten, ein Reizthema. Systematisch
gegliedert und mit über 150 Grafiken und Schaubildern versehen,
bietet dieses Buch einen Überblick über den kirchlichen
Reichtum.
Arno Schmidt: Sommermeteor. 23 Kurzgeschichten. Fischer Taschenbuch. 128 S. (NB334) 5,95 Euro
Arno Schmidt: Das steinerne Herz. Historischer Roman aus dem Jahre 1954. Fischer Taschenbuch. 256 S. (NB335) 8,90 Euro
Arno Schmidt: Alexander oder Was ist Wahrheit. 3 Erzählungen. Fischer Taschenbuch. 142 S. (NB336) 5,90 Euro
Arno Schmidt: Nachrichten aus dem Leben eines Lords. 6 Nachtprogramme. Fischer Taschenbuch. 320 S. (NB337) 6,40 Euro
Ursula
Trüper: Leider war ich ein Mädchen. Über Käthe
Kollwitz. Edition Nautilus 2001 (Kleine Bücherei für Hand
und Kopf). 96 S. Mit Abb. (NB419) 8,80 Euro
Vor dem
Hintergrund der herrschenden Ansichten über die Stellung der
Frau in der Kunst wird erst deutlich, wie ungewöhnlich ihr
Werdegang war.
100 Jahre Hanns Kralik. Katalog zur Ausstellung. Mit einem Vorwort von Gerd Deumlich. Pahl-Rugenstein-Verlag 2000. 64 S. (NB210) 12,90 Euro
Lieder aus dem Schlaraffenland. Politische Lieder der 50er bis 70er Jahre. Hg. von Annemarie Stern. 274 Lieder mit Noten. Asso Verlag 1976. 640 S. Hc. (NB977) 24 Euro
Annemarie
Stern (Hg.): Lieder gegen den Tritt. Politische Lieder aus fünf
Jahrhunderten. Asso Verlag. 450 S. (NB788) 15,90 Euro
500
Jahre Klassenkampf, gespiegelt in Liedern. Von den Bauernkriegen bis
zum Kampf gegen Atomrüstung. Alle Lieder mit Noten und
Gitarrengriffen.
Liederbuch 1.
kunterbundedition im Verlag Schott Musik international. 96 S.
geheftet. (NB868) 6,95 Euro
99 Lied-Bonbons gibt es in dieser
12. Auflage des bereits seit Generationen erfolgreichen Liederbuches.
Liederkiste.
Liederbuch 2. Kunterbundedition im Bund Verlag 1984. 88 Lieder mit
Noten und Gitarrengriffen. Erläuterungen. Geheftet. (NB903) 6,95
Euro
Von „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“
bis „Mackie Messer“, von „Horsti Schmandhoff“
bis „Mr. Tamburine Man“.
Liederkorb.
Kunterbundedition im Bund Verlag 1983. 97 Lieder mit Noten und
Gitarrengriffen. Erläuterungen. Geheftet. (NB974) 6,95
Euro
Lieder von Rolling Stones, Simon & Garfunkel,
Hermann van Veen, Bertolt Brecht, Matthias Claudius, Reinhard Mey,
den Beatles, Doors, Hannes Wader, Rod Stewand u.v.a.
Liedercirkus.
Kunterbundedition im Bund Verlag 1985. 97 Lieder mit Noten und
Gitarrengriffen. Erläuterungen. Geheftet. (NB954) 6,95
Euro
Lieder von Hermann van Veen, Joni Mitchell, Klaus
Hoffmann, den Beatles, Gordon Lightfoot, Joan Baez, den Rolling
Stones, Bettina Wegner, Georges Moustaki, Hirsch Glick, John Denver
u.v.a.
Liederbaum.
Liederbuch 6. Kunterbundedition im Verlag Schott Musik International.
89 Lieder mit Noten und Gitarrengriffen. Erläuterungen.
Geheftet. (NB984) 6,95 Euro
Lieder von Reinhard Mey, Comedian
Harmonists, Knut Kiesewetter, Degenhardt, Kinks, Rolling Stones,
Beatles, Bob Dylan, Gordon Lightfood u.v.a.
Liederstern.
Liederbuch 9. Kunterbundedition im Verlag Schott Musik International.
84 Lieder mit Noten und Gitarrengriffen. Erläuterungen.
Geheftet. (NB988) 6,95 Euro
Lieder von Lindenberg, Erste
Allgemeine Verunsicherung,, Rio Reiser, Comedian Harmonists, Sting,
Suzanne Vega, Victor Jara, Degenhardt, Beatles, Buddy Holly, Georges
Brassens, Theodorakis, Kinderlieder, Volkslieder aus Irland,
Schottland u.v.a.
Pop-Splits.
Die besten Songs aller Zeiten und ihre Geschichte. Hg. Von Frank
Bruder, illustriert von Tim Dinter. Aufbau Taschenbuch 2004. 208 S.
(NB733) 8,50 Euro
Sound of Silence (Simon & Garfunkle),
Dont‘t stand so close to me (Police), Tears in Heaven (Eric
Clapton), Helter Skelter (Beatles), Born in the USA (Bruce
Springsteen), Englishman in New York (Sting), Knowing me knowing you
(Abba), Keine Macht für niemand (Ton Steine Scherben), Smoke on
the Water (Deep Purple), Perfect Day (Lou Reed), San Francisco (Scott
McKenzie), My Generation (The Who), Wenn ein Mensch lebt (Puhdys),
Talking ‚bout a Revolution (Tracy Chapman), No Woman no cry
(Bob Marley), Sisters of Mercy (Leonard Cohen), Sexy Sadie (Beatles),
Killing me softly with his Song (Roberta Flack), Ring of Fire (Johnny
Cash), Satisfaction (Rolling Stones), You‘re so vain (Carly
Simon) u.v.a.
George
Martin, Jeremy Hornsby: Es begann in der Abbey Road. Der geniale
Produzent der Beatles erzählt. Hannibal Verlag 2013. 336 S.,
zahlr. Fotos (NB1261) 24,99 Euro
Er sah das große
musikalische Potential der Beatles voraus und nahm sie für EMI
unter Vertrag. Von ihrem ersten Hit „Love Me Do“ an
produzierte er die Beatles und ließ ihre Ideen in den
legendären Abbey Road-Studios zu Musikaufnahmen werden. Sir
George Martin gilt heute zurecht als der „fünfte Beatle“,
denn er wurde zum Arrangeur und Ideengeber der Band. Und es war seine
Entscheidung, Schlagzeuger Ringe Starr in die Band aufzunehmen...
Andere Plattenfirmen wie Decca und Philips hatten die Band aus
Liverpool bereits abgelehnt. George Martin hörte sich dennoch
die Decca-Aufnahmen an: „Ziemlich lausig, schlecht balanciert,
Songs von einer sehr ungeschliffenen Gruppe. Aber irgendetwas klang
interessant“, erinnert sich Martin in seinem Buch. Von den
ersten Aufnahmen 1962 über die Experimente bei „Sergeant
Pepper's“ bis zu den Solo-Projekten von Ringo Starr und Paul
McCartney nach dem Ende der Beatles schuf er Klassiker. Details aus
Plattenverträgen, die Entwicklung der Studiotechnik seit den
1950er Jahren, die Marotten mancher Stars: Diese Autobiografie
schildert unterhaltsam und garniert mit vielen Anekdoten das Frühwerk
eines der erfolgreichsten Produzenten, der in 50 Jahren seines
Schaffens neben den Beatles auch für The Police, Elton John,
Jeff Beck, Michael Jackson und viele andere Stars Welthits
produzierte. Ein neuer, einzigartiger Blick hinter die Kulissen der
Beatles!
The
Beatles Songbook. Herausgegeben von Alan Aldridge. dtv. 208 S.
mit zahlreichen Abbildungen. (NB819) 9,50 Euro
100
Beatles-Songs (mit Übersetzung), illustriert von Künstlern
der Pop-Art-Szene: Ken White, Art Kane, Tomi Ungerer, Jean Loup
Sieff, Alan Aldridge, Roland Topor, Diana Tippell, Peter Max u.v.a.
How
does it feel. Das Bob-Dylan-Lesebuch. Herausgegeben von Klaus
Theweleit. Rowohlt Berlin 2011. 304 S. mit zahlreichen
s/w-Abbildungen. Hc. (NB1170) 19,95 Euro
Er ist eine Ikone
des Rockzeitalters, ein Symbol des freien Amerika, und seine
poetischen Songtexte sind nobelpreisverdächtig: Bob Dylan gilt
als Musiker von einzigartigem Rang. Als Leitfigur der
Bürgerrechtsbewegung wurde er bekannt. Das Leben Bob Dylans –
er wird im Mai 2011 siebzig Jahre alt – wurde immer
rätselhafter, sein Werk immer vielschichtiger und erstaunlicher.
Seit langem widmen sich Schriftsteller und Künstlerkollegen dem
Phänomen Dylan. Dieses Buch lässt sie von Dylans Leben und
seiner Musik erzählen, in oft erstmals auf Deutsch
veröffentlichten Texten wie einem Romankapitel von Don DeLillo
oder einer Reportage von Nat Hentoff, der Dylan in den 60ern
begleitete. Zusammengestellt von Klaus Theweleit, einem der
eigenständigsten deutschen Denker zwischen Pop und Philosophie,
bildet diese Sammlung mit Texten von Sam Shepard, Greil Marcus, Willi
Winkler, Diedrich Diederichsen, Dylans erster Lebensgefährtin
Suze Rotolo und vielen anderen ein originelles Lesebuch.
Georg
Stein: Bob Dylan - Temples In Flames. Vorwort von Wolfgang
Niedecken. Text von Martin Schäfer. Palmyra Verlag. 96 Seiten.
70 Farb- und Schwarzweißfotos. Hardcover Kunstdruckpapier.
(NB1362) 12 Euro
Der Bildband vermittelt ein fotografisches
Porträt von Bob Dylan. Die Fotos entstanden auf fünfzehn
Konzerten von Dylans 1987er Tournee 'Temples In Flames'. Der
Begleittext von Martin Schäfer gibt einen Überblick über
Dylans vielseitige Entwicklung.
Christian
Williams (Hg.): Bob Dylan – In eigenen Worten.
Vorwort von Bono. 170 S.·24 Schwarzweißfotos Palmyra
Verlag. (NB1363) 17,90 Euro
In diesem Buch erzählt Dylan
'In eigenen Worten' über sein Leben und seine Musik. Als einzige
Publikation von und über Bob Dylan enthält es seine
wichtigsten Äußerungen aus Interviews, Pressekonferenzen
und Talkshows. Das sich daraus ergebende beeindruckende Portrait
umfaßt alle wichtigen Dylan-Themen: seine private Herkunft, die
musikalischen Vorbilder und der Karrierebeginn in New York,
Erläuterungen zu einzelnen Songs, Platten und Tourneen, Dylans
Filmprojekte, das Musikbusiness, die Haltung zu Fans und
Musikerkollegen, sein Wandel vom Folk zum Rock sowie seine politische
Rolle und permanente religiöse Suche. Ausführlich geht
Dylan, der bereits mehrfach für den Literaturnobelpreis
vorgeschlagen wurde, auch auf sein Songwriting und die Schattenseiten
seines Ruhms ein.
Paul
Williams: Forever Young. Die Musik von Bob Dylan, 1974-1986.
Vorwort von Günter Amendt. Palmyra Verlag. 520 Seiten, 16
Schwarzweißfotos (NB1364) 17,90 Euro
Was macht die
Musik dieses Künstlers so faszinierend? Was ist das Besondere,
das Einzigartige an Dylans Musik? Diesen Fragen geht Paul Williams in
Forever Young nach. Er befasst sich – anders als alle anderen
Dylan-Autoren – nicht nur mit Dylans Leben, seinen Texten oder
seiner gesellschaftlichen Rolle, sondern vor allem mit seinem
künstlerischen Werk als Interpret und Live-Musiker. In Ergänzung
zu Like A Rolling Stone – Die Musik von Bob Dylan 1960-1973,
umfasst Forever Young die Jahre 1974-1986. Es ist der zweite
Band einer Trilogie.
Bob Dylan - Ein Kongreß. Ergebnisse des Interbationalen Bob Dylan Kongresses 2006 in Frankfurt am Main. Hg. von Axel Honneth, Peter Kemper und Richard Klein. Edition Suhrkamp. 352 S, (NB1366) 14 Euro
Bob
Dylan: Tarantel (Tarantula) zweisprachig, Übersetzt von Carl
Weissner. Verlag Hoffmann und Campe 2016. 384 S. Hardcover (NB1369)
22 Euro
Die Jahre 1965/66 markieren den ersten kreativen
Höhepunkt in Bob Dylans Schaffen: Er schrieb einige seiner
bekanntesten Songs In dieser Zeit entstand auch "Tarantula",
eine Mischung aus experimentellem Roman und Prosagedicht. Als
"Surrealismus auf Speed" und "fabelhafte Reise durch
unser Zeitalter" wurde "Tarantula" nach seiner
Veröffentlichung bezeichnet, "ein Narrenfest, lebendig und
voller Tiefsinn", "so melodisch wie wild."
"Das
Buch hat weder Anfang noch Ende", sagte Bob Dylan selbst über
seine erste Buchveröffentlichung. Heinrich Detering ordnet
Dylans schriftstellerisches Debüt, das zweisprachig auf Deutsch
und Englisch erscheint, in seinem Vorwort in den Kontext seiner
Entstehungsgeschichte und seines Werks ein.
Georg
Seeßlen, Fernand Jung: Stanley Kubrick und seine Filme.
arte-edition bei Schüren. 3., verbesserte und ergänzte
Auflage 2008. 320 S. mit zahlr. Abbildungen. (NB1057) 24,90
Euro
Neuauflage zu Stanley Kubricks 80. Geburtstag im Juli
2008. Der 1928 geborene und Anfang 1999 verstorbene Regisseur Stanley
Kubrick drehte so berühmte Filme wie 2001: Odyssee im Weltraum,
A Clockwork Orange, Barry Lyndon und Fullmetal Jacket. Sein letzter
Film Eyes Wise Shut ist ein beeibdruckendes filmkünstlerisches
Vermächtnis. Das Buch enthält einen einleitenden Überblick
über Kubricks Filmschaffen, Essays zu den einzelnen Filmen,
viele Bilder und Videosequenzen, die den Text erläuternd
begleiten, Bibliographie und Filmographie. „Georg Seeßlens
Text zu Kubrick und seinen Filmen ist Erkundung und Erläuterung
zugleich, präzise Lektüre und waghalsige Interpretation.
Die Filme werden sozusagen durchwandert, auf ihre Motive und
Techniken geprüft – und alles dann zu einer
philosophisch-ästhetischen Diagnose verdichtet.“ Norbert
Grob in der Süddeutschen Zeitung.
Klaus
Kreimeier: Prekäre Moderne. Essays zur Kino und
Filmgeschichte. Mit einem Vorwort von Karl Prümm. Schüren
Verlag 2008. 240 S. (NB1071) 19,90 Euro
Klaus Kreimeier ist
einer der profiliertesten Filmkritiker in Deutschland. Er legt hier
einen Band mit Essays vor, der jenseits der Alltagsaktualität
zeitlose Einsichten zur Film- und Kinogeschichte bietet.
Verzauberungen – Ästhetische und dramaturgische Aspekte
des Staunens im Kino; Gellende Schreie – Zur Spezifik des
Lachens im Kino; Tobende Ordnung – Bemerkungen zu einer Szene
der Marx Brothers; Von Henny Porten zu Zarah Leander –
Filmgenres und Genrefilm in der Weimarer Republik und im
Nationalsozialismus; Expeditionsfilme – Das bewaffnete Auge des
Ethnographen; Die Kuh auf dem Gleis: Marlene Dietrich (1994);
Zurechtgeschminkter Skinhead: Erich von Stroheim; Fritz Langs
Nibelungen und der Kampf um die Deutungshoheit in der Weimarer
Republik; Prekäre Moderne – Der Ufa-Film Wege zu Kraft und
Schönheit; Papier, Schere, Stein – Harun Farockis frühe
Filme; Die Kamera als Protokollinstanz – Romuald Karmakars Film
Der Totmacher; Das Schicksal der Kino-Ikonografie im Fernsehen; Film
und Computer: Alte Bilder – „neue Bilder“.
Simon
Frisch: Mythos Nouvelle Vague. Wie das Kino in Frankreich neu
erfunden wurde. Schüren Verlag 2007. 320 S., zahlr. Abb.
(NB1023) 29,90 Euro
Die Nouvelle Vague - Truffaut, Godard,
Rivette, Rohmer und Chabrol, das ist das französische Kino der
sechziger Jahre, das Anti-Kino gegen das „cinéma de
papa“. Nouvelle Vague das ist Jugend, Revolte und Aufbruch, das
ist Autorenfilm, Moderne und Kunst. Die Nouvelle Vague gab es aber
auch in der Tschechoslowakei, in Polen, Japan und England. Die
Nouvelle Vague gilt einerseits als epochale Wendemarke in der
Geschichte des Kinos, die um 1960 von Frankreich ausging, und
zugleich scheint der Begriff jederzeit und überall
aktualisierbar zu sein. Die vorliegende Arbeit sucht in einer
Relektüre ihrer Geschichte nach den Ursprüngen und nach den
Wirkungen der Nouvelle Vague: Wie kamen die jungen Filmemacher zu
ihrer Wut? Warum und wo stießen sie auf Akzeptanz? Was
beförderte die so rasche und weite Verbreitung ihrer Ideen und
die Auflösung der alten Strukturen? Woher kam dann ihr Einfluß
auf die Filmgeschichte und auf die Wahrnehmung des Kinos bis heute:
in der Theorie, im Kanon der Klassiker, in der Ansicht des Kinos als
Kunst und in der Hochschätzung des Autorenkinos? Dabei lassen
sich ihre Geschichte und die Formen ihrer Historisierung nicht
trennen und es eröffnet sich ein Blick auf die
Zusammengehörigkeit der verschiedenen Bedeutungen von Nouvelle
Vague: Zum einen markiert sie einen Wandel in der Wahrnehmung des
Films um 1960 und zum anderen ist Nouvelle Vague ein immer noch
bedeutungsvoller Name für einen Generationswechsel im Kino, mit
dem bestimmte inhaltliche oder ästhetische Veränderungen
einhergehen. Darin erlangt sie eine mythische Dimension: die Nouvelle
Vague ist zu einer Art Grunderzählung von der Neuerfindung des
Kinos durch die Jugend geworden, die überall und immer wieder
anders erzählt werden kann, ohne daß sein Kern
verlorengeht.
Anne
Barnert: Die Antifaschismus-Thematik der DEFA. Eine kultur- und
filmhistorische Analyse. Schüren Verlag 2008. 432 S., einige
Abb. (NB1072) 38,00 Euro
Im Mittelpunkt dieser Studie steht
das zentrale Thema des DDR-Kinos von 1946 bis 1989: der
Antifaschismus in der Filmproduktion der DEFA. Die leitende
Fragestellung ist, wie sich die geschichtspolitische Deutungsvorgabe
des Antifaschismus auf den DDR-Film auswirkte und welche Wertungen,
Aus- und Überblendungen der nationalsozialistischen
Vergangenheit so entstanden. Ein zentrales Ergebnis der Arbeit ist,
daß es Antifaschismusfilmen zuweilen gelang, den
Alltagserinnerungen untergründig und eigensinnig Ausdruck zu
verschaffen. Neben einer Vielzahl weithin unbekannter
Filmproduktionen der DEFA werden folgende Filme behandelt: Konrad
Wolfs Professor Mamlock (1961) und die vier zentralen Filme über
das Konzentrationslager Buchenwald: Nackt unter Wölfen (1963),
Zeit zu leben (1969), Denk bloß nicht, ich heule (1965/66,
1990) und Schritt für Schritt (1960).
Christian
Georg Salis: Das Böse steht noch einmal auf. ...und andere
Klischees in Hollywood-Filmen. Schüren Verlag 2006. 112 S.
(NB935) 9,90 Euro
Bei einer Kissenschlacht platzen immer die
Kissen; Wer vor einem Verfolger flieht, wird früher oder später
durch eine Restaurantküche laufen; Barleute polieren ständig
Gläser mit weißen Stoffservietten; Das brennende Triebwerk
wird immer von einer netten alten Dame entdeckt; Fährt jemand,
den man für einen Bösen hält, ein dreckiges Auto, dann
stellt er sich später als Guter heraus; Fast alle Richter sind
alt oder schwarz oder weiblich und hunderte weitere
Hollywood-Klischees.
Ellen
Grünkemeier, Martina Iske, Jürgen Kramer, Anette Pankratz,
Claus-Ulrich Viol (Hg.): Das kleine Bond Buch. Schüren
Verlag 2007 160 S. (NB1024) 14,90 Euro
Anders als die Anderen
– das kleine Bond Buch, das Bond und seine Fans liebevoll auf
die Schippe nimmt und einige sonst vernachlässigte Aspekte der
Bond-Rezeption aufs Korn nimmt – und nebenbei die
Kulturwissenschaft und ihre Arbeitsweise einer breiteren
Öffentlichkeit vorstellt. Warten auf den neuen Bond-Film –
das ist auch für Kulturwissenschaftler eine harte Sache. Also
rücken sie dem Phänomen Bond mit ihrem ureigenen
Handwerkszeug zu Leibe, mit strukturalistischen Ansätze,
Psychoanalyse, Gender-Theorien, ökonomischen,
transnationalistischen und postkolonialen Fragestellungen mit den
Prätexten (den Romanen), den eigentlichen Film-Texten und ihren
Kontexten (der Rezeption und den gesellschaftlichen
Wertvorstellungen). James Bond übersteht auch diesen Angriff –
und das Warten mit der Kulturwissenschaft hat sich gelohnt, weil es
viele neue und recht vergnügliche Blicke auf das Phänomen
James Bond ermöglicht.
Dietrich
Kuhlbrodt: Deutsches Filmwunder. Nazis immer besser. Konkret
Literaturverlag 2006. 200 S. (NB943) 15 Euro
Dietrich
Kuhlbrodt untersucht und kommentiert die Rolle, die Nazis im
deutschen Film nach 1945 gespielt haben. Dabei bietet er den Lesern
ebenso informativ wie unterhaltsam einen Querschnitt durch die
deutsche Filmgeschichte. In der Adenauerzeit wurden Nazis aus
ausländischen Filmen wegzensiert, bevor in den 60ern die
Auseinandersetzung der Söhnegenaration mit der Vergangenheit der
Väter einsetzte. In den 70er und 80er Jahren dann verloren die
Nazis, gar Hitler selber, ihre historische Einmaligkeit. Deutsche
Filmemacher präsentierten sie als Phänomen der deutschen
Volksseele. Vorreiter Syberberg entdeckte in „Hitler –
ein Film aus Deutschland“ (1977/78) den Hitler-in-uns. Hitler
war wieder da. Eine junge Generation schuf sich ihren eigenen Führer
(„Blutige Exzesse im Führerbunker“) und integrierte
ihn ins Ritual des Weihnachtsfestes, wie in Schlingensiefs Film „100
Jahre Adolf Hitler – Die letzte Stunde im Füherbunker“
(1989). Die schäbigen Nazis aus den Dokumentationen „Stau
– Jetzt geht's los“ und „Beruf Neonazi“ der
frühen 90er sind zehn Jahre später den glamourösen
Spielfilmfiktionen von Hitler („Der Untergang“) und
Hitlerjungen („Napola“) gewichen, denen ein erleichtertes
deutsches Publikum jetzt zujubelt.
Douglas
Keesey, Paul Duncan (Hg.): Erotic Cinema. Taschen 2005. 192 S.
mit zahlreichen Abbildungen (NB859) 14,99 Euro
Auf Zelluloid
wurde der erste Kuss bereits 1896 festgehalten. Seitdem hat die
körperliche und sexuelle Freizügigkeit im Film eine
Entwicklung vollzogen, die immer schneller Tabus bricht und
gesellschaftlich festgelegte Grenzen überschreitet. Im Zentrum
bleibt letztlich nur noch die Frage: Wie wird ES gezeigt? Extremes
aus der Soft- bzw. auch Hardcore-Pornoindustrie kommt in diesem Band
aus der Taschen-Filmreihe genauso zum Zuge wie der Seitenblick auf
die schwule/lesbische Film-Szene.
Romy
Schneider – Ein Leben in Bildern. Entworfen von Renate
Seydel und gestaltet von Bernd Meier. Henschel Verlag. 344 S. im
Großformat, Hc. Zahlreiche Abb. (NB 991) 19,90 Euro
„Ich
kann nichts im Leben, aber alles auf der Leinwand.“ (Romy
Schneider).
Leo Malet: Das Leben ist zum Kotzen. Schwarze Trilogie 1. Edition Nautilus 1992. 144 S. (NB197) 9,80 Euro
Léo
Malet: Angst im Bauch. Schwarze Trilogie 3. Edition Nautilus
2001. 160 S. (NB421) 10,80 Euro
Vom Trickdieb zum landesweit
gejagten Staatsfeind Nr. Eins.
Andrea
Kettenmann: Frida Kahlo 1907 – 1954. Leid und Leidenschaft.
Taschen Verlag. 96 S. (NB901) 7 Euro
Biografie und Bildband
(19x23 cm) mit zahlreichen Fotos und Dokumenten. Die in bester
Farbqualität wiedergegebenen Bilder von Frida Kahlo werden
erläutert.
Pablo Picasso: Grüne Sonne auf schwarzem Grund. Poetische Texte. Edition Nautilus 1994 (Kleine Bücherei für Hand und Kopf). 96 S. (NB197z) 8,80 Euro
Marcel Duchamp: Der kreative Akt. Duchampagne brut. Edition Nautilus 1998 (Kleine Bücherei für Hand und Kopf). 64 S. (NB198) 6,50 Euro
Geteilte Nächte. Erotiken des Surrealismus. Hg. Von Heribert Becker. Edition Nautilus 1990 (Kleine Bücherei für Hand und Kopf). 96 S. (NB199) 8,80 Euro
André
Breton: Die Manifeste des Surrealismus. rororo. 142 S. (NB936)
8,90 Euro
André Breton gilt als einer der
bedeutendsten Dichter des Surrealismus. Seine „Manifeste“
sind die grundlegenden theoretischen Schriften dieser
avantgardistischen Bewegung. Revoltiert wird gegen alles Herkömmliche
und Überlieferte, gegen Arbeitsteiligkeit und
Zweckrationalismus, gegen Familie und Vaterland mit dem Ziel, die
Entfremdung des Ich aufzuheben, Authentizität zu gewinnen. In
ihrer Suche nach einer Fusion von Geist und Welt, von Individuum und
Kollektiv zählen die „Manifeste“ zu den Klassikern
der Moderne.
Es brennt! Pamphlete der Surrealisten. Übersetzt, herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Heribert Becker. Edition Nautilus 1998 (Kleine Bücherei für Hand und Kopf). 160 S. (NB200) 10,80 Euro
Tristan Tzara: Sieben Dada Manifeste. Edition Nautilus 1998 (Kleine Bücherei für Hand und Kopf). 128 S. (NB201) 9,80 Euro
Dada gegen Dada. Die Affäre Barrès. Edition Natilus 1997. 128 S. (NB585) 9,80 Euro
Wetterleuchten! Künstler-Manifeste des 20. Jahrhunderts. Edition Nautilus 2000 (Kleine Bücherei für Hand und Kopf). 128 S. (NB202) 9,80 Euro
Kurt Schwitters: Franz Müllers Drahtfrühling. Edition Nautilus 2000 (Kleine Bücherei für Hand und Kopf). 96 S. (NB203) 8,80 Euro
Kurt Schwitters: Kuwitter. Grotesken, Szenen, Banalitäten. Edition Nautilus 1997. 96 S. (NB586) 8,80 Euro
Raoul Hausmann: Geist im Handumdrehen. Dadasophische Poesie. Edition Nautilus 1989. 64 S. (NB587) 7,50 Euro
Max Ernst: Schnabelmax und Nachtigall. Texte und Bilder. Mit einem Vorwort von Hrtibert Becker. Hg. von Pierre Gallissaires. Edition Nautilus 1994, 2. erweiterte Auflage 2006 (Kleine Bücherei). 128 S. (NB584) 9,90 Euro
Ulrich
Bischoff: Max Ernst 1891-1976. Jenseits der Malerei. Taschen
Verlag 2005. 96 S. Klappenbroschur. (NB904) 7 Euro
Reich
bebilderte Monografie über den künstlerischen Werdegang des
Avantgardisten der Dada-Bewegung und des Surrealismus.
René Magritte: Dies ist kein Buch. Polemik und Malerei. Edition Nautilus 1995 (Kleine Bücherei für Hand und Kopf). 96 S. (NB204) 8,80 Euro
Beat. Die Anthologie. Hg. von Karl O. Paetel. Maro Verlag 1993. 304 S. (NB918) 16 Euro
Andreas
Mand: Paul und die Beatmaschine. Roman. Maro Verlag 2006. 190 S.
(NB917) 12 Euro
„Schreibst du keine Noten, Paul?“
- „Ich benutze Akkordsymbole.“ - „Kennst du keine?
Ich schon.“ - „Diese Musik kann man nicht schreiben.“
- „Mozart könnte es.“ - „Ich brauche Töne
für die Worte“, sagte Paul.
Jörg Fauser: Die Harry Gelb Story. Gedichte. Maro Verlag. Neuausgabe 2004. 76 S. (NB781) 12 Euro
Charles Bukowski: Irgendwo in Texas. Übersetzt von Carl Weissner. Maro Verlag 2000. 160 S. (NB919) 14,90 Euro
Horst
Schmidt: „The Germans love me for some reason“.
Charles Bukowski und Deutschland. Maro Verlag 2006. 320 S. (NB1099)
18 Euro
Die wichtigsten Rezensionen, Interviews und
Statements, Bildmaterial und Zeitdokumente, samt einer kompletten
Bibliografie der Originale und der Sekundärliteratur.
Richard Brautigan: Eine unglückliche Frau. Maroverlag 2002. 116 S. (NB783) 14,90 Euro
William S. Burroughs: Naked Lunch. Die ursprüngliche Fassung. Aus dem Englischen von Michael Kellner. rororo 2011. 416 S. (NB1298) 11 Euro
William
S. Burroughs: Die alten Filme. Stories. Maro Verlag 1995. 132 S.
(NB920) 11 Euro
„Ein Schriftsteller von der
Gefährlichkeit eines genialen Gangsters...“ „...der
wie kein anderer die Ängste, Horrorvisionen, die Manipulationen
des Menschen und die Alpträume einer verrückt gewordenen
Zivilisation beschrieben hat.“
Jack Kerouac: Unterwegs (On the road). Aus dem Englischen von Thomas Linquist. rororo 384 S. (NB1383) 9,99 Euro
Jack
Kerouac: Lonesome Traveller. Deutsch von Hans Hermann. Rororo
1981. 176 S. (NB382) 10 Euro
Acht Prosaskizzen: atemlose,
hektische Momentaufnahmen aus dem Leben des Autors, der stets allein,
stets unterwegs war und nirgends zur Ruhe kam.
Jack
Kerouac: Be-Bop, Bars und weißes Pulver. Deutsch von Hans
Hermann. Rororo 1979. 126 S. (NB383) 5,90 Euro
Die Szene: die
Bars, Betten und Bungalows von San Francisco. Die Personen: junge
Schriftsteller, Maler und Jazz-Musiker, ihre Freundinnen und Frauen.
Jack
Kerouac: Engel, Kif und neue Länder. Roman. Deutsch von Otto
Wilck. rororo 1971. 192 S. (NB384) 7,99 Euro
„Der Autor
einer Jugend, die sich inmitten der schlechtesten aller Welten zum
glückseligen Leben bekennt, nimmt uns mit auf seine Suche nach
einem intensiven, Rauscherfüllten Dasein in New York, Mexiko,
Tanger, Paris und London. In einer spontanen, scheinbar
improvisierten Prosa geschrieben ... ist dieses Buch zugleich ein
faszinierender Schlüsselroman über die Hauptgestalten der
Beat-Generation.“ (Klappentext).
Jim
Morrison: The American Night. The Wrightings Bd. 2. Übersetzt
von Barbara Jung und Sabine Sassmann. Maro Verlag. 224 S. (NB782z)
19,50 Euro
An American Prayor; Poems from „Tape Noon“;
Celebration of the Lizard; The Soft Parade; Poems from „The
Village Reading“; The Hitchhiker, Poems from „Dry Water“;
Gedichte aus dem Nachlaß; Paris Journal.
Anais
Nin: Das Delta der Venus. Erzählungen. Fischer Taschenbuch
2005. 336 S. (NB841) 8,95 Euro
„Die fünfzehn
erotischen Episoden stellen in der Tat das meiste in den Schatten,
was wir an erotischer Literatur aus der Feder einer Frau kennen.“
(Klappentext).
Anais
Nin: Die verborgenen Früchte. Fischer Taschenbuch 2005. 208
S. (NB842) 8,95 Euro
Ein Maler, der seine Frau nur in seinen
Werken begehren kann, zwei Fremde am Strand, die im Meer zueinander
finden – sensibel und unverhüllt beschreiben die
Geschichten der Anais Nin die ganze Welt der Liebe. Bei aller
Offenheit haben sie dabei vor allem ein Ziel: zu zeigen, daß
Sex erst durch Gefühle zu wirklicher Erotik wird.
Jean
Genet: Querelle. Roman. Rororo. 224 S. (NB392) 7,90 Euro
„Dieser
schockierende Roman um den Matrosen und Mörder Querelle ist das
Tagebuch eines Verdammten, den nichts retten kann, es sei denn die
Objektivierung des Entsetzens durch Sprache. Jean Genet spricht das
Intimste und das Öffentlichste aus, die Verwandlungen der
Grausamkeit in Entzücken und des Entzückens in Grausamkeit,
die Riten der Mörder, Opfer und Henker, die miteinander
identisch sind.“ (Klappentext). Von Faßbilder verfilmt.
Hubert Fichte: Versuch über die Pubertät. Roman. Fischer Taschenbuch. 306 S. (NB393) 8,65 Euro
Ludwig
Elm: Der Mantel der Geschichte und andere deutsche
Denkwürdigkeiten. Ein kleines Lexikon zur Zeitgeschichte.
PapyRossa Verlag 2011. 194 S. (NB1166) 12,90 Euro
Ludwig Elm,
Dr. phil., *1934. War Professor an der Friedrich-Schiller-Universität
Jena und 1994 bis 1998 Bundestagsabgeordneter der PDS.
Veröffentlichungen zur Geschichte der Parteien, der politischen
Ideen und der Hochschulen in Deutschland. Teils ironisch und
sarkastisch, teils ernsthaft und sachlich-informativ behandelt das
kleine Lexikon in über 300 Stichworten und Artikeln Begriffe und
Ereignisse aus Politik, Geschichte und Kultur. Es bietet
Wissenswertes, das oft vergessen oder verdrängt wird, regt zur
kontroversen Deutung politischer Schlagworte und Floskeln an und
fördert die eigene nachdenkliche Betrachtung. So eröffnet
es einen etwas anderen Blick auf die neuere deutsche Geschichte und
die bundesdeutsche Gegenwart. Wiederholt werden kluge Einwürfe
und Kommentare von Autoren vergangener Epochen und verschiedener
Länder einbezogen. Immerhin ist ein reiches geistig-moralisches
und politisches Erbe zu bewahren und zu nutzen. Konventionelle Lexika
verschiedenster Art sollen weder nachgeahmt noch ersetzt werden.
Vielmehr geht der Anspruch dahin, sie zu ergänzen, fahrlässig
oder absichtsvoll vernachlässigte Aspekte hervorzuheben und
erhellende Verblüffung und erkenntnisfördernde
Aha-Erlebnissezu provozieren.
Kurt
Pätzold / Manfred Weißbecker (Hg.): Kleines Lexikon
historischer Schlagwörter. Militzke Verlag 2005. 336 S.
(NB831) 14,90 Euro
Alle Menschen werden Brüder; Am
Deutschen Wesen mag die Welt genesen; Aufstand der Anständigen;
Befehl ist Befehl; Bonn ist nicht Weimar; Davon geht die Welt nicht
unter; Der Zweck heiligt die Mittel; Eigentum verpflichtet; Eine
andere Welt ist möglich; Eiserner Vorhang; Entartete Kunst; Ich
bin ein Berliner; Keine Experimente; Volk ohne Raum; Vom Ich zum Wir;
Wir sind das Volk usw.
Horst Tomayer: Tomayers ehrliches Tagebuch 1996-1988. Konkret. (NB16) 10,15 Euro
Fanny
Müller: Das fehlte noch! Mit Röhm und Hitler auf La
Palma. Edition Tiamat 1997. 160 S. Gebunden. (NB426z) 14,30 Euro
Wer
Fanny Müller kennt und dieses Buch noch nicht besitzt, der wird
es kaufen.
Helmut
Loeven: Streiten Sie nicht mit einem Deutschen, wenn Sie müde
sind. 21 Polemiken. Situationspresse 2001. 128 S. Paperback.
(NB1077) 10 Euro
21 polemische Aufsätze, die in den
Jahren 1994 bis 2001 in dem satirischen Magazin DER METZGER
erschienen sind, werden in diesem Buch zu einer Collage der
Gesellschaftskritik kompiliert. Themen: 8. Mai; Stefan Heym als
Alterspräsident und die Schlammschlacht der Opportunisten
(Biermann & Broder); Deutsche „Leitkultur“ als
„Kultur“ der Dummheit und Gehässigkeit; die Taz;
Afghanistan; Dunkelziffer; die Grünen; Viagra und der
Feminismus; Henryk M. Broders Geltungsbedürfnis; Jugoslawien;
Dienstleistungsgesellschaft; Kohl; Gesundheitspolitik; PDS; Gisela
Elsner; Mescalero-Affäre; „68“.
Helmut
Loeven: Die Vegetarier von heute sind die Kannibalen von morgen.
Das philosophische Kabarett. 177 Glossen (Sie können Gedanken
lesen). Situationspresse 2003. 192 S. (NB1078) 10 Euro.
Eine
Auswahl von Glossen, die von 1992 bis 2003 in dem satirischen Magazin
DER METZGER erschienen sind, für diese Edition bearbeitet und zu
einer polemischen Collage komponiert. Die Kapitel: Call any
Vegetable; Kritik der reinen Unvernunft; Über das Reale; Die
Vegetarier von heute sind die Kannibalen von morgen; Aus der
Geschichte der Musik; Chauvinisten im Stimmbruch (gegen den
Etikettenschwindel der „Antideutschen“); Antworten;
Heimatkunde.
Helmut
Loeven: Der Gartenoffizier. 124
komische Geschichten. Situationspresse 2008. 268 S. (NB1079) 16,50
Euro.
Komische Geschichten, schöne Geschichten,
Geschichten an Kaminen. „Dieses Buch ist ein Beitrag zur
Heimatkunde und zur Zeitgeschichtsforschung und ein Einspruch gegen
Verhältnisse, die nicht so sein sollten wie sie sind“,
sagte der Autor. Und darum handeln die Geschichten auch von der
Großen Verweigerung. Schul-Geschichten, Rock-and-Roll-
Geschichten, DER METZGER, APO- und Ostermarsch-Geschichten,
K-Gruppen-Geschichten, Kommune-Geschichten, Bröselmaschine,
Obelix-Geschichten, Liebesgeschichten, Hut-Film-, Eschhaus- und
Mister-Jöes-Geschichten, Schöne-Frauen-Geschichten,
Friedensdemo-Geschichten, Uni-Geschichten, DISS, Dada, Weltbühne,
UZ-Fest-Geschichten u.v.a. „Mit Spaß-Guerilla hielten wir
uns gar nicht erst auf; wir gingen gleich zur Quatsch-Guerilla über.“
Wiglaf
Droste: Die Würde des Menschen ist ein Konjunktiv. Neue
Sprachglossen. edition TIAMAT 2013. 240 S. (NB1255) 14 Euro
Mit
Schwung, Grazie und Eleganz seziert Wiglaf Droste die sprachlichen
Entgleisungen der Deutschen, den Neusprech aus „Nachhaltigkeit“
und „Transparenz“, in dem „Teamplayer“ und
„Goods Flow Mitarbeiter“ gefragt sind, „Apps zum
Entdecken von Apps“ aufwendig „kuratiert“ werden
und den das Lied eines halbalphabetischen Sängers quasi „im
Paket“ zusammenfaßt: „Wenn Worte meine Sprache
wären“. Droste spürt der „gefühlten
Unsportlichkeit“ nach, analysiert die „cremige Fülle“
eines Weins, die „Menschenrechte“ aus dem Hause Hoeneß
und einen „sich nach allen Seiten absichernden
Mehrzweckjournalimus“, der mit „Jogi“ immer nur
Joachim Löw und niemals Jogi Gauck meint.
Im
Sprachschlamassel entdeckt Droste aber auch jede Menge Kleinode wie
„betropetzt“; wenn Sie wissen wollen, was das zu bedeuten
hat, bestellen Sie das Buch. Dann erfahren Sie auch, was Shakespeare
meinte, als er „to be or not to go to no go“ schrieb.
Wiglaf Droste: Bombardiert Belgien & Brot und Gürtelrosen. Edition Tiamat. Gebunden. (NB427) 14 Euro
Wiglaf Droste: Die Rolle der Frau. Edition Tiamat 2001, gebunden. (NB431) 14 Euro
Wiglaf Droste / Gerhard Henschel: Der Mullah von Bullerbü. Roman. Edition Nautilus 2000. Hardcover mit Schutzumschlag. (NB225) 14,80 Euro
Harry
Rowohlt: In Schlucken-zwei-Spechte. Harry Rowohlt erzählt
Ralf Sotscheck sein Leben von der Wiege bis zur Biege. Edition
Tiamat, 4. erweiterte und verbesserte Auflage 2009. 240 S. (NB1308)
15 Euro
Harry Rowohlt erzählt aus seinem krummen Leben
inmitten einer bemerkenswerten Familie. Er erzählt von seinem
Großvater Fränzchen Pierenkämper, der 1917 einer der
führenden Köpfe im Arbeiter-und Soldatenrat von Wilna war,
„und das als Goi“; von seiner Mutter, der extravaganten
Schauspielerin, die ohne Ariernachweis einmal Tischdame von Goebbels
gewesen war; von seinem Vater, der mit dem Rowohlt-Verlag fünfmal
pleite ging, weshalb Harry Rowohlt immer noch froh ist, nicht in den
Verlag eingetreten zu sein, weil er diese Tradition als erstes
wiederbelebt hätte.
Natürlich geht es auch um die
Leiden eines preisgekrönten Übersetzers, seine
Schauspielerei in der „Lindenstraße“ und um seine
mittlerweile legendären Lesungen.
Erweiterte Neuauflage,
mit einem nagelneuen Kapitel „Acht Jahre danach“, Fotos
von Ulla Rowohlt, Vignetten von F.W.Bernstein und einem Nachwort von
Wiglaf Droste.
Rolf
Menrath: Pflastersteinköpfe. Poesie, Prosa & Grafik.
Verlag Rote Zahlen Buxtehude. 200 S., durchgehend farbig illustriert.
(NB1317) 21,65 Euro
Rolf Menrath schreibt Gedichte „so
richtig“ mit Reim und Versmaß und mit Strophen und mit
Witz und nicht ohne Schärfe (siehe DER METZGER 78, 81, 82).
Jetzt gibt es endlich den Gedichtband, der zugleich ein Bildband ist.
Siegmar
Wyrwich: Der achte Rodin. 196 S. (NB1440) 11,80 Euro.
Zwei alte
Freunde auf der Jagd nach einem verschollenen Kunstwerk, durch dessen
Fund sich für jeden von ihnen ein Traum erfüllen könnte.
Wenn nur nicht immer alles mögliche schiefgehen würde. Ein
Abenteuer zwischen Ruhrpott und Paris.
Stahlbaron August Thyssen
war begeisterter Sammler der Skulpturen des französischen
Bildhauers Auguste Rodin. Sieben Skulpturen hatte er nachweislich in
Auftrag gegeben. Doch, gab es vielleicht noch eine achte Skulptur,
wie eine bislang unentdeckte Tagebucheintragung vermuten lässt?
Gästeführer Paul Werner und sein Freund, der Bildhauer
Manni Baumann, wollen der Sache auf den Grund gehen. Die Geschichte
einer Freundschaft.
Peter Klucken in der Rheinischen
Post:
Seine Geschichte entwickelt Wyrwich mit leichter Feder:
Der Duisburger Gästeführer Paul Werner, ein studierter
Halbverweigerer von möglichen "besseren"
Berufskarrieren, erfährt davon, dass der Stahlbaron August
Thyssen nicht nur, wie überall zu lesen ist, sieben Skulpturen
des Bildhauers August Rodin besaß, sondern sogar acht. Wer
diese achte Skulptur findet, hat finanziell für sein Leben
natürlich ausgesorgt, meint Paul Werners alter Freund Manni
Baumann, ein Bildhauer. Und die beiden machen sich auf die Suche nach
dieser geheimnisvollen Skulptur eines Künstlers, dessen Werke
heutzutage millionenschwer gehandelt werden. [...] Nach der Lektüre
möchte man sich einige Fortsetzungen mit diesem Romanpersonal
wünschen. Ein Gästeführer mit juristischem
Hintergrundwissen und eine lebenspraktische Juristin als
Lebenspartnerin sowie ein Künstler, der einen Sprinter fährt
und der gelegentlich sein Brot als Entrümpler verdienen muss,
und die vielen möglichen Gäste und Kunden: all das sollte
Siegmar Wyrwich nach einem solch gelungenen Erstling zum weiteren
Schreiben ermutigen.
Thomas Becker in der WAZ:
Der 1926
auf Schloss Landsberg verstorbene Stahl-Baron August Thyssen bewies
als steinreiches und zutiefst geiziges Unternehmer-Genie durchaus
Ähnlichkeiten mit der Comic-Figur Dagobert Duck. Doch dass der
König der Hochöfen noch einmal in einem Roman auftauchen
sollte, damit war nun nicht zu rechnen. Der in Hamborn aufgewachsene
Autor Siegmar Wyrwich hat jetzt mit "Der achte Rodin" eine
spannende kleine Geschichte veröffentlicht, die ideenreich und
mit einem kumpelhaften Tonfall mit den historischen Fakten spielt.
Dazu gibt es Begegnungen und Orte wie etwa der Landschaftspark Nord,
die dem Duisburger Leser sehr bekannt sind. [...] Wie die Suche nach
dem achten Rodin dann zuletzt ausgeht, soll hier selbstverständlich
nicht verraten werden. Die Leser können sich auf jeden Fall über
eine originelle und gut erzählte Geschichte freuen.
Franz
Rueb: Rübezahl spielte links aussen. Erinnerungen eines
Politischen. Edition 8 2009. 312 S. Hc. Fadenheftung, Lesebändchen.
(NB1115) 21,80 Euro
Der Autor erinnert sich an seine Jugend
als Heimkind, zuerst unter der Fuchtel katholischer Nonnen, dann im
evangelischen Kinderheim, tyrannisch geführt von einem „Jünger
Pestalozzis“, der die Anstalt als einträgliche Fabrik für
Kinderarbeit betreibt. Rueb beschreibt eine Hölle
selbstgerechter, schwarzer Pädagogik in beklemmender
Bildhaftigkeit. Der junge Rueb ist rebellisch, einer, der sich nicht
fügen will und immer wieder Nischen zum Widerstand findet.
Fußball zum Beispiel. Der sagenhafte Rübezahl, der
Berggeist, bewegt seine Fantasie, wird zu seinem geheimen
Verbündeten, seinem zweiten Ego. Er erfindet eigene
Rübezahl-Geschichten und unterhält damit die Heimzöglinge.
Erzählen als eine Form von Widerstand. So schafft er sich seinen
Ruf und einen neuen Namen – Rübezahl. Er wird ihm sein
Leben lang bleiben.
Michael
Schulte: Ich freu mich schon auf die Hölle. Szenen aus
meinem Leben. Picus Verlag 2005. 240 S. Hc. (NB882) 19,90 Euro
„Wenn
es jemals einen Aphorismus gab, der mir als Lebensmotto tauglich
erschien, dann dieser, ich glaube, er stammt von Seneca: 'Lebe, wie
du, wenn du stirbst, wünschen wirst, gelebt zu haben'.“ –
Dank seiner bewährten Fabulierkunst geraten Michael Schultes
Szenen aus seinem turbulenten Leben zu einem wahren Lesevergnügen.
Anekdotenreich schildert er nicht nur seine Kindheit sowie Episoden
in Ländern, Städten und Kneipen, sondern skizziert auch
ganz persönliche Porträts von außergewöhnlichen
Wegbegleitern wie H.C. Artmann, John Cage, Wolf Wondratschek, Gert
Jonke, Albert Vigoleis Thelen und Ludwig Lugmeier.
Wolfgang
Bortlik: Halbe Hosen. Roman. Edition Nautilus 2000. 192 S. Hc.
(NB857) 8,25 Euro
Ein Kommissar steht auf alte
Fußballsammelbildchen, seine Tochter mehr auf nabelfreie
T-Shirts mit schmutzigen Parolen. Fuck me, I'm yours – das hat
Dickie Tarrach einst ersonnen. Heute schreibt er fürs Feuilleton
und muß aufpassen, seine Frau nicht an einen leberwurstäugigen
Streifenpolizisten zu verlieren. Lauter Möchtegerns und
Gernegroße kommen sich in Bortliks Welt in die Quere, halbe
Hosen eben – bis Tarrach eines Tages vom Furor der Direkten
Aktion gepackt wird. Dickie Tarrach führt das süße
Leben eines Fensterguckers und gelegentlichen Kulturjournalisten in
der Stadt Badenwerder. Von seiner turbulenten Jugend als
Punk-Revolutionär hat er sich längst verabschiedet und
brütet jetzt über einer gewissen universellen Langeweile,
während seine Frau Kathi, Managerin in einer Plattenfirma, für
die materiellen Lebensgrundlagen sorgt. Eines Tages aber tauchen
Tarrachs alte Freunde wieder auf: Hildebrand, damals wie heute ein
verhinderter Top-Produzent, und Ruginstein, inzwischen eine Art
Joschka Fischer der Esoterik, bringen den Fenstergucker mächtig
auf Trab. Dickie übt, emotional verwirrt und aufgepeitscht von
homöopathischen Tropfen, die spontane Revolte des sozialen
Individuums – versaubeutelt seine Jobs, stört
Dichterlesungen, vergiftet Hunde. Dem chaotischen Terzett um Tarrach
steht als charakterfester Dreierpack die Besatzung der
Neu-Badenwerder Polizeiwache gegenüber. Auf den ehrenwerten
Kommissar Laumanne und seine Adlaten Beckmann und Huber warten
allerdings zwei große Bewährungsproben: die Esoterikmesse
und ein Popkonzert, das Dickie zum Ort seiner ultimaten Rache
auserkoren hat. Wolfgang Bortlik, geboren 1952, ist Hausmann in Basel
und arbeitet gelegentlich als Buchhändler, Kritiker, Übersetzer
und Musiker.
Wolfgang
Bortlik: Wurst & Spiele. Roman. Edition Nautilus 1998. 220 S.
Hc. (NB858) 8,25 Euro
Horak heißt der Taugenichts, der
in diesem Roman Teile seiner Biographie am Rande von Gesetz und
Gesellschaft preisgibt. Zugleich aber handelt die Geschichte von
ungewöhnlichgegenwärtigen Geschehen in der Schweizer
Kleinstadt Langenburg.
Volker
Bleeck: Kommen wir nun zu etwas völlig anderem – 40 Jahre
Monty Python. Schüren Verlag 2008. 192 S., viele Bilder.
(NB1073) 19,90 Euro
Endlich ein Buch, das Fragen beantwortet,
statt welche zu stellen: Was hat Monty Python mit Mr. Bean zu tun?
Und was mit Alfred Biolek? Wer ist der musikalischste der Pythons?
Und wer der größte? Wie lautet der tödlichste Witz?
Welcher der Pythons kommandierte später Brad Pitt und Johnny
Depp herum? Und welcher Indiana Jones? Und wieso geht auch das
nervige Phänomen der Spam-Mails zurück auf Monty Python
anno 1970? Das Buch schlägt einen Bogen vom Anfang des
Python-Humors bis zu dessen vorläufigem Ende, es erzählt
genauso von den Wurzeln wie von den späteren Wucherungen. Dazu
gibt es eine kommentierte Auflistung ALLER 45 Episoden von „Monty
Python’s Flying Circus“, ein eigenes Kapitel über
die beiden in München produzierten Folgen der Pythons und die
nicht zu unterschätzende Bedeutung der deutschen
Synchronfassungen. Weitere Kapitel widmen sich allen Kinofilmen, den
umjubelten Tourneen, Büchern und Platten und den späteren
gemeinsamen Arbeiten für Film, Rundfunk, Internet und Fernsehen.
Besonders intensiv befasst der Autor sich auch mit den
Einzelkarrieren der sechs Mitglieder von Monty Python, von Michael
Palins Reisen für die BBC rund um die Welt über Terry
Gilliams kurvenreiche Karriere als einer der kreativsten und
dickköpfigsten Regisseure Hollywoods bis zu dem bekanntesten
Python, John Cleese, der zuletzt gleich in zweien der erfolgreichsten
Film-Franchises aller Zeiten mitspielte (James Bond & Harry
Potter). Den Nachfolgern des Python-Humors in England ist ein
weiteres Kapitel gewidmet und auch die deutsche Auffassung von Humor
wird in einem eigenen Abschnitt beleuchtet.
Thomas
Gsella: Komische Deutsche. carl's books 2012. 222 S. durchgehend
s/w-Illustrationen. (NB1238) 14,99 Euro
„Komische
Deutsche“ stellt Deutsche vor, die sich selbst nicht komisch
finden, und das aus gutem Grund: Sie gehen einer Tätigkeit nach,
die sie für äußerst ernsthaft halten, und ihre Witze
sind miserabel. Trotzdem bringen sie uns zum Lachen. Sie machen
komische Sachen, sprechen seltsame Sätze, setzen sich
wunderliche Ziele und führen ein erstaunliches, ja bizarres
Leben. Es sind lustige Vögel wie Sarrazin, komische Käuze
wie Guttenberg und Wulff oder die Verrückte Koch-Mehrin, die
überführt wurden und unverdrossen schamlos weiterbrummen
wie der gleichfalls endlose Michael Schumacher; es sind irr
schillernde Knaller auf grauen Posten wie Angela Merkel und Heidi
Klum, und es sind unzählige andere Deutsche, die sich da tummeln
in ihren Vereinen und Geheimbünden, die Eheleute, die Sparer und
die Christen, die Rekruten und Revolutionäre, die mit dem blöden
Namen, die mit der lustigen Brille und all die, die es verdienen. Und
natürlich die Unschuldigen. Die ganz besonders.
Robert Gernhardt: Über alles. Ein Lese- und Bilderbuch. Fischer Taschenbuch 1996. 480 S. (NB330) 8,95 Euro
Robert Gernhardt: Es gibt kein richtiges Leben im valschen. Humoresken aus unseren Kreisen. Fischer Taschenbuch 1997. 96 S. (NB331) 5,95 Euro
Fritz Eckenga: Ich muß es ja wissen. Geschichten und Gedichte vom Fachmann. Mit Illustrationen vom Günter Rückert. Edition Tiamat 1998. 128 S. (NB248) 12 Euro
Wolfgang
Nitschke: Bestsellerfressen. Eine literarische Schlachtplatte.
Edition Tiamat 1999. 128 S. (NB262z) 12 Euro
Ein Tadel von
Reich-Ranicki ist noch eine Streicheleinheit verglichen mit den
Sezierungen des unbarmherzigsten aller Rezensenten. Für den
Rundfunk geschrieben (“Zugabe“, WDR) hier in einem Band
zusammengefaßt. Über Richard v. Weizsäcker, Marion G.
Dönhoff, Arnulf Baring, Guido Knopp, Isabel Allende, Guido Knopp
(nochmal), Peter Scholl-Latour, Marion G. Dönhoff (nochmal),
Alice Schwarzer, Reinhold Messner u.a.
Wolfgang
Nitschke: Bestsellerfressen II. Es ist angerichet.
Selbstbeweihräucherungsschmonzetten,
Mitteilungsbedürfnisschriften und andere literarische
Offenbarungseide. Edition Tiamat 2001. 160 S. (NB430z) 13
Euro
Diesmal über: Helmut Schmidt, Jürgen Domian,
Hella von Sinnen, Franz Alt, Dalai Lama, Rudolf Scharping, Joschka
Fischer, Guido Knopp, Carmen Thomas, Johanes Rau, Norbert Blüm,
Gertrud Höhler, Rita Süssmuth, Jürgen Fliege u.a.
Susanne
Witt-Stahl (Hg.): Das steinerne Herz der Unendlichkeit erweichen.
Beiträge zu einer kritischen Theorie für die Befreiung der
Tiere. Alibri Verlag 2007 (NB1006) 22 Euro
Die Aufsätze
renommierter Autorinnen und Autoren zielen darauf ab, die Befreiung
der Tiere als gesellschaftlich-emanzipatorisches Konzept zu
diskutieren und kritisch-theoretisch zu fundieren. Basis ist die
Überzeugung, daß Tiere als geknechtete und ausgebeutete
Wesen (an)erkannt werden müssen. Da die Unterdrückung der
Tiere als gesellschaftlich vermittelt begriffen wird, gilt sie auch
als historisch überwindbar. Im Zentrum der Überlegung steht
dabei die Dialektik der Naturbeherrschung samt der Folgen für
Mensch und Tier. Vorwort von Moshe Zuckermann.
Claus-Marco
Dieterich: Dicke Luft um Blauen Dunst. Geschichte und Gegenwart
des Raucher/Nichtraucher-Konflikts. Jonas Verlag. 144 S. mit zahlr.
Abbildungen. (NB1043) 10 Euro
Vin: „Ich sollte wirklich
aufhören, diese verdammten Dinger zu rauchen.“ Auggie:
„Genieße es, solange du kannst. Demnächst wird man
es uns sowieso per Gesetz verbieten.“ Vin: „Wer sich beim
Rauchen erwischen läßt, wird an die Wand gestellt und
erschossen.“ Auggie: „Heute Tabak, morgen Sex. In drei
oder vier Jahren ird es gesetzlich verboten sein, einen Fremden
anzulächeln.“ (Paul Auster, Szene aus „Smoke“).
Karl-Heinz
Wellmann (Hg.): Haben Fische Durst? 111 Antworten auf Fragen, die
Ihnen schon immer auf den Nägeln brannten. Jonas Verlag 2003.
120 S. (NB667) 10 Euro
Warum heißt die Bockwurst
Bockwurst? Wächst das Haar schneller, je öfter man es
schneidet? Wer hat den Regenschirm erfunden? Wie mißt man die
Einschaltquoten? Autorinnen und Autoren des Hessischen Rundfunks
antworten auf Hörerfragen. 111 Antworten aus der
hr1-Entdeckungsreise wurden für diesen Sammelband ausgewählt.
Karl-Heinz
Wellmann (Hg.): Können Vögel husten? 111 neue Antworten
auf Fragen, die Ihnen schon immer auf den Nägeln brannten. Jonas
Verlag 2005. 120 S. (NB821) 10 Euro
Seit wann gibt es
Schultüten? Wie weit ist der Horizont vom Strand entfernt? Wie
pflanzen sich kernlose Weintrauben fort? Warum werden Falschmeldungen
„Ente“ genannt? Wie geheim ist der Geheimrat?
K.C.
Cole: Warum die Wolken nicht vom Himmel fallen. Von der
Allgegenwart der Physik. Aufbau Taschenbuch 2002. 256 S. (NB597) 8,50
Euro
Ohne daß wir es bewußt wahrnehmen, bestimmen
physikalische Gesetze unser tägliches Leben: Energieerhaltung,
Ursache und Wirkung, Ordnung und Unordnung, Schwerkraft und
Fliehkraft. Dies alles erklärt K.C. Cole auf verständliche
und unterhaltsame Weise – und auch, warum die Wolken nicht vom
Himmel fallen.
Jungdemokraten
/ Junge Linke: Stoffkunde. Drogen: Was wirkt wie und warum.
Alibri Verlag. 2., überarbeitete Aufl. 2003. 120 S. Pb. (NB695)
7 Euro
Alkohol, Amphetamine, Cannabis, Halluzinogene (LSD),
Kokain, Lachgas, Ecstasy, Opiate, Purindrogen. Das „Recht auf
Rausch“, auf ein bißchen Genuß durch die Einnahme
berauschender Substanzen, ist umstritten. Trotzdem konsumiert die
Mehrheit der Menschen zumindest gelegentlich die Stoffe. Die
Stoffkunde wendet sich an alle, die nach Informationen suchen über
Geschichte, Wirkung, Dosierung und gesundheitliche Folgen von Drogen.
Menschenwürde in der Drogenpolitik. Ohne Legalisierung geht s nicht! Konkret 1993. 208 S. (NB92) 14,50 Euro
Günter
Amendt, Gunter Schmidt, Volkmar Sigusch: Sex tells.
Sexualforschung als Gesellschaftskritik. konkret texte 54. 144 S.
(NB1178) 18 Euro
„Heute scheint es so, als könnten
alle sexuell beinahe alles tun. Doch 95 Prozent der Koitus ereignen
sich in festen Beziehungen, und die Singles, die immerhin 25 Prozent
der Stichprobe stellen, bringen nur 5 Prozent der sexuellen
Ereignisse auf die empirische Waage. Unser Alltag ist von sexuellen
Reizen ebenso übersättigt wie entleert, als könne die
übertriebene kulturelle Inszenierung des Sexuellen und dessen
ausufernde Kommerzialisierung die Lust effektiver austreiben als alle
Verbote, die einst das Sexuelle großgemacht haben und die heute
bei uns institutionell im Ernst nur noch der Vatikan propagiert. Die
Emanzipationsbewegungen haben um sexuelle und geschlechtliche
Selbstbestimmung gekämpft. Doch herausgekommen sind
Selbstbezüglichkeiten, selbstmächtig selbst produziert und
selbst reguliert wie Selfsex und Selfgender.“
Volkmar
Sigusch: Sexuelle Welten. Zwischenrufe eines Sexualforschers.
Psychosozial-Verlag 2005. 272 S. (NB927) 24,90 Euro
Sigusch
gewährt mit dieser Sammlung seiner besten verstreut publizierten
Essays Einblicke in die Fragen, mit denen sich die Sexualwissenschaft
befaßt. Können Säuglinge einen Orgasmus haben? Wie
sieht heute die Jugendsexualität aus? Ist der klitoridale
Orgasmus reifer als der vaginale? Wie ist AIDS vergesellschaftet
worden? Welche Erkenntnisse haben sexuelle Experimente im Labor
erbracht? Was ist natürlich am Sexuellen? Ist die Homosexualität
angeboren oder erworben? Wie funktioniert die Paar-Therapie? Kann die
Sexualität definiert werden? Was heißt Geschlechtswechsel?
Besonders reizvoll an diesem Buch ist die Spannung, die dadurch
erzeugt wird, daß Sigusch neben leicht lesbaren Traktaten, wie
„Von der Kostbarkeit der Liebe“, theoretisch
anspruchsvolle Beiträge, wie den „Satz vom
ausgeschlossenen Geschlecht“, präsentiert. Ein lustvolles
Lesevergnügen.
Prof. Dr. Volkmar Sigusch ist Direktor des
Instituts für Sexualwissenschaft in Frankfurt am Main. Er gilt
als Begründer der Kritischen Sexualwissenschaft und hat sowohl
praktisch wie theoretisch bahnbrechende Arbeit geleistet – als
Pionier der Sexualmedizin und Sexualtherapie in Deutschland.
Ulrike
Heider: Vögeln ist schön. Die Sexrevolte von 1968 und
was von ihr bleibt. Rotbuch Verlag 2014. 320 S. (NB1271) 14,95
Euro
1968 das Jahr, das die Bundesrepublik veränderte
wie wenig andere: Die junge Generation begehrte gegen das
Establishment und den „Muff von tausend Jahren“ auf,
propagierte freie Liebe und wollte Ehe und Familie abschaffen.
Zugleich schwappte mit Oswalt Kolle die erste Sexwelle über
Deutschland, und die Kommerzialisierung von Liebe und Sexualität
begann. Heute scheinen die Kämpfe ausgefochten, aber der Schein
trügt. Der Erfolg von Büchern wie „Feuchtgebiete“
oder „Fifty Shades of Grey“, die anhaltende Diskussion um
die „Homoehe“ oder das von der Regierung vertretene
Frauenbild beweisen: die Entwicklung geht wieder zurück und ein
sexueller Neokonservatismus ist auf dem Vormarsch. In „Vögeln
ist schön“ blickt Ulrike Heider auf die Sexualdiskurse der
letzten 50 Jahre zurück. Von der späten Adenauer-Ära
und der Studentenrevolte über die Frauen- und Schwulenbewegung
bis zu den aktuellen Debatten über Pornographie, Sadomasochismus
oder der Pädophilie-Debatte bei den Grünen geht sie der
Frage nach, wie sich Sexualität zur historischen und politischen
Entwicklung verhält. Sie vergleicht die Ideale von damals mit
heutigen Normen, Tabus und Moralvorstellungen, benennt Auswirkungen,
Erfolge und Versagen der Sexrevolte.
The
Feminist Porn Book. Strategien der Lusterzeugung, Band 1.
Verlag Louisoder 2014. 280 S. (NB1280) 14,95 Euro
„The
Feminist Porn Book“ vereint zum ersten Mal Schriften von
FeministInnen aus der Erotikbranche und Forschung feministischer
Pornowissenschaftler. Das Buch geht nicht nur der Frage nach, wie
FeministInnen Pornographie verstehen, sondern auch wie FeministInnen
Pornographie „machen“ – also in einer der
lukrativsten Industriezweige der Welt Regie führen oder als
Darsteller, Produzenten und Konsumenten agieren. „The Feminist
Porn Book“ aktualisiert die Debatten der Pornokriege in den
1980er-Jahren, welche die Frauenbewegung tief gespalten haben, und
stellt die Pornografie als eine Form des Ausdrucks und der
Berufstätigkeit dar, in der auch Frauen und andere Minderheiten
Macht und Lust produzieren.
The
Feminist Porn Book. Die Kunst, Lust zu vermitteln, Band 2.
Übersetzt von Roswit Kolla, Joachim Körber. Verlag
Louisoder 2014. 230 S. (NB1304) 14,95 Euro
„The
Feminist Porn Book“ versammelt Produzentinnen, Darstellerinnen,
Sex-Aktivistinnen und Kritikerinnen, die sich als Autorinnen zum
Thema äußern. Die Autorinnen agieren oder agierten vor der
Kamera, hinter der Kamera oder beides. Sie plädieren für
eine „echte“ Darstellung von Lust in erotischen Filmen
und das Recht sexueller Entfaltung, ganz gleich welcher Ausrichtung
in Bezug auf Geschlecht, Alter, Hautfarbe oder Vorlieben. Sie werfen
einen kritischen Blick auf die extrem vielseitige
Unterhaltungsbranche für Erwachsene, bereichern sie um die
Bilder, die sie selbst sehen wollen, und verändern sie dadurch
nachhaltig.
Das Buch erschien gleichnamig 2013 bei „The
Feminist Press“ in den USA und sorgte dort für rege
öffentliche Diskussionen. Das Vorwort zur deutschen Ausgabe in
Band 1 steuerte Laura Méritt bei, die mit ihrer
PorYes-Bewegung seit vielen Jahren das Thema behandelt und sich
öffentlich für das Recht auf Pornografie und erfüllte
Sexualität von Frauen stark macht.
Melissa
Gira Grant: Hure spielen. Die Arbeit der Sexarbeit. Aus dem
Englischen von Georg Felix Harsch. Mit einem Vorwort von Mithu
M.Sanyal. Edition Nautilus 2014. 192 S. (NB1294) 14,90 Euro
In
der Debatte um ein Verbot der Prostitution kommen Sexarbeiterinnen
(und erst recht Sexarbeiter) kaum selbst zu Wort. Bei bestürzend
vielen Feministinnen herrscht eine zutiefst sexistische Auffassung
von Prostituierten, wie sie eigentlich eher konservativen alten
Männern unterstellt werden könnte: als unterdrückte
Opfer, die es zu befreien gilt. Die aus dieser Bevormundung folgende
Forderung, Prostitution gehöre verboten, wird aber kaum jemals
von den Sexarbeiterinnen selbst vertreten. In Hure
spielen stellt Melissa Gira Grant, Journalistin und ehemalige
Sexarbeiterin, die Dinge vom Kopf auf die Füße und lässt
die Akteure selbst zu Wort kommen. Dabei entlarvt sie die Position
von Alice Schwarzer & Co. als paternalistischen Willen zur
Kontrolle und plädiert für einen grundsätzlich neuen
Blick auf die Sexindustrie. Sie berücksichtigt auch männliche
und transsexuelle Sexarbeit.
Mithu M. Sanyal, die bekannte
feministische Kulturwissenschaftlerin, hat für die deutsche
Ausgabe ein Vorwort geschrieben, in dem sie Grants Positionen in die
deutsche und europäische Debatte einordnet.
Thomas
Schroedter, Christina Vetter: Polyamory. Eine Erinnerung.
Schmetterling Verlag 2. Aufl. 2010 (Reihe theorie.org). 168 S.
(NB1282) 10 Euro
Der Begriff der Polyamory tauchte in den
1960er Jahren erstmals in den USA auf und wird seit etwa zehn Jahren
auch hierzulande breiter diskutiert. Er steht für ein
Beziehungsgeflecht, in dem mehrere Liebesbeziehungen
verantwortungsvoll, ehrlich, offen und verbindlich gleichzeitig
entwickelt und gelebt werden. Als Vorläufer sind die
„Free-love-Bewegung“ in der Mitte des 19. Jahrhunderts,
die vor allem eine sexuelle Emanzipation der Frauen im Zentrum ihrer
Forderung hatte, sowie flüchtige Denk- und Diskussionsansätze
nach der Russischen Revolution zu sehen.
Die vorliegende
Veröffentlichung entfernt nun einen „blinden Fleck“
in der publizistischen Landschaft. Sie geht der Frage nach, auf
welchem Konzept der Liebe die Polyamory aufbaut und stellt den
gegenwärtigen Forschungsstand zum Thema ausführlich dar.
Die Auseinandersetzungen um „vielfältige Lebensweisen“
werden aufgenommen, Polyamory wird als Aspekt in der Dynamisierung
der Triade Geschlecht-Sexualität-Lebensform betrachtet und aus
der Sicht des aktuellen Forschungsstandes dargestellt.
Besonderes
Augenmerk wird auf die Stellung der Polyamory innerhalb der
Sexualpädagogik gelegt und dies in Hinblick auf eine Erziehung
und Beratung, die Selbstbestimmung und Selbstverantwortung in den
Bereichen Sexualität und Lebensweisen aller Menschen anerkennt
und entsprechende Handlungsansätze entwickelt.
Barbara
Eder, Felix Wemheuer (Hg.): Die Linke und der Sex. Klassische Texte
zum wichtigsten Thema. Pro Media Verlag, Edition Linke Klassiker
2011. 176 S. (NB1230). 12,90 Euro
Mit Texten von Alexandra
Kollontai, Elfriede Friedländer, Herbert Marcuse, Shulamith
Firestone, Reimut Reiche, Michel Foucault, Beatriz Preciado, Linda
Singer u.a.
„Die ursprünglich polygame Veranlagung
ist zu stark im Menschen, als daß sie durch äußere
und innere Gewalt gänzlich unterdrückt werden könnte
(…). In der kommenden Zeit stürmischer, revolutionärer
Entwicklung wird dieser Prozess sicher noch eine Beschleunigung und
Intensivierung erfahren. Und in der von wirtschaftlichen Kämpfen
befreiten glücklicheren Zukunft des Sozialismus wird die wilde
Vermischung und Polygamie in allen Formen das Sexualleben des
Menschen beherrschen.“ (Elfriede Friedländer, Sexualethik
des Kommunismus, 1920). Die Überwindung von autoritären
Formen der Kindererziehung und monogamen, eheähnlichen
Zweierbeziehungen war immer wieder integraler Bestandteil utopischer
Gesellschaftsentwürfe auf Seiten der politischen Linken. Ebenso
waren viele Aktivisten der „1968er“-Bewegung der
Überzeugung, soziale Revolution sei nicht ohne „befreite“
Sexualität denkbar. Michel Foucault wandte in den späten
1970er Jahren gegenüber dem „Befreiungsparadigma“
der „1968er“ ein, daß die damit einhergehende
verstärkte Diskursivierung des Sexes nicht zu einer Entfesselung
der Körper und der Lüste, sondern vielmehr zur
Hervorbringung neuer Machtrelationen geführt habe. In der
Kommodifizierung von Sexualität werden diese auch
sozialökonomisch sichtbar.
Mit der vorliegenden
Dokumentation von linkskommunistischen, freudo-marxistischen und
(queer)-feministischen Texten wird die Frage aufgeworfen, inwiefern
Projekte einer gesamtgesellschaftlichen politischen Emanzipation mit
einer Kritik der Sexualität einhergehen kann. Dabei geht es auch
um neue Beziehungsformen wie die „erotische Freundschaft“,
Praktiken zur Überwindung einer genitalfixierten Sexualität
oder um die Frage, wie (Un-)Lust mit Lohnarbeit zusammenhängt.
Über den Umweg einer historischen Spurensuche versucht dieses
Buch, emanzipatorische Elemente freizulegen.
Mein
heimliches Auge. Das Jahrbuch der Erotik. Band 27, 2012.
Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke. 336 S., durchgehend farbig
illustriert. (NB1239) 15.50 Euro
Erotische Bilder, zarte,
harte, heitere, leidenschaftliche, anregende, erregende &
romantische Erzählungen, Gedichte, Glossen und Sachtexte. Themen
2012 u.v.a.: Masturbation, großeLiebe, Sex lernen, Sex zu
dritt, Polyamory, Erotik vor 30 Jahren und heute, was hat sich
geändert?, SM, Abgründe … 30 Jahre „Mein
heimliches Auge“. Jedes Jahr aktuelle Kunst und
Fotografie,Literatur und Essays in unveränderter Vielfalt, „Kein
andres Buch zeigt die vielen, vielen Seiten der Liebe sofrisch,
authentisch und aktuell wie das Auge. Eine Wundertüte.“
(Hersfelder Zeitung)
Multisexuell ist es von Anfang an gewesen
und bleibt es auch, „queer“ war es, bevor es das Wort
gab. Sex, Liebe, erotische Momente schubladenübergreifend.
In
den Jahren hat es Wellen und Moden erotischer
Selbstbefreiungsliteratur sowie Prozesse wg. „Pornografieverdachts“
überstanden und ist, so bekunden Presse und
Leser/innenbriefe/E-Mails, unverändert offen und nah am Leben.
Das „Auge“ ist eine Collage. An den Schnittstellen
entsteht Neues, Erotik wird spürbar im Blättern. Die
Leserinnen und Leser könnten das Buch wie einen Roman von vorne
bis hinten lesen und anschauen (was vermutlich kaum eine/r tut) –
oder sie können mittendrin beginnen, weiterblättern,
hängenbleiben, erschrecken, vergnügt sein, lachen,
nachdenken, erregt, angeregtwerden ... In einer der Fotoserien wurden
zwei Frauen in erotischen Bildern 30 Jahre portraitiert, von den
80ern bis heute. Die AutorInnen und KünstlerInnen, die zu dieser
Ausgabe beitragen, sind zwischen 20 und 77, berühmt oder
debütant.
Marvin
Chlada: Dialektik des Dekolletés. Zur kritischen Theorie
der Oberweite. Alibri Verlag 2006. 128 S. (NB946) 12 Euro
„Kunstwerke
sind asketisch und schamlos, Kulturindustrie ist pornographisch und
prüde.“ Max Horkheimer und Theodor W. Adorno.
Bereits
zu biblischen Zeiten hat ein voller weiblicher Busen für
reichlich Aufsehen und erregte Gemüter gesorgt. Doch nie haben
Brüste mehr Stoff für pralle Debatten geliefert als im
Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit. In
seiner „Dialektik des Dekolletés“ wirft Marvin
Chlada einen Blick auf die Geschichte der Brust und ihre
Instrumentalisierung zwischen Glaube, Kommerz und Utopie. Ausgehend
von der „Busen-Attacke“ auf Adorno im April 1969, sichtet
er die Fülle an Material, die der Kult um die Oberweite bis
heute hervorgebracht hat. Dabei folgt er dem Diktum Adornos: „Das
einzige Heilmittel gegen die Fetischisierung des Sexuellen ist der
sexuelle Fetischismus.“
Ludwig
Marcuse: Obszön. Geschichte einer Entrüstung. Diogenes
Taschenbuch. 384 S. (NB1032) 9,90 Euro
Die Frage: was
empfindet man in der Literatur als obszön? demonstriert und
erläutert Marcuse an großen literarischen Skandalen
(Flaubert, Baudelaire, Schnitzler, D.H. Lawrence, Henry Miller).
Ludwig Marcuse zieht als kritischer Freigeist und Entlarver mit
Temperament gegen Muckertum und Heuchelei zu Feld.
Lina
Ganowski: Meine angenehmen Erinnerungen. Tyrallis-Edition 2007.
144 S. (NB1016) 12,50 Euro
Erotische Memoiren. „Die
Autorin führt uns durch ihr Studentenleben in Süddeutschland
und von da aus nach Holland, von wechselnden Abenteuern mit Männern
über eine lesbische Dreiecksbeziehung, bis sie schließlich
ihre große Liebe (wieder-)entdeckt. Zwischen diesen Polen
schildert sie ihren Werdegang, niemals bierernst, immer mit einem
Augenzwinkern, denn so lebt sie auch ihre sexuelle Vorliebe aus. Ich
empfehle das Buch, nicht als Wichsvorlage, denn dazu taugt es
definitiv nicht, sondern als interessante Beschreibung des Lebens
einer außergewöhnlichen jungen Frau.“ (Schlagzeilen)
Julius
Mende: Die sexuelle Welle. Zwischen Sinnlichkeit und Vermarktung.
Bilder und Texte. Promedia 2007. 208 S., zahlr. Abb. (NB993) 19,90
Euro
Im Mittelpunkt der Bilder und Texte von Julius Mende
steht die Sexualität. Der heute 60jährige präsentiert
damit ein in unterschiedlichen Lebensabschnitten praktisch,
künstlerisch, theoretisch und pädagogisch erfahrenes Bild
einer lebendigen Sinnlichkeit, die er gleichwohl durch die Warenwelt
deformiert sieht. Indem er die persönliche Auseinandersetzung
mit dem Thema Sexualität politisch aufarbeitet, kann das
vorliegende Buch auch als Kulturgeschichte gelesen werden. Mende
spannt dabei den Bogen von der verklemmen Nachkriegsepoche über
die (angebliche) Befreiung der Sexualität in den Kommunezeiten
der 60er und 70er Jahre bis zu zunehmenden marktwirtschaftlichen
Zurichtungen von Körperbeziehungen in den vergangenen 25 Jahren.
Otto
Gross: Von geschlechtlicher Not zur sozialen Katastrophe. Edition
Nautilus 2000. (NB226) 15,80 Euro
Otto Gross hat als erster
die Psychoanalyse auf die gesellschaftlichen Verhältnisse
angewandt. Seine kritischen Analysen der patriarchalischen Familien-
und Gesellschaftsstrukturen, seine Ansichten zu Sexualmoral,
Erziehung, Frauenemanzipation und sozialer Ethik haben nichts an
Schärfe und Brisanz eingebüßt.
Werner Krebber: Sexualstraftäter im Zerrbild der Öffentlichkeit. Fakten, Hintergründe, Klarstellungen. Konkret 1999. 128 S. (NB10) 12,50 Euro
Barbara Burian-Langegger
(Hg.): Doktorspiele. Die Sexualität des Kindes. Picus Verlag
2005. 204 S. Ln. (NB869) 24,90 Euro
Der vorliegende Band
sucht Antworten auf zentrale Fragen zu einem brisanten Thema: as ist
der aktuelle Wissensstand zur Sexualität von Kindern? Was hat
sich in den letzten hundert Jahren in unserer Einstellung zur
Sexualität des Kindes geändert? Wie wirken sich die
persönliche Einstellung und der gesellschaftliche Umgang auf die
Haltung von Eltern, Erziehern und Psychotherapeuten aus? Ist der
Mythos des Kindes als „asexuelles Wesen“ immer noch
aufrecht zu erhalten? (Klappentext).
Ronald
D. Laing: Phänomenologie der Erfahrung. Übersetzt von
Klaus Figge und Waltraud Stein. edition suhrkamp 1969. 154 S.
(NB1353) 14 Euro
Ronald D. Laings Studie über Formen
menschlicher Erfahrung zeigt, wie mit Hilfe sozialpsychologischer und
psychoanalytischer Ansätze gesellschaftliche Strukturen
begriffen werden können. Psychische Defekte sind für ihn
nicht Probleme des einzelnen, sondern Reaktionen der Subjekte auf
krankmachende Gesellschaftsstrukturen, die Psychiatrie
individualisiert das Problem nur. Erst wenn die Vereinzelten, und das
sind letztlich alle Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft,
sich ihrer selbst und ihres Gegenübers durch Erfahrung im
emphatischen Sinn wirklich bewußt werden, kann der Zustand des
schlechten Ganzen aufgehoben werden.
Gerhard
Abl: Kritische Psychologie. Eine Einführung. Schmetterling
Verlag, Reihe Theorie.org 2007. 228 S. (NB1003) 10 Euro
Gerhard
Abls kompakte Einführung zeichnet kritische Ansätze in der
Psychologie nach, verdeutlicht Problemstellungen und Kontroversen und
entwickelt daraus wesentliche Elemente einer kritischen Methodik. Das
Buch veranschaulicht die historische Herausbildung jener
Bezugspunkte, die vor allem aus den Bemühungen verschiedener
psychologischer Schulen um eine marxistische Orientierung erarbeitet
wurden und deren Kenntnis das Verständnis aktueller Strömungen
und Ansätze erleichtert. Was kritische Psychologie sein kann,
wird in diesem Buch vor allem aus psychoanalytischen Ansätzen
heraus erklärt. Nicht zuletzt, weil kritische Konzeptionen von
offiziellen Institutionen oftmals übergangen werden, bietet
dieses Buch eine ideale Einführung für Schüler und
Studenten, die sich für Psychologie interessieren und hierin
eine gesellschaftskritische Anschauung vertiefen wollen, sowie für
politisch Aktive in sozialen Berufen, denen an einer politischen
Reflexion ihrer praktischen Tätigkeit liegt. Ferner richtet es
sicvh an Leserinnen und Leser, die generell an einer verständlichen,
fundierten Darstellung zum Thema interessiert sind.
Gerhard Abl:
Studium der Psychologie und Politikwissenschaft in Salzburg,
Dissertation zum Thema „Die Dialektik bei Freud“.
Erich
Fromm: Sigmund Freunds Psychoanalyse. Größe und
Grenzen. Aus dem Amerikanischen von Liselotte und Ernst Mickel.
Psychosozial-Verlag 2006. 186 S. (NB928) 11,90 Euro
Fromm
weist die seiner Meinung nach wichtigsten Entdeckungen Freuds im
Einzelnen auf. Er zeigt, wo und in welcher Weise das für Freud
charakteristische bürgerliche Denken seine Entdeckungen
eingeschränkt und manchmal wieder verdeckt hat. Diese
wissenschaftstheoretisch brisante Auseinandersetzung Fromms mit Freud
zeigt die Tragweite der psychoanalytischen Entdeckungen und würdigt
gerade darin die Psychoanalyse. Zugleich ist sie eine hervorragende
Einführung in Fromms eigenes psychoanalytisches Denken.
Sieglinde
Eva Tömmel: Wer hat Angst vor Sigmund Freud? Wie und warum
die Psychoanalyse heilt. Brandes & Apsel 2006. 160 S. (NB930)
14,90 Euro
Die Psychoanalyse ist eine therapeutische Methode,
die auf gegenseitigem Vertrauen und auf der Verpflichtung zur
Wahrheit beruht. Das schließt auf Seiten des Patienten die
Bereitschaft ein, sich zu öffnen, das bestehende Leid und den
eigenen Kummer zu erzählen und darauf zu vertrauen, daß
der Andere, der Psychoanalytiker, gut mit diesem Vertrauen umgehen
wird. Sieglinde Tömmel zeigt gut verständlich auf, warum
wir vor der Psychoanalyse und Sigmund Freud Angst haben, und was es
bedeutet, sich auf die Psychoanalyse einzulassen. Wie und warum die
Psychoanalyse heilt, wird somit zu einer spannenden Reise in unsere
Innenwelt und in unsere Kultur psychischen Verstehens. Sieglinde
Tömmel ist es gelungen, oft gestellte Fragen an die
Psychoanalyse fundiert und klar auf dem aktuellen Stand der
Wissenschaft zu beantworten.
Susanne
Spindler: Corpus delicti. Männlichkeit, Rassismus und
Kriminalisierung im Alltag jugendlicher Migranten. Edition DISS im
Unrast Verlag 2006. 360 S. (NB942) 26 Euro
Junge Männer
mit Migrationshintergrund, die – oft wegen gewalttätiger
Delikte – inhaftiert sind, stehen im Mittelpunkt dieser
biographischen Analyse. Dabei zeigt sich, daß kulturelle und
religiöse Faktoren bei der Entwicklung ihrer Männlichkeit
eher eine Nebenrolle spielen. Vielmehr verweisen die Biographien auf
eine reduzierte Lebenswelt, die von unterschiedlichen Formen von
Gewalt durchzogen ist: physische und strukturelle Gewalt, erlittene
und ausgeübte Gewalt. Die Jugendlichen werden so schrittweise zu
„anderen Männern“, zu Defizitträgern und
„gewalttätigen Machos“, die „verantwortungslos“
handeln. Die gesellschaftliche Verweigerung einer anerkannten
Männlichkeit reduziert sie auf ihren Körper und läßt
ihre „Seele zum Gefängnis des Körpers“ werden
(Michel Foucault). Dabei verstärken Männlichkeitskonstruktionen
und erlebter Rassismus sich wechselseitig und führen im Resultat
zum gesellschaftlichen Ausschluß. Drohende Abschiebung
manifestiert diesen Ausschluß und offenbart gleichzeitig eine
spezifische Form des Rassismus.
Frank Wichert: Der VorBildliche Mann. Die Konstituierung moderner Männlichkeit in hegemonialen Print-Medien. Edition DISS im Unrast Verlag 2004. 208 S. (NB792) 16 Euro
Heide
Oestreich: Der Kopftuchstreit. Das Abendland und ein Quadratmeter
Islam. Brandes & Apsel 2004. 200 S. (NB726) 15,90 Euro
Wie
unter einem Brennglas bündeln sich im Kopftuch-Streit
gesellschaftliche Konflikte. Die muslimische Frau mit Tuch –
eine Provokation auf mehreren Ebenen. Staatliche Neutralität,
Frauenbilder, „echte“ oder „falsche“
Toleranz, Integration, Religionsfreiheit, vieles gilt es zu
überdenken. Kein Wunder, daß an den Schnittstellen dieser
Diskurse die Emotionen hochkochen und die Argumentationslinien quer
durch die Parteien und Bewegungen verlaufen. Heide Oestreich
dokumentiert und diskutiert all diese Positionen gründlich und
prüft kritisch deren Argumente. Das Buch spannt den Bogen vom
Rechtsstreit der Lehrerin Ludin über die Gesetze der
Bundesländer zu den Parteien, von den türkischen
Vereinigungen und fundamentalistischen Organisationen bis zu den
europäischen Nachbarn, von feministischen Positionen über
sozialwissenschaftliche Studien bis hin zur multikulturellen Debatte.
Entstanden ist ein Buch, das den Bemühungen muslimischer Frauen
um Anerkennung Respekt zollt und eine reflektierte Politik der
Toleranz einfordert.
Andrea
Trumann: Feministische Theorie. Frauenbewegung und weibliche
Subjektbildung im Spätkapitalismus. Schmetterling Verlag Reihe
theorie.org 2002. 204 S. (NB926) 10 Euro
Diese kenntnisreiche
und originelle Einführung vermittelt einen fundierten Überblick
über die Geschichte der Neuen Frauenbewegung und die wichtigsten
Themen, Debatten und Strömungen feministischer Theoriebildung
der letzten drei Jahrzehnte. Das Buch spannt einen Bogen von den
frühen Auseinandersetzungen im SDS über den Kampf gegen den
§ 218 bis zur Queer-Theorie. Dabei erweist sich die Geschichte
der Neuen Frauenbewegung als Prozeß der Verinnerlichung des
staatlichen Zwangs zur Bevölkerungspolitik unter dem Banner der
Selbstbestimmung. Die Autorin setzt sich mit der Kritischen Theorie
und der Philosophie Michel Foucaults auseinander und nimmt zur
bioethischen Debatte über Pränataldiagnostik, Eugenik und
Reproduktionsmedizin Stellung.
Simone de Beauvoir: Das andere Geschlecht. Sitte und Sexus der Frau. Rororo Taschenbuch. 944 S. (NB1460) 16 Euro
Queen
of the Neighbourhood Collective: Revolutionäre Frauen.
Biografien und Stencils. edition assemblage 2011. 128 Seiten, 30
Abb., Pb. (NB1190) 12.80 Euro
In Schrift und Bild porträtiert
werden dreißig Aktivistinnen, Anarchistinnen,
Freiheitskämpferinnen und Visionärinnen: Harriet Tubman,
Louise Michel, Vera Zasulich, Emma Goldman, Qiu Jin, Nora Connolly
O’Brien, Lucia Sanchez Saornil, Angela Davis, Leila Khaled,
Comandante Ramona, Phoolan Devi, Ani Pachen, Anna Mae Aquash, Hannie
Schaft, Rosa Luxemburg, Brigitte Mohnhaupt, Lolita Lebron, Djamila
Bouhired, Malalai Joya, Vandana Shiva, Olive Morris, Assata Shakur,
Sylvia Rivera, Haydée Santamaría, Marie Equi, Mother
Jones, Doria Shafik, Ondina Peteani, Whina Cooper und Lucy Parsons.
Das Queen of the Neighbourhood Collective (Aotearoa/Neuseeland), ein
Kollektiv aus Schriftstellerinnen, Forscherinnen, Redakteurinnen und
Grafikdesignerinnen.
Eike
Sanders, Ulli Jentsch, Felix Hansen: "Deutschland treibt sich
ab". Organisierter 'Lebensschutz', christlicher
Fundamentalismus und Antifeminismus. Unrast Verlag 2014, Reihe unrast
transparent. 98 S. (NB1381) 7,80 Euro
Die expliziten
Anti-Abtreibungsorganisationen, christlicher Fundamentalismus und
neurechter Antifeminismus drängen auch in Deutschland mit ihren
Kampagnen in die Öffentlichkeit. Dabei können sie sich auf
gesellschaftliche Diskurse berufen, die von einem breiten Spektrum
verschiedener Gruppen bestimmt werden. In der Publikation werden die
antidemokratischen Potenziale der selbsternannten „Lebensschützer“
herausgearbeitet.
Frauen gegen den § 218 – Bundesweite Koordination (hg.): Vorsicht „Lebensschützer“! Die Macht der organisierten Abtreibungsgegner. Konkret 1991. 240 S. (NB100) 12,90 Euro
Hilde
Schmölzer: Frauenliebe. Berühmte weibliche Liebespaare
der Geschichte. Promedia Verlag 2009. 240 S. (NB1093) 17.90
Euro
Bettine Brentano & Karoline von Günderrode,
George Sand & Marie Dorval, Charlotte Brontë & Ellen
Nussey, Auguste Fickert & Ida Baumann, Virginia Woolf & Vita
Sackville-West, Gertrude Stein & Alice B. Toklas, Anna Freud &
Dorothy Burlingham.
Frauen haben einander zu allen Zeiten
geliebt, sie haben einander begehrt, und sie haben auch sexuell
miteinander verkehrt. Doch wurde Frauenliebe je nach Epoche
unterschiedlich bewertet. Während sie im späten Mittelalter
und in der frühen Neuzeit mit dem Tod bestraft werden konnten,
waren Frauenfreundschaften in der Romantik nicht nur toleriert,
sondern gesellschaftlich teilweise gut angesehen. Gegen Ende des 19.
und im 20. Jahrhundert hingegen setzte sich unter dem Einfluss einer
neuen Wissenschaft, der Psychiatrie, die Theorie von einer ererbten
Abnormalität durch, die jetzt zwar weniger strafwürdig
schien, dafür aber geächtet war. Sieben berühmte
Frauenpaare aus verschiedenen Epochen werden in dem Buch beschrieben;
wie sie gelebt, wie sie geliebt haben, in welche Zeit sie eingebunden
waren, wie die Gesellschaft auf ihre Beziehung reagiert hat und wie
sie sich selbst damit zurecht gefunden haben. Das Zeitalter der
Romantik ist durch das Paar Bettine Brentano und Karoline von
Günderrode vertreten, auch George Sand und Marie Dorval fallen
noch in diese Zeit. Die Vertreterinnen der ersten österreichischen
Frauenbewegung, Auguste Fickert und Ida Baumann, konnten hingegen nur
noch zum Teil von der Toleranz profitierten, die diesen „romantischen
Freundschaften“ entgegengebracht wurde. Virginia Woolf, vor
allem aber Vita Sackville-West standen bereits unter dem Einfluss der
Sexualwissenschaftler. Berühmtheiten wie Gertrude Stein und mit
ihr Alice B. Toklas schafften es, sich zu ihren Neigungen zu bekennen
und sich gleichzeitig von der anrüchigen Aura eines lesbischen
Paares weitgehend zu befreien, wobei die Anspielungen auf sexuelle
Freuden mit der Partnerin in Steins Texten verschlüsselt sind
und von Stein-Experten vielfach erst nach ihrem Tod enträtselt
wurden. Anna Freud und Dorothy Burlingham hingegen, die in einer über
fünzigjährigen Beziehung wie ein Ehepaar zusammen lebten,
haben eine lesbische Beziehung immer energisch bestritten, was mit
dem ungeheuren Druck, unter dem die Tochter des berühmten
Sigmund Freud gestanden ist, erklärt werden kann und nur
Vermutungen zulässt. Hilde Schmölzers Doppelbiographien
erzählen über Glück und Unglück, Liebe, Begehren
und Streit, über Konflikte, gegenseitigen Beistand, ein
gemeinsames Leben und die jeweiligen historischen Zusammenhänge.
Die Autorin hat ein kulturgeschichtliches Buch über oft
verdrängte Frauenbeziehungen geschrieben.
B. Emil König: Hexenprozesse. Freistühler-Verlag. Ln. Mit SchU. (NB31) 17,80 Euro
Jules
Michelet: Die Hexe. Mit einem Vorwort von Roland Barthes. Pro
Media Verlag Wien 1988. 256 S. (NB717) 15,90 Euro
In seinem
Buch „Die Hexe“ (1862) formulierte Michelet Thesen, die
für die damalige Zeit revolutionär waren: Die Geschichte
der Hexen ist die Geschichte der Unterdrückung der Frau. Der
Grund für das Entstehen des Hexenwesens ist nicht in
menschlicher Bosheit zu suchen oder in einer Art Übermut
gelangweilter Aristokraten, sondern in der Unterdrückung der
unteren Klassen, in der Reaktion auf unerträgliche Ausbeutung.
Mit Michelets Worten: Nicht der Unglückliche verschreibt sich
dem Teufel, sondern der Elende, den man so ausbeutet, daß ihm
schließlich die Hölle als akzeptabler Zufluchtsort vor der
Hölle auf Erden erscheinen muß. Michelets Monografie, die
in ihrer mythenbezogenen Darstellung der Romantik verpflichtet ist,
wurde in der Überzeugung geschrieben, daß es an der Zeit
sei, einen Schlußstrich zu ziehen unter die unheiligen
Praktiken der Hexenjäger und ihrer sekularen Helfershelfer.
Alice
Salomon: Lebenserinnerungen. Jugendjahre, Sozialarbeit,
Frauenbewegung, Exil. Brandes & Apsel 2008. 400 S. mit Abb.
(NB1075) 29,90 Euro
Alice Salomon, geboren 1872 in Berlin; ab
1893 Mitarbeit in dem Reformprojekt „Mädchen- und
Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit“; 1899 Eröffnung
des ersten Jahreskurses und 1908 der Sozialen Frauenschule in
Berlin-Schöneberg, eine der weltweit ersten Ausbildungsstätten
für Soziale Arbeit; 1902 Studium der Nationalökonomie,
Geschichte und Philosophie, 1906 Promotion; seit 1900 eine der
führenden Vertreterinnen der deutschen, seit 1909 auch der
internationalen Frauenbewegung; 1929 Gründung des
Internationalen Komitees Sozialer Schulen (heute: International
Association of Schools of Social Work); 1933 Verlust aller
öffentlichen Ämter; 1937 Ausweisung aus Deutschland, 1944
Erwerb der amerikanischen Staatsbürgerschaft; starb 1948 in New
York. In den USA verfasst sie ihre Lebenserinnerungen unter dem Titel
„Character is Destiny“ auf Englisch. Anläßlich
des 100jährigen Jubiläums der von Alice Salomon 1908
gegründeten Sozialen Frauenschule Berlin-Schöneberg
erscheinen im Brandes & Apsel Verlag die Lebenserinnerungen Alice
Salomons erstmals ungekürzt.
Kay
Sokolowsky: Who the fuck is Alice? Was man wissen muß, um
Alice Schwarzer vergessen zu können. Edition Tiamat 2000. 128 S.
(NB251) 12 Euro
Die berühmteste deutsche Feministin –
eine Reaktionärin? Ja, behauptet der Autor, der sich lange mit
Frau Schwarzer beschäftigt hat. Er beweist seine Behauptung an
zahlreichen Sätzen, die Alice Schwarzer in den letzten zwanzig
Jahren hinter sich gelassen hat. Als Theoretikerin eine Niete, als
Schriftstellerin ein Desaster, als Journalistin ein abschreckendes
Beispiel, verdankt Frau Schwarzer ihren Nimbus der Aufdringlichkeit,
mit der sie sich als Opfer verkauft hat. Am Ende stehen das
Bundesverdienstkreuz, Leni Riefenstahl und „Alfredissimo“.
Die längst fällige Demontage einer selbsternannten Heldin,
die Bilanz eines aufgeblasenen Lebens.
Katharina
Rutschky: Im Gegenteil. Untertitel:Politisch unkorrekte Ansichten
über Frauen. Mit einem Vorwort von Ina Hartwig. Verlag Klaus
Wagenbach 2011 (Wagenbachs andere Taschenbücherei). 144 S. Pb.
(NB1185) 10,90 Euro
Katharina Rutschkys mutiges, freies und
tabuloses Gegen- den- Strich- Denken fehlt in den aktuellen Debatten
um Frauen und ihre immer noch auszukämpfende Gleichberechtigung.
Zu ihrem Tod 2010 erschienen unzählige bestürzte Nachrufe.
Dem häufig geäußerten Wunsch nach einem Band mit
Texten aus dem Nachlass kommen wir jetzt nach. Die Aufsätze aus
über drei Jahrzehnten zeigen Katharina Rutschkys bemerkenswert
nimmermüden Kampf gegen männliche Vorurteile genauso wie
gegen weibliches Ressentiment und Selbstmitleid. Ganz besonders
scharf kritisiert sie ihre Lieblingsgegnerin Alice Schwarzer. Nicht
nur Themen wie Quote, Mutterschaft und Körperbilder/Mode oder
den alltäglichen Wahnsinn von Partnerschaftsproblematiken
verhandelt sie in ihrem unnachahmlich ironischen Ton, sondern sie
schreibt auch berührende Portraits von beeindruckenden Frauen.
Dabei hat sie sich nie mit der Sorge abgegeben, politisch korrekt zu
sein.
Katharina
Rutschky: Emma und ihre Schwestern. Ausflüge in den real
existierenden Feminismus. Carl Hanser Verlag 1999. 160 S. Hc.
(NB1145) 14,90 Euro
Eine informierte, messerscharfe Diagnose
der Frauenbewegung in Deutschland. Gegen feministische Dogmen aller
Art stellt Katharina Rutschky ihren Befund, daß die Sache der
Frauen in Spießigkeit von gestern oder in einen neuen
Fundamentalismus abgleitet. Feminismus ist die Antwort – aber
auf welche Frage? Wie eine Tomate Geschichte machte – und
welche. Die sexuelle Revolution enttäuscht ihre Kinder. Wenn
Frauen forschen. Das Männerbild der Frauenbewegung. Von der
Rebellion zur Reaktion: Eine Frage verschwindet.
Elke
Schubert (Hg.): Wenn Frauen zu sehr schreiben... Einige
bescheidene Einwände gegen das Geschäft mit der starken
Frau. Edition Tiamat. (NB264z) 12,50 Euro
Seit Jahren bereits
ist der Siegeszug einer Literatur zu beobachten, in der starke Frauen
ihren Beruf mit links erledigen, ganz nebenbei den Haushalt schmeißen
und meist nach vielen Irrungen doch noch den richtigen Mann finden,
einen für alle Fälle oder für jede Gelegenheit, mit
dem alles anders wird. Frauen-Kolportage-Romane, eine Fülle von
Ratgeber-Literatur und Pseudo-Fachbüchern bedienen den Mythos
von der Powerfrau, mit der sich glänzende Geschäfte machen
lassen. Jeder große Verlag leistet sich mittlerweile eine
Frauenreihe mit der Anleitung zum „Unartig-Sein“ à
la „Machiavelli für Frauen“ oder Frauenromanen, in
denen als das non plus ultra des weiblich frechen Humors der Besitzer
einer Wurstfabrik Herr „Zipfel“ heißt. Die
Autorinnen des Buches beschäftigen sich in Analysen, Pamphleten
und Satiren mit der Frage, wie alles anfing und wann es endlich
wieder aufhört.
Siegfried
Jäger: Kritische Diskursanalyse. Eine Einführung.
Unrast Verlag (Edition DISS). 5. Auflage, Oktober 2009. 404 S.
(NB1124) 24 Euro
Kritische Diskursanalyse, inspiriert von den
Schriften Michel Foucaults und orientiert an kultur- und
literaturwissenschaftlichen Analyse- und Interpretationsverfahren,
erfreut sich zunehmender Beliebtheit in allen Disziplinen, die mit
Texten zu tun haben. Sowohl Pädagogen wie Psychologen, Sozial-,
Sprach- und Literaturwissenschaftler, Medien- und
Kommunikationswissenschaftler haben inzwischen erfolgreich mit den
Vorschlägen, die die Kritische Diskursanalyse enthält,
Diskurse analysiert und interpretiert. Das kritische Potential, das
dieses Verfahren enthält, macht dieses besonders geeignet,
gesellschaftlich brisante Themen zu analysieren, ihre Formen und
Inhalte zu problematisieren und zu kritisieren, ungerechtfertigte
Wahrheitsansprüche offenzulegen, Widersprüche aufzudecken
und die suggestiven Mittel diskursiver Ansprache aufzuzeigen.
Siegfried
Jäger (Hg.): Wie kritisch ist die Kritische Diskursanalyse?
Ansätze zu einer Wende kritischer Wissenschaft. Unrast Verlag
2008 268 S. Pb. (NB1087) 24 Euro
Können
Diskurstheorie und Diskursanalyse dazu beitragen, neue politische
Wege aufzuzeigen, wie globalen Fehlentwicklungen konkret
gegenzusteuern ist? Reicht es, das scheinbar Selbstverständliche
als fragwürdig und veränderungsbedürftig auszumachen,
oder können Orientierungen aufgezeigt werden, wie praktische
politische Gegenwehr möglich ist? Um diese Fragen zu
beantworten, werden verschiedene Konzepte von Diskurstheorie und
Diskursanalyse dargestellt und deren politischer Stellenwert anhand
konkreter Untersuchungen beleuchtet. Mit diesem Buch werden die 2007
auf dem 20. Jahrescolloquium des DISS gehaltenen Vorträge und
Diskussionen veröffentlicht, die um weitere Beiträge zum
Thema ergänzt wurden. Beiträge von Martin Dietzsch, Franz
Januschek, Jürgen Link, Jobst Paul, Regina Wamper u.a.
Siegfried
Jäger, Jens Zimmermann (Hg.)
in Zusammenarbeit mit der Diskurswerkstatt im DISS: Lexikon
Kritische Diskursanalyse.
Eine Werkzeugkiste. Edition DISS im Unrast Verlag 2010. 144 S.
(NB1150) 16 Euro
Alle Grundbegriffe der Kritischen
Diskursanalyse. Die Diskurswerkstatt im DISS hat ein Begriffslexikon
zur Kritischen Diskursanalyse erarbeitet. Dieses Lexikon enthält
über 200 Definitionen zentraler Begriffe, die sich letztlich auf
die Arbeiten von Michel Foucault beziehen. In einer Einleitung wird
das zentrale Netz von Diskurstheorie und Diskursanalyse entfaltet, in
dem sich diese Begriffe verorten lassen. An der Erarbeitung beteiligt
waren ca. 18 Mitarbeiterinnen der Diskurswerkstatt. Die Redaktion
erfolgt durch Siegfried Jäger und Jens Zimmermann.
Diskursanalyse (-theorie) im Allgemeinen und die Kritische
Diskursanalyse im Besonderen gehören mittlerweile zum
theoretischen und methodischen Kanon der geistes- und
sozialwissenschaftlichen Forschung. Das Begriffslexikon will den
aktuellen Stand der Kritischen Diskursanalyse (KDA) theoretisch,
methodisch und begrifflich erfassen. Es präzisiert
Begrifflichkeiten und bietet darüber hinaus als Nachschlagewerk
Hilfestellungen für konkrete empirische Arbeiten sowie
Anregungen für die weitere theoretische Diskussion. Neben einer
solchen anwendungs-spezifischen wissenschaftlichen Ausrichtung ist
das Lexikon auch dazu geeignet, Studierenden den Zugang zu dem
Standardwerk Kritischen Diskursanalyse (KDA). Eine Einführung
(5. Aufl. 2009) zu erleichtern. Es kann komplementär zu dieser
Einführung gelesen werden und so ein tieferes Verständnis
der Theoriearchitektur und des methodischen Vorgehens ermöglichen.
Das Lexikon richtet sich aber auch an „politisch
Praktizierende“ und versucht für diskursanalytische
Perspektiven auf Politik zu sensibilisieren. Die KDA stellt dabei das
Rüstzeug zur Analyse gesellschaftlicher Konstruktionen wie z.B.
‚Gender‘ oder ‚Ethnie‘ sowie hegemonialer
Identitäten und Politikformen zur Verfügung. Durch das auf
diese Weise gewonnene Verständnis diskursiver Prozesse können
politische Aktions- und Kommunikationsformen offengelegt und –
wo es Not tut – kritisiert werden. Als angewandte
Diskurstheorie kann Diskursanalyse sich interdisziplinär
kritisch mit gesellschaftlichen Deutungs- und
Wirklichkeitsproduktionen auseinandersetzen und es ermöglichen,
Gegenstrategien zu hegemonialer Politik zu formulieren.
Duisburger
Jahrbuch 2017. Mercator
Verlag. 200 S. mit zahlkr. Abb. (NB1367) 14,90 Euro
Großer
Tusch für das Duisburger Jahrbuch! Mit der diesjährigen
legen wir die 25. Ausgabe vor: Alles begann 1993 mit Berichten über
die Einweihung der Stadtbahn, den 275. Hafengeburtstag, die ersten
Gebäude von Norman Foster in Neudorf, die Duisburger Akzente,
den Unternehmer August Thyssen, den MSV und, und, und... Seitdem
wurden in den Jahrbüchern rund 800 Artikel über all die
Themen veröffentlicht, die die Bewohner unserer Stadt besonders
beschäftigt haben. Zu den Autoren gehörten und gehören
Journalisten, Kulturschaffende aller Bereiche und auch engagierte
Hobbyautoren, die mit viel Herzblut über ihre Spezialgebiete
berichten.
In diesem Jahrbuch auch ein Bericht von Helmut
Loeven über das vor 30 Jahren geschlossene Eschhaus.
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Buchhandlung
Weltbühne * Internet: www.buchhandlung-weltbuehne.de
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* E-mail: bestellungen@buchhandlung-weltbuehne.de
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